Schicksalsverhandlung am 30. März am Landgericht Nürnberg-Fürth — Einigung mit Fonds-Investoren fraglich - vor 10 MinutenNEUMARKT - Im Konflikt zwischen den alten und neuen Investoren des Neumarkter Holzverarbeitungskonzerns Pfleiderer sind die Hoffnungen auf eine gütliche Einigung während der laufenden Sanierung weiter geschwunden. Pfleiderer dominiert seit Jahrzehnten das Neumarkter Stadtbild und das Wirtschaftsleben. Die Sanierung des verschuldeten Unternehmens will nicht so recht vorankommen, weil sich alte und neue Investoren vor Gericht heftig streiten. Foto: Mark Johnston Pfleiderer dominiert seit Jahrzehnten das Neumarkter Stadtbild und das Wirtschaftsleben. Die Sanierung des verschuldeten Unternehmens will nicht so recht vorankommen, weil sich alte und neue Investoren vor Gericht heftig streiten. Eigentlich hatten sich die Anteilseigner eines Pfleiderer-Hybridfonds und das Unternehmen auf einen Vergleich geeinigt, dessen Inhalt bisher nicht bekannt geworden ist (wir berichteten). Dabei geht es um einen Forderungsverzicht der Investoren über rund 330 Millionen Euro, der Bestandteil der Unternehmenssanierung ist. Für diese außergerichtliche Einigung läuft am heutigen Mittwoch die Widerspruchsfrist ab.
Pfleiderer-Sprecher Frank Elsner erklärte gestern auf Anfrage der Neumarkter Nachrichten, dass das Unternehmen bis zum Ablauf der Frist „keine Stellungnahme abgeben“ werde. Auch der Anleger-Rechtsanwalt Peter Dreier äußerte sich gestern nicht zum Inhalt und zum Schicksal des Vergleiches.
Allerdings gab es gestern auch deutliche Anzeichen dafür, dass dieser Vergleich in letzter Minute platzen könnte. Bei der Frage nach der weiteren Sanierung der hochverschuldeten Pfleiderer AG sagte deren Sprecher Elsner wörtlich: „Die nächste Hürde ist die zweite Instanz am Oberlandesgericht in Frankfurt.“ Diese Aussage ist nur so zu interpretieren, dass der vereinbarte Vergleich keinen Bestand haben wird und dann das Gericht über den Schuldenverzicht entscheiden muss.
Unkommentiert ließ Pfleiderer Informationen unserer Zeitung, wonach auch in einem anderen Rechtsstreit eine außergerichtliche Einigung zwischen Aktionären und dem Unternehmen gescheitert ist. Diese Anleger hatten am Landgericht Nürnberg-Fürth einen Kapitalschnitt der Pfleiderer-Hauptversammlung angefochten, bei dem die alten Investoren einen großen Teil ihres Geldes verlieren und mit Aktien zu einem vergleichsweise schlechten Kurs abgefunden werden sollen. Nach Angaben des Nürnberger Justizsprechers Thomas Koch „fühlen sich die Altaktionäre benachteiligt und nicht hinreichend informiert“. Justiz hat moderiertBereits Ende Februar war es am Nürnberger Landgericht zu Vergleichsverhandlungen gekommen, bei denen die Justiz nur „moderiert“ habe, so Koch. An dem Termin haben nach Angaben des Justizsprechers 15 der 23 klagenden Aktionäre teilgenommen. Der geschlossene Vergleich sei aber „nicht bestandskräftig“ geworden, weil vier oder fünf der Kläger der Vereinbarung nicht zugestimmt hätten. Über den Inhalt des gescheiterten Vergleichs wollte Justizsprecher Koch keine Angaben machen, weil dieser nur „parteiintern“ erörtert und nicht öffentlich verhandelt worden sei.
Als Folge des geplatzten außergerichtlichen Vergleichs wird nun der Fall am 30. März vor der Handelskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth im Rahmen einer Hauptverhandlung „streitig“ verhandelt, falls der vorgeschaltete Gütetermin zu keiner Einigung über den umstrittenen Kapitalschnitt führt. An diesem Tag ist aller Voraussicht nach nicht mit der Verkündung einer Gerichtsentscheidung zu rechnen.
In einer vierzeiligen Pressemitteilung von Pfleiderer von gestern heißt es, dass Hans Theodor Pfleiderer sein Aufsichtsratsmandat zum 8. April niederlegt. Ein Nachfolger werde gerichtlich bestellt. Eine Begründung gab es gestern bei Pfleiderer nicht. Hans Theodor Pfleiderer (46) war im Juni 2010 für seinen Cousin Ernst-Herbert Pfleiderer (68) in den Aufsichtsrat nachgerückt. Im Januar 2011 machte Hans Theodor Pfleiderer Schlagzeilen, weil seine Holding HTP außerbörslich ein Aktienpaket im Wert von 4,6 Millionen Euro verkauft hat. Auch andere Familienmitglieder veräußerten damals Anteile an dem im Sanierungsprozess befindlichen Unternehmen. |