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NiedersachsenMilitär: Geisterwolke stammt nicht von uns Die Behörden rätseln über den Verursacher des Phänomens auf dem Radarschirm.
Die geheimnisvolle Regenwolke, die nur auf dem Radarbild existierte, gibt weiter Rätsel auf. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums hatte die Wolke, die am 19. Juli vergangenen Jahres über Norddeutschland hinwegzog, keinen militärischen Ursprung. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Wolke von unseren Luftstreitkräften verursacht wurde”, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag. Es habe zu diesem Zeitpunkt keine Übung in diesem Bereich stattgefunden. Zu der Vermutung, es habe ein militärisches Experiment stattgefunden, sagte der Sprecher: „Wir machen solche Dinge nicht.”
Die mysteriöse rund 400 Kilometer lange und 100 Kilometer breite Wolke war im vergangenen Sommer auf dem Niederschlagsradar der Meteorologen zu sehen. „Das Radarecho war sehr stark, wie bei einem Starkregen oder einer Gewitterfront”, sagt Karsten Brandt, Meteorologe und Geschäftsführer beim Wetterdienst Donnerwetter in Bonn. In Wirklichkeit gab es an besagtem Tag aber keine Riesenwolke über dem Norden. Das Phänomen entdeckt hatten Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes, wie kürzlich bekannt wurde.
Die Nachricht von der Wolke hat offenbar viele Menschen aufgeschreckt. „Wir können uns kaum retten vor Anfragen, mehr als 1000 E-mails habe er bekommen, auch von Militärexperten, berichtet Brandt. „Viele Bürger sind verärgert, dass offenbar heimlich solche Experimente gemacht werden und verlangen Aufklärung”, sagt Brandt. Der Meteorologe hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Er ist sich „ganz sicher”, dass das Militär der Verursacher war. „Kein Privater kann in sechs Kilometern Höhe operieren.” Brandt vermutet, dass entweder die Ausbreitung einer Substanz getestet wurde oder jemand versucht hat, dass Wetterradar zu beeinflussen. Wetterexperimente, die nach UN-Regeln verboten sind, seien ebenfalls möglich.
Die „Geisterwolke” beschäftigt inzwischen die Behörden. „Es ist keine Radioaktivität frei gesetzt worden”, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter. „Das hätten wir mit unserem engmaschigen Messnetz sofort bemerkt.” Das Bundesumweltministerium weiß nichts über eine Verschmutzung vom Böden in einem Gebiet zwischen Lüneburg und Kassel. Dort soll sich die Wolke aufgelöst haben. Hätte sie chemische Stoffe oder Teilchen enthalten, hätten diese in diesem Gebiet herunterkommen müssen. In der Fachbehörde des Ministeriums, dem Umweltbundesamt, nimmt man das Phänomen ernst. Es gebe Gerüchte über Experimente mit chemischen Substanzen zur Terrorabwehr, sagt ein Sprecher.
„Wir wussten nichts von der Wolke”, heißt es bei der Deutschen Flugsicherung. Hätte das Radar ein Starkregenfeld angezeigt, hätten Passagiermaschinen ausweichen müssen, erklärt Sprecher Axel Raab. Das sei nach seiner Kenntnis nicht geschehen. Der ehemalige Fluglotse hält eine vom Militär ausgelöste elektronische Störung des Radars dennoch für denkbar. „Früher machten sie das öfter mit kleinen Streifen aus Stanniolpapier, heute geht das, ohne dass hinterher Teilchen vom Himmel fallen.”
kau