CERBERUSHöllenhund schnappt sich ChryslerVon Susanne Amann Fast unbeachtet ist Cerberus zu einem der mächtigsten Akteure auf dem Milliarden-Markt für Unternehmenskäufe avanciert. Mit der Übernahme von Chrysler katapultiert sich der Finanzinvestor nun in eine neue Dimension. Auf seiner Gehaltsliste stehen Top-Manager und gefallene Minister. Hamburg - Der Name ist Programm: Ausgerechnet nach Cerberus, dem dreiköpfigen Höllenhund, der in der griechischen Mythologie das Tor zur Unterwelt bewacht, hat Stephen Feinberg sein Fondmanagementunternehmen benannt. Dass der Name zu dem 1992 in New York gegründeten Unternehmen passt, das hat der 47-Jährige in den vergangenen Jahren zu Genüge unter Beweis gestellt: Die Beteiligungsgesellschaft hat sich innerhalb der vergangenen 15 Jahre zu einer der weltweit größten Finanzgesellschaften entwickelt, verwaltet derzeit mehr als 20 Milliarden Dollar und besitzt Unternehmen, die zusammen mehr als 60 Milliarden Dollar umsetzen. <!-- Vignette StoryServer 5.0 Mon May 14 11:16:22 2007 --> DaimlerChrysler: Chronik einer Auto-EheFotostrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild (15 Bilder) Mit seiner Firma hat sich Feinberg auf ein Geschäft spezialisiert, mit dem andere Finanzinstitute bislang wenig zu tun haben wollen: Beteiligungsunternehmen wie Cerberus investieren oder kaufen Firmen, die kurz vor dem Bankrott stehen. Danach übernehmen sie entweder als größter Gläubiger die Kontrolle, sanieren die Unternehmen und verkaufen sie weiter - oder zerschlagen sie und schlachten sie aus. Ursprünglich kaufte Cerberus vor allem den Kreditgebern von Pleitekandidaten die Schulden ab, inzwischen hat sich das Portfolio aber auf alle Arten problembehafteter Vermögenswerte erweitert. "Vulture Funds" - Geierfonds werden Cerberus und andere Finanzinvestoren deshalb auch genannt.
In den vergangenen Jahren ist neben der Finanz- und Immobilienbranche vor allem die Automobilbranche zu einem Schwerpunkt von Cerberus geworden - der Kauf von Chrysler (mehr...) überrascht Beobachter deshalb nur wenig. In den USA kaufte Cerberus im Jahr 2006 die Finanzsparte des Autoherstellers General Motors und besitzt außerdem einen kleinen Autozulieferer und den Autovermieter Vanguard Car Rental, zu dem die Marken "National" und "Alamo" gehören. Vor einigen Jahren erwarb der Investor außerdem den badischen Autozulieferer Peguform - und rettete ihn vor der Insolvenz, was allerdings mit einem drastischen Stellenabbau verbunden war. Ruppiges und herrisches Auftreten In Deutschland ist Cerberus erst seit 2003 aktiv - seitdem gibt es aber kaum eine Transaktion, bei der der Finanzinvestor nicht als möglicher Interessent genannt wird. Inzwischen gehören unter anderem die Flugzeugleasing-Firma Debis Air Finance, die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW, die Plasma-Sparte von Bayer Research Triangle Park und die private Handelskreditbank HKB zum Cerberus-Portfolio. In Österreich erwarb Cerberus vor kurzem die einstige Gewerkschaftsbank Bawag. <!-- Vignette StoryServer 5.0 Sat May 19 13:20:13 2007 --> Forum
Diskutieren Sie mit anderen SPIEGEL-ONLINE-Lesern! 149 Beiträge Neuester: Heute 13:17 Uhr von Rainer Daeschler Schlagzeilen machte das eigentlich eher öffentlichkeitsscheue Unternehmen im Jahr 2005, als es monatelang über den Kauf des Kölner Versicherungskonzerns Gerling verhandelte. Der Deal platzte schließlich - nicht zuletzt wegen des ruppigen bis herrischen Auftretens der Amerikaner. Denn das letzte Wort in Verhandlungen hat immer Cerberus-Gründer Feinberg, der in Finanzkreisen dafür bekannt ist, seinem lokalen Management kaum Entscheidungskompetenz einzuräumen. Auch bereits getroffene Vereinbarungen verhandelt er gern nach. Gleichwohl sucht sich Feinberg seine Mitarbeiter sorgfältig aus - und setzt dabei auf ehemalige Vorstandschefs und Politiker. Mit Hilfe dieser Experten, auch Scouts genannt, lotet der Finanzinvestor aus, in welchen Branchen welche Unternehmen lukrativ sein könnten. Diese sogenannten Pfadfinder helfen dann auch, die erworbenen Firmen zu kontrollieren. Dass ausgerechnet der ehemalige VW- und DaimlerChrysler -Vorstand Wolfgang Bernhard zu den Cerberus-Beratern gehört, ist deshalb kein Zufall: Wie kein anderer kennt sich Bernhard bei Chrysler aus, war er doch im Jahr 2000 gemeinsam mit DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in den USA damit beauftragt, die kriselnde US-Tochter zu sanieren. Bernhard soll laut Presseberichten künftig mit Robert Rewey, einem ehemaligen Ford-Marketing-Manager, und mit JD Power, einer auf die Automobilbranche spezialisierten Beratungsfirma zusammen arbeiten. Außerdem gehört Gary Dilts, ein früherer Leiter des Verkaufsteams von Chrysler, zum Team. "Wir sind keine Heuschrecke" Daneben gehören der ehemalige US-Finanzminister John Snow als Verwaltungsratschef und der ehemalige Vizepräsident Dan Quayle als Vorstandsmitglied zum Team von Cerberus. In Deutschland soll außerdem der einstige Verteidigungsminister Rudolf Scharping das Unternehmen beraten. Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung sehen sich die Cerberus-Manager selbst weder als Hedge-Fonds noch als Heuschrecke: "Wir greifen geschwächten Firmen mit Kapital und Know-how unter die Arme, stärken sie im Wettbewerb und legen damit die Basis für Vermögenswachstum", sagte der ehemalige US-Finanzminister John Snow bei einer Veranstaltung im November in Wien. Grundsätzlich sei man bereit, "mit viel Geduld" ans Werk zu gehen, und könne deshalb langfristige Pläne umsetzen. Ob das auch für Chrysler gilt, das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,482781,00.htmlDaiml __________________________________________________ "Malo mori quam foederari - Lieber sterben als sich entehren" |