Der Öl-Fördergipfel ist überschritten

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20752 Postings, 7453 Tage permanentDer Öl-Fördergipfel ist überschritten

HANDELSBLATT, Samstag, 03. Dezember 2005, 06:00 Uhr

Das Angebot wird sich dauerhaft verknappen
Der Öl-Fördergipfel ist überschritten
Von Hans-Jürgen Klisch
Kapitalanlagen in Rohöl gelten trotz des jüngsten Preisrückgangs am Ölmarkt als interessant. Denn das Thema Öl wird in den kommenden Jahren die weltwirtschaftlichen Diskussionen bestimmen.

HB MEERBUSCH. Energieexperten beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit einem Phänomen, das als Peak Oil bekannt geworden ist. Geprägt wurde der Begriff im Jahre 1955 von dem ehemaligen Shell-Chefgeologen M. King Hubbert. Seine damalige Studie befasste sich unter anderem mit dem Produktionsvolumen von Ölfeldern und deren Förderhöhepunkt, dem so genannten Peak Oil. Er besagt, dass das Produktionsvolumen einer Ölquelle ähnlich einer Glockenkurve verläuft: Ist die Spitze dieser Kurve erreicht, lässt das Volumen unumkehrbar beschleunigt nach. Damals sagte Hubbert den Gipfel der Ölförderung in Texas für 1970 voraus. Die Prognose des Geologen traf ins Schwarze.

Heute nutzt die Wissenschaft Hubberts Arbeiten für neue Kalkulationen des Ölgipfels. Die hitzig geführte Peak-Oil-Debatte nennt die Folgen der langfristigen Energie-Versorgung beziehungsweise die Ära nach dem Ölzeitalter. Das gegnerische Lager rund um Saudi-Aramco, Ölmultis wie Exxon-Mobil und die wissenschaftliche Gruppe CERA (Clanbridge Energy Research Associates) bestreitet eine Versorgungslücke, spricht im Gegenteil von Überkapazitäten bis zum Jahr 2010 und sieht den Öl-Förder-Gipfel erst für die Zeit nach 2040.

Die Fakten: Die Weltnachfrage nach Öl beträgt momentan etwa 83 Mill. Barrel pro Tag. Die Förderkapazität liegt bei 84 bis 85 Mill. Barrel pro Tag. Nach Angaben der internationalen Energieagentur IEA in Paris wächst die weltweite Nachfrage um mindestens zwei Prozent jährlich – in 2006 um 1,65 Mill. Barrel auf 85,6 bis 86,6 Mill. Barrel pro Tag. Das Wachstum im Angebot neuer Ölquellen und besserer Fördertechniken hält in etwa Schritt. Aber nur solange nicht einige Regionen deutlich weniger produzieren, politische Ereignisse oder wetterbedingter Ausfall zu Unterbrechungen führen.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Regionen und ihre Perspektiven

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Starke Einbrüche erwartete man beim Nordsee-Öl. Die Depletionsrate (Reserveförderverlust) beträgt teils 20 Prozent. Der Peak-Oil-Gipfel wurde 1999 überschritten; der Förderrückgang ist laut Hubberts Theorie nicht aufzuhalten.

Die zweite kritische Region ist Mexiko. Der Peak-Oil-Gipfel war den mexikanischen Behörden zufolge wohl 2005. Es ist zu vermuten, dass Russland überwiegend aus geologischen Gründen nicht mehr Öl verkauft. Venezuela und Nigeria sind politisch unsicher; Wirbelstürme im Golf von Mexiko zeigen, wie anfällig die Produktion ist.

Fazit: Die Fördersituation bleibt angespannt. Sie kann sich kurzfristig über die Ölnachfrage entspannen, etwa durch warme Winter oder eine weltweite Rezession. Eine andere Variante wäre ein hoher Ölpreis von 80 Dollar je Barrel, der die Nachfrage zerstörte.

Die CERA-Studie schließt eine Verknappung aus. Man werde neue Reserven, insbesondere in OPEC-Staaten finden, effizientere Fördertechniken entwickeln und unprofitable Ölfelder profitabel machen. Zudem böten Ölalternativen wie Öl- und Schiefersände, Kohleverflüssigung und Erdgas einen Ausgleich. Doch auch diese Brennstoffe sind endlich.

Die OPEC-Staaten produzieren seit 40 Jahren nahe dem höchstmöglichen Volumen. Exploration wurde nicht betrieben. In den vergangenen 20 Jahren ist kein bedeutendes Feld mit einer Förderkapazität von drei bis vier Mill. Barrel pro Tag entdeckt worden. Auch wenn Peak Oil nicht das Ende der Ölförderung bedeutet, so gibt es den Gipfel an, nach dem sich ein Abschwung beschleunigt.

Hans-Jürgen Klisch ist geschäftsführender Direktor der US-Investmentbank Raymond James & Associates in Meerbusch.

 

03.12.05 09:44
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14308 Postings, 7840 Tage WALDYGuten Morgen Permanent

Wenn ich das so lese wundert mich nur eins.

Fakt ist doch:

Je teurer der Rohstoff Öl wird desto mehr steht zu Verfügung
das es lohnt es zu fördern.

Grade darum wurde/ist Canada jetzt der  zweit reichste Staat
was Ölvorkommen angeht , geworden.

MfG
   Waldy




Ps.

 

   8. Wie eine Ölgrossmacht entseht: 10699 Postings, 1128 Tage WALDY  02.10.04 14:19 zum nächsten Beitrag springenzum vorherigen Beitrag springen

Die Formel von den sicher bestätigten Reserven beruht auf einer Definition der amerikanischen Börsenaufsicht SEC,nach der Ölvorkommen nur gezählt werden dürfen, wenn sie durch Bohrungen bestätigt
und mit heutiger Technik wirtschaftlich zu fördern sind

 

 

Tatsächlich werden  immer noch neue Vorkommen entdeckt, und der technische Fortschritt hat die Förderung laufend billiger gemacht. Allein aus diesen Gründen musste die Gesamtmenge immer wieder nach oben korrigiert werden. Künftig zu erwartende Funde und eine weitere Verbesserung der Fördertechniken sind in den aktuellen offiziellen
Statistiken noch überhaupt nicht enthalten.

 

Wie Kanada zur neuen Ölgroßmacht wurde, hat sehr viel mit der Formel von den sicher bestätigten Ölreserven zu tun.

 

Vor zwei Jahren rückte Kanada plötzlich hinter Saudi-Arabien
auf Platz 2 der Länder mit den größten Ölreserven der Welt vor. Was war geschehen?

 


 Bereits in den frühen 80er Jahren, als das Öl inflationsbereinigt fast doppelt so viel wie heute kostete, begannen die Kanadier mit dem industriellen Abbau ihres ölhaltigen Sandes in der Provinz Alberta. Das war zwar teuer, aber wegen des extrem hohen Ölpreises erstmals wirklich interessant geworden. Unter die sicher bestätigten Reserven wurde der Ölsand bei Abbaupreisen von 36 Dollar je Barrel Öl damals aber nicht gezählt!!!

Auch Ende der 90er Jahre fehlte der Ölsand in den Statistiken. Denn damals war auf den Ölmärkten der Preis für das Barrel - parallel mit dem Machtverfall der OPEC-Länder - auf zehn Dollar gefallen. Heute ist er fast fünfmal so hoch, und aus dem Sand der Provinz Alberta holt man ein Barrel Öl für acht bis zwölf Dollar heraus. Die Folge: Kanada ist zur künftigen Welt-Ölmacht aufgestiegen.

Der Anstieg des Ölpreises bis zur 50-Dollar-Marke hat viele Gründe. Allein seit dem Frühjahr 2003 hat er sich verdoppelt. Nach dem kurzen Irak-Krieg hatten damals fast alle Experten mit einer baldigen Beruhigung an der Ölfront gerechnet. Doch die geplante schnelle Wiederaufnahme der Ölförderung klappte nicht - von einer Rückkehr zu einstigen Fördermengen ganz zu schweigen. Zum wackligen Irak kommt ein hypernervöses Saudi-Arabien. Immer wieder gelingen Terroristen kleinere Anschläge. Was, wenn sie ein Ölfeld unter ihre Kontrolle bekommen oder eine Pipeline in die Luft jagen?

Zu den Unwägbarkeiten, die den Ölpreis belasten, gehört auch die erst seit wenigen Tagen leicht entspannte Lage in Venezuela. Jeden Tag anders stellt sich dagegen der Nervenkrieg um die Zukunft des russischen Ölkonzerns Yukos dar. Dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Öllieferungen von Yukos jederzeit stoppen könnte, lastet besonders schwer auf dem Ölpreis. Etwa zehn Dollar pro Barrel, so schätzen Experten, macht die "Angstprämie" aus der Summe all dieser Faktoren aus.

Preistreibend wirkt auf der anderen Seite die unerwartet hohe Nachfrage. Vor allem China, die asiatischen Tigerstaaten und Indien, aber auch die USA und die boomenden Länder Osteuropas gieren nach Öl und kaufen die Märkte leer. OPEC und Ölkonzerne produzieren schon fast am Rande ihrer Kapazität und haben damit wenig Möglichkeiten, die Lage zu entspannen.

Es gibt also nicht zu wenig Öl, sondern zu wenig Förder- und Transportkapazitäten.

Weil Öl noch vor fünf Jahren spottbillig war, haben die Produzenten damals nicht investiert.
Schließlich kostet eine Bohrinsel eine Milliarde Dollar, und es dauert zehn Jahre, bis sich die Investition amortisiert hat.

Weil die Erschließung neuer Quellen aber fünf bis zehn Jahre dauert, wird der aktuelle Engpass den Ölpreis wohl noch auf Jahre hin über 30 Dollar je Barrel halten.

                     

 

                       AUF SAND SETZEN Kanada im Kommen

Wenn die Ölpreise steigen, dann profitieren die Ölsandunternehmen ganz besonders. Je unsicherer die Versorgung mit Öl aus den Krisengebieten der Welt wird, desto mehr Aufmerksamkeit erfahren die Kanadier.

Denn sie können den USA helfen, ihren Energiehunger sicher und auf kurzem Wege zu stillen

 

Seit Beginn des Irak-Kriegs haben die Aktienkurse von Firmen wie Suncor, Canadian Natural Resources oder Burlington Resources daher insgesamt kräftig zugelegt. Kam es allerdings kurzfristig zu einer Entspannung der weltweiten Ölversorgung, dann gab es eine Delle im Kurs-Chart. Von einem Szenario mittelfristig hoher Ölpreise von über 30 Dollar sollten diese Unternehmen aber auch künftig profitieren können. Denn sie entwickeln ihre Abbautechniken ständig weiter und sind schon heute vielfach in der Lage, das Öl für weniger als zehn Dollar je Barrel aus dem unwirtlichen Norden der Provinz Alberta zu

 

MfG

      Waldy

 


mehr über Canadas WTI:

Suncor (SU) und Nexen (NXY)

 

03.12.05 09:47

564 Postings, 6745 Tage zorrocDie Diskussion über dieses Thema ist schon sehr

interessant. So kommt die Panikmache (also das Überschreiten des Fördergipfels) aus den Nachfrageländern, während die Förderländer hier ständig durch ihre Aussagen für die Beruhigung bei diesem Thema sorgen. Ein wirklich beachtenswerter Vorgang in einer Marktwirtschaft. Müssten die Rollen für die Preisfindung doch eigentlich vertauscht sein. Zumal die OPEC, als immer noch wichtigstes Kartell bei Ölförderung und Preisfindung, den Preis ja eh schon seit langem über die Förderquoten zu ihren Gunsten bestimmt. Auf Nachfrageseite scheint es daher so etwas wie einen Sado-Maso Effekt zu geben, über den ich in keinem Buch über Wirtschaftstheorie bisher was finden konnte.  

03.12.05 10:19

2509 Postings, 6853 Tage KliPÜber die vertauschten Rollen habe ich mich

früher auch gewundert, mir  mittlerweile aber eine Erklärung dafür zurechtgebastelt:

Da die durch rapide gestiegenen Ölrechnungen für die (ölimportierenden) Industrieländer immer höher werden, große
Außenhandelsungleichgewichte enstehen,- die Nettokapitalzuflüsse in die Opec Staaten haben sich z.B. in den letzten Jahren vervielfacht -  muss in den ölimportierenden Ländern  ein gesellschaftlicher Druck aufgebaut werden zum Energie/Ölsparen und Nutzung von Alternativen.

Da der Verbraucher ein träges aber auch ängstliches Wesen ist, geht das am besten indem man ein Horrorszenario mit extrem hohen Ölpreisen in wenigen Jahren an die Wand malt, in der Hoffnung dass er dann sein Verhalten ändert, Förderung alternativer Energien zustimmt usw.

Wenn Energie billig - zu billig ist - dann gibt es keinen Zwang zum Energiesparen.
Das sah man doch jahrzehntelang in den USA - dem Energieverschwender par excellence.   Jetzt, wo die Gallon 2-2,50 kostet werden die jahrelang beliebten Spritfresser SUV zu Ladenhütern.

Die Ölproduzenten  hingegen, die von dem Öl glänzend leben  (und auch nicht wirklich an zu niedrigen Ölpreisen interessiert ist, der alte  Preiskorridor der Opec war immer eine Farce)
haben  natürlich kein Interesse, dass die Industrieländer zu schnell ihren Ölverbrauch
zu schnell reduzieren und wiegeln daher eher ab.
 
So machen die merkwürdigen Erklärungen für mich Sinn.

Ich selbst bin übrigens schon seit vielen Jahren ein Vertreter der Ansicht 'Erdöl nur nur  in der Chemischen Industie , nicht in der Heizung ..."  
 Aber das kann man jahrelang predigen, Wirkung erreicht man nur durch steile Preiskurven ...  

03.12.05 10:59

2509 Postings, 6853 Tage KliPDie Energiekonzerne haben natürlich

auch ihr Interesse daran, der Angebotsknappheit das Wort zu reden.
Denn damit können sie ihre hohen Preise besser rechtfertigen.
EON steht ja gerade in der Kritik wegen undurchschaubarer Preisgestaltung bei Gas.

http://de.biz.yahoo.com/03122005/36/...rt-fluessiggas-iran-katar.html

dpa-afx
E.ON warnt vor Energieknappheit - Import von Flüssiggas aus Iran und Katar
Samstag 3. Dezember 2005, 05:39 Uhr


BERLIN (dpa-AFX) -Der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Energiekonzerns E.ON AG , Wulf Bernotat, hat vor einer weltweiten Energieknappheit gewarnt, auf die Deutschland nur unzureichend vorbereitet sei. In einem Interview der Berliner Zeitung (Wochenendausgabe) erklärte der Eon (Xetra: 761440 - Nachrichten) -Chef, der Weltenergieverbrauch steige rasant bei offenkundig begrenzten Ressourcen. Deutschland brauche dringend eine neue Energie-Agenda, "die über den Tag hinaus trägt". Dies müsse das Hauptthema des Energiegipfels sein, zu Anzeige
 
dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Versorger Anfang 2006 einladen will.
Bernotat erklärte: "Weltweit hat es in den letzten Jahren keinen wirklich nennenswerten Fund einer neuen Öl- oder Gaslagerstätte gegeben". Damit sei die Verfügbarkeit von Öl und Gas nur noch konstant, während der Bedarf steige. Dies führe mittelfristig zur Verknappung von Energie, warnte der E.ON-Chef. Bereits ab 2010 werde der Erdgasbedarf der Europäischen Union die aktuell möglichen Lieferknappheiten übersteigen, ohne Gegenmaßnahmen drohe der Nachfrageüberhang bis 2020 auf 20 Prozent anzusteigen.

Bernotat kündigte an, sein Konzern werde fünf Milliarden Dollar investieren, um künftig im großen Stil Flüssiggas aus Iran und Qatar importieren zu können. Dazu seien eine Gasverflüssigungsanlage in der Golfregion und entsprechende Schiffstransportkapazitäten erforderlich, außerdem ein Regasifizierungsanlage, die Eon in Wilhelmshaven bauen wolle. Auf diese Weise werde Deutschland weniger abhängig von Russland, dem weltweit größten Gasexporteur. Der E.ON-Chef setzt dabei auf politische Unterstützung der schwarz-roten Bundesregierung.

Bernotat begrüßte die Ankündigung von Kanzlerin Merkel, die Stromkonzerne zu Jahresbeginn zu einem Energiegipfel zu laden. Dabei müsse auch über Laufzeitverlängerungen für deutsche Kernkraftwerke gesprochen werden. Bernotat verwies auf Länder wie Frankreich, Schweden und die USA. Dort habe man die Reaktorlaufzeit auf bis zu 60 Jahre verlängert./sk

 
 

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