Manche Dinge sind wesentlich einfacher geworden. Zum Beispiel bei der Wahlentscheidung. Da gibt es nur noch ganz wenige Ausnahmen, ansonsten liegt man mit der Platzierung seines Kreuzes immer goldrichtig und trifft mittig. Mag zwar sein, dass die auserkorene Partei oder der momentan bevorzugte Kandidat mal gerade nicht an vorderster Front mitgestalten darf, aber auch in der Opposition gilt bei großen, wie bei kleinen Themen mehrheitlich einig Vaterland.
Der Weg und das Ziel für Deutschland, die EU und den Rest der westlichen Welt sind für mindestens das nächste Vierteljahrhundert starr vorgezeichnet. Zwar eckt auch in diesem edlen Kreis gelegentlich der eine oder andere Blödmann (Blödfrauen fallen da eigentlich nur noch beim Stolpern über die eigenen Beine oder ihr Mundwerkzeug unangenehm auf) noch an, aber die Gewährung oder der Entzug des gestrengen Euros tut es regelmäßig richten.
Ganz anders sieht es da mit der großen Bevölkerungsmehrheit auf unserem Planeten aus, die nicht zum Kreis der Erlauchten gehört. Diese armen Gestalten sind noch mit dem Makel der Individualität behaftet und sie sind daher mindestens so unberechenbar wie der Ausgang und die Folgen eines Krieges.
Wir Auserwählten können uns daher glücklich schätzen über das Rundum-Sorglos-Paket, welches die von uns erwählten Umweltengel, Gesundheitsfanatiker und E-Menschen geschnürt haben. Zu haben für einen umgerechneten monatlichen Verzicht in Höhe des Preises für eine Tüte Haribo-Konfekt (Definitiv sind Frösche und Himbeeren am besten!).
Doch trotz all dieser so logisch einfach klingenden Visionen gestaltet sich das Leben für den guten Bundesbürger im zunehmenden Maße unruhig und ungewiss. Riss er vorgestern, während der Großen Schnupfenkrise, noch das gerollte Papier aus den Regalen der Supermärkte, um der gesteigerten Darmtätigkeit in Folge seines Gemütszustands artgerecht zu begegnen, so zückte er gestern schon wieder todesmutig den Spendenscheck, um den direkten Durchmarsch des Russen bis auf die Seychellen zu stoppen. Heute kann man wohl ohne Übertreibung behaupten, dieses Vorhaben ist den Machern mit Bravour gelungen.
Noch ist der Krieg nicht gewonnen und der Russe könnte sich als ebenso hartnäckiger Gegner erweisen wie zuvor schon das Coronavirus. Unberechenbar, variantenreich, verdammt teuer und ein echter Expertenschreck. Auch hinsichtlich der indirekten Folgen kann man der Industrie zur langfristigen Kundenbindung nur ans Herz legen, dem Papier auf der Rolle noch eine Lage zusätzlich zu gönnen.
Gut zu wissen, dass Robbi, Lenchen und das Fliewatüüt zum Wohle nicht nur des deutschen Volkes unermüdlich im Einsatz sind. In der kindlichen Gewissheit, dass sich neben Himbeersaft die Welt auch mit Lebertran weiterdreht, machen sie das, was sie so verdammt gut können. Sie sind auf der Suche nach der dafür nötigen Zeit. |
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