IPO-Portrait/Private Media erster Erotik-Anbieter am Neuen Markt
Frankfurt (vwd) - Der Erotik-Anbieter Private Media Group ist das erste Unternehmen, das im neuen Jahr den Gang an den Neuen Markt wagt. Die 1965 gegründete Gesellschaft mit Sitz in Barcelona, das seit 1999 bereits an der Nasdaq gelistet ist, strebt die Börsennotierung in Frankfurt für den 4. Februar an. Seit Juli bewegt sich die Aktie dort in einer Spanne zwischen acht und zehn USD. Zur Produktpalette gehören Videos, DVDs, Magazine, Broadcasting sowie zahlreiche Online-Angebote. Private Media um den CEO Berth H. Milton beschäftigt 140 Mitarbeiter.
Im Bereich Printmedien zählen Private, Pirate, Triple X sowie Private Sex zu den wichtigsten Zeitschriften des Hauses. Derzeit liegen über zwei Mio Fotografien und alle 337 Publikationen in digitalisierter Form vor. Private Media vertreibt monatlich etwa 300.000 Zeitschriften zu einem durchschnittlichen Preis von 11,50 EUR. Diese werden mittels eines Netzwerks von etwa 250.000 Verkaufsstellen in über 35 Ländern abgesetzt. Seit 1992 ist das Unternehmen zudem in der Filmdistribution tätig. Hierbei erwirbt Private Media die Streifen von unabhängigen Drittanbietern.
Ende 2001 umfasste die Filmbibliothek 462 Titel. Diese Zahl soll bis Ende 2002 um etwa 136 anwachsen. Die Streifen werden in Form von Videos, DVDs und mittels Broadcasting, d.h. über Satellit oder Kabel, angeboten. Seit 1997 ist das Unternehmen auch im Internet aktiv. Die Webseite Private.com etwa verfügt über 100.000 zahlende Kunden. Der monatliche Abonnement-Preis beläuft sich derzeit auf rund 30 USD.
Private Media sieht vor allem zwei Wachstumsfaktoren für das Geschäftsmodell. Zum einen nähmen die sozialen wie auch legalen Beschränkungen für den Vertrieb von Erotik-Inhalten ständig ab. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Zum anderen profitiere das Geschäftsmodell von der Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien, wie etwa dem Internet oder DVD. Private Media schätzt das Volumen des Zielmarkts auf über 40 Mrd USD jährlich. Das weltweite Marktvolumen für Erotik-Produkte liege bei mehr als 56 Mrd USD.
Der Erotik-Anbieter sieht allerdings auch Risiken. Neben dem hohen Wettbewerb vor allem in den Bereichen Video, DVD und Broadcasting durch Konkurrenten wie etwa Playboy Enterprises, Vivid Entertainment oder Beate Uhse bestünde die Gefahr von möglichen Boykotten oder Rechtsklagen auf Grund des expliziten Inhalts der angebotenen Produkte. Auch neue Gesetzgebungen oder Regularien könnten Auswirkungen auf das Geschäftsmodell haben. Daneben bestünden Risiken im Zusammenhang mit Verletzungen der Copyright-Rechte durch illegale Kopien. Dieser Gefahr existiere insbesondere bei Internet- Produkten.
Private Media schätzt die Einnahmen aus dem Börsengang auf der Grundlage eines angenommenen Emissionspreises von 9,01 EUR auf rund 47 Mio EUR. Mit den Mitteln sollen die Geschäftstätigkeiten in andere Länder ausgeweitet werden. Daneben werde auch das Produkt-Portfolio weiterentwickelt. Auch Akquisitionen sowie der Technologie-Zukauf seien denkbar. Momentan gebe es allerdings keine Pläne oder Vereinbarungen mit Blick auf Akquisitionen jedweder Art. Private Media erzielte im Geschäftsjahr 2000 einen Umsatz von 26,5 Mio EUR sowie ein Nettoergebnis von 5,4 Mio EUR.
Insgesamt sollen bis zu 7,4 Mio Aktien emittiert werden, davon 5,8 Mio Stück aus einer Kapitalerhöhung sowie 0,7 Mio Papiere von Altaktionären. Für den Greenshoe sind 0,9 Mio Aktien vorgesehen. Der Börsengang findet unter der Führung der Commerzbank statt. Daneben gehöre die Steubing AG dem Konsortium an. Die Zeichnungsfrist beginnt am 25. Januar und endet am 1. Februar. Die Emissionspressekonferenz findet am 24.1 statt. Der Emissionspreis wird für den 2.2. erwartet. +++ Manuel Priego Thimmel
vwd/17.1.2002/mpt
18. Januar 2002, 14:33 |