Top-Foren
|
|
|
---|---|---|
Gesamt | 37 | 886 |
Börse | 27 | 609 |
Talk | 8 | 160 |
Blockchain | 4 | 123 |
Hot-Stocks | 2 | 83 |
DAX | 0 | 55 |
Der Kokain Thread
Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 12.02.02 18:52
|
||||
eröffnet am: | 12.02.02 11:41 von: | zit1 | Anzahl Beiträge: | 10 |
neuester Beitrag: | 12.02.02 18:52 von: | Rexini | Leser gesamt: | 2415 |
davon Heute: | 3 | |||
bewertet mit 1 Stern |
||||
|
--button_text--
interessant
|
witzig
|
gut analysiert
|
informativ
|
1
Die Geschichte des Kokain
--------------------------------------------------
Quelle: Informationsreihe Drogen #5 "Kokain"
--------------------------------------------------
Wie alle Dokumente dieser Veröffentlichung soll auch dieses und die zugehörigen Dokumente nicht zu einer strafbaren Handlung oder einer mißbräuchlichen Verwendung irgendwelcher Substanzen aufrufen oder verleiten. Es soll lediglich Informationen bereitstellen, die gewöhnlicherweise in solcher Zusammenstellung nur schwer zugänglich sind. Die Nutzung dieser Informationen liegt außerhalb des Einflußbereiches des Autors der Webseiten.
--------------------------------------------------
Beginnen wir mit der ersten Erwähnung des Koka, die überhaupt passiert ist (mal auf die westliche Welt, also Europa bezogen).
Dieser Bericht ist von einem Italienischen Seefahrer namens Amerigo Vespucci verfasst worden, und stammt aus dem Monat September des Jahres 1504. Er beschreibt die Leute, die er sah als häßliche Gestalten, deren Backen sich blähten, weil sie beständig ein grünes Krau kauten wie Kühe. Desöfteren, so schrieb er, haben sich diese Leute dann ein weißes Pulver, daß mit einem Stöckchen aus einer Flasche genommen wurde, in den Mund geschoben, wodurch sie das weiße Pulver mit dem Kraut vermischten. Das alles hatte der Herr in seinem Wissen um seine haushohe Überlegenheit den Idios gegenüber natürlich nicht verstanden und somit als komisch abgetan.
Um jedoch vollständig zu bleiben, oder zumindest den Versuch zu unternehmen, muß noch erwähnt werden, daß der Kokastrauch seit tausenden Jahren in Peru als Kulturpflanze angebaut wird. Es wird davon ausgegangen, daß er seit 2500 v.Chr. dort angebaut wird. Im Reiche der Inka, die in ihrer Blütezeit den Hauptteil des Kontinents regierten, war das Koka der herrschenden Klasse vorbehalten, zumindest vornehmlich. Es wurde natürlich auch an schwer arbeitende Menschen verteilt, damit diese ihre Arbeit besser und länger durchfhren konnten. Diese Leute waren meißt Krieger oder Läufer, also Menschen, die von der aufputschenden Wirkung des Kokain profitieren konnten.
In diesen Zeitraum fällt auch die Nutzung der Kokapflanze als religiöses Mittel, so wurde sie den Göttern als Rauch dargebracht und den Toten (als Grabbeigabe) in den Mund gelegt, damit diese günstiger im Jenseits ankamen (wie man dieses Jenseits auch nennen mag). Wie dem auch sei, das Inkareich wurde von den Europäischen Einwanderern und Goldsuchern, zumeist Gesandte der spanischen Krohne, allgemein in den Untergang getrieben. Der 13. und letzte Inkaherrscher wurde von einem Spanier, der noch nicht mal scheiben und lesen konnte, hingerichtet, und zwar 1533. Von da an versank das Reich im Chaos.
Am Anfang war das Koka den Spanischen Eroberern ein Dorn im Auge, doch nach und nach erkannte man daß die Indios besser arbeiteten, wenn sie Koka bekahmen, also wurde das Koka wieder geduldet, auch wenn die Kirche es weiterhin als Teufelskraut verdammte (wie gesagt, sie verstand nicht, wie sowas geht, daß man plötzlich nicht mehr hungrig ist und auch keine Müdigkeit mehr spührt). In späteren Jahren wurde es sogar soweit geduldet, daß es als gültiges Zahlungsmittel bei Zollabgaben und Steuern sowie anderen Tributen zugelassen war. Die Kokapflanzungen der kleinen Kokabauern wurden natürlich schnurstracks enteignet und an führende Bürger der spanischen Krohne verteilt. Diese erhielten dadurch eine wahre Goldgrube, da sich Bergbau (zur Gold und Silbergewinnung) in Peru ohne Koka einfach nicht machen läßt. Um mal die Dimensionen dieses Handels zu verdeutlichen hier ein Beispiel. Ein spanischer Geschäftsmann, der sich mit 30 Tonnen Kokablättern auf den Weg in diese Mienen machte, kam mit 7500 Pesos Gewinn, also 35 Kilogramm Gold, zurück nach Hause. Solche Leute hatten dann schon ausgesorgt. Alles in allem brachte das Koka der spanischen Krone eine ganze Menge des Geldes ein, welches sie durch die Kolonialisierung Südamerikas gewann. Es legt den Schluß nahe, daß die spanische Krone der erste Großdealer im weltweiten Drogengeschäft war.
Anders als beim rapiden Anstieg der Tabakpopularität hat sich jedoch Koka nie in der alten Welt durchgesetzt, es war einfach zu mühsehlig, die Droge zu konsummieren, außerdem sah es doch komisch aus, so wiederkäuend vor sich hin zu lutschen.
Doch kommen wir zum Kokain selbst zurück. Da geht die Geschichte dann erst 1859 weiter, also in einer Zeit, die deutlich zivilisierter war, als das 17te Jahrhundert. In diesem Jahr kam ein Arzt names Carl von Scherzer von einer Weltumseglung zurück, und brachte einen Ballen Kokablätter mit. Die ließ er seinen Doktoranden und Assistenten Albert Niemann untersuchen. Einen Teil des Blätter schickte er an den Göttingener Professor Wöhler. Albert Niemann extrahierte dann auch das Kristall Kokain, welches er genaueren Untersuchungen unterzog, so schrieb er, daß es bei 89 °C schmilzt, und beim weiteren Erhitzen in Salz- und Benzoesäure sowie Methylalkohol und Eckgonien zerfällt. Niemann starb wenig später und die Arbeit wurde von seinem Kollegen Wilhelm Lossen weitergeführt, der die Formel des Kokain bestimmte. Im Jahre 1862 begann die Pharmafirmer Merck mit der industriellen Produktion des Cocainum hydrochloricum. Von nun an war der "Siegeszug" des Kokain in der westlichen Welt nicht mehr aufzuhalten, denn das Allzweckmittel Kokain war nun auf einfache Weise konsummierbar und erfüllte den Wunsch der damaligen (wie auch heutigen) Gesellschaft nach längerdauernder und intensiverer Tagesaktivität in Verbindung mit einem Gefühl des Wohlbefindens; und das alles durch einmalige Einnahme einer winzigen Menge weißen Pulvers.
Sehen wir uns im Schnelldurchlauf einmal die wesentlichen Eckpunkte des Kokaingebrauches nach dessen Einführung als industriell hergestellte Droge an. Wie immer in der Geschichte vorher, fiel dem Militär die Wirkung des Kokain (Schmerzstillend, Wundheilend, Aufputschend) auf, was sich sogleich in einem Manöver eines Bayerischen Armeekorps bewähren sollte, und scheinbar im Jahre 1883 auch hat. Weiterhin fällt Dr. Sigmund Freud auf, der im Jahre 1884 von der Pharmafirma Ernst Merck für 1,27 Dollar ein Gramm Kokain erstand, um dies dann einigen Selbstversuchen an sich selbst zuzuführen, die im Übrigen als Ergebnis den recht euphorischen Bericht "Ueber Coca" in schriftlicher Form hinterließen. Im selben Jahre, nur ein paar Zimmer weiter im selben Krankenhaus, dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus, wurde dann die erste wirklich wichtige Entdeckung am Kokain getätigt, dies geschah durch einen Ophtalmologen (hört sich gebildeter an als das Wort "Augenarzt") namens Dr. Carl Koller, der die Tatsache, daß Kokain die Zungenspitze stark betäubt, wenn man es dort drauf tut, mit den richtigen Augen sah. Er bewies mit diversen Experimenten, daß Kokain ein hervorragendes Lokalanästhetikum für Schleimhäute ist. Dies war das erste Lokalanästhetikum, und somit ein Meilenstein in der Medizin, denn vorher mußte immer unter Vollnarkose operiert werden, was damals noch lebensgefährlich war (ist es heute auch noch, aber das will keiner so gerne zugeben). Wenig später jedoch mehrten sich die Stimmen, die da meinten, daß Kokain doch süchtig macht und sowiso eine weitere Geißel der Menschheit darstellt. So wetterten Louis Lewin und Albert Erlenmeyer (ja, der mit den Kolben) im Jahre 1887 in den schlimmsten Tönen gegen die anfängliche Euphorie des Sigmund Freud, der im übrigen später ebenfalls einsah, daß Kokain eben nicht das Allheilmittel ist, sondern seine Fähigkeiten teuer erkauft werden, nämlich mit einer Sucht, die allerdings anders als beim Alkohol nicht physischer sondern psychischer Natur ist.
Doch schauen wir uns die ökonomischen Aspekte des noch legalen Kokaines an, das noch Anfang des 20ten Jahrhundert frei erhältlich war. Den größten Erfolg hatte bei der Vermarktung des Kokain ein gewisser Angelo Mariani, der 1863 einen mit Kokain versetzten Wein auf den Markt brachte. Dieser Wein wurde als Allheilmittel verkauft und erfreute sich schon kurze Zeit nach der Markteinführung einer riesigen und vor allem finanzkräftigen Klientel, sogar der Papst Leo XIII und Queen Victoria haben sich mit dem Zeug erfrischt und dem Hersteller heiße Dankesbriefe geschrieben, die der dann auch veröffentlichte und somit weitere Werbung kostenfrei erhielt. Doch außer dem Wein names "vin Mariani a la Coca du Perou" gab es noch tausende Patientenheilmittel, die mit Kokain versetzt waren und für die verschiedensten Zwecke empfolen wurden. Doch dieser Wein war eigentlich nichts im Vergleich mit der Popularität, der sich ein Getränk erfreuen sollte, welches nur aus der Not einer Alkoholprohibition in den USA heraus entstand. Im Jahre 1886 brachte ein Apotheker namens John Styth Pemperton einen Kanister mit Sirup an eine der Mineralwasserbars in Atlanta, das zu dem Zeitpunkt schon trockengelegt war. Der Sirup war eine Mixtur, die eigentlich gegen Kopfschmerzen helfen sollte und aus Zuckerrübensirup, Kokain und einem Kolanußextrakt sowie einigen Ätherischen Ölen, die der Geschmacksvielfalt des Getränkes rechnung tragen sollten. Der Name dafür stand zwar noch nicht fest, soch später wurde es dann "Coca-Cola" genannt, wegen der Inhaltsstoffe Kokain und Kolanuß (leztere wurde zur Behandlung von Kopfschmerzen allgemein genutzt und ihr wurde nachgesagt eine Abneigung gegen Alkohol zu erzeugen). Der Sirup mußte nur mit Wasser vermischt werden und war dann trinkfertig. Wenig später wurde durch einen Zufall mal Sodawasser zur Mischung verwendet, was zur Folge hatte, daß fortan nur noch mit Sodawasser gemischt wurde. Pemperton mußte sein Patent auf Coca-Cola wegen finanzieller Engpässe verkaufen, das Getränk jedoch erfreute sich weiter ständig wachsender Beliebtheit. Kokain erfreute sich zu der Zeit (um 1900 bis 1915) als Droge und Alkoholersatzstoff ebenfalls steigender Beliebtheit. Viele "Abstinenzler" machten es sich zur Gewohnheit einfach etwas Kokain zusaätzlich in ihren schäumenden Trank zu schütten, es war ja nicht teuer ($ 2,50 die Unze). Gleichzeitig jedoch wurde die Regenbogenpresse auf das Kokain aufmerksam und machte mit einer wahren Flut von Horrorstorys gute Umsätze. Hier wurden dann auch die Ängste der Menschen bis zum Abwinken ausgenutzt, was sich in der meißt von schwarzen Übeltätern mit, durch Kokain bewirkten, übermenschlichen Kräften äußerte. Tja, das wars denn wohl, von nun an konnte die Hetzjagt auf das Kokain losgehen.
Allen voran machte sich die amerikanische Ärzteschaft an die Arbeit, die sich durch die vielen tausend Patentheilmittel, welche zu allem Überfluß auch noch frei verkäuflich waren, in ihrem Monopolanspruch die Medikamention und Heilung von Menschen betreffend, erheblich eingeschränkt sah. In den meißten Bundesstaaten setzte man also ein Gesetz durch, welches den Patentheilmittelherstellern vorschrieb, sämtliche Inhaltsstoffe der Mittelchen auf der Verpackung mit anzugeben, wenig später wurden Kokainhaltige Mittel unter eine Rezeptpflicht gestellt, und der freie Verkauf bzw. die Nutzung der Droge außerhalb des medizinischen Bereiches verboten, dies geschah im Jahre 1904 mit dem Pure Food and Drug Act. Damit wars also auch mit dem französischen Kokawein vorbei, der von nun an eben ohne Kokain geliefert wurde, jedoch dementsprechend weniger Wirkung zeigte. Doch dieser Act war eben nur lokal in einzelnen Bundesländern gültig, was sich mit dem Harrison Act änderte, welcher das erste Antidrogengesetzt auf Bundesebene in den USA war. Von nun an war der Gebrauch von Kokain außerhalb medizinischer Bereiche streng verboten, was das Kokain zu einer beliebten Droge unter den Reichen des Landes machte. Auch andere Bereiche wurden von nun an mit Kokain in Verbindung gebracht, in der US-Armee wurde es noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges recht excessiv geschnupft. Während des Krieges dann herrschte ein recht reger Kokaingenuss innerhalb des Militärs, was geduldet wurde, da es ja den Kampfesgeist nicht schwächte, sondern eher Linderung und Wachheit erzeugte. Dieser recht regelmäßige Genuß von Kokain erzeugte bei den Soldaten dann auch eine Sucht, die man in den jeweils eingenommenen Ortschaften durch Plünderung der Apotheken zu befriedigen suchte, und dies auch schaffte. Nach dem Kriege dann wurden die ehemaligen Soldaten zu Kokainhändlern, die selbst abhängig waren. In den Großstädten wurde Kokain indes unter den Intellektuellen und wohlhabenden zur Mode, was sich auch in den Zeitungberichten der New York Times niederschlug, die davon zu berichten wußte, daß man sich in der deutschen Hauptstadt nach dem Theaterbesuch den Schnee wie Zigaretten anbot. Doch auch dieses Verbot hette sein gutes für einige. So koksten diverse Intellektuelle einfach nur um dem Dienst in der Armee zu entgehen (z:b: Johannes R. Becher späterer DDR-Kulturminister).
Ein weitläufiges Comeback nach einer starken Abnahme des Kokaingebrauchs durch die Weltwirtschaftskriese und recht effiziente Strafverfolgungsmethoden der Polizei gepaart mit harten Strafen und Gesetzen (Opiumgesetz in Deutschland vom 1.1.1930) sowie neuen Präparaten der chemischen Industrie (Amphetamine) hatte Kokain nach der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, so um 1970. Im Jahre 1969 wurde im Film "Easy Rider" eine Szene dargestellt, in der die beiden Haupthelden des Filmes sich einen Motorradtrip durch das vertickern einer größeren Menge Kokain finanzieren. Kokain mauserte sich zu einer Droge der Rockmusik und ihrer Musiker, die ein Aufputschmittel für ihre Shows wirklich gebrauchen konnten. Manche weigerten sich sogar auf die Bühne zu gehen, wenn die Koksversorgung nicht stimmte. Auch in Liedern wurde der Stoff besungen und alles in allem wurde Kokain wieder gesellschaftsfähig, wenn auch der Besitz und Handel mit immer drastischeren Strafen geahndet wurde. Im Jahre 1981 wurde z.B. das BtMG erweitert, und sieht nun in besonders schweren Fällen für den Besitz und den Handel bis zu 15 Jahre Haft vor. Doch weils schick ist, wird natürlich auch mit Kokain (eigentlich mit der Zulieferindustrie) Geld gemacht, die Headshops und einschlägigen Zeitschriften werben nun auch mit Schnupflöffelchen, Kitsch und Koksmühlen (machen das Zerkleinern einfacher) geworben. In den 80er Jahren dann ist Kokain endgültig zu einer schicken Droge geworden, die sich in fast jedem industrieland steigender Beliebtheit erfreut, jedoch mit zunehmender Nachfrage immer unreiner wird, es wird gestreckt bis zum Gehtnichtmehr, ein Käufer findet sich immer.
Jetzt aber wird es Zeit für die ersten spektakulären Erfolge der Poliztei und Moral in Hinblick auf die Kokaindealerjagt. Im Jahre 1979 wurde zu nächtlicher Stunde aus dem Schlaf heraus der israelische Sänger und Produzent Abi Ofarim von der Kripo in München verhaftet und später zu 1 Jahr Knast und 3 Jahren Bewährung sowie einer Spende von 5000 DM Bußgeld an ein SOS-Kinderdorf verurteilt. Im Gefängnis dann schrieb er noch schnell den Song "much too much". Im Jahre 1982 dann gibt es ein erstes prominentes Opfer des Kokain (Überdosis mit Barbituraten gemischt), den Filmregisseur Reiner Werner Fassbinder, der gegen Ende seiner "Drogenkarriere" sieben bis acht Gramm pro Tag verbrauchte, was dazu führte, daß drei seiner Assistenten ausschließlich damit beschäftigt waren Stoff für den Nimmersatt zu beschaffen. Langsam dringt jedoch in das Bewustsein der Gesellschaft die Erkenntnis, daß Kokain süchtig macht, und eine der sehr heimtückischen Drogen ist, da sie anfangs nur selten genutzt keinerlei Sucht erzeugt, man selbst jedoch nicht mehr in der Lage ist sich selbst einzugestehen, daß man langsam in eine Sucht gleitet und die Kontrolle über die Droge verliert. Doch die Form und die Anlässe zum Konsum ändern sich mit der Zeit, man nimmt Kokain mittlerweile nur noch um bestimmte Effekte zu erzielen, um sich fit zu machen für den Alltag, oder um bestimmte Ziele zu erreichen. Kokain wird zu einer bewust eingesetzten Aufputschenden Substanz, fast wie vor 100 Jahren, nur der Preis ist hundert bis zweihundert mal höher als damals, und die Qualität des Stoffes ist miserabel (im Vergleich).
Wo jedoch solche Gewinne zu erzielen sind, da wird sich die Kriminalität nicht lange fernhalten. Eher im Gegenteil, die größten Gewinne, die mit irgend einer Substanz oder einem Geschäft zu erzielen sind, das sind Gewinne aus Drogengeschäften. In Kolumbien, welches zu den ärmsten Ländern der Erde gehört, macht der, auch dort illegale, Export von Kokainprodukten drei Viertel der Gesamtexporterlöse aus. DIe wohl bekanntesten Vertreter der Kriminalität sind dann wohl auch die Kokainbarone von Medellin. Einer der sehr bekannten unter ihnen ist Pablo Escobar, der jeden Monat ca. 100.000 Dollar Schmiergelder verteilt. Die Milliarden des Medellinkartells jedoch haben den Staat Kolumbien unterhölt. Sie stecken in Banken, Hotels, ja sogar in einem der Fernsehsender des Staates. Erreicht wurde das alels durch eine straffe Organisation des kriminellen Geschäftes und ein gut ausgebautes Handelsnetz, welches Eingriffe mit äußerster Brutalität zu beantworten weiß. Durch den Zusammenschluß aller Kolumbianischen Drogenbarone wurde ein Imperium geschaffen, welches nahezu wie ein multinationealer Konzern arbeitete, als Vertriebs- und Transportunternehmen für Kokain auftrat und sogar Transprotversicherungen auf die Ware (die man dem Kartell zum Export und Vertrieb überließ) anbot. Diesem Kartell war dann auch die größte jemals gebaute illegale Kokainfabrik zuzurechnen. Diese Fabrik, welche ca. 1/2 Jahr arbeitete und dabi wöchentlich 2 Tonnen Kokain abgab. Sie wurde von einem amerikanischen Sattelliten entdeckt und von der kolumbianischen Polizei gestürmt und vernichtet. Auslöser der Ratia war der Kolumbianische Justizminister, der allen korrupten und kriminellen Elementen in seinem Staate den Krieg erklährt hatte. Er wurde sieben Wochen nach der Ratia in seinem Dienstwagen von zwei Personen auf nem Motorrad mit Maschinenpistolen erschossen. Doch die Razzia hatte auch ihre Kehrseite für die Koksbaron, Ochoa und Escobar, die Immigrieren mußten, am 4. Mai 1984 trafen sie sich dann mit einem ehemaligen Präsidenten Kolumbiens um den Vorschlag zu unterbreiten, daß man unter der Bedingung der völligen Straffreiheit und der Revidierung des Auslieferungsabkommens mit den USA zurückkommen würde und das gesammte Geld der beiden Familien mitbrächte. Dies hätte eine völlige Abzahlung der Auslandsschulden Kolumbiens zur Folge gehabt. Dummerweise kam dieses Abkommen der Kolumbianischen Presse in die Finger, und somit der entrüsteten Bevölkerung zu Gesicht. Aus dem Abkommen wurde nix. Später dann im Jahre 19889 hat der Kolumbianische Präsident, nach Ermordung diverser Politiker, den Ausnahmezustand verhängt und eine Härtere Ganart gegen die Drogenbosse angekündigt, was zu Morddrohungen gegen die Justizministerin führte, deren darauf eingereichtes Rücktrittsgesuch abgelehnt wurde. Alles in allem brach in dem Jahr ein Drogenkrieg aus.
--------------------------------------------------
Wie uns die Geschichte des Kokain eindrucksvoll zeigt, wird durch jede absolute Prohibition dem Verbrechen Tür und Tor geöffnet. Dies gilt in besonderem Maße für Substanzen, die durch ihr Suchtpotential sehr hohe Gewinne erwarten lassen.
--------------------------------------------------
--------------------------------------------------
Quelle: Informationsreihe Drogen #5 "Kokain"
--------------------------------------------------
Wie alle Dokumente dieser Veröffentlichung soll auch dieses und die zugehörigen Dokumente nicht zu einer strafbaren Handlung oder einer mißbräuchlichen Verwendung irgendwelcher Substanzen aufrufen oder verleiten. Es soll lediglich Informationen bereitstellen, die gewöhnlicherweise in solcher Zusammenstellung nur schwer zugänglich sind. Die Nutzung dieser Informationen liegt außerhalb des Einflußbereiches des Autors der Webseiten.
--------------------------------------------------
Beginnen wir mit der ersten Erwähnung des Koka, die überhaupt passiert ist (mal auf die westliche Welt, also Europa bezogen).
Dieser Bericht ist von einem Italienischen Seefahrer namens Amerigo Vespucci verfasst worden, und stammt aus dem Monat September des Jahres 1504. Er beschreibt die Leute, die er sah als häßliche Gestalten, deren Backen sich blähten, weil sie beständig ein grünes Krau kauten wie Kühe. Desöfteren, so schrieb er, haben sich diese Leute dann ein weißes Pulver, daß mit einem Stöckchen aus einer Flasche genommen wurde, in den Mund geschoben, wodurch sie das weiße Pulver mit dem Kraut vermischten. Das alles hatte der Herr in seinem Wissen um seine haushohe Überlegenheit den Idios gegenüber natürlich nicht verstanden und somit als komisch abgetan.
Um jedoch vollständig zu bleiben, oder zumindest den Versuch zu unternehmen, muß noch erwähnt werden, daß der Kokastrauch seit tausenden Jahren in Peru als Kulturpflanze angebaut wird. Es wird davon ausgegangen, daß er seit 2500 v.Chr. dort angebaut wird. Im Reiche der Inka, die in ihrer Blütezeit den Hauptteil des Kontinents regierten, war das Koka der herrschenden Klasse vorbehalten, zumindest vornehmlich. Es wurde natürlich auch an schwer arbeitende Menschen verteilt, damit diese ihre Arbeit besser und länger durchfhren konnten. Diese Leute waren meißt Krieger oder Läufer, also Menschen, die von der aufputschenden Wirkung des Kokain profitieren konnten.
In diesen Zeitraum fällt auch die Nutzung der Kokapflanze als religiöses Mittel, so wurde sie den Göttern als Rauch dargebracht und den Toten (als Grabbeigabe) in den Mund gelegt, damit diese günstiger im Jenseits ankamen (wie man dieses Jenseits auch nennen mag). Wie dem auch sei, das Inkareich wurde von den Europäischen Einwanderern und Goldsuchern, zumeist Gesandte der spanischen Krohne, allgemein in den Untergang getrieben. Der 13. und letzte Inkaherrscher wurde von einem Spanier, der noch nicht mal scheiben und lesen konnte, hingerichtet, und zwar 1533. Von da an versank das Reich im Chaos.
Am Anfang war das Koka den Spanischen Eroberern ein Dorn im Auge, doch nach und nach erkannte man daß die Indios besser arbeiteten, wenn sie Koka bekahmen, also wurde das Koka wieder geduldet, auch wenn die Kirche es weiterhin als Teufelskraut verdammte (wie gesagt, sie verstand nicht, wie sowas geht, daß man plötzlich nicht mehr hungrig ist und auch keine Müdigkeit mehr spührt). In späteren Jahren wurde es sogar soweit geduldet, daß es als gültiges Zahlungsmittel bei Zollabgaben und Steuern sowie anderen Tributen zugelassen war. Die Kokapflanzungen der kleinen Kokabauern wurden natürlich schnurstracks enteignet und an führende Bürger der spanischen Krohne verteilt. Diese erhielten dadurch eine wahre Goldgrube, da sich Bergbau (zur Gold und Silbergewinnung) in Peru ohne Koka einfach nicht machen läßt. Um mal die Dimensionen dieses Handels zu verdeutlichen hier ein Beispiel. Ein spanischer Geschäftsmann, der sich mit 30 Tonnen Kokablättern auf den Weg in diese Mienen machte, kam mit 7500 Pesos Gewinn, also 35 Kilogramm Gold, zurück nach Hause. Solche Leute hatten dann schon ausgesorgt. Alles in allem brachte das Koka der spanischen Krone eine ganze Menge des Geldes ein, welches sie durch die Kolonialisierung Südamerikas gewann. Es legt den Schluß nahe, daß die spanische Krone der erste Großdealer im weltweiten Drogengeschäft war.
Anders als beim rapiden Anstieg der Tabakpopularität hat sich jedoch Koka nie in der alten Welt durchgesetzt, es war einfach zu mühsehlig, die Droge zu konsummieren, außerdem sah es doch komisch aus, so wiederkäuend vor sich hin zu lutschen.
Doch kommen wir zum Kokain selbst zurück. Da geht die Geschichte dann erst 1859 weiter, also in einer Zeit, die deutlich zivilisierter war, als das 17te Jahrhundert. In diesem Jahr kam ein Arzt names Carl von Scherzer von einer Weltumseglung zurück, und brachte einen Ballen Kokablätter mit. Die ließ er seinen Doktoranden und Assistenten Albert Niemann untersuchen. Einen Teil des Blätter schickte er an den Göttingener Professor Wöhler. Albert Niemann extrahierte dann auch das Kristall Kokain, welches er genaueren Untersuchungen unterzog, so schrieb er, daß es bei 89 °C schmilzt, und beim weiteren Erhitzen in Salz- und Benzoesäure sowie Methylalkohol und Eckgonien zerfällt. Niemann starb wenig später und die Arbeit wurde von seinem Kollegen Wilhelm Lossen weitergeführt, der die Formel des Kokain bestimmte. Im Jahre 1862 begann die Pharmafirmer Merck mit der industriellen Produktion des Cocainum hydrochloricum. Von nun an war der "Siegeszug" des Kokain in der westlichen Welt nicht mehr aufzuhalten, denn das Allzweckmittel Kokain war nun auf einfache Weise konsummierbar und erfüllte den Wunsch der damaligen (wie auch heutigen) Gesellschaft nach längerdauernder und intensiverer Tagesaktivität in Verbindung mit einem Gefühl des Wohlbefindens; und das alles durch einmalige Einnahme einer winzigen Menge weißen Pulvers.
Sehen wir uns im Schnelldurchlauf einmal die wesentlichen Eckpunkte des Kokaingebrauches nach dessen Einführung als industriell hergestellte Droge an. Wie immer in der Geschichte vorher, fiel dem Militär die Wirkung des Kokain (Schmerzstillend, Wundheilend, Aufputschend) auf, was sich sogleich in einem Manöver eines Bayerischen Armeekorps bewähren sollte, und scheinbar im Jahre 1883 auch hat. Weiterhin fällt Dr. Sigmund Freud auf, der im Jahre 1884 von der Pharmafirma Ernst Merck für 1,27 Dollar ein Gramm Kokain erstand, um dies dann einigen Selbstversuchen an sich selbst zuzuführen, die im Übrigen als Ergebnis den recht euphorischen Bericht "Ueber Coca" in schriftlicher Form hinterließen. Im selben Jahre, nur ein paar Zimmer weiter im selben Krankenhaus, dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus, wurde dann die erste wirklich wichtige Entdeckung am Kokain getätigt, dies geschah durch einen Ophtalmologen (hört sich gebildeter an als das Wort "Augenarzt") namens Dr. Carl Koller, der die Tatsache, daß Kokain die Zungenspitze stark betäubt, wenn man es dort drauf tut, mit den richtigen Augen sah. Er bewies mit diversen Experimenten, daß Kokain ein hervorragendes Lokalanästhetikum für Schleimhäute ist. Dies war das erste Lokalanästhetikum, und somit ein Meilenstein in der Medizin, denn vorher mußte immer unter Vollnarkose operiert werden, was damals noch lebensgefährlich war (ist es heute auch noch, aber das will keiner so gerne zugeben). Wenig später jedoch mehrten sich die Stimmen, die da meinten, daß Kokain doch süchtig macht und sowiso eine weitere Geißel der Menschheit darstellt. So wetterten Louis Lewin und Albert Erlenmeyer (ja, der mit den Kolben) im Jahre 1887 in den schlimmsten Tönen gegen die anfängliche Euphorie des Sigmund Freud, der im übrigen später ebenfalls einsah, daß Kokain eben nicht das Allheilmittel ist, sondern seine Fähigkeiten teuer erkauft werden, nämlich mit einer Sucht, die allerdings anders als beim Alkohol nicht physischer sondern psychischer Natur ist.
Doch schauen wir uns die ökonomischen Aspekte des noch legalen Kokaines an, das noch Anfang des 20ten Jahrhundert frei erhältlich war. Den größten Erfolg hatte bei der Vermarktung des Kokain ein gewisser Angelo Mariani, der 1863 einen mit Kokain versetzten Wein auf den Markt brachte. Dieser Wein wurde als Allheilmittel verkauft und erfreute sich schon kurze Zeit nach der Markteinführung einer riesigen und vor allem finanzkräftigen Klientel, sogar der Papst Leo XIII und Queen Victoria haben sich mit dem Zeug erfrischt und dem Hersteller heiße Dankesbriefe geschrieben, die der dann auch veröffentlichte und somit weitere Werbung kostenfrei erhielt. Doch außer dem Wein names "vin Mariani a la Coca du Perou" gab es noch tausende Patientenheilmittel, die mit Kokain versetzt waren und für die verschiedensten Zwecke empfolen wurden. Doch dieser Wein war eigentlich nichts im Vergleich mit der Popularität, der sich ein Getränk erfreuen sollte, welches nur aus der Not einer Alkoholprohibition in den USA heraus entstand. Im Jahre 1886 brachte ein Apotheker namens John Styth Pemperton einen Kanister mit Sirup an eine der Mineralwasserbars in Atlanta, das zu dem Zeitpunkt schon trockengelegt war. Der Sirup war eine Mixtur, die eigentlich gegen Kopfschmerzen helfen sollte und aus Zuckerrübensirup, Kokain und einem Kolanußextrakt sowie einigen Ätherischen Ölen, die der Geschmacksvielfalt des Getränkes rechnung tragen sollten. Der Name dafür stand zwar noch nicht fest, soch später wurde es dann "Coca-Cola" genannt, wegen der Inhaltsstoffe Kokain und Kolanuß (leztere wurde zur Behandlung von Kopfschmerzen allgemein genutzt und ihr wurde nachgesagt eine Abneigung gegen Alkohol zu erzeugen). Der Sirup mußte nur mit Wasser vermischt werden und war dann trinkfertig. Wenig später wurde durch einen Zufall mal Sodawasser zur Mischung verwendet, was zur Folge hatte, daß fortan nur noch mit Sodawasser gemischt wurde. Pemperton mußte sein Patent auf Coca-Cola wegen finanzieller Engpässe verkaufen, das Getränk jedoch erfreute sich weiter ständig wachsender Beliebtheit. Kokain erfreute sich zu der Zeit (um 1900 bis 1915) als Droge und Alkoholersatzstoff ebenfalls steigender Beliebtheit. Viele "Abstinenzler" machten es sich zur Gewohnheit einfach etwas Kokain zusaätzlich in ihren schäumenden Trank zu schütten, es war ja nicht teuer ($ 2,50 die Unze). Gleichzeitig jedoch wurde die Regenbogenpresse auf das Kokain aufmerksam und machte mit einer wahren Flut von Horrorstorys gute Umsätze. Hier wurden dann auch die Ängste der Menschen bis zum Abwinken ausgenutzt, was sich in der meißt von schwarzen Übeltätern mit, durch Kokain bewirkten, übermenschlichen Kräften äußerte. Tja, das wars denn wohl, von nun an konnte die Hetzjagt auf das Kokain losgehen.
Allen voran machte sich die amerikanische Ärzteschaft an die Arbeit, die sich durch die vielen tausend Patentheilmittel, welche zu allem Überfluß auch noch frei verkäuflich waren, in ihrem Monopolanspruch die Medikamention und Heilung von Menschen betreffend, erheblich eingeschränkt sah. In den meißten Bundesstaaten setzte man also ein Gesetz durch, welches den Patentheilmittelherstellern vorschrieb, sämtliche Inhaltsstoffe der Mittelchen auf der Verpackung mit anzugeben, wenig später wurden Kokainhaltige Mittel unter eine Rezeptpflicht gestellt, und der freie Verkauf bzw. die Nutzung der Droge außerhalb des medizinischen Bereiches verboten, dies geschah im Jahre 1904 mit dem Pure Food and Drug Act. Damit wars also auch mit dem französischen Kokawein vorbei, der von nun an eben ohne Kokain geliefert wurde, jedoch dementsprechend weniger Wirkung zeigte. Doch dieser Act war eben nur lokal in einzelnen Bundesländern gültig, was sich mit dem Harrison Act änderte, welcher das erste Antidrogengesetzt auf Bundesebene in den USA war. Von nun an war der Gebrauch von Kokain außerhalb medizinischer Bereiche streng verboten, was das Kokain zu einer beliebten Droge unter den Reichen des Landes machte. Auch andere Bereiche wurden von nun an mit Kokain in Verbindung gebracht, in der US-Armee wurde es noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges recht excessiv geschnupft. Während des Krieges dann herrschte ein recht reger Kokaingenuss innerhalb des Militärs, was geduldet wurde, da es ja den Kampfesgeist nicht schwächte, sondern eher Linderung und Wachheit erzeugte. Dieser recht regelmäßige Genuß von Kokain erzeugte bei den Soldaten dann auch eine Sucht, die man in den jeweils eingenommenen Ortschaften durch Plünderung der Apotheken zu befriedigen suchte, und dies auch schaffte. Nach dem Kriege dann wurden die ehemaligen Soldaten zu Kokainhändlern, die selbst abhängig waren. In den Großstädten wurde Kokain indes unter den Intellektuellen und wohlhabenden zur Mode, was sich auch in den Zeitungberichten der New York Times niederschlug, die davon zu berichten wußte, daß man sich in der deutschen Hauptstadt nach dem Theaterbesuch den Schnee wie Zigaretten anbot. Doch auch dieses Verbot hette sein gutes für einige. So koksten diverse Intellektuelle einfach nur um dem Dienst in der Armee zu entgehen (z:b: Johannes R. Becher späterer DDR-Kulturminister).
Ein weitläufiges Comeback nach einer starken Abnahme des Kokaingebrauchs durch die Weltwirtschaftskriese und recht effiziente Strafverfolgungsmethoden der Polizei gepaart mit harten Strafen und Gesetzen (Opiumgesetz in Deutschland vom 1.1.1930) sowie neuen Präparaten der chemischen Industrie (Amphetamine) hatte Kokain nach der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, so um 1970. Im Jahre 1969 wurde im Film "Easy Rider" eine Szene dargestellt, in der die beiden Haupthelden des Filmes sich einen Motorradtrip durch das vertickern einer größeren Menge Kokain finanzieren. Kokain mauserte sich zu einer Droge der Rockmusik und ihrer Musiker, die ein Aufputschmittel für ihre Shows wirklich gebrauchen konnten. Manche weigerten sich sogar auf die Bühne zu gehen, wenn die Koksversorgung nicht stimmte. Auch in Liedern wurde der Stoff besungen und alles in allem wurde Kokain wieder gesellschaftsfähig, wenn auch der Besitz und Handel mit immer drastischeren Strafen geahndet wurde. Im Jahre 1981 wurde z.B. das BtMG erweitert, und sieht nun in besonders schweren Fällen für den Besitz und den Handel bis zu 15 Jahre Haft vor. Doch weils schick ist, wird natürlich auch mit Kokain (eigentlich mit der Zulieferindustrie) Geld gemacht, die Headshops und einschlägigen Zeitschriften werben nun auch mit Schnupflöffelchen, Kitsch und Koksmühlen (machen das Zerkleinern einfacher) geworben. In den 80er Jahren dann ist Kokain endgültig zu einer schicken Droge geworden, die sich in fast jedem industrieland steigender Beliebtheit erfreut, jedoch mit zunehmender Nachfrage immer unreiner wird, es wird gestreckt bis zum Gehtnichtmehr, ein Käufer findet sich immer.
Jetzt aber wird es Zeit für die ersten spektakulären Erfolge der Poliztei und Moral in Hinblick auf die Kokaindealerjagt. Im Jahre 1979 wurde zu nächtlicher Stunde aus dem Schlaf heraus der israelische Sänger und Produzent Abi Ofarim von der Kripo in München verhaftet und später zu 1 Jahr Knast und 3 Jahren Bewährung sowie einer Spende von 5000 DM Bußgeld an ein SOS-Kinderdorf verurteilt. Im Gefängnis dann schrieb er noch schnell den Song "much too much". Im Jahre 1982 dann gibt es ein erstes prominentes Opfer des Kokain (Überdosis mit Barbituraten gemischt), den Filmregisseur Reiner Werner Fassbinder, der gegen Ende seiner "Drogenkarriere" sieben bis acht Gramm pro Tag verbrauchte, was dazu führte, daß drei seiner Assistenten ausschließlich damit beschäftigt waren Stoff für den Nimmersatt zu beschaffen. Langsam dringt jedoch in das Bewustsein der Gesellschaft die Erkenntnis, daß Kokain süchtig macht, und eine der sehr heimtückischen Drogen ist, da sie anfangs nur selten genutzt keinerlei Sucht erzeugt, man selbst jedoch nicht mehr in der Lage ist sich selbst einzugestehen, daß man langsam in eine Sucht gleitet und die Kontrolle über die Droge verliert. Doch die Form und die Anlässe zum Konsum ändern sich mit der Zeit, man nimmt Kokain mittlerweile nur noch um bestimmte Effekte zu erzielen, um sich fit zu machen für den Alltag, oder um bestimmte Ziele zu erreichen. Kokain wird zu einer bewust eingesetzten Aufputschenden Substanz, fast wie vor 100 Jahren, nur der Preis ist hundert bis zweihundert mal höher als damals, und die Qualität des Stoffes ist miserabel (im Vergleich).
Wo jedoch solche Gewinne zu erzielen sind, da wird sich die Kriminalität nicht lange fernhalten. Eher im Gegenteil, die größten Gewinne, die mit irgend einer Substanz oder einem Geschäft zu erzielen sind, das sind Gewinne aus Drogengeschäften. In Kolumbien, welches zu den ärmsten Ländern der Erde gehört, macht der, auch dort illegale, Export von Kokainprodukten drei Viertel der Gesamtexporterlöse aus. DIe wohl bekanntesten Vertreter der Kriminalität sind dann wohl auch die Kokainbarone von Medellin. Einer der sehr bekannten unter ihnen ist Pablo Escobar, der jeden Monat ca. 100.000 Dollar Schmiergelder verteilt. Die Milliarden des Medellinkartells jedoch haben den Staat Kolumbien unterhölt. Sie stecken in Banken, Hotels, ja sogar in einem der Fernsehsender des Staates. Erreicht wurde das alels durch eine straffe Organisation des kriminellen Geschäftes und ein gut ausgebautes Handelsnetz, welches Eingriffe mit äußerster Brutalität zu beantworten weiß. Durch den Zusammenschluß aller Kolumbianischen Drogenbarone wurde ein Imperium geschaffen, welches nahezu wie ein multinationealer Konzern arbeitete, als Vertriebs- und Transportunternehmen für Kokain auftrat und sogar Transprotversicherungen auf die Ware (die man dem Kartell zum Export und Vertrieb überließ) anbot. Diesem Kartell war dann auch die größte jemals gebaute illegale Kokainfabrik zuzurechnen. Diese Fabrik, welche ca. 1/2 Jahr arbeitete und dabi wöchentlich 2 Tonnen Kokain abgab. Sie wurde von einem amerikanischen Sattelliten entdeckt und von der kolumbianischen Polizei gestürmt und vernichtet. Auslöser der Ratia war der Kolumbianische Justizminister, der allen korrupten und kriminellen Elementen in seinem Staate den Krieg erklährt hatte. Er wurde sieben Wochen nach der Ratia in seinem Dienstwagen von zwei Personen auf nem Motorrad mit Maschinenpistolen erschossen. Doch die Razzia hatte auch ihre Kehrseite für die Koksbaron, Ochoa und Escobar, die Immigrieren mußten, am 4. Mai 1984 trafen sie sich dann mit einem ehemaligen Präsidenten Kolumbiens um den Vorschlag zu unterbreiten, daß man unter der Bedingung der völligen Straffreiheit und der Revidierung des Auslieferungsabkommens mit den USA zurückkommen würde und das gesammte Geld der beiden Familien mitbrächte. Dies hätte eine völlige Abzahlung der Auslandsschulden Kolumbiens zur Folge gehabt. Dummerweise kam dieses Abkommen der Kolumbianischen Presse in die Finger, und somit der entrüsteten Bevölkerung zu Gesicht. Aus dem Abkommen wurde nix. Später dann im Jahre 19889 hat der Kolumbianische Präsident, nach Ermordung diverser Politiker, den Ausnahmezustand verhängt und eine Härtere Ganart gegen die Drogenbosse angekündigt, was zu Morddrohungen gegen die Justizministerin führte, deren darauf eingereichtes Rücktrittsgesuch abgelehnt wurde. Alles in allem brach in dem Jahr ein Drogenkrieg aus.
--------------------------------------------------
Wie uns die Geschichte des Kokain eindrucksvoll zeigt, wird durch jede absolute Prohibition dem Verbrechen Tür und Tor geöffnet. Dies gilt in besonderem Maße für Substanzen, die durch ihr Suchtpotential sehr hohe Gewinne erwarten lassen.
--------------------------------------------------
Optionen
0
Kokain
Kokain (je nach Verarbeitung auch als Koks, Schnee, Coke, Crack und Rocks bezeichnet) ist ein weißes kristallartiges Pulver, das mit Hilfe verschiedener chemischer Prozesse aus den Blättern des Kokastrauches (Erythroxylon coca) gewonnen wird. Es wirkt sowohl berauschend wie auch örtlich betäubend. Kokain gehört zu den illegalen Suchtmitteln, deren Besitz sowie dessen Handel nach dem Betäubungsmittelgesetz verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden.
Ein kurzer Blick in Geschichte und Herkunft
Der immergrüne Kokastrauch ist in Südamerika heimisch, wo er vermutlich bereits 2.500 v. Chr. als Kulturpflanze angebaut wurde. Vor allem in Peru und Bolivien besitzt das Kauen der unverarbeiteten Kokablätter eine jahrhundertelange Tradition. Zunächst war der Genuss der Kokablätter nur im Rahmen kultischer Handlungen erlaubt. Mit der spanischen Eroberung breitete sich der Konsum jedoch bald unter der einheimischen Bevölkerung aus, die mit Hilfe dieser Droge versuchte, ihren Hunger zu unterdrücken wie auch ihre Leistungsfähigkeit und Ausdauer bei der schweren Arbeit zu steigern.
In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das aktive Alkaloid des Kokastrauches erstmals chemisch isoliert und erhielt die Bezeichnung "Kokain". Schon bald wurde diese Substanz zur Behandlung von Depressionen und zur lokalen Betäubung vor allem bei Augenoperationen eingesetzt. Gut 25 Jahre nach ihrer Entdeckung wurde sie in den USA einem Getränk zugesetzt, das unter dem Namen Coca-Cola als Allheilmittel vermarktet wurde. (Bis 1903 enthielt 1 Liter Coca Cola etwa 250 mg Kokain.) Aufgrund der sich häufenden Todesfälle im Zusammenhang mit kokainhaltigen Getränken wurde der Kokainzusatz in Getränken jedoch 1914 gesetzlich verboten.
Als Rauschmittel wurde Kokain sowohl in den USA als auch in Deutschland erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts populär. Mit dem Aufkommen der Amphetamine ging der Kokainkonsum allerdings in den 30er Jahren tendenziell zurück und kam erst in den 70er Jahren erneut in Mode. Das Rauchen von Crack kam als eine bis dahin unbekannte Anwendungsform in den 80er Jahren in den USA auf. Seit Anfang der 90er Jahre hat im Westen Deutschlands das Schnupfen von Kokain insbesondere unter jungen Erwachsenen an Popularität gewonnen, während in den USA der Anteil der Bevölkerung, der Erfahrungen mit Kokain gemacht hat, inzwischen als rückläufig gilt.
Die Substanz ...
Die Blätter des Kokastrauches enthalten etwa 1% des als Kokain bekannten Alkaloids. In den Erzeugerländern wird der Kokaingehalt jedoch gewöhnlich durch Extrahierung angereichert. Die durch die Extrahierung entstehende Coca-Paste wird zu Kokainhydrochlorid - einem Salz der Salzsäure - weiterverarbeitet. Diese farb- und geruchlose, bitter schmeckende Substanz gelangt - unter Beimischung von Streckmitteln - in pulverisierter Form als Koks oder Schnee auf den illegalen Markt. In dieser Form wird der Stoff durch die Nase geschnupft oder aufgelöst und intravenös injiziert. Zur Herstellung des rauchbaren Crack muss das Kokainhydrochlorid in Kokainbase umgewandelt werden, beispielsweise durch Kochen in einer Backpulverlösung. Nach der Verdunstung des Wassers bleibt als Rückstand die Kokainbase in Form von weiß-gelblichen Kristallen (rocks) zurück. Den bei der Erhitzung entstehenden knackenden Geräuschen verdankt das Crack seinen Namen. So genanntes Freebase, das ebenfalls geraucht werden kann, entsteht infolge einer chemischen Reaktion des Kokainhydrochlorids mit Ammoniak.
... und ihre Konsumformen
Kokain kann durch Schnupfen oder Injizieren (Kokainhydrochlorid) wie auch - nach Umwandlung in Kokainbase - durch Rauchen aufgenommen werden. Beim Kauen von Kokablättern entfaltet es ebenfalls seine Wirkung, wenn auch in geringerem Maße.
Die meisten Kokainkonsumenten schnupfen das kristalline Pulver, das hierzu auf einer glatten Oberfläche zu einer Linie gezogen und mit Hilfe eines kleinen Saugrohrs in die obere Nasenhöhle aufgesogen wird. Hierbei werden etwa 20-50 mg Kokainhydrochlorid aufgenommen. Für Injektionen wird das Kokain zuvor aufgelöst und anschließend intravenös verabreicht. Zum Rauchen wird die weiß-gelbliche Kokainbase in speziellen Glaspfeifen an der Flamme eines Feuerzeugs oder Gasbrenners erhitzt und im heißen Zustand inhaliert. Hierbei schwankt die Aufnahme der psychotropen Substanz zwischen 250 und 1000 mg.
Bei chronischem Kokainkonsum wird zwischen episodischem und kontinuierlichem Konsum unterschieden. Bei ersterem wird eine meist hohe Dosis wiederholt so lange eingenommen, bis der vorhandene Vorrat aufgebraucht oder der Konsument physisch völlig erschöpft ist. Anschließend folgen dann mehrere Tage ohne Konsum. Bei der kontinuierlichen Konsumform werden täglich oder fast täglich gleich bleibende Mengen Kokain konsumiert.
Die Effekte ...
Kokain wirkt in pharmakologischer Hinsicht auf dreierlei Weise: Es stimuliert sehr stark die Psyche, hat einen wirksamen lokal betäubenden Effekt und verengt die Blutgefäße. Nach rund sechs Stunden ist die Substanz weitgehend abgebaut und nach wenigen Tagen ist der Konsum im Körper (Ausnahme: Haare) nicht mehr nachweisbar. Dies gilt allerdings nicht für den chronischen Konsum: hier sind Rückstände bis zu drei Wochen erkennbar.
Das Ausmaß des aufputschenden Effekts hängt sowohl von der Person des Konsumenten selbst wie auch von der Dosis, der Art des Konsums und der Qualität des Stoffes ab, denn der Wirkstoffgehalt des als Kokain verkauften Pulvers schwankt durchschnittlich zwischen 20-50%. Beim Schnupfen setzt die Wirkung nach wenigen Minuten ein. Nach etwa 30-60 Minuten wird die maximale Konzentration im Blut erreicht und die pharmakologische Wirkung hält bis zu einer Stunde an. Beim Spritzen oder Rauchen hingegen beginnt die Wirkung bereits nach wenigen Sekunden, da das Kokain über die Lunge sehr rasch vom Blutkreislauf aufgenommen wird bzw. bei der intravenösen Verabreichung unter Umgehung sämtlicher Resorptionsbarrieren das Gehirn erreicht. Allerdings verringert sich auch die Wirkdauer. So hält der durch das Rauchen ausgelöste Rauschzustand nur etwa 5-10 Minuten an.
Kokain ist allgemein als "Leistungsdroge" bekannt, da es - zeitlich begrenzt - eine Leistungssteigerung und erhöhte körperliche Belastbarkeit bewirkt. Es dämpft das Hungergefühl, vermindert das Schlafbedürfnis und löst euphorische Gefühle aus. Die ihm zugeschriebene Lust- und Potenzsteigerung kehrt sich bei fortdauerndem Konsum allerdings ins Gegenteil um, nämlich in sexuelles Desinteresse und Impotenz.
Die durch das Kokain hervorgerufenen Rauschzustände verlaufen gewöhnlich in mehreren Stadien:
- Euphorisches Stadium: Am Anfang steht das positiv erlebte, so genannte euphorische Stadium, das u.a. von gehobener Stimmung, erhöhtem Selbstwertgefühl, gesteigertem Antrieb und Denken sowie stärkerer Sinneswahrnehmung und Kreativität gekennzeichnet ist. Der Konsument fühlt sich sorglos, verliert soziale und sexuelle Hemmungen und empfindet ein vermindertes Schlafbedürfnis bei gleichzeitig erhöhter Libido. Gelegentlich treten auch einfache Halluzinationen und Pseudohalluzinationen auf.
- Rauschstadium: Nach etwa 20-60 Minuten klingt die euphorische Phase ab. Nun können zu den beschriebenen Wahrnehmungen ängstlich paranoide Stimmungen hinzutreten, die vor allem mit akustischen, manchmal auch mit optischen Halluzinationen einhergehen.
- Depressives Stadium: Diese dritte Phase des Kokainrausches wird vor allem von Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung bis hin zu Angstzuständen, Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Suizidgedanken gekennzeichnet.
Wirkungsweise
Die zentralnervöse, stimulierende Wirkung des Kokains hängt direkt mit der Beeinflussung des Neurotransmitterstoffwechsels zusammen. Es verzögert die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptischen Speichervesikel und verstärkt die Wirkung dieser Botenstoffe an den postsynaptischen Rezeptoren. Hierdurch kommt es zu einer massiven Stimulation u.a. des zentralen Nervensystems. Bei kurzzeitigem Gebrauch in relativ niedrigen Dosen führt diese zentralnervöse Stimulation zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit und motorischen Hyperaktivität und zu einem Anstieg von Pulsfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Atemtiefe. Durch chronischen Gebrauch von Kokain kommt es dagegen zu nachhaltigen Störungen des Nervensystems, auf die zumindest teilweise die typischen Persönlichkeitsveränderungen bei Kokainabhängigen zurückzuführen sind.
... und die Risiken
Die Risiken des Kokainkonsums liegen vor allem in der Gefahr einer sich schnell einstellenden psychischen Abhängigkeit und den damit verbundenen Folgen (s.u.). Die akuten Risiken und Folgen des Kokainkonsums unterscheiden sich je nach Form, Dosis und Dauer des Konsums. Der Konsum ist um so gefährlicher, je schneller die Substanz vom Körper aufgenommen wird. Eine unmittelbare Lebensgefahr kann also insbesondere nach intravenöser Injektion und beim Rauchen entstehen, da bei beiden Konsumformen die Aufnahme des Kokains in Sekundenschnelle erfolgt. Gleichzeitig bergen beide Konsumformen noch spezielle Gefährdungen: Beim Injizieren des aufgelösten Kokains können Verunreinigungen und hinzugefügte Streckmittel gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, und beim Crackrauchen gehören Schädigungen der Atmungsorgane, insbesondere der Lunge, zu den typischen Komplikationen. So kommt es bei der so genannten "Crack-Lunge" u.a. zu Sauerstoffmangel im Blut oder Blutspucken infolge einer Lungenblutung. Wenn die Inhalation durch Pressen verstärkt wird, besteht u.a. die Gefahr krankhafter Luftansammlungen im Brustfellraum oder Herzbeutel. Aber auch beim Schnupfen sind infolge von Überdosierungen oder Unverträglichkeiten akut lebensbedrohliche Reaktionen bis hin zum Tod möglich.
Bei Überempfindlichkeit kann bereits eine geringe Dosis Kokain einen so genannten Kokainschock hervorrufen, der sich u.a. durch Blässe, kalten Schweiss und Atemnot ankündigt und zu schwerem Kreislaufversagen führen kann. Überdosierungen dagegen können eine Kokainvergiftung in Form zentralnervöser Übererregung bewirken. In deren Folge kann es u.a. zum zunehmenden Verlust der Koordinationsfähigkeit, zu Verwirrtheit, Unruhe und zerebralen Krampfanfällen mit Bewusstseinsstörungen und schließlich zur Bewusstlosigkeit und zum Tod durch Atemlähmung und schweres Kreislaufversagen kommen.
Auf lange Sicht: Folgeschäden
Regelmäßiger Kokaingebrauch kann mittel- und langfristig zu schwerwiegenden körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen führen.
Körperliche Folgen: Zu den wesentlichen körperlichen Beeinträchtigungen zählen die Schwächung der körperlichen Widerstandskraft, eine verminderte Belastbarkeit, starker Gewichtsverlust sowie Schädigungen der Blutgefäße und verschiedener Organe wie Leber, Herz und Nieren. Durch das Rauchen von Crack oder Freebase werden insbesondere die Atmungsorgane in Mitleidenschaft gezogen, während regelmäßiges Schnupfen von Kokain vor allem Nasenschleimhäute und Nasennebenhöhlen schädigt und zu chronischem Nasenbluten sowie zu einer Verminderung des Geruchs- und Geschmackssinns führen kann. Auf Dauer können sich jedoch auch hierbei chronische Erkrankungen der Atmungsorgane einstellen. Verunreinigungen des Stoffes können durch das Spritzen von Kokain schwere lokale Infektionen hervorrufen. Bei der Verwendung von gemeinsam genutzten Spritzen besteht darüber hinaus die Gefahr, dass Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis übertragen werden.
Während der Schwangerschaft kann Kokainkonsum zu Früh- oder Totgeburten wie auch zu massiven Reifungs- und Wachstumsstörungen des Fötus führen, die u.a. Fehlentwicklungen des Gehirns und anderer Organe zur Folge haben.
Psychische Folgen: Als gravierende psychische Folgen zeigen sich bei Dauerkonsumenten u.a. ausgeprägte Verstimmungen, sexuelle Funktionsstörungen, Schlafstörungen, Depressionen, Angst, Befürchtungen des Kontrollverlusts, Misstrauen, Antriebs- und Konzentrationsstörungen, verstärkte Reizbarkeit, Aggressivität und Verwirrtheit. In manchen Fällen kann sich eine Kokainpsychose entwickeln, bei der es zu paranoiden Wahnvorstellungen, einer Beeinträchtigung des Realitätsbezugs sowie zu optischen, akustischen und taktilen Halluzinationen kommen kann. Charakteristisch ist ein Dermatozoenwahn, bei dem der Konsument davon überzeugt ist, Insekten krabbelten unter seiner Haut. Diese Psychosen können chronisch werden.
Soziale Folgen: Bei dauerhaftem Kokainkonsum sind zudem nachhaltige Persönlichkeitsveränderungen zu beobachten, wie antisoziales und narzisstisches Verhalten, Angststörungen, Reizbarkeit, innere Unruhe, starke psychomotorische Erregung sowie Ess- und Schlafstörungen.
Neben den möglichen strafrechtlichen und auch finanziellen Problemen infolge des Kokainkonsums sind es vor allem die bei einem Dauerkonsum auftretenden ausgeprägten Kontaktstörungen und die Tendenz zur Selbstisolation, die das Zerbrechen jeglicher sozialer Bindungen zur Folge haben können.
Die Frage der Abhängigkeit
Sowohl ein episodischer wie auch ein kontinuierlicher Konsum von Kokain führen zur Abhängigkeit, wobei die psychischen Aspekte deutlich im Vordergrund stehen. Bei der Einnahme von hohen Dosen Kokain und insbesondere beim Crackrauchen kann sich bereits innerhalb weniger Wochen eine starke psychische Abhängigkeit entwickeln, die sich vor allem in der ausgeprägten Tendenz zur Dosissteigerung zeigt. Beim Absetzen von Kokain kommt es zu Entzugssymptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen, allgemeiner Verstimmung, mangelnder Energie und sexueller Lustlosigkeit, gefolgt von einem starken Schlafbedürfnis, dem so genannten Crash. Diese Symptome können über Wochen andauern. Noch weit über diesen Zeitraum hinaus besteht jedoch ein starkes Verlangen nach der Substanz (Craving), was die Rückfallgefahr entsprechend vergrößert.
Aufgrund der Gewöhnung an die Substanz entwickelt sich bei regelmäßigem Kokainkonsum eine Toleranz, die - allerdings nur bis zu einer gewissen Höchstmenge - zu immer höheren Dosierungen führt. In Konsumpausen bildet sich diese Toleranz jedoch wieder zurück, so dass hiernach zunächst nur wieder geringere Mengen Kokain benötigt werden.
Gefährliche Mischungen
Jeder Mischkonsum verschiedener Drogen birgt einerseits die Risiken jeder einzelnen Substanz, andererseits aber auch das spezielle Risiko der jeweiligen Substanzkombination. So verstärken sich Nikotin und Kokain gegenseitig in ihrer gefäßverengenden Wirkung und erhöhen dadurch die Gefahr entsprechender Folgen, z.B. eines Schlaganfalls. Ein Mischkonsum mit anderen Substanzen wie Alkohol, Ecstasy oder LSD kann zu einem völligen Kontrollverlust bis hin zum Kollaps führen. Als besonders gefährlich gilt die als Speedball bezeichnete Injektionsmischung aus Heroin und Kokain. Die hierdurch mögliche zusätzliche Heroinabhängigkeit ist - im Unterschied zum reinen Kokainkonsum - sehr schnell auch von starken körperlichen Abhängigkeitssymptomen geprägt. Zur Milderung von Angstsyndromen als unerwünschte Effekte des Kokainkonsums werden oft auch Benzodiazepine genommen, die ihrerseits ebenfalls sowohl negative Folgewirkungen wie auch ein starkes Abhängigkeitspotenzial besitzen.
Glossar:
Alkaloid
Chemische Bezeichnung für eine leicht alkalische Verbindung meist pflanzlichen Ursprungs, deren Einnahme bestimmte physiologische Wirkungen auf den menschlichen Organismus hat.
psychotrope Substanz
Eine Substanz, deren Wirkstoffe auf das Zentralnervensystem einwirken und dadurch psychische Prozesse beeinflussen.
Halluzination
Das Sehen, Hören oder auch Fühlen von Dingen, die in Wirklichkeit nicht existieren.
Neurotransmitter
Chemische Substanzen, die als Botenstoffe bei der Übertragung der Erregung an den Schaltstellen der Nervenzellen - den Synapsen - freigesetzt werden und dadurch bestimmte hemmende oder erregende Effekte hervorrufen.
Depression
Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung, Schwermut, Trübsinn, Traurigkeit bis hin zu ausgeprägtem Krankheitsbild.
Kokainpsychose
Eine durch Kokainkonsum verursachte seelische Erkrankung.
Dermatozoenwahn
Eine seelische Erkrankung, bei der der Erkrankte davon überzeugt ist, Insekten krabbeln unter seiner Haut.
Psychomotorik
Alle willkürlich gesteuerten Bewegungsabläufe, wie z.B. Gehen oder Sprechen.
psychische Abhängigkeit
Psychische Abhängigkeit wird als "ein unbezwingbares, gieriges seelisches Verlangen, mit der Einnahme der Droge fortzufahren" definiert und ist aufgrund der daraus resultierenden Entzugserscheinungen Hauptursache für misslungene Abstinenz. Psychische Abhängigkeit wird - im Unterschied zur körperlichen Abhängigkeit - praktisch von allen Drogen hervorgerufen.
Entzugssymptome
Die beim Absetzen einer zur Abhängigkeit führenden Substanz auftretenden körperlichen und psychischen Erscheinungen.
Toleranz
Die durch Gewöhnung an eine Substanz verringerte Empfindlichkeit und Reaktion des Körpers darauf.
Benzodiazepine
Wirkstoffe von Arzneimitteln, die u.a. zur Milderung von Angst- und Erregungszuständen eingesetzt werden und abhängig machen können.
Quelle: DHS-Faltblattserie "Die Sucht und ihre Stoffe - Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe, 3"
Kokain (je nach Verarbeitung auch als Koks, Schnee, Coke, Crack und Rocks bezeichnet) ist ein weißes kristallartiges Pulver, das mit Hilfe verschiedener chemischer Prozesse aus den Blättern des Kokastrauches (Erythroxylon coca) gewonnen wird. Es wirkt sowohl berauschend wie auch örtlich betäubend. Kokain gehört zu den illegalen Suchtmitteln, deren Besitz sowie dessen Handel nach dem Betäubungsmittelgesetz verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden.
Ein kurzer Blick in Geschichte und Herkunft
Der immergrüne Kokastrauch ist in Südamerika heimisch, wo er vermutlich bereits 2.500 v. Chr. als Kulturpflanze angebaut wurde. Vor allem in Peru und Bolivien besitzt das Kauen der unverarbeiteten Kokablätter eine jahrhundertelange Tradition. Zunächst war der Genuss der Kokablätter nur im Rahmen kultischer Handlungen erlaubt. Mit der spanischen Eroberung breitete sich der Konsum jedoch bald unter der einheimischen Bevölkerung aus, die mit Hilfe dieser Droge versuchte, ihren Hunger zu unterdrücken wie auch ihre Leistungsfähigkeit und Ausdauer bei der schweren Arbeit zu steigern.
In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das aktive Alkaloid des Kokastrauches erstmals chemisch isoliert und erhielt die Bezeichnung "Kokain". Schon bald wurde diese Substanz zur Behandlung von Depressionen und zur lokalen Betäubung vor allem bei Augenoperationen eingesetzt. Gut 25 Jahre nach ihrer Entdeckung wurde sie in den USA einem Getränk zugesetzt, das unter dem Namen Coca-Cola als Allheilmittel vermarktet wurde. (Bis 1903 enthielt 1 Liter Coca Cola etwa 250 mg Kokain.) Aufgrund der sich häufenden Todesfälle im Zusammenhang mit kokainhaltigen Getränken wurde der Kokainzusatz in Getränken jedoch 1914 gesetzlich verboten.
Als Rauschmittel wurde Kokain sowohl in den USA als auch in Deutschland erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts populär. Mit dem Aufkommen der Amphetamine ging der Kokainkonsum allerdings in den 30er Jahren tendenziell zurück und kam erst in den 70er Jahren erneut in Mode. Das Rauchen von Crack kam als eine bis dahin unbekannte Anwendungsform in den 80er Jahren in den USA auf. Seit Anfang der 90er Jahre hat im Westen Deutschlands das Schnupfen von Kokain insbesondere unter jungen Erwachsenen an Popularität gewonnen, während in den USA der Anteil der Bevölkerung, der Erfahrungen mit Kokain gemacht hat, inzwischen als rückläufig gilt.
Die Substanz ...
Die Blätter des Kokastrauches enthalten etwa 1% des als Kokain bekannten Alkaloids. In den Erzeugerländern wird der Kokaingehalt jedoch gewöhnlich durch Extrahierung angereichert. Die durch die Extrahierung entstehende Coca-Paste wird zu Kokainhydrochlorid - einem Salz der Salzsäure - weiterverarbeitet. Diese farb- und geruchlose, bitter schmeckende Substanz gelangt - unter Beimischung von Streckmitteln - in pulverisierter Form als Koks oder Schnee auf den illegalen Markt. In dieser Form wird der Stoff durch die Nase geschnupft oder aufgelöst und intravenös injiziert. Zur Herstellung des rauchbaren Crack muss das Kokainhydrochlorid in Kokainbase umgewandelt werden, beispielsweise durch Kochen in einer Backpulverlösung. Nach der Verdunstung des Wassers bleibt als Rückstand die Kokainbase in Form von weiß-gelblichen Kristallen (rocks) zurück. Den bei der Erhitzung entstehenden knackenden Geräuschen verdankt das Crack seinen Namen. So genanntes Freebase, das ebenfalls geraucht werden kann, entsteht infolge einer chemischen Reaktion des Kokainhydrochlorids mit Ammoniak.
... und ihre Konsumformen
Kokain kann durch Schnupfen oder Injizieren (Kokainhydrochlorid) wie auch - nach Umwandlung in Kokainbase - durch Rauchen aufgenommen werden. Beim Kauen von Kokablättern entfaltet es ebenfalls seine Wirkung, wenn auch in geringerem Maße.
Die meisten Kokainkonsumenten schnupfen das kristalline Pulver, das hierzu auf einer glatten Oberfläche zu einer Linie gezogen und mit Hilfe eines kleinen Saugrohrs in die obere Nasenhöhle aufgesogen wird. Hierbei werden etwa 20-50 mg Kokainhydrochlorid aufgenommen. Für Injektionen wird das Kokain zuvor aufgelöst und anschließend intravenös verabreicht. Zum Rauchen wird die weiß-gelbliche Kokainbase in speziellen Glaspfeifen an der Flamme eines Feuerzeugs oder Gasbrenners erhitzt und im heißen Zustand inhaliert. Hierbei schwankt die Aufnahme der psychotropen Substanz zwischen 250 und 1000 mg.
Bei chronischem Kokainkonsum wird zwischen episodischem und kontinuierlichem Konsum unterschieden. Bei ersterem wird eine meist hohe Dosis wiederholt so lange eingenommen, bis der vorhandene Vorrat aufgebraucht oder der Konsument physisch völlig erschöpft ist. Anschließend folgen dann mehrere Tage ohne Konsum. Bei der kontinuierlichen Konsumform werden täglich oder fast täglich gleich bleibende Mengen Kokain konsumiert.
Die Effekte ...
Kokain wirkt in pharmakologischer Hinsicht auf dreierlei Weise: Es stimuliert sehr stark die Psyche, hat einen wirksamen lokal betäubenden Effekt und verengt die Blutgefäße. Nach rund sechs Stunden ist die Substanz weitgehend abgebaut und nach wenigen Tagen ist der Konsum im Körper (Ausnahme: Haare) nicht mehr nachweisbar. Dies gilt allerdings nicht für den chronischen Konsum: hier sind Rückstände bis zu drei Wochen erkennbar.
Das Ausmaß des aufputschenden Effekts hängt sowohl von der Person des Konsumenten selbst wie auch von der Dosis, der Art des Konsums und der Qualität des Stoffes ab, denn der Wirkstoffgehalt des als Kokain verkauften Pulvers schwankt durchschnittlich zwischen 20-50%. Beim Schnupfen setzt die Wirkung nach wenigen Minuten ein. Nach etwa 30-60 Minuten wird die maximale Konzentration im Blut erreicht und die pharmakologische Wirkung hält bis zu einer Stunde an. Beim Spritzen oder Rauchen hingegen beginnt die Wirkung bereits nach wenigen Sekunden, da das Kokain über die Lunge sehr rasch vom Blutkreislauf aufgenommen wird bzw. bei der intravenösen Verabreichung unter Umgehung sämtlicher Resorptionsbarrieren das Gehirn erreicht. Allerdings verringert sich auch die Wirkdauer. So hält der durch das Rauchen ausgelöste Rauschzustand nur etwa 5-10 Minuten an.
Kokain ist allgemein als "Leistungsdroge" bekannt, da es - zeitlich begrenzt - eine Leistungssteigerung und erhöhte körperliche Belastbarkeit bewirkt. Es dämpft das Hungergefühl, vermindert das Schlafbedürfnis und löst euphorische Gefühle aus. Die ihm zugeschriebene Lust- und Potenzsteigerung kehrt sich bei fortdauerndem Konsum allerdings ins Gegenteil um, nämlich in sexuelles Desinteresse und Impotenz.
Die durch das Kokain hervorgerufenen Rauschzustände verlaufen gewöhnlich in mehreren Stadien:
- Euphorisches Stadium: Am Anfang steht das positiv erlebte, so genannte euphorische Stadium, das u.a. von gehobener Stimmung, erhöhtem Selbstwertgefühl, gesteigertem Antrieb und Denken sowie stärkerer Sinneswahrnehmung und Kreativität gekennzeichnet ist. Der Konsument fühlt sich sorglos, verliert soziale und sexuelle Hemmungen und empfindet ein vermindertes Schlafbedürfnis bei gleichzeitig erhöhter Libido. Gelegentlich treten auch einfache Halluzinationen und Pseudohalluzinationen auf.
- Rauschstadium: Nach etwa 20-60 Minuten klingt die euphorische Phase ab. Nun können zu den beschriebenen Wahrnehmungen ängstlich paranoide Stimmungen hinzutreten, die vor allem mit akustischen, manchmal auch mit optischen Halluzinationen einhergehen.
- Depressives Stadium: Diese dritte Phase des Kokainrausches wird vor allem von Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung bis hin zu Angstzuständen, Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Suizidgedanken gekennzeichnet.
Wirkungsweise
Die zentralnervöse, stimulierende Wirkung des Kokains hängt direkt mit der Beeinflussung des Neurotransmitterstoffwechsels zusammen. Es verzögert die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptischen Speichervesikel und verstärkt die Wirkung dieser Botenstoffe an den postsynaptischen Rezeptoren. Hierdurch kommt es zu einer massiven Stimulation u.a. des zentralen Nervensystems. Bei kurzzeitigem Gebrauch in relativ niedrigen Dosen führt diese zentralnervöse Stimulation zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit und motorischen Hyperaktivität und zu einem Anstieg von Pulsfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Atemtiefe. Durch chronischen Gebrauch von Kokain kommt es dagegen zu nachhaltigen Störungen des Nervensystems, auf die zumindest teilweise die typischen Persönlichkeitsveränderungen bei Kokainabhängigen zurückzuführen sind.
... und die Risiken
Die Risiken des Kokainkonsums liegen vor allem in der Gefahr einer sich schnell einstellenden psychischen Abhängigkeit und den damit verbundenen Folgen (s.u.). Die akuten Risiken und Folgen des Kokainkonsums unterscheiden sich je nach Form, Dosis und Dauer des Konsums. Der Konsum ist um so gefährlicher, je schneller die Substanz vom Körper aufgenommen wird. Eine unmittelbare Lebensgefahr kann also insbesondere nach intravenöser Injektion und beim Rauchen entstehen, da bei beiden Konsumformen die Aufnahme des Kokains in Sekundenschnelle erfolgt. Gleichzeitig bergen beide Konsumformen noch spezielle Gefährdungen: Beim Injizieren des aufgelösten Kokains können Verunreinigungen und hinzugefügte Streckmittel gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, und beim Crackrauchen gehören Schädigungen der Atmungsorgane, insbesondere der Lunge, zu den typischen Komplikationen. So kommt es bei der so genannten "Crack-Lunge" u.a. zu Sauerstoffmangel im Blut oder Blutspucken infolge einer Lungenblutung. Wenn die Inhalation durch Pressen verstärkt wird, besteht u.a. die Gefahr krankhafter Luftansammlungen im Brustfellraum oder Herzbeutel. Aber auch beim Schnupfen sind infolge von Überdosierungen oder Unverträglichkeiten akut lebensbedrohliche Reaktionen bis hin zum Tod möglich.
Bei Überempfindlichkeit kann bereits eine geringe Dosis Kokain einen so genannten Kokainschock hervorrufen, der sich u.a. durch Blässe, kalten Schweiss und Atemnot ankündigt und zu schwerem Kreislaufversagen führen kann. Überdosierungen dagegen können eine Kokainvergiftung in Form zentralnervöser Übererregung bewirken. In deren Folge kann es u.a. zum zunehmenden Verlust der Koordinationsfähigkeit, zu Verwirrtheit, Unruhe und zerebralen Krampfanfällen mit Bewusstseinsstörungen und schließlich zur Bewusstlosigkeit und zum Tod durch Atemlähmung und schweres Kreislaufversagen kommen.
Auf lange Sicht: Folgeschäden
Regelmäßiger Kokaingebrauch kann mittel- und langfristig zu schwerwiegenden körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen führen.
Körperliche Folgen: Zu den wesentlichen körperlichen Beeinträchtigungen zählen die Schwächung der körperlichen Widerstandskraft, eine verminderte Belastbarkeit, starker Gewichtsverlust sowie Schädigungen der Blutgefäße und verschiedener Organe wie Leber, Herz und Nieren. Durch das Rauchen von Crack oder Freebase werden insbesondere die Atmungsorgane in Mitleidenschaft gezogen, während regelmäßiges Schnupfen von Kokain vor allem Nasenschleimhäute und Nasennebenhöhlen schädigt und zu chronischem Nasenbluten sowie zu einer Verminderung des Geruchs- und Geschmackssinns führen kann. Auf Dauer können sich jedoch auch hierbei chronische Erkrankungen der Atmungsorgane einstellen. Verunreinigungen des Stoffes können durch das Spritzen von Kokain schwere lokale Infektionen hervorrufen. Bei der Verwendung von gemeinsam genutzten Spritzen besteht darüber hinaus die Gefahr, dass Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis übertragen werden.
Während der Schwangerschaft kann Kokainkonsum zu Früh- oder Totgeburten wie auch zu massiven Reifungs- und Wachstumsstörungen des Fötus führen, die u.a. Fehlentwicklungen des Gehirns und anderer Organe zur Folge haben.
Psychische Folgen: Als gravierende psychische Folgen zeigen sich bei Dauerkonsumenten u.a. ausgeprägte Verstimmungen, sexuelle Funktionsstörungen, Schlafstörungen, Depressionen, Angst, Befürchtungen des Kontrollverlusts, Misstrauen, Antriebs- und Konzentrationsstörungen, verstärkte Reizbarkeit, Aggressivität und Verwirrtheit. In manchen Fällen kann sich eine Kokainpsychose entwickeln, bei der es zu paranoiden Wahnvorstellungen, einer Beeinträchtigung des Realitätsbezugs sowie zu optischen, akustischen und taktilen Halluzinationen kommen kann. Charakteristisch ist ein Dermatozoenwahn, bei dem der Konsument davon überzeugt ist, Insekten krabbelten unter seiner Haut. Diese Psychosen können chronisch werden.
Soziale Folgen: Bei dauerhaftem Kokainkonsum sind zudem nachhaltige Persönlichkeitsveränderungen zu beobachten, wie antisoziales und narzisstisches Verhalten, Angststörungen, Reizbarkeit, innere Unruhe, starke psychomotorische Erregung sowie Ess- und Schlafstörungen.
Neben den möglichen strafrechtlichen und auch finanziellen Problemen infolge des Kokainkonsums sind es vor allem die bei einem Dauerkonsum auftretenden ausgeprägten Kontaktstörungen und die Tendenz zur Selbstisolation, die das Zerbrechen jeglicher sozialer Bindungen zur Folge haben können.
Die Frage der Abhängigkeit
Sowohl ein episodischer wie auch ein kontinuierlicher Konsum von Kokain führen zur Abhängigkeit, wobei die psychischen Aspekte deutlich im Vordergrund stehen. Bei der Einnahme von hohen Dosen Kokain und insbesondere beim Crackrauchen kann sich bereits innerhalb weniger Wochen eine starke psychische Abhängigkeit entwickeln, die sich vor allem in der ausgeprägten Tendenz zur Dosissteigerung zeigt. Beim Absetzen von Kokain kommt es zu Entzugssymptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen, allgemeiner Verstimmung, mangelnder Energie und sexueller Lustlosigkeit, gefolgt von einem starken Schlafbedürfnis, dem so genannten Crash. Diese Symptome können über Wochen andauern. Noch weit über diesen Zeitraum hinaus besteht jedoch ein starkes Verlangen nach der Substanz (Craving), was die Rückfallgefahr entsprechend vergrößert.
Aufgrund der Gewöhnung an die Substanz entwickelt sich bei regelmäßigem Kokainkonsum eine Toleranz, die - allerdings nur bis zu einer gewissen Höchstmenge - zu immer höheren Dosierungen führt. In Konsumpausen bildet sich diese Toleranz jedoch wieder zurück, so dass hiernach zunächst nur wieder geringere Mengen Kokain benötigt werden.
Gefährliche Mischungen
Jeder Mischkonsum verschiedener Drogen birgt einerseits die Risiken jeder einzelnen Substanz, andererseits aber auch das spezielle Risiko der jeweiligen Substanzkombination. So verstärken sich Nikotin und Kokain gegenseitig in ihrer gefäßverengenden Wirkung und erhöhen dadurch die Gefahr entsprechender Folgen, z.B. eines Schlaganfalls. Ein Mischkonsum mit anderen Substanzen wie Alkohol, Ecstasy oder LSD kann zu einem völligen Kontrollverlust bis hin zum Kollaps führen. Als besonders gefährlich gilt die als Speedball bezeichnete Injektionsmischung aus Heroin und Kokain. Die hierdurch mögliche zusätzliche Heroinabhängigkeit ist - im Unterschied zum reinen Kokainkonsum - sehr schnell auch von starken körperlichen Abhängigkeitssymptomen geprägt. Zur Milderung von Angstsyndromen als unerwünschte Effekte des Kokainkonsums werden oft auch Benzodiazepine genommen, die ihrerseits ebenfalls sowohl negative Folgewirkungen wie auch ein starkes Abhängigkeitspotenzial besitzen.
Glossar:
Alkaloid
Chemische Bezeichnung für eine leicht alkalische Verbindung meist pflanzlichen Ursprungs, deren Einnahme bestimmte physiologische Wirkungen auf den menschlichen Organismus hat.
psychotrope Substanz
Eine Substanz, deren Wirkstoffe auf das Zentralnervensystem einwirken und dadurch psychische Prozesse beeinflussen.
Halluzination
Das Sehen, Hören oder auch Fühlen von Dingen, die in Wirklichkeit nicht existieren.
Neurotransmitter
Chemische Substanzen, die als Botenstoffe bei der Übertragung der Erregung an den Schaltstellen der Nervenzellen - den Synapsen - freigesetzt werden und dadurch bestimmte hemmende oder erregende Effekte hervorrufen.
Depression
Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung, Schwermut, Trübsinn, Traurigkeit bis hin zu ausgeprägtem Krankheitsbild.
Kokainpsychose
Eine durch Kokainkonsum verursachte seelische Erkrankung.
Dermatozoenwahn
Eine seelische Erkrankung, bei der der Erkrankte davon überzeugt ist, Insekten krabbeln unter seiner Haut.
Psychomotorik
Alle willkürlich gesteuerten Bewegungsabläufe, wie z.B. Gehen oder Sprechen.
psychische Abhängigkeit
Psychische Abhängigkeit wird als "ein unbezwingbares, gieriges seelisches Verlangen, mit der Einnahme der Droge fortzufahren" definiert und ist aufgrund der daraus resultierenden Entzugserscheinungen Hauptursache für misslungene Abstinenz. Psychische Abhängigkeit wird - im Unterschied zur körperlichen Abhängigkeit - praktisch von allen Drogen hervorgerufen.
Entzugssymptome
Die beim Absetzen einer zur Abhängigkeit führenden Substanz auftretenden körperlichen und psychischen Erscheinungen.
Toleranz
Die durch Gewöhnung an eine Substanz verringerte Empfindlichkeit und Reaktion des Körpers darauf.
Benzodiazepine
Wirkstoffe von Arzneimitteln, die u.a. zur Milderung von Angst- und Erregungszuständen eingesetzt werden und abhängig machen können.
Quelle: DHS-Faltblattserie "Die Sucht und ihre Stoffe - Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe, 3"
Optionen
0
• KOKAIN •
• Geschichte • Dosierung • Crack / Freebase • Ego-Trip •
• Nebenwirkungen • Wechselwirkungen • Sex • Safer Use •
• Krise • Recht • Hinweise • Literatur •
• GESCHICHTE •
Seit etwa 5.000 Jahren wird die Kokapflanze in den südamerikanischen Anden als Kulturpflanze angebaut, wobei sie zunächst als Heilmittel und in religiösen Zeremonien verwendet wurde. • Später wurde sie zunehmend in den Alltag integriert, da die Inhaltsstoffe stimulieren, Hungergefühle unterdrücken und zahlreiche Nährstoffe beinhalten. • Heute ist das Kauen von Kokablättern in den täglichen Lebensablauf großer Teile der Bevölkerung eingebettet. •
Nach Europa gelangte Kokain im 15. Jhdt., gewann jedoch erst im 19. Jhd. an Bedeutung nachdem der Hauptwirkstoff der Pflanze chemisch isoliert wurde. • Bald darauf war Kokain Inhaltsstoff zahlreicher Tinkturen, wurde für die Lokalanästhesie genutzt und als therapeutisches Mittel eingesetzt, aber auch später an Soldaten im Kriegseinsatz verabreicht. • Zu einer Kokainwelle kam es in den 20er Jahren. Konservative Kreise bewirkten allerdings als Antwort auf den ”moralischen Zerfall” ein Verbot der Substanz. •
Zu einem erneuten Kokain-Boom kommt es seit Ende der 70er Jahre. Inzwischen ist Kokain zu einem internationalen Wirtschaftsfaktor geworden, wobei Drogenkartelle in den Anbauländern einen immensen Einfluß erlangten. • In abgewandelter Form überschwemmte Kokain als Crack in den 80er Jahren die Ghettos der USA. • Die Substanz bildet dann auch den Vorwand für den ”Krieg gegen Drogen”, der jedoch die eigentlichen Ursachen der Problematik unangetastet läßt. • In den 90er Jahren fand die einstige ”Schickeria-Droge“ auch in Westeuropa eine massenhafte Verbreitung. •
• FORM / DOSIERUNG •
Kokain wird durch chemische Verfahren aus den Blättern des Kokastrauchs gewonnen. • Das hierzulande übliche Straßenkokain ist zumeist stark mit Mitteln wie Milchzucker gestreckt. • Das weiße, kristalline Pulver wird üblicherweise gesnieft, seltener geraucht oder injiziert. • Beim Sniefen einer ”Line” beträgt die übliche Dosis 25 bis 50 mg. Die Länge des Rausches beträgt dabei zwischen 30 und 60 Minuten. • Kokain ist im Blut ca. 1 Tag, im Urin 2 bis 4 Tage und im Haar noch nach Monaten nachweisbar. •
• CRACK / FREEBASE •
Crack wird durch das Aufkochen von Kokain mit einem besonderen Backpulver hergestellt. Die dadurch entstehenden ”Rocks” werden geraucht. • Freebase entsteht durch das Erhitzen von Kokain mit Ammoniak und wird ebenfalls inhaliert. • Die Wirkungen sind deutlich intensiver, aber auch mit ca. 5 bis 10 Minuten wesentlich kürzer als beim ”reinen” Kokainkonsum. • Die gesundheitlichen Folgeerscheinungen sind verheerend. So werden u. a. Lunge und Hirn schwer angegriffen • Das Risiko einer psychischen Abhängigkeit ist besonders hoch. •
• DER EGO-TRIP •
Körperlich betrachtet betäubt Kokain die Nerven und macht sie gegenüber Reizen unempfindlich. Das Schmerzempfinden wird herabgesetzt, der Körper scheint endlose Energiereserven zu besitzen, Hunger und Durst werden kaum noch bemerkt. •
Bei mildem Gebrauch löst Kokain anfangs einen angenehmen Zustand der Euphorie aus, vorhandene Müdigkeit verschwindet und die Gedanken scheinen sich zu klären. Kreativität und Konzentrationsfähigkeit steigen. • Kaum merklich stülpt sich eine emotionale Schutzkappe über die GebraucherInnen, die vor Problemen und Angriffen von Außen abschirmt. Es entsteht der Eindruck über den Dingen zu stehen, alles beherrschen und lösen zu können. Man fühlt sich lockerer und cooler, Hemmungen fallen ab. •
Die emotionalen Erscheinungen bei einem gesteigerten Kokaingebrauch machen Kokain zu einer reinen Ego-Droge. • Charakteristisch ist ein äußerst extrovertiertes Verhalten. Vielfach geht der Konsum mit der Neigung zum unablässigen Reden und einem erhöhtem Bewegungsdrang einher. Zudem sind ein selbstdarstellerisches Auftreten, verstärkte Reizbarkeit und ein Verlust des Einfühlungsvermögens häufig die Folge. • Oftmals kommt es zu einem gesteigerten Macho-Gebaren und einer erhöhten Gewaltbereitschaft. • Massiv hohe Dosen und regelmäßiger Konsum führen oftmals zu psychischen Ausnahmesituationen, die sich in Halluzinationen, Panikzuständen und Paranoia äußern. •
Das Runterkommen ist von Erschöpfung und Lustlosigkeit, sowie teilweise auch von Depression und Aggressivität geprägt. Das Bedürfnis nach einem neuen Kick ist dann besonders groß und kann einen zwanghaften Suchtcharakter erlangen. •
• NEBENWIRKUNGEN •
Mögliche vorübergehende körperliche Nebenwirkungen sind: Kribbeln am ganzen Körper, beim Sniefen ein taubes Gefühl an der Nase und im Rachen, Schwitzen, trockener Mund, Erhöhung des Blutdrucks und der Pulsfrequenz, Steigerung des Stoffwechsels und der Darmtätigkeit. • Ein chronischer Gebrauch führt zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Leber, Nieren Herz und Lunge werden geschädigt. Durch das Sniefen wird langfristig die Nasenschleimhaut zerstört. • Zudem steigt das Risiko eines Herzinfakts. •
Der Kokain-Konsum erzeugt keine körperliche Abhängigkeit. Die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit ist allerdings vergleichsweise hoch. • Starker Konsum kann zu Paranoia führen und Psychosen auslösen. •
• WECHSELWIRKUNGEN •
Mischkonsum mit Ecstasy oder LSD, aber auch mit Alkohol ist kaum kontrollierbar. Die emotionalen wie auch die physischen Wirkungen heben sich zum Teil auf, teilweise werden sie aber auch verstärkt und belasten den Körper zusätzlich. •
• SEX •
Kokain hat eine sexuell anregende Wirkung. • Da blockierende Gedanken in den Hintergrund treten, ist es leichter, sich auf eigene sexuelle Bedürfnisse und deren Ausleben zu konzentrieren. Meist fehlt jedoch gleichzeitig die Fähigkeit sich auf den anderen Menschen einzulassen. • Vergeßt jedoch auch in den ”coolsten” Stunden nicht ein Kondom zu benutzen. • Regelmäßiger und hochdosierter Kokainkonsum kann zu Orgasmus-Problemen und Impotenz führen. •
• SAFER-USE •
Wenn Du Drogen nimmst, dann konsumiere sie nicht, sondern nehme sie bewußt. • Informiere dich über die Qualität des Stoffs. • Gebrauche Kokain nicht in hohen Dosierungen und kurzen Intervallen. • Achte auf deine FreundInnen und reflektiert eure Erfahrungen. •
• KRISE •
Bei psychischen Problemen die Person an einen ruhigen Ort bringen und ruhig auf sie eingehen. • In schlimmen Fällen sofort den ärztlichen Notdienst anrufen: 112. • Informiert ihn darüber, was genommen wurde, er ist an die Schweigepflicht gebunden. •
• RECHT •
Herstellung, Verkauf, Erwerb und Besitz von Kokain sind unter Strafe gestellt. • Auf Grund des hohen Suchtpotentials ist eine Legalisierung auch unter fortschrittlichen Fachleuten umstritten. Zum Teil werden Modelle einer eingeschränkten Legalisierung diskutiert. •
• HINWEISE •
Alle Angaben nach besten Gewissen aber ohne Gewähr. • Der Gebrauch von Drogen ist mit Risiken besetzt und kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Ein hochfrequenter Konsum sollte vermieden werden. Erwerb und Besitz fallen unter das BtMG. • Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Moksha. •
• QUELLEN / LITERATUR •
Hartmann: Kokain • Krauthausen: Koka • Rätsch: Psychoaktive Pflanzen • Schroers: Kokain • Springer: Kokain • Stevenson: Jekyll und Hyde • u.a. •
• Text: San Fichtner & Wolfgang Sterneck • 12/99 •
’ Die Antworten liegen in mir ’
sagte Alice als sie lächelnd durch den Spiegel trat ...
• Geschichte • Dosierung • Crack / Freebase • Ego-Trip •
• Nebenwirkungen • Wechselwirkungen • Sex • Safer Use •
• Krise • Recht • Hinweise • Literatur •
• GESCHICHTE •
Seit etwa 5.000 Jahren wird die Kokapflanze in den südamerikanischen Anden als Kulturpflanze angebaut, wobei sie zunächst als Heilmittel und in religiösen Zeremonien verwendet wurde. • Später wurde sie zunehmend in den Alltag integriert, da die Inhaltsstoffe stimulieren, Hungergefühle unterdrücken und zahlreiche Nährstoffe beinhalten. • Heute ist das Kauen von Kokablättern in den täglichen Lebensablauf großer Teile der Bevölkerung eingebettet. •
Nach Europa gelangte Kokain im 15. Jhdt., gewann jedoch erst im 19. Jhd. an Bedeutung nachdem der Hauptwirkstoff der Pflanze chemisch isoliert wurde. • Bald darauf war Kokain Inhaltsstoff zahlreicher Tinkturen, wurde für die Lokalanästhesie genutzt und als therapeutisches Mittel eingesetzt, aber auch später an Soldaten im Kriegseinsatz verabreicht. • Zu einer Kokainwelle kam es in den 20er Jahren. Konservative Kreise bewirkten allerdings als Antwort auf den ”moralischen Zerfall” ein Verbot der Substanz. •
Zu einem erneuten Kokain-Boom kommt es seit Ende der 70er Jahre. Inzwischen ist Kokain zu einem internationalen Wirtschaftsfaktor geworden, wobei Drogenkartelle in den Anbauländern einen immensen Einfluß erlangten. • In abgewandelter Form überschwemmte Kokain als Crack in den 80er Jahren die Ghettos der USA. • Die Substanz bildet dann auch den Vorwand für den ”Krieg gegen Drogen”, der jedoch die eigentlichen Ursachen der Problematik unangetastet läßt. • In den 90er Jahren fand die einstige ”Schickeria-Droge“ auch in Westeuropa eine massenhafte Verbreitung. •
• FORM / DOSIERUNG •
Kokain wird durch chemische Verfahren aus den Blättern des Kokastrauchs gewonnen. • Das hierzulande übliche Straßenkokain ist zumeist stark mit Mitteln wie Milchzucker gestreckt. • Das weiße, kristalline Pulver wird üblicherweise gesnieft, seltener geraucht oder injiziert. • Beim Sniefen einer ”Line” beträgt die übliche Dosis 25 bis 50 mg. Die Länge des Rausches beträgt dabei zwischen 30 und 60 Minuten. • Kokain ist im Blut ca. 1 Tag, im Urin 2 bis 4 Tage und im Haar noch nach Monaten nachweisbar. •
• CRACK / FREEBASE •
Crack wird durch das Aufkochen von Kokain mit einem besonderen Backpulver hergestellt. Die dadurch entstehenden ”Rocks” werden geraucht. • Freebase entsteht durch das Erhitzen von Kokain mit Ammoniak und wird ebenfalls inhaliert. • Die Wirkungen sind deutlich intensiver, aber auch mit ca. 5 bis 10 Minuten wesentlich kürzer als beim ”reinen” Kokainkonsum. • Die gesundheitlichen Folgeerscheinungen sind verheerend. So werden u. a. Lunge und Hirn schwer angegriffen • Das Risiko einer psychischen Abhängigkeit ist besonders hoch. •
• DER EGO-TRIP •
Körperlich betrachtet betäubt Kokain die Nerven und macht sie gegenüber Reizen unempfindlich. Das Schmerzempfinden wird herabgesetzt, der Körper scheint endlose Energiereserven zu besitzen, Hunger und Durst werden kaum noch bemerkt. •
Bei mildem Gebrauch löst Kokain anfangs einen angenehmen Zustand der Euphorie aus, vorhandene Müdigkeit verschwindet und die Gedanken scheinen sich zu klären. Kreativität und Konzentrationsfähigkeit steigen. • Kaum merklich stülpt sich eine emotionale Schutzkappe über die GebraucherInnen, die vor Problemen und Angriffen von Außen abschirmt. Es entsteht der Eindruck über den Dingen zu stehen, alles beherrschen und lösen zu können. Man fühlt sich lockerer und cooler, Hemmungen fallen ab. •
Die emotionalen Erscheinungen bei einem gesteigerten Kokaingebrauch machen Kokain zu einer reinen Ego-Droge. • Charakteristisch ist ein äußerst extrovertiertes Verhalten. Vielfach geht der Konsum mit der Neigung zum unablässigen Reden und einem erhöhtem Bewegungsdrang einher. Zudem sind ein selbstdarstellerisches Auftreten, verstärkte Reizbarkeit und ein Verlust des Einfühlungsvermögens häufig die Folge. • Oftmals kommt es zu einem gesteigerten Macho-Gebaren und einer erhöhten Gewaltbereitschaft. • Massiv hohe Dosen und regelmäßiger Konsum führen oftmals zu psychischen Ausnahmesituationen, die sich in Halluzinationen, Panikzuständen und Paranoia äußern. •
Das Runterkommen ist von Erschöpfung und Lustlosigkeit, sowie teilweise auch von Depression und Aggressivität geprägt. Das Bedürfnis nach einem neuen Kick ist dann besonders groß und kann einen zwanghaften Suchtcharakter erlangen. •
• NEBENWIRKUNGEN •
Mögliche vorübergehende körperliche Nebenwirkungen sind: Kribbeln am ganzen Körper, beim Sniefen ein taubes Gefühl an der Nase und im Rachen, Schwitzen, trockener Mund, Erhöhung des Blutdrucks und der Pulsfrequenz, Steigerung des Stoffwechsels und der Darmtätigkeit. • Ein chronischer Gebrauch führt zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Leber, Nieren Herz und Lunge werden geschädigt. Durch das Sniefen wird langfristig die Nasenschleimhaut zerstört. • Zudem steigt das Risiko eines Herzinfakts. •
Der Kokain-Konsum erzeugt keine körperliche Abhängigkeit. Die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit ist allerdings vergleichsweise hoch. • Starker Konsum kann zu Paranoia führen und Psychosen auslösen. •
• WECHSELWIRKUNGEN •
Mischkonsum mit Ecstasy oder LSD, aber auch mit Alkohol ist kaum kontrollierbar. Die emotionalen wie auch die physischen Wirkungen heben sich zum Teil auf, teilweise werden sie aber auch verstärkt und belasten den Körper zusätzlich. •
• SEX •
Kokain hat eine sexuell anregende Wirkung. • Da blockierende Gedanken in den Hintergrund treten, ist es leichter, sich auf eigene sexuelle Bedürfnisse und deren Ausleben zu konzentrieren. Meist fehlt jedoch gleichzeitig die Fähigkeit sich auf den anderen Menschen einzulassen. • Vergeßt jedoch auch in den ”coolsten” Stunden nicht ein Kondom zu benutzen. • Regelmäßiger und hochdosierter Kokainkonsum kann zu Orgasmus-Problemen und Impotenz führen. •
• SAFER-USE •
Wenn Du Drogen nimmst, dann konsumiere sie nicht, sondern nehme sie bewußt. • Informiere dich über die Qualität des Stoffs. • Gebrauche Kokain nicht in hohen Dosierungen und kurzen Intervallen. • Achte auf deine FreundInnen und reflektiert eure Erfahrungen. •
• KRISE •
Bei psychischen Problemen die Person an einen ruhigen Ort bringen und ruhig auf sie eingehen. • In schlimmen Fällen sofort den ärztlichen Notdienst anrufen: 112. • Informiert ihn darüber, was genommen wurde, er ist an die Schweigepflicht gebunden. •
• RECHT •
Herstellung, Verkauf, Erwerb und Besitz von Kokain sind unter Strafe gestellt. • Auf Grund des hohen Suchtpotentials ist eine Legalisierung auch unter fortschrittlichen Fachleuten umstritten. Zum Teil werden Modelle einer eingeschränkten Legalisierung diskutiert. •
• HINWEISE •
Alle Angaben nach besten Gewissen aber ohne Gewähr. • Der Gebrauch von Drogen ist mit Risiken besetzt und kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Ein hochfrequenter Konsum sollte vermieden werden. Erwerb und Besitz fallen unter das BtMG. • Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Moksha. •
• QUELLEN / LITERATUR •
Hartmann: Kokain • Krauthausen: Koka • Rätsch: Psychoaktive Pflanzen • Schroers: Kokain • Springer: Kokain • Stevenson: Jekyll und Hyde • u.a. •
• Text: San Fichtner & Wolfgang Sterneck • 12/99 •
’ Die Antworten liegen in mir ’
sagte Alice als sie lächelnd durch den Spiegel trat ...
Optionen
-1
Kokain
Kokain, auch Fickpuder genannt, gilt als die Gesellschaftsdroge Nr.1. Sie suggeriert dem Konsumenten, ein extrem gutaussehender, höchst eloquenter Nobelpreispträger mit der sexuellen Anziehungskraft eines schwarzen Loches zu sein. Auf jemanden, der kein Kokain genommen hat, wirkt das eher wie ein exkommunizierter Trappistenmönch, der weiße Puderreste an den Nasenlöchern hat und sich um Kopf und Kragen quasselt.
Kokain steigert das Mitteilungsbedürfnis, lähmt aber in gleichen Maße die Selbstkritik, was dazu führt, daß man jeden chemischen Kurzschluß im Kleinhirn für bares Geld hält und meint, daß er umgehend einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt werden muß. Kokaingenuß ist die Hauptursache für Rap-Lyrik und die Gesamtwerke von Rainer Werner Fassbinder und Hermann Göring.
Für den Kokaingenuß in der Öffentlichkeit gelten ganz besondere Umgangsformen. So sollte Sie es vermeiden, wenn Sie sich auf einer wilden Party mit anderen Kokainisten befinden, dort eine ein Meter lange Koksstraße auf den Tisch zu legen und zu verkünden:

Gehen Sie lieber aufs Klo. Aber auch dabei ist Vorsicht geboten! Sie können nicht 15 Minuten lang die einzige Toilette des Hauses blockieren, dabei Geräusche wie ein Industriestaubsauger machen und glauben, Sie kämen ungeschoren davon. Führen Sie deshalb immer einige Briefchen mit ungelöchtem Kalk mit sich, die Sie nachher großzügig an Ihre Freunde verteilen können.
Sex auf Kokain ist in der Tat eine Angelegenheit höherer Vergnügungsordnung. Dazu nur eines: Falls Sie jemals das Gerücht gehört haben, daß ein männliches Glied durch Kokaingenuß so hart werden kann, daß man damit einen gefrorenen Acker umpflügen kann: DAS STIMMT!
Wie man die Wirkung von Kokain simuliert:
Vier Tütchen Nescafe mit einer Tafel Schokolade aufkochen, auf Ex trinken.
Aktivitäten:
Freeclimbing, Volksreden, Zehnkampf
Musik:
Richard Wagner "Walkürenritt"
Kokain, auch Fickpuder genannt, gilt als die Gesellschaftsdroge Nr.1. Sie suggeriert dem Konsumenten, ein extrem gutaussehender, höchst eloquenter Nobelpreispträger mit der sexuellen Anziehungskraft eines schwarzen Loches zu sein. Auf jemanden, der kein Kokain genommen hat, wirkt das eher wie ein exkommunizierter Trappistenmönch, der weiße Puderreste an den Nasenlöchern hat und sich um Kopf und Kragen quasselt.
Kokain steigert das Mitteilungsbedürfnis, lähmt aber in gleichen Maße die Selbstkritik, was dazu führt, daß man jeden chemischen Kurzschluß im Kleinhirn für bares Geld hält und meint, daß er umgehend einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt werden muß. Kokaingenuß ist die Hauptursache für Rap-Lyrik und die Gesamtwerke von Rainer Werner Fassbinder und Hermann Göring.
Für den Kokaingenuß in der Öffentlichkeit gelten ganz besondere Umgangsformen. So sollte Sie es vermeiden, wenn Sie sich auf einer wilden Party mit anderen Kokainisten befinden, dort eine ein Meter lange Koksstraße auf den Tisch zu legen und zu verkünden:

Gehen Sie lieber aufs Klo. Aber auch dabei ist Vorsicht geboten! Sie können nicht 15 Minuten lang die einzige Toilette des Hauses blockieren, dabei Geräusche wie ein Industriestaubsauger machen und glauben, Sie kämen ungeschoren davon. Führen Sie deshalb immer einige Briefchen mit ungelöchtem Kalk mit sich, die Sie nachher großzügig an Ihre Freunde verteilen können.
Sex auf Kokain ist in der Tat eine Angelegenheit höherer Vergnügungsordnung. Dazu nur eines: Falls Sie jemals das Gerücht gehört haben, daß ein männliches Glied durch Kokaingenuß so hart werden kann, daß man damit einen gefrorenen Acker umpflügen kann: DAS STIMMT!
Wie man die Wirkung von Kokain simuliert:
Vier Tütchen Nescafe mit einer Tafel Schokolade aufkochen, auf Ex trinken.
Aktivitäten:
Freeclimbing, Volksreden, Zehnkampf
Musik:
Richard Wagner "Walkürenritt"
Optionen
0
0