von Stock-World
Es ist ruhig geworden um die Biotech-Branche in letzter Zeit. Warteten die "jungen Wilden" wie Millennium Pharmaceuticals, Human Genome Sciences, Protein Design Labs oder Vertex Pharmaceuticals früher noch regelmäßig mit neuen Erfolgsmeldungen auf, so vermelden sie heute vorwiegend Hiobsbotschaften.
Das Gros der Biotech-Aktien hat in den vergangenen sechs Monaten geschwächelt. Dies zeigt auch eine Gegenüberstellung von Biotech, Dow Jones, Nasdaq Composite und Internet Index. Während Dow, Nasdaq und Internet Index im Sechs-Monats-Vergleich klar im Plus notieren - der Internet Index legte sogar über 40 Prozent zu - ist die Performance des Biotech Index mit einem Minus von fünf Prozent kläglich.
Gründe für die Schwäche
Die Schwäche ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Die überschwängliche Berichterstattung und Biotech-Mania, die zeitlich betrachtet noch anhielt, als im Internet bereits die ersten Firmen Pleite gingen, ist abgeebbt. Zudem steht dem Biotech-Sektor in 2003 ein schwieriges Jahr bevor. Geldquellen wie Venture Capital oder Private Equity Fonds sind nicht mehr so leicht anzuzapfen und der IPO-Markt ist nach dreijähriger Baisse praktisch nicht mehr existent.
Da nur rund 15 Prozent der weltweiten Firmen profitabel sind, der Rest allerdings noch fleißig Kapital verbrennt, wird sich in den kommenden drei Jahren die Spreu vom Weizen trennen. Die Übertreibungsphase ist inzwischen von einer Phase der Marktbereinigung abgelöst worden. Dies belegen auch die größtenteils rückläufigen Ergebnisse und Fehlschläge in der Forschung bei den einstigen Highflyern wie Protein Design oder Vertex. Human Genome ist in Anbetracht eines Jahresumsatzes von 3,6 Millionen Dollar zu einer Vermögensverwaltung für Biotechniker geworden. Selbst Millennium, die trotz steigender Erlöse mit immer höheren Verlusten zu kämpfen haben, ist vom Radar der Investoren fast komplett verschwunden. Daher wundert es nicht, dass die Kurse dieser Unternehmen allesamt in der Nähe ihrer 52-Wochen-Tiefs notieren.
Die wenigen Ausnahmen
Zu den positiven Ausnahmen im Biotech-Bereich gehört Amgen. Der Branchenprimus arbeitet hochprofitabel und peilt auch in den nächsten fünf Jahren mit über 21 Prozent jährlich deutlich über dem Branchendurchschnitt liegende Wachstumsraten in punkto Gewinn an. Zu verdanken hat dies Amgen vor allem seinen Bestsellern Enbrel, Epogen, Neupogen, Neulaste, und Aranesp sowie seiner prall gefüllten Produktpipeline, in der weitere potenzielle Blockbuster (Medikamente mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar) schlummern.
Beim Blick auf den Chart stellt sich einem die Frage, warum man im vergangenen halben Jahr nicht sein komplettes Vermögen in Amgen investiert hat. Wie am Schnürchen gezogen klettert der Titel nach oben - seit August 2002 legte Amgen über 23 Prozent zu. Die Outperformance wird im Vergleich zum Standard & Poor's 500, einem marktbreiten Börsenbarometer und einer der wichtigsten Benchmarks von institutionellen Anlegern, besonders deutlich. Von August bis heute verlor der Index mehr als sechs Prozent.
Ebenfalls in der ersten Liga der Biotech-Werte spielen IDEC Pharmaceuticals und MedImmune. Daneben gibt es noch eine Handvoll von Titeln aus der zweiten Reihe wie Neurocrine Biosciences. Die Firma hat mit Indiplon ein Mittel gegen Schlaflosigkeit in Phase III der klinischen Prüfung und arbeitet darüber hinaus an einem Wirkstoff gegen Depressionen.
Übernahmekandidaten gesucht
Die Mittel sollen im Gegensatz zu Präparaten früherer Zeiten nicht mehr abhängig machen. Verlaufen die letzten Tests erfolgreich, könnte bereits 2004 die Marktzulassung von Indiplon erfolgen, dessen Marktpotenzial allein für die USA auf bis zu zwei Milliarden Dollar jährlich geschätzt wird. Nach dem jüngsten Kursrückgang von 50 auf 41 Dollar bietet sich ein Einstieg an. Ein weiterer Kandidat ist CV Therapeutics. Die Firma hat die letzte klinische Prüfung in der Entwicklung seines Wirkstoffs Ranolizine schon abgeschlossen. Das Medikament zur Behandlung von Angina pectoris könnte schon bald von der FDA zugelassen werden. Ranolizine hat nach derzeitigem Forschungsstand deutlich weniger Nebenwirkungen als seine Konkurrenzprodukte. Es ist auch denkbar, dass ein Pharmariese Gefallen an CV Therapeutics und seinen Entwicklungen findet und das Unternehmen direkt aufkauft.
Dass eine solche Idee nicht abwegig ist, zeigt die Übernahme von Scios durch Johnson & Johnson. Das Pharmaunternehmen hat den Hersteller von Natrecor, einem Präparat gegen Durchblutungsstörungen im Herz, am Montag für zwei Milliarden Dollar beziehungsweise 45 Dollar je Aktie in Cash übernommen. Auch hier gibt es Parallelen zum Internetsektor. Wenn die Bewertung der qualitativ hochwertigen Unternehmen infolge der Baisse sinkt oder wie im Falle von Scios, das Marktpotenzial durch die Börse nicht honoriert wird, schnappen sich große Konzerne hin und wieder solche Perlen.
Die Schweizer Alternative
Eine Versicherung der eidgenössischen Art erhalten Käufer von BB Biotech. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung der Aktie 28,7 Prozent unter dem inneren Wert der Beteiligungen. Anleger bekommen so Substanzwerte wie Amgen, IDEC und MedImmune, die rund 60 Prozent des gesamten Portfolios ausmachen mit einem Abschlag und das erfahrene Management gratis oben drauf. Neben den Kerninvestments gibt es eine Reihe weiterer kleinerer Beteiligungen wie Neurocrine, Cephalon oder Serono.
Fazit: Zwar sind Internet und Biotechnologie zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Jedoch weist die Entwicklung beider Branche aufgrund von universell geltenden Zyklenmodellen einige Parallelen auf. Obwohl die langfristigen Aussichten glänzend sind - rund 50 Prozent aller in den letzten Jahren entdeckten Medikamente sind von Biotechfirmen entwickelt worden -, wird künftig mehr denn je mit Negativschlagzeilen und sogar Pleiten zu rechnen sein. Denn wer ewig forscht, verdient kein Geld! Daher sollten Anleger stets auf die Marktführer setzten oder, falls sie Nischenplayer bevorzugen, niemals mehr als zehn Prozent des Vermögens investieren. Besser als jeder Fonds und zudem günstiger ist derzeit ein Investment in BB Biotech, das besonders für konservative Anleger geeignet ist.
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