Neue „Blue Chips“ für die Anleger
Seit 111 Jahren ist der Dow-Jones-Index der Standard für die US-Aktienmärkte. Da stellt sich die Frage: Was ist Standard? Dem sind die Indexverwalter nun wieder einmal nachgegangen, und ab nächster Woche wird der Index umgeschichtet: Zwei traditionsreiche Konzerne müssen gehen, zwei neue dürfen sich dann „Blue Chips“ nennen.
Die Tickerkürzel MO und HON werden nächste Woche von den Dow-Tafeln verschwinden. Hinter ersterem steckte einmal Philip Morris, bevor sich das Unternehmen in Altria Group umbenannte. Die hat sich in den letzten Jahren massiv umgebaut und stößt in wenigen Wochen die Lebensmitteltochter Kraft Foods endgültig ab. Zurück bleibt ein Tabakkonzern in einem Land, das Rauchern gegenüber immer unfreundlicher wird. Altrias Wachstum dürfte in Zukunft vor allem aus Übersee kommen, für die US-Wirtschaft ist das Unternehmen damit nicht mehr repräsentativ.
Der Dow-Kollege Honeywell hingegen, ein klassischer Multi mit Aktivitäten im Automobil- und Luftfahrtsektor, ein Hersteller von Alarmanlagen, Sensoren und Steuerungsmodulen, ein Radar-Spezialist und Chemie-Riese, hat als Unternehmen eigentlich nicht an Bedeutung verloren. Allerdings finden die Dow-Experten, dass Industrie und Produzierendes Gewerbe an sich nicht mehr die Bedeutung haben wie einst – vielmehr bestimmen ja Finanz- und Rohstoffwerte den Lauf der Konjunktur und Märkte.
Entsprechend lag es nahe, die beiden größten Unternehmen in den Dow-Jones-Index zu berufen, die in dem Index bisher nicht vertreten waren: die Bank of America und Chevron.
Die Bank of America ist die zweitgrößte Bank des Landes und rückt als vierter Finanzriese in den Index. Da sind bereits Citigroup und J.P. Morgan notiert, zudem der Kreditkartenriese American Express.
Chevron hingegen stärkt mit ExxonMobil die Bedeutung der Öl-Multis, die angesichts historisch hoher Rohstoffpreise und der massiv steigenden weltweiten Nachfrage nach dem schwarzen Gold immer wichtiger werden.
Unumstritten ist die Auswahl der Dow-Neulinge indes nicht. Während manche Experten etwa Chevron dem Konkurrenten ExxonMobil zu ähnlich sehen und eher den breiter aufgestellten Konkurrenten ConocoPhilips unter den Blue Chips gesehen hätten, fragen andere, ob ausgerechnet in Zeiten einer brutalen Finanz- und Bankenkrise ein vierter Wert aus der Branche in den Standardindex muss.
Dem ist allerdings kaum zu widersprechen. Immerhin bemüht sich der Dow nicht, die beliebtesten Branchen der US-Wirtschaft zu repräsentieren, sondern die wichtigsten. Und keine Branche hat Amerika in den letzten Jahren so stark geprägt wie der Finanzsektor.
Fraglich ist hingegen, ob man zumindest Altria nicht besser durch einen anderen Konsumwert, möglicherweise einen Einzelhändler wie etwa Target, ersetzt hätte. Immerhin steht der amerikanische Verbraucher hinter zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts und ist damit durchaus repräsentativ für die breite Wirtschaft und die Bewegungen an der Börse. Alternativ hätte man vielleicht einen weiteren Hightech-Wert berücksichtigen können. Doch würde der offensichtlichste Kandidat, Google, mit seinem exorbitanten Preis aus dem Rahmen anderer Dow-Werte fallen, und so bleibt es an IBM und Hewlett-Packard sowie den Nasdaq-notierten Intel und Microsoft, die Branche zu vertreten.
Unter´m Strich ist übrigens auch nach dem Aus für Honeywell die klassische Industrie der stärkste Sektor im Dow. Angeführt von General Electric, dem einzigen Unternehmen, das seit Gründung des Index 1896 als Blue Chip gilt, fallen so verschiedene Konzerne wie Boeing, General Motors oder United Technologies in die Sparte. Außer Rohstoff-, Finanz- und Konsumwerten finden sich unter den Standardaktien ferner Medien-, Pharma- und Telekom-Papiere. ... Ende Auszug Weitere Infos unter http://www.insidewallstreet.de/...ID=f09543f69ecb70d847344c9a8594a519 Gruß, Geselle ----------- Bitte Text direkt an der Perforation (Striche) abtrennen. Danke! |