Da tobt sofort die wilde Wutz. Rund 300 Grüne wollen das Wort „Deutschland“ vom Titel ihres Wahlprogramms streichen. Zur Begründung sagen sie, es ginge um „Menschenwürde und Freiheit in einer globalisierten Welt“. Andere sagen, der Begriff „Deutschland“ könne „negativ assoziiert werden“ und passe eher zur AfD.
Die Parteispitze stöhnt natürlich und wittert einen „anspruchsvollen Parteitag“. Die Parteienkonkurrenz hingegen frohlockt und pendelt zwischen dem harten Vorwurf des Vaterlandsverrats und dem weichen Vorwurf eines ungeklärten Verhältnisses der Grünen zur eigenen Nation. So weit, so bekannt: In diesem Stück kennen alle Beteiligten ihre Rolle auswendig.
Dennoch weist die Posse auf eine Entwicklung hin, die den Grünen, falls ihr Umfragehoch anhält, nicht erspart bleiben wird – ihre Verhausschweinung. Je stärker der Trend weg von einer Themen- und hin zu einer Volkspartei, desto größer die Not, sich bei delikaten internen Streitpunkten ins Ungefähre flüchten zu müssen.
Immer öfter werden wir daher aus grünem Mund die Versicherung hören, es gebe mehrere Strömungen in der Partei, die sich alle „unter einem Dach“ versammelten, „zum Wohle des Ganzen“ und im „gemeinsamen Willen, Politik zu gestalten“. Wer geglaubt hatte, Angela Merkel sei in der Tugend rhetorischer Umarmungen und Vagheiten unschlagbar gewesen, könnte durch eine Kanzlerin Annalena Baerbock eines Besseren belehrt werden. |