fühle ich mich nicht gerade zu Hause... Denn es wird nicht über das Thema diskutiert, sondern über die Wortwahl. Warum eigentlich??? Mal was aus meinem Leben: Ich bin in der DDR aufgewachsen und da gab es jede Menge Verstöße gegen Menschenrechte, aber wenn heute jemand sagt, dieses und jenes ist damals gut gewesen, wird er von "Opfern" nicht gleich (bildlich gesprochen) auf dem Scheiterhaufen verbrannt! Natürlich nicht, denn es geht nicht um die Diktatur, sondern um Umstände innerhalb der Diktatur. Warum kann das nicht auch für Umstände in der Zeit zwischen 1933 und 1945 gelten? Ich habe eher Bedenken, dass diese "Wortwahl-Diskussion" in den Medien das eigentlich angesprochene Thema verdrängen soll. Und nebenbei bemerkt, ich habe zwar nur den letzten Teil der Kerner-Show (kurz vor dem angeblichen Rausschmiss) gesehen, aber eines ist mir aufgefallen: Auf Eva Hermans Worte folgten keine Argumente dagegen, sondern nur Worte wie "...ich kann das nicht hören..." oder "...tut mir leid, aber so kannst Du doch nicht reden...". Begründungen, warum eigentlich nicht, sind nicht genannt worden. Das ist einfach nur armselig. Ich gebe euch ein Beispiel aus meinem Leben: Zu meiner Studienzeit gab es eine Demonstration von Neonazis. Jede Menge Organisationen riefen zu einer Gegendemonstration auf. Meine Frau (damalige Freundin :-) ) und ich gingen zur Gegendemo, weil wir uns dachten, dass das eine gute Sache sei. Aber als wir mitgingen, wurde uns immer unwohler: Die Plakate um uns herum hatten nichts mit Demokratie zu tun. Da hieß es nur: "Weg mit der braunen Sch..." usw. . Wir schämten uns beinah, dabei zu sein. Fehlende Begründungen führen maximal dazu, dass das Heer der radikalen, Gewalt billigend in Kauf nehmenden Truppen (ja, das Wort ist absichtlich gewählt), ob rechts oder links geartet, größer werden.
Gruß, graziani
P.S.: Wenn es so auf die Wortwahl ankommt, warum wurde dann der Zusammenschluss mehrerer regionaler öffentlich-rechtlicher Sender MDR, also Mitteldeutscher Rundfunk genannt? Wie viele hier sicher wissen, ist dieser Begriff ebenfalls belastet. P.P.S.: Kerner hat Frau Herman nicht "rausgeworfen", sondern sie gebeten zu gehen. Und das aus gutem Grund: Das "Klima" in der Gesprächsrunde war katastrophal. Eine Partei in der Runde "musste" gehen. Und da das Thema mit Eva Herman beendet werden sollte, war es besser, dass Eva Herman geht. |