München (Reuters) - Der bayerische Spezialchemiekonzern Wacker Chemie hat 2010 einen Rekordgewinn erzielt und stellt eine höhere Dividende in Aussicht. Dank der starken Nachfrage nach Ausgangsstoffen für die Solar- und Halbleiterindustrie erreichte der Überschuss nach vorläufigen Zahlen fast eine halbe Milliarde Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Im Vorjahr hatte Wacker noch Verlust geschrieben, da die Tochter Siltronic schwer unter den Folgen der Wirtschaftskrise litt und das Unternehmen ein Loch in seiner Pensionskasse stopfte.
Finanzchef Joachim Rauhut kündigt angesichts der Ergebniswende im Reuters-Interview ein kräftige Anhebung der Dividende an. "Wir haben eine Dividendenpolitik, wonach wir mindestens 25 Prozent des Gewinns ausschütten. Und wir haben eine sehr gute Finanzlage im Konzern. Aufgrund der Finanzlage haben wir daher Spielraum nach oben", sagte er. Rechnerisch können die Wacker-Aktionäre somit mit einer Dividende von mindestens 2,40 Euro je Anteilsschein rechnen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern 1,20 Euro pro Aktie gezahlt. Die Gewinnbeteiligung kommt vor allem Großaktionär Peter-Alexander Wacker zugute, dem mit der Gründerfamilie zwei Drittel aller Anteile gehören.
WACKER CHEMIE WILL UMSATZ-MARKE VON 5 MILLIARDEN KNACKEN
Rauhut kündigte zudem ein weiteres Umsatzwachstum im laufenden Jahr an. "Wir haben den Ehrgeiz, in diesem Jahr die Umsatzmarke von fünf Milliarden zu überschreiten." 2010 hatte das auf Silikon- und Siliziumprodukte spezialisierte Unternehmen rund 4,8 Milliarden Euro umgesetzt. Konzernchef Staudigl zeigte sich vom Jahresauftakt angetan. "Die Nachfrage unserer Kunden nach unseren Produkten ist anhaltend hoch. Wir sind gut ins neue Jahr gestartet und unser Geschäft entwickelt sich weiter positiv." Mit einem Gewinnausblick hielt sich Wacker noch zurück: "Die Ergebnisentwicklung ist schwieriger zu prognostizieren, denn wir haben schon Gegenwind von steigenden Rohstoffkosten", sagte Finanzchef Rauhut. Auch die Anlaufkosten für die neue Produktion im sächsischen Nünchritz müssten gestemmt werden. "Ich glaube aber schon, dass 2011 für Wacker ein sehr gutes Jahr werden wird, auch beim Ergebnis."
Die schwankungsanfällige Tochter Siltronic, die Siliziumscheiben (Wafer) für die Chipbranche herstellt, hatte zuletzt ihren Quartalsgewinn auf 40 Millionen Euro gesteigert. Das Geschäft sei auch wegen Einsparungen auf einem guten Weg. "Bei Siltronic hat sich die Kundenakzeptanz deutlich verbessert, wir haben leicht Marktanteile gewonnen", sagte Rauhut.
Besonders rentabel ist für Wacker allerdings die Produktion von hochreinem Silizium für die Solar- und Halbleiterindustrie, sogenanntes Polysilizium. Die Produktion, die zuletzt eine operative Marge von mehr als 50 Prozent abwarf, sei zu weiten Teilen auf Jahre hinaus ausgelastet, sagte Rauhut. "Wir haben im vierten Quartal so viele neue Langfristverträge abgeschlossen, dass wir die Liefermengen bis 2014 weitgehend unter Vetrag haben. Das bedeutet, dass da auch Mengen aus unserem geplanten Werk in Tennessee mitverkauft sind." In den USA baut Wacker als weltweit zweitgrößter Polysilizium-Produzent einen neuen Standort. Bis der fertig ist, will Wacker seine bestehende Fertigung des raren silbergrauen Metalls in Deutschland ausweiten. "Da wir so gut verkaufen, prüfen wir, ob wir an unseren deutschen Standorten kurzfristig unsere Kapazitäten erhöhen können."
Auch in den klassischen Chemiebereichen des Konzerns, die vorwiegend die Bauindustrie beliefern, brumme das Geschäft. "In Summe war das vierte Quartal in den Chemiebereichen sehr gut auch historisch gesehen. Es gibt keine Indikationen, dass es schwächer wird."
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