im digitalen Business und Wirecard Es gab und gibt laufend Übernahmen, wenngleich mit unterschiedlicher Motivlage. Es gab mal eine Zeit, da wurden Start-ups in Deutschland und anderen Ländern nur gegründet, damit sie ein US-Player aufkauft. Mal gelang dies, mal nicht, vgl. Alando und Ebay, Google und DailyDeal, Facebook und Studivz, etc. Das waren "geografisch-getriebene M&As". Seit einigen Jahren sind es eher "strategisch-getriebene M&As", was wiederum zu Übernahmen diverser Start-ups führte, vgl. Facebook und Instagram, Whatsapp und diese VR-Firma; Ebay mit Paypal, Google mit Nest, Doubleclick, Motorola, Youtube, Android u.Ä.; Microsoft mit Skype, LinkedIn, Minecraft und dann z.B. noch das Potpourri aus Yahoo, AOL, HuffingtonPost, TechCrunch usw. Unvergessen auch wie und was Medienverlage wie Bertelsmann, Springer, Holtzbrinck, Ippen, Gruner und Jahr übernommen hatten.
So manches ist gescheitert, manches lief gut und manchmal gings nur darum, dass es der Konkurrent nicht bekam. Sonderlich geschadet hat es aber niemanden, weder den Gründern (die viel Geld bekamen für den Verlust an Entscheidungsmacht), noch den Käufern, weil ihr Stammgeschäft etwaige Verluste kompensierten, es immer wertvolle Lerneffekte gab und die Übernahmen zumeist ja positiv und nützlich verliefen. Man konnte somit expandieren, seine Marktstellung festigen und erweitern und so wird es auch immer weiter gehen. Neue Player haben es verdammt schwer an die Großen heranzukommen und sehen einen Exit als gute Alternative und die großen haben eh genug Geld.
Und ob Wirecard schon groß ist, ist Ansichtssache. Von Jahresumsatz her ist es natürlich mit den großen Banken und Techfirmen eine Klitsche. In Wirecards Markt hingegen ist Wirecard der Große. Entscheidend wird sein, wie die Aktionäre von Wirecard im Fall der Fälle entscheiden. Braun und Wirecard sind zwar eng miteinander verworben, aber es ist nicht dasselbe. Hinzu kommt, was die möglichen Käufer denken. Ist es aus Bankensicht wirklich interessant, sich diesen "Nischenanbieter" reinzuholen in eine IT-Umgebung, die im Vergleich zu Wirecard anscheinend unfassbar schlecht ist. Das Integrationspotential und die Synergien sehe ich doch eher kritisch. Könnten die großen Techfirmen Interesse haben? Kann ich schwer einschätzen, denn Google, Apple und Amazon sollten mindestens genauso gut, wahrscheinlich noch besser, die Daten ihrer Nutzer abgreifen und verwerten können. Müssen sie, wenn sie ohenhin durch ihre Bezahlapps das Frontend besetzen, auch noch das Backend mit der Zahlungsabwicklung haben? Gibt es bzw. könnte es in Zukunft nicht auch wettbewerbsrechtlich Probleme geben, denn das Kartellrecht passt sich ja an. Ja, sehr schleppend, aber sukzessive. Stellt Wirecard für irgendwem eine Gefahr dar? Eher nicht. Whatsapp und Instagram, ja das waren ganz konkrete Gefahren für Facebook, aber wen gefährdet denn Wirecard? Visa und Mastercard? Auch nicht.
Was ich damit sagen will: Es steht 50:50, für "Übernahme ja" und Übernahme nein" gibt es genügend Gründe. Meine Meinung ist: Sie sollen einfach weiter ihr Ding durchziehen, und es wäre mir ganz recht, wenn sie einen Status wie SAP erreichen: Zu groß, um eine Tochtergesellschaft zu sein; zu klein, um "untergehen" zu können. |