Island Thread
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Island ist der Welt demnach vorraus. Man muss es wiederholen: ein bankrottes Land.
Was passiert nun. Wie äußert sich dieser Sachverhalt. Welche folgen gibt es. Es dürfte höchstinteressant sein, die Entwicklung in allen Facetten "zu begleiten".
Und mittels dieses Sammelbeckenthreads kann man vielleicht reichliche "Belichtungsmuster" kennenlernen.
Yes we can! Was can Island noch?!
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Von Siegfried Thielbeer, Reykjavik
Trügerische Idylle: Bis sich die Wolken über der isländischen Hauptstadt verziehen, wird es noch lange Zeit dauern
17. Oktober 2008 Von Hamsterkäufen in Reykjavik ist nichts zu beobachten. Die Regale der Supermärkte sind gut gefüllt, auch wenn in den vergangenen Tagen in manchen Geschäften über eine Verdoppelung der Umsätze berichtet worden war. An den Tankstellen ist mühelos Benzin zu erhalten. Die Lichter sind noch nicht ausgegangen in dem Inselstaat, dem der Staatsbankrott droht.
Die erste Reaktion der Menschen auf die jüngsten Hiobsbotschaften scheint von trotziger Zuversicht geprägt: „Es wird schon werden, meinen Sie nicht auch?“ Dabei trifft die Krise die meisten hart - auch diejenigen, die glaubten, bisher eigentlich nicht über die Verhältnisse gelebt zu haben: Am Dienstag wurden Hunderte von Bankangestellten entlassen, viele andere Isländer, die in den vergangenen Jahren Arbeitslosigkeit nicht kannten, bangen nun um ihre Stellen. Innerhalb von wenigen Monaten ist zudem alles dramatisch teurer geworden. Fachleute klagen über eine Inflationsrate von 14 Prozent. Hausfrauen berichten, dass sich seit September vor einem Jahr die Preise um 20 Prozent erhöht haben, der Brotpreis sogar um 26 Prozent.
Haus nun weniger wert als Kredit
Und die gesamte private Haushaltsplanung stimmt plötzlich nicht mehr: Wer vor zwei Jahren eine Eigentumswohnung von 150 Quadratmetern für etwa 300.000 Euro erwarb, ein Drittel anzahlte und nur für zwei Drittel einen Hypothekenkredit aufnahm, muss nun feststellen, dass wegen des Einbrechens der überhöhten Immobilienpreise die Wohnung oder das Haus weniger wert ist als der Kredit. Die Wohnungskosten sind seit einem Jahr, wegen der Bindung der Zinsen an den Inflationsindex, um fast 20 Prozent teurer geworden. Aber verkaufen kann man nicht. Schlimmer ergeht es den Autofahrern. Isländer kauften gerne große Geländewagen amerikanischer oder japanischer Produktion. Eine Kreditfinanzierung zu 100 Prozent war üblich. Da die Regierung seit langem schon die Kreditzinsen für die isländische Krone hochgetrieben hatte, wichen viele auf eine billige Finanzierung in Yen, Euro oder Schweizer Franken aus. Das rächt sich jetzt: Wegen des Verfalls der isländischen Währung ist nun für den Devisenkredit mindestens das Doppelte zu bezahlen. Aber verkaufen könnte man die Fahrzeuge mit ihrem hohen Benzinverbrauch nur noch mit riesigem Verlust.
Vor zwei Jahren konnten die Isländer einen Euro noch für 80 Kronen bekommen, im Frühjahr waren es schon mehr als 120 Kronen. Als die Zentralbank den Leitzins zur Bekämpfung der Inflation von 14 auf 15,5 Prozent erhöhte, verschaffte das der isländischen Währung noch einmal kurz Luft. Inzwischen beträgt der „offizielle“ Preis 150 Kronen - nur, der Normalbürger kann gar keine Devisen mehr erwerben. Auf dem Restmarkt in Europa, der inzwischen versiegt ist, fiel der Kurs sogar auf 340 Kronen. Mit der Verstaatlichung der Banken wurde auch die Bewirtschaftung der Devisen wieder eingeführt, die jetzt, wie am Mittwoch durch ein Bulletin der Zentralbank verkündet wurde, nach Bedarf über Auktionen verteilt werden sollen. Die wenigen Bestände, die sich Regierung und Zentralbank in den vergangenen Monaten noch sichern konnten und die am vergangenen Dienstag noch einmal durch Kredite der dänischen und norwegischen Nationalbanken von jeweils 200 Millionen Euro erhöht wurden, werden gehortet. So können wenigstens die lebenswichtigen Importe von Lebensmitteln und Produkten für die Unternehmen bezahlt werden.
Woher kam nur all das Geld?
An der Börse in Reykjavik war der Index bis zum Frühjahr schon um ein Drittel gefallen. Besonders hart getroffen waren die Bankaktien, die 80 Prozent des Börsenwertes in Reykjavik ausmachten. Dann stürzten bis Anfang Oktober die Werte auf die Hälfte ab. Inzwischen ist der Index ohnehin fiktiv. Die Bankaktien werden nicht mehr gehandelt. Seit Jahren hatten isländische Banken und Investmentgruppen in Nordeuropa, in den Niederlanden und Großbritannien auf atemberaubende Weise expandiert: Sie kauften Banken und die größten Warenhäuser in Dänemark auf. Dazu kamen das nobelste Hotel Kopenhagens sowie Immobilien, Modeketten. Zudem lancierten sie Gratiszeitungen, die etwa die großen dänischen Zeitungskonzerne in ihrer Abwehrschlacht Hunderte von Millionen dänische Kronen gekostet haben.
Die jugendlichen und smarten isländischen Bankiers und Investoren, entscheidungsfreudig innerhalb von Tagen im Gegensatz zu den konservativen europäischen Banken, schienen auf Beutezügen wie einst die Wikinger. Woher kam nur all das Geld? Wie konnte es sein, dass eine Bank wie Kaupthing unter ihrem 37 Jahre alten Chef immer bessere Zinskonditionen anbot als die europäische Konkurrenz? Verdienten die mehr? Viele wunderten sich schon längere Zeit. Gelegentlich, etwa 2006, kam alles schon einmal ins Rutschen, als plötzlich die isländische Krone in Turbulenzen geriet. Das Abenteuer der isländischen Gratiszeitung, Vorbild für die Expansion in Skandinavien, endete inzwischen in einem Fiasko und dem Verlust vieler Arbeitsplätze auch bei isländischen Zeitungen.
„Syndrom des Problem-Leugnens“
Die isländischen Banken, die die Aufkäufe der isländischen Investoren, mit denen sie persönlich eng verbunden waren, finanzierten, nutzten die international niedrigen Zinsen zum aggressivem Schuldenmachen. Vor zehn Jahren entsprachen die gesamten Aktivitäten der Banken, die ursprünglich nur dem kleinen Binnenmarkt dienten und erst 2003 ganz privatisiert waren, noch ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt. Jetzt betragen sie das Zehnfache. Allein Kaupthing war sechsmal so groß wie das isländische Bruttoinlandsprodukt. Doch jetzt ist das Zinsniveau viel höher geworden und die Refinanzierung der Kredite viel teurer.
“Deine Bank schert sich nicht um Dich“ steht auf dem T-Shirt des Demonstrante...
"Deine Bank schert sich nicht um Dich" steht auf dem T-Shirt des Demonstranten vor dem isländischen Parlament. In Island geht die Sorge um die Arbeitsplätze um
Seit vergangenem Herbst schon ist der Börsenboom in Reykjavik vorbei, seither beginnt auch die Immobilienblase zu platzen. Die Inflation stieg schon im März auf 8,7 Prozent statt der von der Zentralbank angestrebten 2,5 Prozent und vier Prozent, die man maximal tolerieren wollte. Das Defizit der Zahlungsbilanz liegt bei 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Island habe seit langem schon über seine Verhältnisse und auf Pump gelebt, klagt Wirtschaftsprofessor Gylfi Magnusson. Frühzeitige Warnungen aus dem In- und Ausland seien in den Wind geschlagen worden.
Er spricht von einem weitverbreiteten „Syndrom des Problem-Leugnens“. Auch in Island habe es Warnungen gegeben, aber niemand habe hören wollen. In Island mit gerade einmal 300.000 Einwohnern, davon fast 200.000 im Großraum Reykjavik, kenne jeder jeden. Und bei Freundschaftskumpaneien seien neutrale Analysen und Kritik schwer möglich. Das Wuchern der isländischen Banken zu einem Vielfachen des Bruttoinlandsprodukts sei ein „kolossaler Fehler“ gewesen, sagt Magnusson. Zentralbank und Finanzaufsicht hätten ebenso versagt wie die Regierung, die vielleicht noch 2007 hätte gegensteuern können. Aber selbst der Staatspräsident sei über die Erfolge der Banken begeistert gewesen.
Sündenbock für die Isländer: der britische Premierminister Gordon Brown
Opfer der Finanzkrise
Und dann kamen die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise hinzu. Die isländischen Banken fühlten sich zunächst als das Opfer von „Manipulationen“, wie Sigidur Einarsson, der Aufsichtsratschef von Kaupthing, sagte. Zentralbankchef David Oddson, Vorgänger von Ministerpräsident Haarde, beschuldigte „skrupellose Händler“, die Islands Finanzsystem „erdolchen“ wollten. Auch Haarde sagte, Island werde sich der internationalen Spekulanten durch eine Bärenfalle zu wehren wissen. Noch Anfang Oktober klagte er, die eigentlich grundsoliden isländischen Banken seien das Opfer der von Amerika ausgehenden Krise.
Im Industrieverband in Reykjavik herrschte längst die Ansicht, dass die isländische Krone zu spekulationsanfällig sei. Man sollte daher auch wegen der ganz überwiegenden Handelsausrichtung nach Europa am besten den Euro einführen, lautete der Rat. Doch bisher hat die konservative Unabhängigkeitspartei jeden Gedanken an eine EU-Mitgliedschaft abgewehrt. Dabei spielt auch der Fischkonflikt mit der EU eine Rolle.
Ein neuer Schuldiger
Mit Garantien für die Bankkunden wie in Europa und Amerika könnte der isländische Staat vor dem Bankrott stehen, sagte jetzt warnend Ministerpräsident Haarde. In Wahrheit aber kann der isländische Staat gar nicht für die viel zu großen Banken garantieren. Garantien für ausländische Anleger, die Konstruktionen mit Holländern und Briten zeigen es, kann Island nur geben, wenn es dafür Devisenkredite dieser Länder erhielte. Bei einer entsprechenden Regelung mit Deutschland würde also der deutsche Steuerzahler für die Einlagen der Deutschen zahlen.
Inzwischen haben die Isländer einen neuen Schuldigen ausgemacht: den britischen Premierminister Brown. Durch die Entscheidung der Briten, die Kaupthing-Konten zu beschlagnahmen, sei die völlig liquide Bank erst ins Strudeln gebracht worden. Und wie könne es sein, dass die Briten dabei ihre Antiterror-Gesetze genützt hätten? Jetzt übt man erst einmal patriotischen Schulterschluss. Nach einer Anstandsfrist aber werden die Köpfe rollen in Island. Viele erwarten, dass die führenden Bankiers bei der Zentralbank der Finanzaufsicht und wohl auch der Ministerpräsident werden gehen müssen.
http://www.faz.net/s/...B2978A781443F164D9~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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Urlaub in Island: Billig wie noch nie
Wirtschaftskrise lockt ausländische Urlauber an
"Seit kurzem bietet Iceland Express nicht mehr nur die Flugreise allein an, sondern hat ganze Packages geschnürt, die unter verschiedenen Themenbereichen laufen", so Kristjansdottir. Die Tatsache, dass Island nun erschwinglich geworden sei, schlage sich im großen Interesse an der Destination nieder. "Zu den ganzen großen Erlebnissen während der kälteren Jahreszeit - die Temperatur fällt übrigens aufgrund des Golfstroms selten auf unter drei Grad minus - zählt das Polarlicht", bestätigt Kristjansdottir. Die Aurora borealis, so nennen die Forscher das Licht, entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen von der Magnetosphäre und Sauerstoff-Ionen auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen. Dort regen sie die vorhandenen Luftmoleküle zum Leuchten an.
Leuchten in den Augen verursacht auch der Weihnachtsbummel durch die Geschäfte Reykjaviks. Der Lebensstil der Isländer mit lässigem Charme und hippem Lifestyle ist weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden. "Große Modeketten gibt es hier nicht, dafür kann man lokale Produkte erstehen", so Kristjansdottir. "Die Isländer, die wegen ihrer Gelassenheit und ihrem häufigen Zu-Spät-Kommen als 'Italiener des Nordens' gelten, zeigen sich als Genießer, was Chic und Lebensqualität anbelangt." Ereignisreich werden die Wochenenden in Reykjaviks Bars gefeiert.
Ganz groß geschrieben in Island wird Wellness. "Für den Isländer gehört es zum fixen Termin, mindestens einmal pro Woche in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen." Die Thermen, so auch die berühmte Blaue Lagune, befinden sich alle unter freiem Himmel. "Allein um Reykjavik gibt es 16 solcher Bäder, die übrigens über Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen verfügen", so die Expertin. "Da alles sehr klein und familiär ist, besteht überall die Möglichkeit, Bekannte oder Freunde zu treffen und während des Bades ausgiebig zu diskutieren."
Außerhalb der beschaulichen Hauptstadt Reykjavik erwarten den Besucher natürlich auch noch einige spektakuläre Natursehenswürdigkeiten. Auch wenn die Wintertage kurz sind, kann man dem großen Geysir Strokkur oder Gullfoss, dem goldenen Wasserfall, einen Besuch abstatten. "Für all jene, die ihren Urlaub auf Island lieber auf den Sommer verschieben wollen, besteht jetzt schon die Buchungsmöglichkeit. In der Sommersaison 2009 hebt der Low-Cost-Carrier von Berlin-Schönefeld, Frankfurt-Hahn, Friedrichshafen, Basel, Genf und Eindhoven in Richtung Reykjavik ab. Der einfache Flug mit Iceland Express, inklusive Steuern und Gebühren, ist ab 130 Euro online buchbar", so Kristjansdottir abschließend gegenüber pressetext. (Ende)
Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
email: weitlaner@pressetext.com
Tel. +43-1-81140-307
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Gruß DB
Gruß DB
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Der IWF gibt in solchen Fällen Kredite und legt der Regierung bzw. Bevölkerung ein strenges Diktat auf, solche Länder sind für die nächsten Jahre tot. Nicht nur Island, auch Ukraine und Ungarn haben große Probleme und deshalb Knete von EU und IWF bekommen.
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Tanz auf der Vulkaninsel
In Island erfasst die Finanzkrise zunächst die Reichsten
Von André Anwar, Reykjavik *
Island ist von der Finanzkrise unter allen westlichen Ländern am stärksten betroffen. Im Land jahrzehntelanger Vollbeschäftigung und des welthöchsten Lebensstandards drohen Massenarbeitslosigkeit und Staatspleite.
Noch immer rollen die Luxusautos und nagelneuen Jeeps im Stau über die enge Hauptstraße Reykjaviks, den Laugarvegur. Noch immer sind die Bars und Restaurants in Reykjavik voll mit Menschen in teurer Designerkleidung. Selbst das geschäftige Treiben der Bauarbeiter, die eine neue, höhere Skyline für Reykjavik aus dem Boden stampfen, ist keineswegs zum Erliegen gekommen. »Aber wer soll da einziehen«, fragen sich viele, während die drei zwangsverstaatlichten Banken Glitnir, Landsbanki und Kaupthing abgewickelt werden. Ein Brite in Reykjavik nennt die scheinbar gute Stimmung »Tanz auf der Titanic«.
Der konservative Ministerpräsident und EU-Gegner Geir Haarde warnte vor Kurzem vor dem völligen »Staatsbankrott«. Die Isländer, die wegen ihrer chronischen Gelassenheit als »Italiener des Nordens« gelten, sind aber nicht so leicht zu erschüttern. Auch in der Zentrale von Kaupthing gibt sich die junge Kassiererin Siv entspannt. Die Bank habe schließlich ein großes Vermögen und nicht nur Schulden. Die ausländischen Sparer würden ihr Geld letztlich schon zurückbekommen, »nur Geduld«, sagt sie zuversichtlich.
Die Krise hat viele Isländer noch nicht erreicht. »Mein Mann ist Tischler und wir haben fünf Kinder, 20 Islandpferde und einen großen Bekanntenkreis. Da ist niemand, der sein Vermögen verloren hat. Wir haben nichts mit den Finanzhaien zu tun«, sagt etwa Soffia, eine 53-jährige Küchenhilfe an der Kunsthochschule von Reykjavik. »Nur die Lebensmittel sind verdammt teuer geworden. Mein Gehalt ist leider immer noch das gleiche.« Seit Jahresbeginn hat die Krone gegenüber dem Euro rund 50 Prozent eingebüßt.
Direkt betroffen sind bislang vor allem die Wohlhabenden, die im Kaufrausch Häuser, Jachten und Autos mit billigen Krediten in ausländischen Währungen erworben haben. Nun sind diese mit der fallenden Krone und steigenden Zinsen schmerzlich teuer geworden. »Einige Leute haben ihre alten Autos einfach verschenkt, um neue zu kaufen. Selbst Elton John wurde einfach mal so zu einem Auftritt auf einem Geburtstagsfest eingeflogen«, sagt Lily Adamsdottir (23), Kunststudentin. Isländische Haushalte haben ihr Einkommen mit durchschnittlich 213 Prozent beliehen, was selbst die US-Verschuldung mit 140 Prozent moderat aussehen lässt. Hinter der gelassenen Fassade wächst die Unruhe. »Die Krise hat uns Isländer emotional sehr getroffen, auch wenn wir es nicht zeigen«, so Lily.
Im Friseursalon auf dem Laugarvegur trinken zwei Friseurinnen und eine Schneiderin aus dem Nachbarladen Milchkaffee. Seit Tagen gibt es nichts mehr zu tun. »Die Leute kaufen lieber Benzin und Lebensmittel statt Haarschnitte«, sagt Heidveig Thrainsdottir. Aber ihr gingen eh die Haarfarben aus, weil Importeure nicht mehr ohne Vorkasse liefern wollen. Eines regt Heidveig aber wirklich auf. In den Friseurladen wurde das erste Mal seit der Gründung vor 20 Jahren eingebrochen. Die Polizei vermutet eine osteuropäische Mafia dahinter, die mit den polnischen und baltischen Gastarbeitern ins boomende Island kam. »Die Gastarbeiter gehen wieder. Die Kriminellen unter ihnen nehmen alles mit, was sie können«, argwöhnt Heidvig.
»Das boomende Reykjavik gehört der Vergangenheit an«, sagt Audunn Arnorsson, Redakteur der größten Tageszeitung des Landes, der Gratiszeitung »Frettabladid«. »Unsere Wirtschaftsexperten sind sich leider völlig sicher: Wir werden hier bald eine Massenarbeitslosigkeit ohnegleichen erleben, wenn die Firmen beginnen, dicht zu machen. Das wird ein ganz anderes Island sein.«
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Island/tanz.html
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Finden kann man sie unter dem Artikel "Islands Weg ins Bankenchaos" auf dieser site (empfehlenswert):
http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/...os_aid_341184.html
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„Devisenreserve der Zentralbank von Island gestärkt“
07. Oktober 2008 Das russische Finanzministerium wies am Dienstag eine Mitteilung der isländischen Nationalbank über einen Milliardenkredit aus Russland zurück und löste damit Verwirrung aus. Die Erklärung der isländischen Nationalbank mit der Überschrift „Devisenreserve der Zentralbank von Island gestärkt“ hatte in einer Übersetzung der Deutschen Presse-Agentur dpa folgenden Wortlaut:
„Der russische Botschafter in Island, Victor I. Tatarintsev, hat den Vorsitzenden des Direktoriums der Zentralbank von Island an diesem Morgen darüber informiert, dass Russland der Zentralbank einen Kredit in Höhe von 4 Milliarden Euro gewähren würde. Die Fälligkeit beträgt drei bis vier Jahre zu Konditionen in einer Spanne zwischen 30 bis 50 Basispunkten über dem Libor. Premierminister Putin hat die Entscheidung bestätigt.
Der isländische Premierminister hatte vor einigen Monaten Kontakte bezüglich dieser Übereinkunft initiiert. Vertreter der Zentralbank von Island und der Regierung werden die Übereinkunft in Moskau vollenden.
Dieser Kredit stärkt erheblich die Devisenreserven der Zentralbank von Island und untermauert damit die Stabilität des Wechselkurses der Krone.“
http://www.faz.net/s/...5E80C26E7C2BB2D799~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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Finanzkrise
Bankenchaos in Island
Deutsche Kunden der angeschlagenen isländischen Bank Kaupthing können derzeit nicht auf ihr Konto zugreifen. Warum und wie lange die Konten gesperrt sind, konnte ein Sprecher der deutschen Niederlassung Kaupthing Edge am Donnerstag nicht sagen.
Stockholm/Berlin - Die größte isländische Bank wurde am Donnerstag verstaatlicht, um den Kollaps des Finanzsystems der Insel abzuwenden. Sobald man mehr wisse, werde man dies auf die deutsche Internetseite www.kaupthingedge.de stellen, sagte der Sprecher. Auf der Seite, auf der am Donnerstag noch potenzielle Kunden mit besonders hohen Sparzinskonten geworben wurden, hieß es: „Derzeit ist der Zugriff auf die Online-Konten nicht möglich.“ Bis zuletzt hatte das Geldhaus noch beteuert, nicht in Schwierigkeiten zu sein.
Dem Sprecher zufolge gehört die Bank nur der isländischen Einlagensicherung und nicht der deutschen an. Ob die isländische Sicherung auch für deutsche Kunden gelte, konnte er nicht sagen. Im Internet heißt es, auch die deutsche Niederlassung unterliege den Regularien der isländischen Bankenaufsicht. Demnach werden Einlagen deutscher Kunden bis zu einer Höhe von 20 887 Euro zu 100 Prozent garantiert. Allerdings hat der isländische Sicherungsfonds nun verlauten lassen, nur noch isländische Sparer zu versorgen, da die weltweiten Verbindlichkeiten so groß seien, dass sie zum Staatsbankrott von Island führen würden, wenn sie bedient werden müssten.
Island ist wie kein anderer europäischer Staat durch die Finanzkrise in einen Abwärtsstrudel geraten. Alle drei großen Banken sind nun verstaatlicht. Damit versucht Premierminister Geir Haarde, eine Staatspleite zu verhindern.
Die Finanzaufsicht Bafin fror am Donnerstag deutsche Konten der Bank ein. Damit solle ein ungeordneter Abzug von Einlagen verhindert werden, wenn die Isländer die Konten wieder freigäben. Die Frankfurter Niederlassung hat rund 30 800 Kunden und Einlagenverbindlichkeiten in Höhe von 308 Millionen Euro.
Die um ihr Erspartes bangenden Kunden in Deutschland können Experten zufolge nur abwarten. „Es sieht nicht besonders gut aus“, sagte Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, dem Tagesspiegel. Offenbar sei die Bank nicht in weitere Sicherungssysteme eingebunden. „Alles hängt nun an der staatlichen Garantie.“ Doch stelle sich die Frage, ob Island leistungsfähig genug sei, um die Bank am Leben zu erhalten. Uwe Döhler von der Stiftung Warentest sagte, Kaupthing habe aufgrund seiner aggressiven Werbung wahrscheinlich mehr Kunden als Island Einwohner.
Offenbar haben viele deutsche Kunden bereits gehandelt. „Nach unseren Recherchen sind in den letzten zwei Tagen massiv Gelder von Kaupthing-Kunden in Deutschland abgerufen worden“, sagte Horst Biallo vom unabhängigen Finanzportal
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Nach Bankverstaatlichung
Island erhält Milliardenkredit
Der Insel im Nordatlantik droht der Staatsbankrott. Jetzt springen der Internationale Währungsfonds und mehrere Länder den Isländern mit Milliarden bei. Auch die Polen sind mit von der Partie. Deutsche Anleger können derweil Anträge auf Entschädigung stellen.
Das Rettungspaket für Island nimmt Formen an. Demnach erhält die vom Bankrott bedrohte Insel im Nordatlantik 6 Mrd. $ an Hilfen vom Internationalen Währungsfonds (IWF), Großbritannien, den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und Polen. Das bestätigte am Freitag eine Sprecherin des polnischen Finanzministeriums.
Island leidet stark unter den Folgen der Finanzkrise. Die Banken des Landes hatten sich bei ihrer raschen Expansion in den vergangenen Jahren verschuldet, weshalb sie international kaum mehr Kredite bekamen. Die Verbindlichkeiten beliefen sich zuletzt auf 61 Mrd. $. Das entspricht dem Zwölffachen der Wirtschaftsleistung. Die Insel im Nordatlantik musste wegen der stockenden Refinanzierung das Bankensystem verstaatlichen. Seitdem stehen die drei größten Finanzinstitute des Landes - Kaupthing, Landsbanki und Glitnir - unter Verwaltung der öffentlichen Hand.
30.000 deutsche Anleger sind von der Verstaatlichung betroffen. Ihre Guthaben bei Kaupthing belaufen sich auf rund 305 Mio. Euro. Vor kurzem stellte die isländische Finanzaufsicht den Entschädigungsfall fest. Das bedeutet, dass die Anleger jetzt Anträge stellen können. Geschädigte können dazu ein Formular auf der Internetseite des isländischen Sicherungsfonds herunterladen.
Verhandlung mit Auslandsschuldnern
Inzwischen wird die Wirtschaft des Landes in die Tiefe gerissen. Für das kommende Jahr rechnet die Zentralbank mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 8,3 Prozent. Die Inflation werde bei 14,1 Prozent liegen, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Um die Währung zu stabilisieren, hielt Islands Zentralbank den Leitzins auf dem Rekordhoch von 18 Prozent - und steht damit konträr zu den Zinssenkungen anderer europäischer Notenbanken.
Die Wirtschaft Islands ist in hohem Maß von ausländischen Kapitalzuflüssen abhängig. Das Leistungsbilanzdefizit des Inselstaates belief sich laut neuen Schätzungen des isländischen Finanzministeriums 2007 auf rund 15,4 Prozent und 2008 auf rund 16,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Die Nettoauslandsverschuldung beträgt aktuell rund 312 Prozent vom BIP und wird zu knapp 80 Prozent von den isländischen Banken gehalten.
Momentan verhandelt die isländischen Regierung unter Ministerpräsident Geir Harde mit den Bankschuldnern. Angestrebt werde eine Restrukturierung der Schuldenlast, berichtete das "Wall Street Journal". Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche berate dabei die Regierung.
Island ist nicht das einzige Land, das vom Währungsfonds finanzielle Hilfe bekommt. So erhalten beispielsweise auch die Ukraine und Ungarn Unterstützung. Die 15,7 Mrd. $ schwere Rettung für Ungarn genehmigte der IWF am Freitag.
http://www.ftd.de/politik/international/.../436226.html?nv=cd-topnews
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Kaupthing Kunden und das vergessene Geld
Kaupthing Kunden können Gelder geltend machen
Die isländische Finanzaufsicht hat für die Kaupthing Bank den Entschädigungsfall festgestellt. Für deutsche Sparer bedeutet dass es an der Zeit ist, das eigene Geld zurückzufordern. Dabei handelt es sich um mehr als 300 Millionen Euro.
Die isländische Finanzaufsicht, das Gegenstück zu der deutschen BaFin, hat für die Kaupthing Bank den Entschädigungsfall festgestellt und damit die Weichen für Auszahlungen an die Kunden gestellt. Die 30.000 geschädigten deutschen Anleger haben nun maximal zwei Monate Zeit um die eigenen Forderungen gegenüber dem zuständigen isländischen Entschädigungsfonds geltend zu machen. Eine Veröffentlichung der Fristen, an die sich die Anleger für die Geltendmachung der Entschädigungen halten müssen, werden in verschiedenen isländischen Zeitungen wie etwa die „Official Gazette“ abgedruckt werden. Dies berichtete die boerse.ard.de in ihrer Onlineausgabe.
Einige Rechtsanwälte empfehlen sich zu beeilen und möglichst schnell die eigenen Ansprüche gegenüber dem isländischen Entschädigungsfonds geltend zu machen und damit seine Verluste durch die Kaupthing Bank anzuzeigen. Sollte der Zeitraum verstrichen werden, dann bestehen keine Möglichkeiten mehr um die Ansprüche geltend zu machen. Rechtsanwälte der Kanzlei Nieding & Barth sehen auch ein Scheitern der Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und dem isländischen Finanzministerium um eine ähnliche Lösung wie die Niederlande, Finnland oder Großbritannien erreicht haben als gegeben. Die Bundesregierung steht zwar immer noch in Verhandlungen mit den isländischen Behörden um die Gelder der deutschen Kaupthing Kunden zurück zu bekommen, jedoch scheint es keine Ergebnisse bezüglich eines Kredites an Island zu geben. Aus einem potentiellen Kredit der Bundesregierung an Island hätten anschließend die deutschen Kaupthing-Edge Kunden ihr Geld zuerück bekommen können.
Anleger die ihre Geltendmachung gegenüber dem isländischen Einlagensicherungsfonds innerhalb der Frist abgegeben haben, sollten wissen dass damit die Rückzahlung des eigenen Geldes nicht garantiert ist, sondern dass nur die Ansprüche als solches hinterlegt sind. Es komme anschließend darauf an wie hoch das Volumen des Einlagensicherungsfonds in Island ist, damit aus diesem die offenen Forderungen der Kunden beglichen werden können.
Da der isländische Einlagensicherungsfonds ähnlich dem deutschen Einlagensicherungsfonds aufgebaut ist, werden die Forderungen durch andere Mitgliedsbanken gedeckt. Da in Island die drei größten Banken bereits verstaatlicht und damit pleite sind, dürfte es schwer sein alle finanziellen Mittel die für die Entschädigung der Kunden notwendig sind, aufzubringen. Weiterhin befindet sich der isländische Staat vor einem Staatsbankrott so das auch dieser nicht die finanziellen Mittel aufbringen wird können. Somit könnte es unklar sein welche Forderungen in welcher Höhe überhaupt durch den Einlagensicherungsfonds bedient werden können.
Zusätzlich informierte der isländische Einlagensicherungsfonds die Öffentlichkeit, dass die Prozedur der Auszahlung noch unklar sei.
http://www.finanz-geld.de/finanzdienstleister/...vergessene-geld-532/
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Niederlande und Großbritannien blockieren IWF-Kredit an Kaupthing
Daniel Borchardt 07.11.2008
Die deutschen Opfer der Kaupthing-Pleite schauen neidisch auf die Niederlande und Großbritannien: Die dortigen Regierungen blockieren IWF-Hilfen für Island und zwingen den Inselstaat so zu rascher Hilfe für Anleger aus beiden Ländern. Gleichzeitig wächst nach den neuerlichen KfW-Verlusten die Wut auf die Minister Glos (CDU) und Steinbrück (SPD).
Die Regierungen der Niederlande und Großbritannien setzen Island in Sachen Kaupthing massiv unter Druck.
Wie isländische Medien gestern berichteten, machen die Politiker beider Länder ihre Zustimmung zu einem Kredit des Internationalen Währungsfonds davon abhängig, dass Island die Entschädigung ausländischer Geldanleger vorantreibt. Konkret soll der Bankensicherungsfonds, der rechtlich für die Pleite der Institute Landsbanki und Kaupthing haften muss, endlich die Guthaben der Sparer erstatten.
Dieser Schritt sei Island bei einem Treffen der EU- und EFTA-Finanzminister am Dienstag in Brüssel mitgeteilt worden. Noch in dieser Woche sollte der Kredit über 1,64 Milliarden Euro in trockene Tücher gebracht werden.
Obwohl Stillschweigen vereinbart wurde, trugen die Isländischen Sitzungsteilnehmer den Vorgang in die Öffentlichkeit. Ein Politiker der isländischen Grünen nannte den Vorgang offen Erpressung.
Von Seiten der Regierung äußerte man sich vorsichtiger und erklärte, dass es noch „Uneinigkeit über die Interpretation rechtlicher Fragen“ mit Großbritannien gebe. Island habe die Verbindung von Kreditgewährung und Einlagensicherung in Brüssel gerügt. Von Seiten der Briten verlautete unterdessen, dass der Staat eine knappe Milliarde Euro bereitstelle, um für die nicht vom britischen Sicherungsfonds gedeckten Guthaben seiner Bürger geradezustehen.
Große Empörung unter den Kaupthing-Geschädigten
Mit dem Vorstoß machen die Regierungen der Niederlande und Großbritanniens zum wiederholten Mal vor, was auch die rund 30.000 deutschen Kaupthing-Opfer von Merkel und Co. erwarten.
In den Hilfeforen für die geprellten Bankkunden ist denn auch die Empörung groß, dass es seitens der deutschen Bundesregierung noch immer keine klaren Aktivitäten zur Unterstützung der Sparer gibt.
Stattdessen kam gestern ans Licht, dass die kfw-Bankengruppe in Island mindestens 288 Millionen Euro verloren hat.
Damit steht die Bank den Kleinsparern, die zusammen rund 308 Millionen Euro bei den Pleite-Instituten angelegt hatten, kaum nach. Die Entrüstung über den neuerlichen Verlust bei der Staatsbank ist bei vielen Kaupthing-Opfern deswegen so groß, weil die Bundesminister Glos (Wirtschaft) undSteinbrück (Finanzen) die Anlage bei ausländischen Banken zu Beginn der Krise als risikoreich brandmarkten, wenn diese nicht dem deutschen Einlagensicherungsfonds angeschlossen seien.
Gleichzeitig mit ihrem Ministeramt nehmen Michael Glos und Peer Steinbrück führende Positionen im KfW-Verwaltungsrat ein und sind in den Augen der Kleinanleger für die Investitionen der Bank in Island mitverantwortlich. Ihrem Ärger machen die Sparer aktuell in massenhaften Petitionen und offenen Briefen an die Politiker Luft.
Weitere Hilfe bekommt Island offenbar von Finnland, Schweden und Dänemark. Für die kommenden Wochen wurde eine Finanzspritze in Höhe von 4,7 Milliarden in Aussicht gestellt, mit der die Inselrepublik die drohende Zahlungsunfähigkeit abwenden könnte.
http://www.wiwo.de/finanzen/...kieren-iwf-kredit-an-kaupthing-377328/
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WIRTSCHAFTSKRISE AM POLARKREIS
IWF schiebt Hilfe für Island auf die lange Bank
Aus Reykjavik berichtet Auðunn Arnórsson
Island droht durch die Finanzkrise ein Debakel: Die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt, immer mehr Menschen wollen das Land verlassen. Die Regierung hofft auf den IWF. Doch der zögert mit Hilfszahlungen - und europäische Länder stellen sich quer.
Die Stimmung in Island ist düster. Das liegt nicht nur am schwindenden Tageslicht im Winter am Polarkreis. Islands Wirtschaft stehen ebenfalls finstere Zeiten bevor. Das merkt auch Lárus Wöhler, Vater von drei Kindern und bald von einem vierten. Er hat seinen Arbeitsplatz bei einem großen Autohaus in Reykjavík verloren. Dass er sein Eigenheim weiter abbezahlen kann, glaubt Wöhler nicht. "Alles ist futsch: das Haus, der Job", sagt er. Von den Banken erwartet der Isländer keine Hilfe. Die angeschlagenen Geldhäuser lassen nicht mit sich reden, was den Hauskredit angeht. Selbst an die Regierung hat er sich gewandt - ohne eine Antwort zu bekommen.
Kaum ein Land wurde bislang vom globalen Bankenbeben derart stark erschüttert wie Island. Die drei größten heimischen Geldhäuser Landsbanki, Glitnir und Kaupthing stehen seit einigen Wochen unter staatlicher Kontrolle. Was als Zusammenbruch des Bankensystems begann, entwickelt sich zusehends zu einer schweren Wirtschaftskrise.
Der Absturz der isländischen Krone hat die Inflation angeheizt. Die Teuerungsrate liegt inzwischen bei 15 Prozent. Die heimische Konjunktur lahmt. Offizielle Prognosen rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr um zehn Prozent einbricht. Im selben Maß, wie die Wirtschaft schrumpft, steigt die Arbeitslosigkeit. Allein im Oktober gingen mindestens 3000 Jobs verloren - bei 200.000 Menschen insgesamt im Beschäftigungsalter ein schmerzhafter Verlust.
Die isländische Arbeitsbehörde rechnet damit, dass in den kommenden drei Monaten etwa 4000 Menschen das Land verlassen werden. Vor allem ausländische Arbeitnehmer, die in der Baubranche und anderen Industriezweigen tätig sind, dürften zuerst in ihre Heimat zurückkehren. Der hohe Anteil nicht-isländischer Arbeitskräfte in den Boom-Branchen mildert den Schock etwas für die heimischen Arbeitnehmer. Dabei wird es wohl nicht bleiben. Die Behörden erwarten, dass früher oder später auch isländische Handwerker zunehmend Arbeit im Ausland suchen. Angestellte aus dem stark geschrumpften Bankensektor, aus Architektenbüros oder Werbeagenturen dürften folgen.
Die Wirtschaft warnt vor Untergangsstimmung. Þór Sigfússon, Präsident des Arbeitgeberverbandes, sagt, er rechne damit dass die isländische Wirtschaft ab Ende 2009 wieder auf Wachstumskurs sein werde. Allerdings: Während Regierungen weltweit Konjunkturpakete schnüren, um die Folgen der Finanzkrise für die Realwirtschaft zu mildern, gehen den Verantwortlichen um Premierminister Geir H. Haarde in Reykjavík langsam die Mittel aus. Die Staatsschulden, die in den letzten Boom- und Privatisierungsjahren kontinuierlich reduziert wurden, schießen von weniger als 25 Prozent auf weit über 100 Prozent des BIP in die Höhe.
Haarde steht vor einer Mammutaufgabe. Aus der Staatskasse muss er die größten Geldinstitute des Landes refinanzieren. Gleichzeitig schmälern Einnahmeverluste durch den Abschwung und Stützungsaktion für die an Wert verlierende Landeswährung seinen Spielraum. Jetzt soll er auch noch ein Beschäftigungsprogramm für Arbeitslose organisieren und bezahlen. Und außerdem muss der Regierungschef Image und Kreditwürdigkeit des Landes wiederherstellen.
Hoffen auf den IWF
Ohne fremde Hilfe kann Island das Pensum kaum bewältigen. Große Hoffnung setzt das Land daher auf die Unterstützung durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Doch die Verhandlungen gestalten sich schwierig. Ministerpräsident Haarde erklärte Anfang der Woche, dass die endgültige Bewilligung der zugesagten 2,1 Milliarden Dollar vom IWF zum dritten Mal auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Der Währungsfonds wünsche weitere Informationen über die Möglichkeiten der Inselrepublik für anderweitige Kredithilfen, hieß es weiter.
Eine Hürde für die IWF-Hilfe scheint auch der weiterhin schwelende Streit mit den Niederlanden und Großbritannien zu sein. Beide Staaten fordern Entschädigungen für Sparer, die Geld bei der Landsbanki-Tochter Icesave angelegt hatten. Die Konten sind seit Anfang Oktober gesperrt. Auch rund 30.000 deutsche Kunden der Kaupthing-Bank sind betroffen. Der niederländische Finanzminister Wouter Bos erklärte jüngst, dass seine Regierung sich gegen die Bewilligung des IWF-Pakets stelle, bis der Icesave-Streit beigelegt sei. Die Niederlande hätten dabei die Unterstützung der britischen und auch der deutschen Regierung.
Reykjavík will die Icesave-Kunden am liebsten aus dem Insolvenzvermögen der Landsbanki entschädigen. Großbritannien und die Niederlande plädieren dagegen dafür, dass der isländische Einlagensicherungsfonds einspringt. Wenn die Mittel dort nicht ausreichen, soll die Staatskasse den Rest garantieren. Genau das will Island vermeiden. Denn die Summen sind beträchtlich. Knapp zwei Milliarden Euro fordern die Niederlande und um bis zu vier Milliarden Pfund geht es in Großbritannien.
Island spricht von Erpressung
Sollten sich die Europäer durchsetzen, müssten die isländischen Steuerzahler dafür aufkommen. Denen dürfte das kaum zuzumuten sein. Sie sehen nicht ein, warum sie jetzt auch noch für die Fehler der Privatbanken büßen sollen. Premierminister Haarde reagiert entsprechend dünnhäutig auf die Blockade der IWF-Gelder. Das Icesave-Problem und die Bewilligung der IWF-Hilfe seien "zwei getrennte Sachen", erklärte er. Eine Koppelung komme einer Erpressung gleich. Auch Islands Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson klagt über die harte Haltung der Europäer und plädiert nun für eine engere Zusammenarbeit mit Russland.
Besonders bitter: Ohne die IWF-Zusage kann Island auch nicht auf die Hilfe der EU hoffen. Die Europäische Union macht die Unterstützung unter anderem von einer Einigung mit dem Währungsfonds abhängig. Auch die nordeuropäischen Partnerländer Islands wollen ein Hilfspaket für Reykjavik erst nach der Zusage des IWF schnüren.
Als würde das nicht reichen, droht Island jetzt auch noch eine politische Krise. Grund dafür ist der Streit um einen möglichen EU-Beitritt. Angesichts der drängenden Probleme plädieren heimische Ökonomen für einen Beitritt zur Währungsunion. So entfielen zumindest die kostspieligen Stützungsaktionen für die Krone. Dem stimmt auch der Großteil der Bevölkerung zu. Laut den neuesten Umfragen wollen rund 70 Prozent der Isländer den Weg in die EU gehen.
Dennoch entbrennt über das Thema politischer Streit in der Regierungskoalition. Während die sozialdemokratische Allianz sich dafür ausspricht, hält Premier Haarde und seine liberal-konservative Selbständigkeitspartei am Anti-EU-Kurs fest. Die Pattsituation scheint nur auf zweierlei Weise lösbar zu sein: durch Neuwahlen oder durch Führungs- und Kurswechsel in der regierenden Selbständigkeitspartei.
Stabilität sieht anders aus. Entsprechend gibt sich auch Ex-Autohändler Lárus Wöhler pessimistisch. An eine Zukunft in seiner Heimat mag er kaum glauben. "Wir überlegen zu emigrieren", sagt der Isländer.
Quelle: spiegel-online
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25.10.2008 von Roland Tichy
Roland Tichy über Erfahrung mit Staaten, die pleitegehen.
Gerade haben die Staaten die Banken vor dem Bankrott gerettet, da geht das Wort vom Staatsbankrott um. Island, naja, winzig, Pakistan klingt schon bedrohlicher, Ungarn sehr nah, und Russland gilt als echte Gefahr. Deutschland hat die größten und bittersten Erfahrungen damit, wie es ist, wenn die Staatsschulden die Fähigkeit übersteigen, diese noch zu tilgen oder die Zinsen zu bezahlen. 1923 war das Reich wegen Kriegsschulden und Reparationen bankrott und radierte mit seinen Schulden auch die gesamte Ersparnis seiner Bürger mittels einer Hyperinflation aus. Ende der Dreißigerjahre waren die Nazis in Berlin wieder zahlungsunfähig und begannen einen Krieg, der dies verschleiern half und Deutschland vorübergehend auf Kosten seiner überfallenen Nachbarn sanierte. Die Währungsreform 1948 war nicht nur der Beginn einer neuen Ära – sondern auch das Eingeständnis des Bankrotts und die Beseitigung der Altschulden mit einer neuen, unbelasteten Währung. 1989 warf sich schließlich die DDR dem reichen und bekämpften Westen an den Hals – in den letzten Beratungen des Staatsrats ist ganz offen die Rede vom bevorstehenden Staatsbankrott.
1998 erklärte Russland Staatsanleihen im Wert von 13,5 Milliarden Dollar für wertlos, 2002 mussten die Schuldner Argentiniens 75 Prozent ihres Geldes, das sie dem Staat geliehen hatten, in den Kamin schreiben. Heute zählt der Internationale Währungsfonds ein halbes Dutzend vom Bankrott bedrohte Staaten auf. Die meisten sind in Osteuropa, also direkt vor unserer Haustür, uns eng verbunden.
Ein Staatsbankrott hat unterschiedliche Ursachen. Die Wurzel für die heutige Krise liegt nicht bei ein paar gierigen Bankern, sondern im Doppeldefizit der USA. 2,6 Billionen Dollar Konsumentenschulden und ein Leistungsbilanzdefizit von über 700 Milliarden Dollar wurden durch den Verkauf von allerlei im Kern gar nicht raffinierten Schuldverschreibungen finanziert; auf der Käuferseite stehen die eigenen Banken und die der restlichen Welt. Jetzt können diese privaten Schulden nicht mehr bedient werden – und die Gläubiger-Banken kollabieren und reißen andere mit. Die chinesischen Sparer haben auf diese Weise umgerechnet rund 600 Milliarden Dollar verloren.
Andere haben es weniger geschickt angestellt. Pakistan kann seine Energie- und Nahrungsmittelimporte nicht mehr bezahlen, Island die aufgeblähten Schulden seiner bankrotten Banken nicht begleichen. Russland hat eine Wirtschaftspolitik betrieben, die der frühere Wirtschaftsberater Wladimir Putins, Andrej Illarionow, als „Venezualisierung“ des Landes gegeißelt hat: Alle leben vom Öl. Der Konsum des Staates, seiner Reichen wie der Armen basiert nicht auf wirtschaftlicher Leistung – sondern auf der Ausbeutung der Rohstoffe. So kommt es, dass allein schon der Rückgang der Erdöl- und Erdgaspreise auf ein moderates Niveau ausreicht, um eine gigantische Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben aufzureißen. Weltweit gilt: Alte Schulden können mit neuen getilgt werden, wenn die Wirtschaft und damit die Fähigkeit zur Schuldentilgung wächst. Die Illusion vom globalen Dauerwachstum aber ist geplatzt.
Und Deutschland? Die Staatsverschuldung von 1,5 Billionen Euro klingt im internationalen Vergleich nicht bedrohlich. Allerdings hat Deutschland viele künftige Verpflichtungen versteckt: Die Ausgaben für pensionierte Beamte werden sich von derzeit 25 Milliarden auf aber-witzige 140 Milliarden Euro im Jahr 2050 erhöhen. Weniger Junge sollen die Renten einer schnell wachsenden Zahl Älterer finanzieren. Die Zahl der Beschäftigten schrumpft, die versprochenen Sozialausgaben steigen, als ob nichts gewesen wäre.
Die Welt wollte auf Pump leben. Jetzt wird das Konsumniveau der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wieder angepasst. Das ist schmerzhaft.
http://blog.wiwo.de/chefsache/2008/10/25/staatsbankrott/
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Von Ludwig Heinz, Tobias Kaiser und Brigitte Watermann
Das nordeuropäische Land könnte wegen der Finanzkrise bald bankrott sein. Auch Anleger in Deutschland könnte dies treffen. Immerhin buhlte die isländische Kaupthing-Bank in großformatigen Anzeigen massiv um Neukunden und versprach hohe Zinsen. Viele Anleger sprangen darauf an.
Die Finanzkrise in Island spitzt sich zu – die Auswirkungen zeigen sich nun auch in Deutschland. Die isländische Bank Kaupthing, die mit ihrem Tagesgeldangebot von derzeit 5,65 Prozent an der Spitze steht, hat einen Kredit von 500 Millionen Euro von der isländischen Zentralbank erhalten – und bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung: „Die Zentralbank fördert nun die Kaupthing Bank. Kaupthing hat eine Unterstützung von der Regierung in Form eines 500 Millionen Euro Kredites durch die Zentralbank erhalten um die Fortführung der regulären Geschäftstätigkeit zu erleichtern.“, heißt es auf der Website des deutschen Kaupthing-Ablegers.
Dort ist auch eine Liste von Fragen und Antworten zur aktuellen Lage der Bank zu finden. Der Zentralbankkredit war durch die Notstandsgesetze möglich geworden, die die isländische Regierung in der Nacht von Montag auf Dienstag verabschiedet hatte. Seither ist es der isländischen Finanzmarktaufsicht möglich, sich in die Geschäfte der isländischen Banken einzuschalten. Dies sei bei Kaupthing bisher nicht geschehen, teilte das Institut in einer Stellungnahme vom Dienstag mit. Was der Staatskredit für die deutschen Aktivitäten von Kaupthing bedeutet, ist derzeit noch offen. Kaupthing bekräftigte in seiner Stellungnahme, den regulären Geschäftsbetrieb fortzusetzen.
Wie mehrfach berichtet, sollten deutsche Kunden unbedingt die Höhe der Einlagensicherung bei Kaupthing beachten, die lediglich den EU-Standards folgt. Die Kaupthing Bank hf. Niederlassung Deutschland (Kaupthing Edge) ist dem isländischen Einlagensicherungsfonds angeschlossen. Dieser Fonds schützt die Einlagen jedes einzelnen Kunden – auch in Deutschland – bis zu einer Höhe von 20.887,00 Euro zu 100%. Im Ernstfall bedeutet dies: Sollte die Kaupthing Bank Pleite gegen, wäre nur dieser Betrag pro Person gesichert.
Die beiden anderen größten Banken des Staats im Nordatlanktik wurden bereits verstaatlicht. Heute hat die isländische Finanzaufsicht die Kontrolle über die zweitgrößte Bank des Landes, die Landsbanki, übernommen. Mit der Übernahme solle sichergestellt werden, dass in Island weiter Bankgeschäfte getätigt werden können, teilte die Aufsichtsbehörde mit. Und weiter: "Die einheimischen Sparguthaben sind in vollem Umfang gesichert." Bereits vergangene Woche hatte der isländische Staat für 600 Mio. Euro 75 Prozent der Glitnir Bank übernommen. Von den drei großen Instituten des Landes ist nur Kaupthing noch nicht verstaatlicht – und geht laut der heutigen Stellungahme auch davon aus, dass das so bleibe wird. Der Handel mit Bankaktien an der isländischen Börse wurde ausgesetzt.
Die isländische Wirtschaft befindet sich in der schwersten Krise seit Bestehen des Landes. Mit einem Notgesetz hat das Parlament der Regierung erlaubt, die ins Trudeln geratene Bankenbranche zu verstaatlichen. "Es ist eine realistische Möglichkeit, dass die isländische Wirtschaft zusammen mit den Banken untergeht", sagte Regierungschef Geir Haarde am Montagabend im isländischen Fernsehen. Die isländische Krone war am Montag um rund 30 Prozent abgestürzt.
Die Lage scheint so dramatisch, dass auch ein Staatsbankrott nicht ausgeschlossen wird. Island ist bereits auf staatliche Hilfe aus dem Ausland angewiesen: Die isländische Zentralbank hatte am Dienstagvormittag erklärt, Russland habe dem Land einen Kredit in Höhe von vier Milliarden Euro zugesagt. Russland hat diese Darstellung inzwischen dementiert; über den Kredit sei noch nicht entschieden.
Zumindest derzeit noch gehört Island zur Spitzengruppe unter den Industrieländern. Das Pro-Kopf-Einkommen von rund 53.000 US-Dollar zählt zu den höchsten weltweit. Allerdings weist das Land eine relativ einseitige Wirtschaftsstruktur auf. Die Fischerei und die Aluminiumindustrie sind nach wie vor die wichtigsten Pfeiler der Realwirtschaft. Dabei profitiert die energieintensive Alu-Industrie von den reichen Vorkommen an erneuerbarer Energie. Das Land ist weitgehend unabhängig von Öl und Gas. Die Regierung Islands hat in den vergangenen Jahren die Industrialisierung forciert. Das hat zwar zu einem Investitionsboom geführt, aber auch zu einem beschleunigten Preisauftrieb und hohen Leistungsbilanzdefiziten.
Klar ist, dass die isländischen Banken ein viel zu großes Rad gedreht haben. Ihre Schulden sind neun Mal so hoch wie das BIP des Landes. Da stellt sich nach Ansicht von Finanzexperten schon die Frage, wie die Regierung dieses kleinen Staats die Banken retten will.
In der Stellungnahme der Kaupthing Bank von heute heißt es dazu: „Trotz der Verstaatlichung von zwei Banken in acht Tagen bricht die isländische Wirtschaft nicht zusammen. Die isländische Regierung ist faktisch schuldenfrei und das hat sich nicht geändert. Die beiden verstaatlichten Banken werden als unabhängige Unternehmen geführt, so dass die isländische Regierung nicht für deren sämtliche Verbindlichkeiten haftet, außer dass sie explizit bekräftigt hat, dass alle Einlagen in voller Höhe garantiert sind.“
Dennoch erscheint es nach Meinung von Experten nicht unwahrscheinlich, dass Island einen ähnlichen Weg gehen muss wie vorher eigentlich nur Schwellenländer (Brasilen, Mexiko, Argentinien, Russland). Für Gläubiger der Banken könnte das heißen, dass sie möglicherweise nur einen kleinen Teil ihres Geldes wiedersehen.
http://www.boerse-online.de/finanzen/aktuell/...sbankrott/503296.html
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Ist Island schon zahlungsunfähig? Nach einer Antwort auf diese Frage suchen seit genau zwei Wochen nicht nur die rund 315.000 Inselbewohner, sondern Beobachter rund um den Globus. Der Ministerpräsident selbst, Geir Haarde, hatte an jenem Montagabend in einer dramatischen Fernsehansprache vor einem drohenden Staatsbankrott gewarnt, weil die Zahlungsverpflichtungen der isländischen Banken das Bruttoinlandsprodukt um ein Vielfaches überstiegen, der Staat per Notstandsgesetz aber eine Garantie für sie übernahm.
Inzwischen gleicht die Situation einem Indizienprozess, in dem Regierung und Notenbank beharrlich die ungeschmälerte staatliche Liquidität betonen, sich zugleich aber die Hinweise darauf mehren, dass es um diese in Wirklichkeit nicht mehr allzu gut bestellt ist.
So jedenfalls lässt sich die am Montag verbreitete Meldung interpretieren, dass die verstaatlichte Kaupthing-Bank zwei Investoren die fälligen Zinsen für eine Anleihe über 50 Milliarden Yen nicht gezahlt hat. Schon in der vergangenen Woche hatte die Finanzaufsichtsbehörde bestätigt, dass die ebenfalls verstaatlichte Glitnir-Bank eine fällige Anleihe über 750 Millionen Dollar bislang nicht hat zurückzahlen können.
Das Versprechen des Ministerpräsidenten
Spätestens diesen Donnerstag, versprach Ministerpräsident Haarde nun in einem Interview, werde es eine Lösung für die Devisenknappheit geben. Bis dahin sollen Gespräche über einen Kredit des Internationalen Währungsfonds abgeschlossen sein. Bis dahin wollen offenbar auch die Behörden in ihrer Informationspolitik Kurs halten. „Island hat keine Nettoverschuldung im Ausland; die Regierung tut seit jeher alles, um die Bonität des Staates aufrechtzuerhalten; jetzt verstärkt sie diese Bemühungen noch“ - das ist der Dreiklang aus Notenbank und Außenministerium.
Die Zahlungsschwierigkeiten ließen sich umso schneller lösen, je rascher die verstaatlichten Banken Glitnir, Kaupthing und Landsbanki neu gegründet würden. Die Restrukturierung des Bankensektors kommt in der Tat voran. So trennen sich die drei Institute von ihrem Auslandsgeschäft. Die schwedische HQ-Bank hat für 8 Millionen Dollar die schwedische Glitnir-Sparte übernommen, beim finnischen Ableger kam es zu einem Management-Buy-Out.
Eine neue Firma für die Broker
Diese Lösung ist am Montag auch für das kontinentaleuropäische Börsengeschäft von Landsbanki gefunden worden: Statt unter Landsbanki Kepler firmieren die Broker, die auch in Frankfurt eine Niederlassung haben, nun unter Kepler Capital Markets. „Nyr Glitnir“ und „Nyi Landsbanki Íslands“, die schon als neue Gesellschaften existieren, werden außerdem auch von neuem - weiblichen - Personal geleitet: Birna Einarsdóttir führt nun Glitnir, Sigríður Elín Sigfúsdóttir ist die neue Vorstandsvorsitzende von Landsbanki.
Veränderungen an höherer Stelle forderten am Sonntag rund 2000 Demonstranten in Reykjavik, sie kritisierten neben Geir Haarde vor allem Notenbankgouverneur David Oddson. Beide saßen schon zwischen 1998 und 2003, als der isländische Finanzsektor liberalisiert wurde und es an Vorsicht offenbar eklatant mangelte, an entscheidenden Positionen: Haarde war damals Finanzminister im Kabinett des Ministerpräsidenten Oddson.
Der Devisenmangel erreicht die Straße
Den Volkszorn erregt nun nicht zuletzt der Verfall der heimischen Währung: Offiziell kostete ein Euro am Montag 150 isländische Kronen. Vor einem Jahr waren es 85. Da viele Verbraucher Kredite in Fremdwährungen aufgenommen haben, um der Hochzinspolitik der isländischen Notenbank zu entgehen, trifft sie dies direkt.
Auch der Devisenmangel ist auf der Straße angekommen. Noten in ausländischer Währung sind so knapp, dass manche Banken sie nur noch bis zu einer Obergrenze von 50.000 Kronen und gegen Vorlage einer Reisebuchung ausgeben. Auf die Krise reagierten nun sogar die isländischen Symphoniker mit zwei Gratiskonzerten. „In schwierigen Zeiten ist kaum etwas besser als Musik, um die Stimmung zu heben“, hieß es zur Begründung.
http://www.faz.net/s/...7CAA6C64F51353BEC3~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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18.11.08, 12:26
Kaupthing-Bank
Deutsche Kunden erhalten Geld
Deutsche Kunden der isländischen Kaupthing-Bank werden bald bis zu 20 900 Euro Spargelder zurückerhalten.
Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte dem „Handelsblatt“ am Dienstag, Einlagen bis zu 20 900 Euro pro Anleger würden ausgezahlt. Es gebe auch Anlass zur Hoffnung, dass darüber hinausgehende Einlagen durch die isländische Einlagensicherung entschädigt würden. Islands Regierungschef Geir Haarde sagte dem Blatt, er glaube, dass Kaupthing alles unternehmen werde, „um ausreichende Vermögenswerte bereitzustellen, damit die Spareinlagen der deutschen Kunden ausgezahlt werden können“. Eine endgültige Einigung ist bisher aber noch nicht erreicht.
Die deutsche Tochter Kaupthing Edge hatte in den vergangenen Monaten relativ hoch verzinste Tages- und Festgeldkonten in Deutschland angeboten, die Bank hat hierzulande rund 30 000 Kunden. Die deutsche Bankenaufsicht Bafin ließ Anfang Oktober deren Guthaben in Höhe von rund 308 Millionen Euro einfrieren. Bei der Kaupthing-Bank greift wie bei vielen ausländischen Hochzins-Angeboten nicht der deutsche Einlagensicherungsfonds, sondern lediglich die isländische gesetzliche Garantie von 20 900 Euro.
http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/...ld_aid_349370.html
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Island bietet Garantien für Sparguthaben bei Icesave
Reykjavik (AP) Die isländische Regierung hat Garantieren für bestimmte Spareinlagen bei der Bank Icesave angeboten. Die Sicherheiten sollen für Guthaben von jeweils knapp 21.000 Euro bei Icesave-Filialen in Island und den Niederlanden gelten, wie Ministerpräsident Geir Haarde am Sonntag mitteilte. Als nächstes wolle man auch mit Großbritannien und anderen EU-Staaten über ähnliche Maßnahmen verhandeln. Nähere Einzelheiten zu den Modalitäten der geplanten Zahlungen blieben vorerst unklar.
Bei der Bank Icesave, einer Tochter der Anfang Oktober verstaatlichten Landsbanki, sind schätzungsweise 600 Milliarden isländische Kronen Anzeige
(rund 3,5 Milliarden Euro) deponiert. Haarde erklärte, er hoffe auf Unterstützung aus Europa bei der Begleichung der Kosten für die geplanten Sicherheiten. Bei der Verstaatlichung der Landsbanki im Zuge des drohenden Staatsbankrotts Islands gingen die Guthaben von etwa 230.000 britischen Investoren verloren. Zum Schutz britischer Sparer wendete London daraufhin seine Anti-Terror-Gesetze an, um die Guthaben isländischer Banken einzufrieren. Dies brachte die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf einen Tiefpunkt.
http://de.biz.yahoo.com/17112008/12/...tien-sparguthaben-icesave.html
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Reykjavik (dpa) - Das von der Finanzkrise besonders hart getroffene Island kann mit Krediten aus nordeuropäischen Ländern und aus Polen rechnen. Ministerpräsident Geir Haarde sagte in Reykjavik, diese Staaten wollten insgesamt 2,4 Milliarden Euro bereitstellen. Für morgen hat außerdem der Internationale Währungsfonds die Freigabe von umgerechnet 1,6 Milliarden Euro angekündigt. Islands drei führende Banken waren ausnahmslos zusammengebrochen. Die Inflationsrate ist inzwischen auf 15 Prozent gestiegen.
http://www.klamm.de/partner/unter_news.php?l_id=11&news_id=19581922
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährt Island einen Kredit über 2,1 Milliarden Dollar. Das teilte der IWF in Washington mit.
Zunächst werden 827 Millionen Dollar ausbezahlt. Der Rest soll der Regierung in Reykjavik in Tranchen von 155 Millionen Dollar überwiesen werden, wenn entsprechende Zwischenprüfungen vorliegen.
Der IWF-Kredit an Island ist der erste derartige Beistandsfall für einen westeuropäischen Staat seit 1976, als Grossbritannien von der Washingtoner Finanzinstitution unterstützt wurde. Eine Grundsatzeinigung mit der isländischen Regierung wurde bereits am 24. Oktober erzielt.
Zunächst sollte der Kredit am 5. November gewährt werden. Dann mussten jedoch noch Meinungsverschiedenheiten über eingefrorene Konten niederländischer und britischer Kunden bei isländischen Banken ausgeräumt werden.
Isländische Banken hatten in den vergangenen Jahren in grossem Stil das Kapital von Anlegern aus dem Ausland angezogen. Durch die Weltfinanzkrise wurden die isländischen Banken dann besonders hart getroffen. Die grössten Banken wurden verstaatlicht.
Die isländische Regierung geht derzeit davon aus, dass die Staatsverschuldung im kommenden Jahr von 29 Prozent auf mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts emporschnellt.
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Warum es den Finanz-Wikingern auf Island zu eng wird
Hinter den Erfolgen stecken harte Arbeit und geglückte Reformen
Islands Wirtschaft umfasst mehr als Fischerei, Energie und Aluminium. Liberalisierungen, der EWR-Beitritt und be trieb same Arbeitskräfte haben dem Land im hohen Norden zu einem rasanten Strukturwandel verholfen.
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Lukrative Fischzüge im Finanzsektor
So wie sich das Finanzzentrum einen sichtbaren Platz im modernen Reykjavik schafft, so ist die Branche zu einem wichtigen Pfeiler der isländischen Wirtschaft und zur Triebkraft im Rahmen der rasanten Globalisierung geworden, die auch Island erreicht hat. 2006 trug das Bankwesen rund einen Zehntel zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei, doppelt so viel wie ein Jahrzehnt zuvor. Der BIP-Anteil der Industrie (Fischerei, Fischverarbeitung, Aluminium) und der Landwirtschaft dagegen schrumpfte während der vergangenen 30 Jahre von einem Drittel auf weniger als 20%.
Obwohl erst ab Ende der neunziger Jahre aus dem staatlichen Eigentum entlassen, schlugen die drei Geschäftsbanken Kaupthing, Glitnir (ehemals Islandsbanki) sowie Landsbanki einen forschen Expansionskurs ein, der ihnen in Nordeuropa und in Grossbritannien den Übernamen Finanz-Wikinger eintrug. Zu den jüngsten «Eroberungen» von Kaupthing gehört etwa die in den Strudel der US-Hypothekenkrise geratene niederländische NIBC (für 3 Mrd. €). Dazu kommen Finanzhäuser wie Exista (Grossaktionär von Kaupthing, der finnischen Grossbank Sampo und vom norwegischen Versicherer Storebrand) sowie Straumur-Burdarás. Das letztgenannte Unternehmen hat das sehr ambitiöse Ziel, bis in drei Jahren zur führenden Investmentbank in Nord- und Zentraleuropa aufzusteigen.
Woher stammt das Geld?
Auch private Gesellschaften wie Novator und Baugur mischen fleissig mit. Baugur akquirierte unter anderem die traditionsreichen dänischen Warenhäuser Magasin du Nord und Illum und möchte laut Gerüchten für 3 Mrd. $ einen Mehrheitsanteil an der US-Warenhauskette Saks übernehmen. Der «Beutezug», an dem sich auch börsenkotierte Konzerne wie Actavis (Generika), Össur (Prothesen) und Marel (Lebensmittelverarbeitung) beteiligen, spiegelt sich in den sprunghaft gestiegenen isländischen Direktinvestitionen im Ausland. Diese sind zwischen 1996 und 2006 von vernachlässigbaren 4,2 Mrd. iKr. (rund 81 Mio. Fr. ) pro Jahr auf 335 Mrd. iKr. (6,5 Mrd. Fr.) oder ein Drittel des BIP angeschwollen.
Das plötzliche Auftauchen isländischer Investoren auf etablierten Märkten weckte neben Verwunderung auch Misstrauen: Woher stammt all das Geld der Wikinger? Die rasante Entwicklung mag umso mehr erstaunen, als Islands Finanzlandschaft bis weit in die siebziger Jahre eher an «die Dritte Welt als an Westeuropa» erinnert, wie die Isländische Handelskammer in einer Studie* schreibt.
Nicht Marktkräfte, sondern Politiker und Interessengruppen gaben lange den Ton an: Private Auslandinvestitionen waren verboten, der Zugang zu Fremdwährungen stark reguliert, und die Nominalzinsen wurden durch die Regierung vorgegeben. Dieses Regime dauerte bis 1979, als hohe Inflation zu zweistelligen negativen Realzinsen führte und das geltende System sich praktisch selbst zerstörte. Die Folge war eine lange Reihe von Liberalisierungsschritten. Unter anderem wurden finanzielle Verbindlichkeiten an die Teuerung gekoppelt, die staatliche Zinskontrolle wurde aufgehoben, ein Kapitalmarkt geschaffen, und Fremdwährungstransaktionen wurden zugelassen. 1995 trat eine neue Gesetzgebung für ausländische Direktinvestitionen in Kraft. Die zweite Stufe der Liberalisierung wurde 2001 gezündet, als der Notenbank Unabhängigkeit garantiert wurde und Island von festen zu freien Wechselkursen überging. Parallel dazu wurden die bisher staatlichen Banken privatisiert.
Der EWR als Katalysator
Ein zentraler Katalysator für das folgende Wachstum war der Betritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Jahr 1994. «Island, das in einem kleinen Teich schwamm, bekam plötzlich Zugang zu einem grossem Pool mit einheitlichen Regeln», beschreibt der Geschäftsführer der Iceland Financial Service Association, Gudjón Rúnarsson, diesen wichtigen Schritt. Für das EFTA-Land war der EWR-Beitritt ein voller Erfolg, wurde es doch zum innern Markt der Europäischen Union zugelassen, ohne dass diese sich in die Fischereipolitik der Isländer einmischen konnte. Letzteres stellt auch heute noch die höchste Hürde für einen möglichen EU-Beitritt des Landes dar.
Hinter dem Geheimnis der isländischen Milliardeninvestitionen steckt nicht zuletzt das Pensionskassensystem der Insel, dem die Deregulierung und Liberalisierung des Finanzsektors zur Blüte verhalf. Die im Kapitaldeckungsverfahren finanzierten Pensionskassen pumpten viel Kapital in die Märkte und sorgten damit für eine hohe Liquidität. Ihr starkes Engagement in heimischen Firmen legte deren finanzielles Fundament für die Expansion nach Ost und West, nachdem es auf Island zu eng geworden war. Gleichzeitig, und dies ist die Kehrseite der Medaille, schuf der Investitionsbedarf der Pensionskassen ein zeitweilig schwer durchschaubares Geflecht aus Kreuzbeteiligungen. In jüngster Zeit haben die Vorsorgeeinrichtungen vermehrt begonnen, sich nach alternativen Anlagen wie Private Equity umzusehen.
Das Heimweh überwiegt
Die Kapitalbeschaffung stellt daher für Jungunternehmen auf Island kaum ein Problem dar. Dies kann Sigsteinn Grétarsson bekräftigen, Managing Director von Marel, einer Tochtergesellschaft der gleichnamigen Industriegüter-Gruppe. Der Konzern, dessen Aktien seit gut einem Jahr an der Börse kotiert sind, stellt Ausrüstungen für die Fisch-, Fleisch- und Geflügelverarbeitung her. Er gründet in einem Spin-off der Universität Reykjavik, einem Unternehmen, das in enger Zusammenarbeit mit der Fischindustrie wuchs. Aber nicht nur der Weg zum Kapital ist kurz: Wer auf der Insel, wo (fast) jeder jeden kennt, mit Medienleuten, Politikern oder Wirtschaftsführern in Kontakt kommen will, «muss nur den Telefonhörer in die Hand nehmen», sagt Grétarsson. Zum guten Investitions- und Geschäftsklima gesellen sich tiefe Unternehmensgewinnsteuern, die etappenweise von über 50% auf 18% gesenkt worden sind.
Besonders stolz sind die Isländer auf ihre hervorragend ausgebildeten und fleissigen Arbeitskräfte. Ein grosser Teil der Inselbewohner ist zu wiederholten Auslandaufenthalten gezwungen, um die Ausbildung zu komplettieren. Einen Braindrain kennt man aber nicht, das 312 000 Seelen zählende Inselvolk hält zusammen. Wie einst die Wikinger kehren fast alle in die Heimat, zu Familie und Freunden zurück und stürzen sich – mit komplettiertem Wissen, geschliffenen Sprachkenntnissen und einem internationalen Beziehungsnetz im Gepäck – in die Arbeit. Zwei oder drei gleichzeitig ausgeübte Jobs sind keine Seltenheit, Statistiken zeugen von langen Arbeitstagen und hohen Beschäftigungsraten. Diese Mentalität scheint sich über die Generationen herausgebildet zu haben, um auf der rauen Insel zu überleben.
Akuter Arbeitskräftemangel
Auch flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege und offene Chefbüros gehören zu den Geheimnissen des Erfolgs. Bei Marel etwa gilt das Motto «Alles ist möglich, solange es nicht verboten ist»; die Eigeninitiative der Beschäftigten wird gefördert, und es ist erlaubt aus Fehlern zu lernen. Erwerbslosigkeit ist auf der Insel der Fleissigen gegenwärtig ein Fremdwort. Im September wurde mit einer Arbeitslosenquote von 0,8% der niedrigste Stand seit 19 Jahren erreicht, bei den Arbeitsämtern waren gerade einmal 1336 Arbeitssuchende registriert. Für viele Branchen ist die Personalknappheit zu einem Hemmschuh geworden, was kreative Lösungen erfordert. Die Hauptstadt etwa erlaubt es seit kurzem, über 70-Jährige in Mangelberufe zu rekrutieren, sofern sie über die nötigen Qualifikationen verfügen. In Reykjavik fehlen unter anderem 200 Kindergärtnerinnen, auch viele Pflegestellen sind offen.
Die Rettung Islands, das mit einem Durchschnittsalter von 35 über die jüngste Bevölkerung Europas verfügt, sind ausländische Arbeitskräfte, vor allem aus neuen EU-Ländern wie Polen und Litauen. Ohne ihre Hilfe wären weder die Kraftwerke noch das neue Finanzviertel gebaut worden, stünden die Fischfabriken still und würden das Gesundheitswesen wie auch der Detailhandel gelähmt. Vilhjálmur Egilsson, Generalsekretär des isländischen Arbeitgeberverbands, der grundsätzlich nicht viel zu klagen hat, fordert vereinfachte Regeln bei der Anstellung ausländischer Arbeitskräfte. Heute sei es einfacher, in den USA eine Zweigstelle zu eröffnen, als für einen nordamerikanischen Spezialisten auf Island eine Arbeitsgenehmigung zu erhalten, sagt Egilsson in seinem Büro an der Borgartún.
Der Preis des Fortschritts
Auf der Insel, deren einzige Ressource neben Energie im Überfluss eigentlich die grossartige Natur ist, wird vermehrt über den Preis des Fortschritts diskutiert. Der kräftige Ausbau der Schwerindustrie trug dank Milliardeninvestitionen zum Wirtschaftsboom bei und reduzierte die Abhängigkeit von der Fischindustrie weiter. Doch das heuer fertiggestellte Wasserkraftwerk Káranjúkar, dessen Damm zwei Gletscherflüsse in zuvor unberührter Natur staut, führte zu Protesten in der Bevölkerung. Es wurden zunehmend Fragezeichen hinter die weitere Expansion der Schwerindustrie gesetzt. Drei Viertel von Islands erneuerbaren Energien sind noch ungenutzt, weshalb die internationalen Aluminiumkonzerne Schlange stehen.
Vorläufig gilt jedoch ein dreijähriges Pro-forma-Moratorium für den Bau neuer Kraftwerke, eine Zeitspanne, die für Diskussionen über die gewünschte künftige Wirtschaftsstruktur genutzt werden soll. Gleichzeitig wird versucht, wertschöpfungsintensivere Branchen auf die Insel zu locken. Microsoft und Yahoo sollen beispielsweise daran interessiert sein, auf der Atlantikinsel «Server-Farmen» (Rechenzentren) zu bauen. Gemäss Industrieminister Össur Skarphedinsson liegt Islands Zukunft unter anderem im Tourismus, aber auch in der Energie. Energie kann zwar kaum in grossen Mengen exportiert werden, wohl aber technologische Lösungen zur Anwendung von Erdwärme, wie es sich die Anfang Jahr gegründete Firma Geysir Green Energy zum Ziel gesetzt hat.