Problem ist halt, ob ein Chartmuster quasi eine signifikante Bewegung korrekt angekündigt hat oder nicht, weiß man immer erst hinterher. Nach meiner Erfahrung kann man zwar mit einiger Eintreffenswahrscheinlichkeit sagen, dass eine Aktie an einem bestimmten Punkt einfach viel zu weit nach oben oder auch nach unten gelaufen ist. Bedeutet das, dass sie das nicht weiter tun wird? Nein. Wie wir besonders am Tech-Markt in USA im letzten Jahr gesehen haben, können Kurse noch eine ganze Weile weiter nach oben rennen, auch wenn sie fundamental viel zu teuer sind und es im Chartbild schon merklich knirscht. Andererseits kann auch ein Absturz nach unten immer noch weiter gehen. Nur weil irgendein Indikator im überkauften oder überverkauften Bereich ist und weil ein paar Kerzen das zu belegen scheinen, wird daraus noch lange kein handelbares Chartsignal. Wenn es sowas wirklich gibt.
Außerdem haben so Dinge wie Trends und Unterstützungen den Nachteil, dass sie so lange funktionieren, bis sie nicht mehr funktionieren. Klar, je häufiger ein Support verteidigt wird, desto mehr Gewicht hat er. Andererseits, wenn eine Aktie dann doch mal den Support nach unten verlässt, vielleicht nach dem vierten oder fünften Mal, dann fällt die Reaktion oft genug recht heftig aus.
Ich sehe Charttechnik als Begleitmusik, als etwas woraus man vielleicht ein paar übergeordnete Schlüsse ziehen kann. Aber ich würde niemals versuchen Chartmuster zu traden. Weil die Gefahr einfach viel zu groß ist, daneben zu liegen. Insbesondere in den heutigen Zeiten des Computerhandels, wo Fehlsignale fast noch häufiger sind als "echte" signale. Schaut euch nur das Elend in den Daytrading-Threads hier auf der Seite an. Dort versucht man jeden Tag, sich Verluste schönzureden und mit zwischenzeitlich mal auftretenden Gewinnen so herumzuprahlen als hätte man nie Geld verloren.
Am Ende kann man ganz einfach sagen, je länger die Zeitachse, desto wahrscheinlicher ist es, dass Aktien im großen und ganzen steigen, und dass man nicht von der anderen Marktseite verar**t wird als Kleinanleger. Wer z.B. 2009 eine Handvoll vertrauenswürdiger DAX-Bluechips gekauft und gehalten hat, der sitzt trotz aller Turbulenzen und Verwerfungen der letzten Jahre in der Regel immer noch auf sehr ansehnlichen Kurs-(Gewinnen). Die jemand, der in der gleichen Zeit nur auf (kurzfristige) Charttechnik geschaut hat, niemals auch nur ansatzweise eingefahren hat. |