Köhler bringt Union in Rage
Mit seiner öffentlichen Schelte auf den Vorschlag von Jürgen Rüttgers, die Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld an die Versicherungsjahre zu knüpfen, hat Bundespräsident Horst Köhler die Union gegen sich aufgebracht. Die Partei ist sauer - und wirft dem Staatsoberhaupt Ideenlosigkeit vor. Der sonst als unangreifbar geltende Bundespräsident sei von führenden Unionsvertretern mit selten harten Worten kritisiert worden, berichtete die "Berliner Zeitung" ohne Nennung konkreter Namen. "Wir haben eine solche Belehrung nicht nötig", sagte demnach ein Spitzenpolitiker der Union zu Köhlers Anmerkungen zum ALG I.
Es widerspreche dem Stil des Bundespräsidenten, der CDU so reinzugrätschen. Mit seinen Kommentaren habe sich Köhler daher keinen Gefallen getan, sagte der Unionspolitiker. Köhler beweise damit seine Hilflosigkeit auf der Suche nach Themen. "Damit stärkt er sich nicht." An anderer Stelle in der CDU habe es geheißen: "So kann man Freunde verlieren." Grundsätzlich gilt offene Kritik an Äußerungen von Bundespräsidenten als verpönt. Köhler hatte sich in einer Rede vor dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Bochum gegen Vorschläge aus der Unionsspitze gestellt, wonach die Bezugsdauer des ALG I stärker an die Versicherungsdauer gekoppelt werden soll. Der Vorschlag ist in der Union umstritten. Köhler hatte in der Vergangenheit wiederholt zu aktuellen Themen Stellung bezogen und sich damit den Vorwurf eingehandelt, er mische sich in die Tagepolitik ein.
Auch der Vize-Vorsitzende der CDU/CSU-Sozialausschüsse, Gerald Weiß (CDU), ging in der Zeitung auf Distanz zum Bundespräsidenten: "Herr Köhler hat natürlich das Recht, seine Meinung zu äußern. Aber die Union hat keinen Anlass, ihre Meinung zu ändern." |