DEBITEL Permira will an Freenet verkaufen
Von Michael Freitag und Claus G. Schmalholz
Der Telefondienstleister Freenet steht unmittelbar vor der Übernahme des Konkurrenten Debitel. Die Verhandlungen befinden sich nach Informationen von manager magazin kurz vor dem Abschluss.
Hamburg - Der Finanzinvestor Permira, dem Debitel gehört, ist sich mit Freenet-Chef Eckhard Spoerr bezüglich der Übernahme weitgehend einig. Das berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe, die am Freitag (28. März), erscheint, unter Berufung auf Unternehmenskreise. Freenet bietet demnach zwischen 1,4 und 1,5 Milliarden Euro.
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Finanzieren will Spoerr die Übernahme, indem er sich vom DSL-Geschäft trennt. Die Rivalen United Internet und Telefonica sind an Freenets Festnetzaktivitäten interessiert. Verhandelt wird über einen Preis zwischen 600 und 700 Millionen Euro. Der Verkauf der DSL-Sparte ist einer der Punkte, an denen die Debitel-Übernahme noch scheitern könnte. Das zweite Streitthema ist ein Verkäuferdarlehen. Spoerr verlangt, dass Permira die Übernahme per Kredit an Freenet mitfinanziert.
© AP Großansicht Zentrale in Stuttgart: Permira hatte Debitel 2004 von der Swisscom übernommen Permira hatte Debitel 2004 vom Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom übernommen. Der Finanzinvestor wollte das Unternehmen ursprünglich an die Börse bringen.
Der Kauf von Debitel durch Freenet wäre für beide Unternehmen ein Befreiungsschlag im schwierigen Geschäft als Serviceprovider, das von sinkenden Margen und aggressiven Preisen geprägt ist. Debitel hat vor Kurzem das Handelsunternehmen Dug übernommen, um seine Produkte über eine größere Anzahl eigener Händler verkaufen zu können. Und wie Freenet will auch Debitel in seinen Geschäften künftig nicht nur Mobilfunkverträge verkaufen, sondern auch Verträge für Stromkunden.
Freenet hofft auf Handy-TV
Die größere Marktmacht würde auch die Verhandlungsposition der Unternehmen stärken, die von den großen Netzbetreibern wie T-Mobile und Vodafone Minutenkontingente kaufen, um sie dann unter eigenem Namen zu vertreiben. Debitel-Chef Oliver Steil, ein ehemaliger McKinsey-Manager, hatte sich ebenso wie Freenet-Chef Eckhard Spoerr wiederholt darüber beschwert, dass die großen Netzbetreiber den Providern schlechte Konditionen einräumen, mutmaßlich um ihr eigenes Geschäft zu schützen.
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Freenet-Chef Spoerr setzt daher auf Wachstumsimpulse durch das mobile Internet, allerdings ist unklar, inwiefern die Kunden bereit sind, für den Internetzugang via Handy zusätzliche Gebühren zu bezahlen. Neue Anwendungen wie das vieldiskutierte Handy-TV konnten sich bislang nicht durchsetzen.
Gemeinsam gegen die Telekom?
Die Voraussetzung für dieses Szenario ist der Verkauf der DSL-Sparte von Freenet. United Internet, die Nummer zwei in diesem Markt für schnelle Internetzugänge hinter der Deutschen Telekom , ist weiter am Kauf dieser Sparte interessiert, trotz bereits geplatzter Verhandlungen. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth ist nicht bereit, den von Freenet-Chef Spoerr geforderten Preis von rund 800 Millionen Euro zu bezahlen.
Eine neue Variante zur Konsolidierung des DSL-Markts brachte zuletzt Versatel-Chef Peer Knauer ins Spiel. Er schlug vor, aus den Wettbewerbern Freenet, United Internet sowie der deutschen Sparte von Telefonica einen gemeinsamen großen DSL-Anbieter zu schmieden, um der Deutschen Telekom Paroli bieten zu können.
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