Die Fälligstellung am 30.06.2023 ist ja keine willkürliche Sache, hierbei handelt es sich lediglich um das Auslaufen der bestehenden Verträge soweit nicht im Vorfeld noch die Verlängerungsoption gezogen wird.
Die Androhung, dass zum 30.06.2023 fällig gestellt wird und die Gläubiger nicht verlängern werden, ist meiner Meinung nach nur als Druckmittel verwendet wurden, um uns zu einer Zustimmung für den Vorschlag zu bewegen.
Man muss dabei bedenken, dass 34% der Gläubiger erst mit einem Angebot dazu geködert werden mussten, dem Ganzen zuzustimmen. Ich gehe mal davon aus, dass dies die unbesicherten Gläubiger sind, die bei Fälligstellung und der nachfolgenden Insolvenz am meisten zu verlieren haben. Da aber bei der HV alle Punkte abgelehnt wurden, werden diese Gläubiger meiner Meinung nach jetzt lieber nach anderen Lösungen suchen und wohl bereit dazu sein, mindestens die Verlängerungsoption zu ziehen. Auch unter den Besicherten Gläubigern wird es sicherlich einige geben, die nach dem Scheitern des Vorschlages nicht bereit sind das Risiko von hohen Abschlägen durch die Insolvenz in folge der Fälligstellung hinzunehmen. Da reichen schon 16,1% von denen die sich mit den 34% zusammenschließen und dann mit der einfachen Mehrheit die Verlängerungsoption durchziehen.
Auch wenn immer wieder Stimmen laut werden, dass die Gläubiger fällig stellen wollen, weil sie wo anders im Moment höhere Zinsen bis zu 20% bekommen können, so ist dabei doch zu beachten, dass die Hochzinsphasen immer kürzer sind als die Tiefzins- bzw. Normalzinsphasen. Die Zinssteigerung dient ausschließlich dem senken der Inflation und hat als negative Nebenwirkung immer eine Schädigung der Wirtschaft zur Folge weil bei hohem Zins im Privaten und Geschäftlichen, dass Geld nicht ausgegeben oder investiert wird, sondern auf die Bank gebracht wird um damit Zinsen zu verdienen. Jedes Land hat schon immer und wird auch immer eine Hochzinsphase schnellst möglich wieder beenden und die Zinsen wieder auf ein Wirtschaftlich verträgliches Niveau senken. Schon jetzt wird in Politik und Finanzwesen spekuliert, dass die Zinsen im Verlauf des Jahres 2024 wieder sinken.
Dies kann man Googeln oder unten stehend den Link nutzen. Link: https://www.businessinsider.de/wirtschaft/...520Senkung%2520erwartet.
Es ist also meiner Meinung nach sehr unrealistisch, dass die Gläubiger fällig stellen werden, weil sie wo anders 20% Zinsen bekommen könnten. Wenn man davon ausgeht, dass bei der Fälligstellung und der Anschließenden Insolvenz nur 3 Milliarden nicht realisiert werden können, dann haben die Gläubiger 7 Milliarden die sie jetzt für 20% anderweitig verleihen könnten, aber kein Unternehmen der Welt, wird denen jetzt vertraglich über einen längeren Zeitraum 20% Zinsen zusichern wenn die Analysten jetzt davon ausgehen, dass die Zinsen bereits im Laufe des nächsten Jahres wieder anfangen zu fallen. Also können sie mit diesen 7 Milliarden vielleicht 2 Jahre lang 20% bekommen und danach vielleicht wieder nur 10% oder weniger, dass wären dann 3 Milliarden durch die Insolvenz bei Steinhoff vernichtet um dann 1,4 Milliarden wo anders zu verdienen. Sowas macht doch kein halbwegs intelligenter Investor! Wir haben es mit Profis zu tun, die vernichten nicht mutwillig 3 Milliarden Profit um dann mit dem Rest weniger zu verdienen.
Die Gläubiger hätten jetzt noch die Chance über das WHOA mehr für sich rauszuholen, allerdings besteht ebenso die Chance beim WHOA, dass sie dabei rasiert werden und Federn lassen müssen. Die Frage ist nun, werden alle Gläubiger oder Gläubigergruppen(160 Stück) dieses Risiko eingehen wollen? Wie viele werden dies nicht wollen und werden die andere davon überzeugen können nach anderen Lösungen zu suchen?
Natürlich wird weder das Management noch die Gläubiger öffentlich eingestehen, dass sie geblufft haben. Es wird meiner Meinung nach so kommen, dass wir eine Meldung erhalten, dass man sich noch einmal mit den Gläubigern hinsetzen will um Lösungen zu finden bzw. noch einmal verhandeln will und dass mit einer einfachen Mehrheit die Verlängerung beschlossen wurde. So waren alle ihr Gesicht und dann wird man sich den nächsten Plan ausdenken.
Ein weiteren Grund zu Fälligstellung der aus meiner Sicht ausgeschlossen werden kann, wäre der dringende Geldbedarf oder eine finanzielle Schieflage oder Not eines der Gläubiger. Wenn dem so wäre, dann hätte dieser oder diese Gläubiger keiner Verlängerung mehr zugestimmt wenn sie ihr investiertes Geld jetzt benötigen würden. Selbst wenn man die Werte über die Zeit wertschonend verkaufen möchte, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand mit Sicherheit sagen, wie schnell dies laufen würde und jemand der jetzt sein Geld bräuchte, der hätte sich darauf nicht eingelassen.
Wenn also die Begründungen, dass man wo anders jetzt mehr mit dem Geld verdienen könnte oder das sie das Geld jetzt bräuchten wegfallen, welche Begründung bleibt bzw. sprechen dann noch für eine Fälligstellung?
Natürlich muss man davon ausgehen, das ein oder mehrere Gläubiger aus unbekannten Gründen dennoch aussteigen wollen, aber wenn diese wissen, dass sie alleine oder nur wenige sind, so werden sie sicherlich mit dem Management und den restlichen Gläubigern darüber verhandeln, ob das Unternehmen sie ausbezahlen kann oder andere Gläubiger ihren Anteil übernehmen.
So sehe ich zumindest im Moment die Lage. |