sehe ich das ganz ähnlich wie du. Du hast auch richtig erkannt, dass ich sowohl Warnzeichen einer Entwicklung wie um die Jahrtausendwende sehe als auch vergleichbare Probleme wie bei 2008 (die ja letztlich nicht nachhaltig gelöst wurden). Letztlich haben sich aber beide Entwicklungen im Vorfeld angekündigt, bei 2000 war sicherlich die Asienkrise (1998) ein Warnzeichen, bei 2008 die Subprime-Krise (2005/6, von der ja aber nur wenige geahnt hatten, dass es sich durchs ganze Bankensystem zieht). In beiden Fällen gab es auf den Kreditmärkten Warnzeichen, dass etwas im Argen ist. Die Frage ist vielleicht aber auch eine psychologische, dieses Mal um so mehr: Die Fed wird schwere Geschütze auffahren und wenn der Markt kurzfristig daran glaubt, kann dass die ganze Sache noch weiter verzögern. Aufhalten werden sie die Krise nicht können. Bei dieser 2000er-artigen Entwicklung (einsetzende Inflation, darauf folgende Rezession) sehe ich übrigens auch mehr einen begrenzenden Faktor, da das Entwicklungen eines vollzogenen Wirtschaftszyklus sind, der sich dann einfach irgendwann selber bereinigen muss (sonst sind Kapazitäten gebunden). Kurzfristig kann das bullisch sein, spätestens beim Einsetzen der Rezession würde ich erwarten, dass die Risse, die seit 2008 im System bestehen, aufbrechen. Wer weiß, vielleicht brechen diese Risse aber auch schon vorher auf, diese Repo-Geschichte ist zumindest mal verdächtig.
Noch kurz dazu: "2. Eine steigende Lohn-Preis-Spirale (LPS). Die wäre mMn auf Sicht von 6 bis 12 Monaten sogar ein bullisches Signal - wegen des dann notwendigerweise starken Arbeitsmarktes. Anzumerken ist außerdem, dass LPS ein Phänomen aus der "guten alten Zeit" zu sein scheint, in der es noch organisches Wachstum gab. Es ist daher eher ein Phänomen der Jahr-2000-Ära. Volkswirten ist zudem ein großes Rätsel, warum eine LPS bislang weder in USA noch in Nullzinseuropa in Gang gekommen ist. Manche schreiben dies der zunehmenden Roboterisierung der Produktion zu, die Arbeitskraft entwertet. Oder der aus Billiglohn-China in den Westen exportierten Deflation."
Den letzten zwei Sätzen würde ich zustimmen. Der Clou bei der Gelddruck-Orgie ist die Fehlannahme, dass Geld-Drucken unmittelbar Inflation produziert. Wenn das Geld nur in den Taschen von einigen wenigen landet und dann in Anleihen, Aktien und Immobilien investiert wird, dann spürt der Bäcker auch keine höhere Nachfrage beim Brötchenkauf. Auch die Rohstoffe werden durch die Globalisierung günstiger, Lebensmittel sind dazu häufig subventioniert (v.a. in der EU). Und steigende Löhne, die die Preise nach oben treiben könnten? Warum? Die Brötchen bleiben ja gleich teuer, dann muss man die Löhne doch nicht der Inflation anpassen, wenn es sie kaum gibt. Durch die Globalisierung wurden außerdem Gewerkschaften weitgehend geschwächt bis abgeschafft und durch eine leichtere Verlagerung der Herstellungsorte fehlt den Arbeitnehmern das Druckmittel um höhere Löhne zu verlangen. Hier wäre es Aufgabe der Politik gewesen gegenzusteuern, das wurde aber weitgehend versäumt, in Deutschland geradezu aktiv untergraben. Trump ist sicherlich auch ein Symptom des Wunsches nach Deglobalisierung, weil eben genau die Unter- und die untere Mittelschicht von dieser Entwicklung am meisten betroffen sind. Kein Vermögen und/oder keine Kenntnisse, um durch Investitionen an der Upside teilhaben zu können, gleichzeitig aber betroffen durch die Nachteile (Lohnpreisdumping, prekäre Arbeitsverhältnisse, damit schlechtere Kreditwürdigkeit, explodierende Hauspreise). Erst jetzt, wo die Wirtschaft so geboomt hat, könnte sich die Verhandlungsbasis der Arbeitnehmer stärken, weil auch vor Ort Arbeitskraft gesucht wird, die aber immer knapper werden (irgendwer muss die China-Ware ja auch zustellen und die ganzen Spekulationsimmobilien bauen). |