20.01.03, 16:02 Uhr Ulla Schmidt schließt Extraversicherung für Unfälle nicht aus
Berlin (dpa) - Kassenpatienten müssen sich vielleicht bald gegen Unfälle im Haushalt, beim Sport oder im Straßenverkehr extra privat versichern. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schließt nicht aus, dass bei den geplanten Gesundheitsreformen Freizeitunfälle ganz oder teilweise aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen werden. Ihr Ministerium erklärte am Montag in Berlin, darüber gebe es seit längerem eine Debatte der Experten. Eine Entscheidung sei aber nicht gefallen.
Nach einem Bericht des «Spiegels» sollen die Maßnahmen die Krankenkassen um 10,4 Milliarden Euro entlasten. Als Folge könnten die Kassenbeiträge von heute über 14 auf unter 13 Prozent sinken. Ein 40-Jähriger müsste laut «Spiegel» für eine solche Zusatzversicherung etwa 27,50 Euro im Monat zahlen. Umgekehrt würde ein Arbeitnehmer, der 2 500 Euro verdient, beim Kassenbeitrag monatlich rund 17 Euro sparen. Sein Arbeitgeber würden um den gleichen Betrag entlastet.
Die Grünen wie auch die Union meldeten Widerstand dagegen an, die Heilbehandlung bei Freizeitunfällen pauschal aus dem Kassenkatalog zu streichen. Es könne nicht sein, dass «Unfälle im ganz normalen Alltagsleben» plötzlich nicht mehr versichert seien, sagte die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin Thea Dückert im Südwestrundfunk. «Durchaus diskussionswürdig» nannte sie aber die Idee, Unfälle bei Risikosportarten privat abzusichern.
«Wenn ich mir ein paar Skier kaufe, um in den Skiurlaub zu fahren, dann scheint es mir durchaus sinnvoll, dabei zum Beispiel eine Zusatzversicherung abzuschließen», sagte Dückert. Skeptisch zeigte sich die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Birgitt Bender. «Warum sollte eine Hausfrau, die von der Leiter fällt, schlechter gestellt sein als ein Busfahrer mit seinen Rückenproblemen», sagte Bender der «Bild»-Zeitung.
Kritik kam auch von der Union. «Das ist ein weiterer unausgegorener Vorschlag, den von Frau Schmidt vor den Landtagswahlen aufbringt», kritisierte die Unions-Gesundheitsexpertin Annette Widmann-Mauz. Schmidt solle endlich ein schlüssiges Reformkonzept vorlegen, und nicht ständig neue «Luftballos» steigen lassen. Widmann-Mauz bezweifelte, dass die Streichung von Freizeitunfällen die Kassen um zehn Milliarden Euro entlastet. Schon heute seien viele solcher Unfälle über Zusatzversicherungen oder andere Versicherungsträger abgesichert. |