Wunschanalyse Commerzbank AG
Herzlich Willkommen zu unserer Wunschanalyse in Zusammenarbeit mit Stephan Heibel vom Heibel-Ticker.de Börsenbrief (www.heibel-ticker.de) und Terrell Trowbridge von LRT-Finanzresearch.de. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der Aktie der zweitgrößten deutschen Bank (hinter der Deutschen Bank AG), nämlich der Commerzbank AG, gewünscht. Commerzbank AG - Sentiment: Prognostiziertes Kursziel kaufen halten verkaufen 85 Mitglieder Ø ca. 2,08 € 74 - 11 17 Analysten Ø ca. 1,45 € 2 7 8 Commerzbank AG (WKN 803 200, ISIN: DE0008032004, Marktkapitalisierung: ca. 8,42 Mrd. €) Die Daten von Stockpulse ermöglichen auf zweierlei Weise, die Kursentwicklung von Aktien mit Hilfe von Informationen aus Social Media einzuschätzen. Der Stockpulse-Index vergleicht die Abweichung der aktuellen Kommunikation in den Sozialen Medien zu einer Aktie mit der durchschnittlichen Kommunikation. Ist der Unterschied groß genug, ist das ein deutlicher Hinweis auf erhöhte Handelsaktivität. Das zweite Element ist die Sentiment-Messung. Mit Hilfe von automatischer Textanalyse kann das System erkennen, ob eine Äußerung zu einem Wertpapier positiv oder negativ ist und aus den gesammelten Meinungen einen aussagekräftigen Index erstellen.
Unsere Kollegen von Stockpulse stellen dazu fest: Die Kommunikation zur Aktie der Commerzbank AG ist bereits seit Anfang Oktober unterdurchschnittlich. Die Stimmung ist tendenziell positiv, jedoch verhalten. Noch immer sind etwa die Staatshilfen teil der Diskussion, die zwar negativ gesehen werden, jedoch halten viele Diskussionsteilnehmer die Kursabschläge aus diesem Grund immer noch für übertrieben. Besonders stark ins Negative ist die Stimmung zur Aktie der Commerzbank AG daher auch schon seit mehreren Monaten nicht mehr ausgeschlagen. Der tiefste Wert lag bei ungefähr -0,5 des durchschnittlichen Sentiments, und das war Anfang August. Ein Plus nahe des Wertes 1,0 liegt allerdings auch schon fast einen Monat zurück.
Firmenlogo Commerzbank AG Sie wollen die Wunschanalyse zukünftig kostenlos vorab per e-mail? Hier abonnieren! Hier passt alles zusammen, weshalb die Aktie ein wichtiger Bestandteil des Portfolios meines Heibel-Ticker Börsenbriefs ist. Schauen wir uns heute gemeinsam an, warum dem so ist! DER WERT VON 11 MIO. BANKKUNDEN Nach der Übernahme der Dresdner Bank (von der Allianz SE) ist die Commerzbank AG nun die zweitgrößte Bank in Deutschland, nur die Deutsche Bank ist noch größer. Doch wie bewertet man den Bankkunden einer Bank, die mit Milliarden von Euro in südeuropäischen Ländern investiert ist, die 1,7 Mrd. Euro aus ihrem Gewinn an den Steuerzahler (SoFFin) zurückzahlen muss und die noch immer extrem hohe Verluste aus dem Geschäft mit toxischen Finanzprodukten zu tragen hat? Analysten haben inzwischen sämtliche Abenteuer in Ihre Modelle eingearbeitet und können mit einem Federstrich das Risiko hochsetzen und senken. Entsprechend sinkt oder steigt der errechnete faire Unternehmenswert. So ist der Wert der 11 Millionen Privatkunden und der eine Million Geschäftskunden nur eine kleine Komponente unter vielen bei der Berechnung des fairen Unternehmenswerts. Analysten kommen auf Kursziele zwischen 1,12 Euro und 2,80 Euro, je nach Risikoeinschätzung.
NORMALISIERTER GEWINN ALS BASIS Ein in meinen Augen sinnvoller Ansatz ist die Bewertung des normalisierten Gewinns. Darunter versteht man genau das, was der Begriff aussagt: Der Gewinn, den das Unternehmen in "normalen" Zeiten abwerfen kann. Mit 11 Millionen Privatkunden lassen sich laut Geschäftsleitung etwa 1,0 Mrd. Euro bis 1,4 Mrd. Euro verdienen, in guten Zeiten bis zu 2,0 Mrd. Euro. Uns interessieren diese "normalen" Zeiten und daher gegen wir von 1,2 Mrd. Euro als normalisiertem Gewinn aus. Wenn also die Commerzbank ihre Altlasten einmal abgearbeitet hat, dann kann sie 1,2 Mrd. Euro verdienen. Ein KGV von 12 lässt dann eine Marktkapitalisierung von 14,4 Mrd. Euro zu, das entspricht einem Aktienkurs von 2,47 Euro. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. ALTLASTEN NOCH IMMER EIN DAMOKLESSCHWERT Noch immer gibt es Altlasten aus der Finanzkrise 2007/2008, als die toxischen Immobilienderivate durchgereicht wurden. Die Commerzbank hat diese Positionen bereits mit einem Risikosatz abgeschrieben, doch immer wieder wird neu berechnet, ob dieser Anteil ausreicht oder ob im Falle einer schlechten wirtschaftlichen Entwicklung nochmals höhere Summen abgeschrieben werden müssen. Immer wieder liefert die einst im Jahr 2006 von der Allianz SE und der Deutschen Bank AG übernommene Eurohypo Verluste für die Commerzbank. In der EU-Auflage zur Genehmigung der SoFFin-Mittel wird ohnehin deren Verkauf gefordert, doch so leicht wird die Commerzbank das Ding nicht los und meldet immer neue Verluste und Wertberichtigungen aus diesem Bereich. Bei Schiffsfinanzierungen hat die Commerzbank an vorderster Front mitgespielt, inzwischen gibt es eine Flut von neuen Schiffen aus Südostasien und viele der Finanzierungen sind notleidend geworden. Noch 1,7 Mrd. Euro muss die Commerzbank an den SoFFin zurückzahlen. Gleichzeitig gibt es die verschärften Basel-3 Auflagen an die Kernkapitalquote, so dass die mageren Gewinne aus dem Kundengeschäft kaum für alle Bedürfnisse ausreichen. Doch der dickste Brocken, der zur Zeit die Aktie immer wieder auf Achterbahnfahrt schickt, sind Staatsanleihen überschuldeter südeuropäischer Länder im Volumen von rund 32 Mrd. Euro. Öffnet die EZB die Geldschleusen, so schießt die Aktie der Commerzbank AG nach oben. Droht ein weiterer Schuldenschnitt in Griechenland, so fällt sie ins Bodenlose.
BEWERTUNG VON STAATSANLEIHEN ÜBERSCHULDETER "CLUB MED"-LÄNDER 32 Mrd. Euro an Staatsanleihen stehen in den Büchern der Commerzbank mit einem Beleihungswert von 32 Mrd. Euro. Es ist traditionell so, dass Staatsanleihen zu 100% beliehen werden können, weil sie als so gut wie bares Geld gelten. Das hat sich in den vergangenen Jahren jedoch in Europa verändert. Griechenland hat bereits einen Schuldenschnitt hinter sich. Wenn wir in die Finanzgeschichte schauen sehen wir schnell, dass solche Schuldenschnitte weltweit eigentlich zur Tagesordnung gehören. Es ist das Risiko, das Anleger eingehen, die höhere Renditen erzielen wollen als bei den gut finanzierten Staaten zu holen ist. Ein ganz natürlicher Vorgang also. In Europa wurde dieser natürliche Korrekturprozess jedoch außer Kraft gesetzt und so spekulieren heute noch Anleger darauf, eine höhere Verzinsung zu erhalten ohne das Risiko eines Schuldenschnitts einzugehen. Doch wenn Sie sich die jüngsten Aussagen von IWF-Chefin Christine Lagarde anhören, dann ist ein zweiter Schuldenschnitt durchaus eine Option, die Ihrem Willen nach ernsthaft diskutiert werden sollte. Und diese Diskussion wäre verheerend, nicht nur (aber auch) für die Commerzbank, sondern für alle Banken in Europa. Denn ein zweiter Schuldenschnitt, der dieses mal zudem die EZB einbeziehen müsste (sonst lohnt es sich nicht mehr), wird die antiquirte Beleihungspraxis endgültig in Frage stellen. Mit welcher finanzmathematischer Begründung kann man dann die Staatsanleihen von fast insolventen Ländern genauso hoch beleihen wie Staatsanleihen solide wirtschaftender Länder? Und wieso kann man dann beispielsweise Apple, die nicht wissen wohin mit ihrem Bargeld, nur zu 50% beleihen? Eine Änderung der Bewertung von Staatsanleihen würde bei allen europäischen Banken eine heftige Neubewertung nach sich ziehen. Die Commerzbank hat mit 32 Mrd. Euro verhältnismäßig viel in Südeuropa angelegt und wäre überproportional von einer solchen Diskussion betroffen. KANN DIE EZB GRIECHENLAND RETTEN? In den vergangenen Wochen ist die Aktie der Commerzbank von 1,24 Euro auf 1,64 Euro empor geschossen. Auslöser war die Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi, unbegrenzt Staatsanleihen überschuldeter Staaten aufzukaufen, wenn diese einen Hilfsantrag an den ESM gestellt haben. Doch ist Griechenland durch einen solchen Plan zu retten? Werden die Griechen jemals ihre Schulden zurückzahlen können, die sie derzeit anhäufen? Oder ist die Schuldenlast vielleicht längst schon so erdrückend, dass es ohne einen erneuten Schuldenschnitt einfach nicht geht? Nun, man spricht davon, dass die Schuldenspirale ab einer Verschuldung von 60% des Bruttoinlandprodukte (BIP) nur noch schwer aufzuhalten sei. Ab 100% gibt es eigentlich kaum einen Weg zurück. Und wenn durch die staatliche Notenpresse ein niedriges Zinsniveau gehalten werden kann, dann gilt auch das nur bis zu einem Niveau zwischen 120% und 150% als finanzierbar, je nach Wirtschaftskraft des Landes. Griechenland ist mit ca. 160% des BIP verschuldet. Entsprechend haben in den vergangenen Wochen eine Reihe von Analysten ihre Kursziele für die Aktie der Commerzbank AG gesenkt. Die Begründung lautete stets ganz einfach, dass der Risikoabschlag erhöht wurde. So ist der Aktienkurs inzwischen wieder auf 1,44 Euro zurückgefallen.
POLITISCHE BÖRSEN Ja, diese Überschrift ist provokativ. Was hat die Politik an der Börse zu suchen, sagen die darwinistisch ausgebildeten Börsianer. Doch die Finanzkrisen haben uns eines besseren belehrt: Unser regulativer Rahmen reicht leider derzeit nicht aus, um die Märkte sich selbst zu überlassen. Daher ist die Politik gefragt, das Geld des Steuerzahlers eben. Wer also einen fairen Wert für die Aktie der Commerzbank AG errechnen möchte, der muss heute nicht mehr einfach die geschäftlichen Risiken abschätzen, sondern darüber hinaus auch Annahmen über die zukünftigen politischen Entscheidungen treffen. Und das ist nun einmal abgesehen davon, dass Finanzleute von Politik wenig Ahnung haben, grundsätzlich sehr schwer. Die Politik ist häufig willkürlich und damit unberechenbar. Die Aktie der Commerzbank AG ist zu einem hohen Maß von politischen Entscheidungen abhängig. Diese Abhängigkeit ist stärker als bei vielen anderen europäischen Banken, die beispielsweise keine staatlichen Hilfen erhalten haben oder weniger in den überschuldeten Staaten investiert sind. In den Wochen nach Draghis Ankündigung der Liquiditätsflutung war die Aktie der Commerzbank AG zu recht angesprungen. Nun dürfte jedoch wieder die nüchterne Realität folgen: Die Schulden müssen, wenngleich sie auch von der EZB unlimitiert aufgekauft werden, doch irgendwann zurück gezahlt werden. Und ob das in vollem Umfang erfolgen kann und wird, ist weiterhin mehr als fraglich. CHARTTECHNIK Hier finden Sie eine ausführliche charttechnische Analyse der Aktie der Commerzbank AG von unserem Kooperationspartner in Sachen Charttechnik, LRT-Finanzresearch.de. FAZIT Bevor die Aktie der Commerzbank AG ein Bewertungsniveau erreichen kann, das ihren normalisierten Gewinn zur Grundlage hat, müssen die Risikofaktoren beseitigt sein. Doch diese Risikofaktoren dürften noch einige Monate, wenn nicht sogar Jahre, auf dem Kurs lasten so dass es immer wieder zu Rückschlägen kommen dürfte. Die Bewertungsspanne ist groß, derzeit bewegt sich die Aktie in der Mitte der in meinen Augen sinnvollen Bewertungsansätze. Es drängt sich somit kein Kauf auf. Aufgrund der ungewissen politischen Entwicklungen würde ich darauf setzen, die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt nochmals günstiger einsammeln zu können. Wenn Sie weiterhin über die Aktie der Commerzbank AG auf dem Laufenden gehalten werden wollen, dann melden Sie sich doch einfach unverbindlich für meinen kostenfreien Heibel-Ticker Börsenbrief an. ÜBER DEN AUTOR: STEPHAN HEIBEL Stephan Heibel ist Autor und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, der wöchentlich kostenfrei per E-Mail verschickt wird. Darin werden die Hintergründe zu Kursbewegungen an den Finanzmärkten aufgezeigt und erklärt. Interessante Tradingideen werden daraus abgeleitet. Sie können sich unter http://www.heibel-ticker.de unverbindlich eintragen.
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