11.07.2007 11:23Späte Warnung vor US-Immobilienkrise Lange warfen Experten den Rating-Agenturen vor, sie ignorierten die US-Immobilienkrise. Doch jetzt ziehen Ratinggesellschaften wie S&P und Moody's nach und stufen ihre Bewertungen für Hypothekenderivate herab.
Jetzt sehen auf einmal auch die Rating-Agenturen die Blase In den vergangenen Wochen und Monaten schwoll der Chor der Kassandrarufer, die vor einer US-Immobilienblase warnten, von Zimmerlautstärke auf ohrenbetäubenden Lärm an. Auch gegenüber boerse.ARD.de äußerten sich zahlreiche Analysten skeptisch: So warnte etwa Carsten Vogt von der Berliner Effektenbank bereits vor zwei Monaten vor "großen Überraschungen".
Der US-Hypothekenmarkt war in den vergangenen Monaten unter Druck geraten, nachdem mehrere Hypothekenfinanzierer, die Darlehen an Kreditnehmer mit schlechter Bonität ausgegeben hatten (Subprime), ihrerseits Bankenforderungen nicht mehr bedienen konnten.
Nachzügler erkennen Ernst der Lage Nur die US-Rating-Agenturen wollten von alldem nichts hören. Zu groß war die Sorge, man könnte durch eine Änderung der Einstufung der Hypothekenanleihen (Mortgage Backed Securities) die Stressanzeichen erhöhen und die Krise verschärfen.
Doch nun springen die Rating-Agenturen auf den fahrenden Zug auf: Sowohl Moody's als auch Standard & Poor's (S&P) äußerten am Dienstagabend die Vermutung, eine Verschlechterung der Lage sei nicht auszuschließen, und setzten den Subprime-Sektor auf "Negative Creditwatch". Moody's teilte mit, seine Bewertung für 399 Hypotheken besicherte Anleihen zu senken. Bei diesen Hypothekenkreditderivaten geht es um ein Volumen von 5,2 Milliarden US-Dollar.
S&P prüft noch Bonitätssenkung Auch S&P prüft ein Bonitätssenkung für so genannte RMBS-Anleihen mit Wert von zwölf Milliarden US-Dollar. Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) sind mit Forderungen besicherte Anleihen, mit denen die Hypothekenbanken ihre Darlehen verbriefen und an die Kapitalmärkte weiterreichen, um sich selbst des Ausfallrisikos zu entledigen. Die Zinszahlungen fließen dabei an die Erwerber der Anleihen. Stärkste Käufergruppe der RMBS-Anleihen sind Hedge-Fonds. Insgesamt hatte Standard & Poor's im vergangenen Jahr Hypotheken besicherte Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 585,3 Milliarden Dollar bewertet.
Märkte reagieren mit Dollar-Verkäufen Die Diskussion über die Zukunft zweitrangiger Hypothekenkredite in den USA dürfte auch hierzulande die Immobilien- und Finanzwerte belasten. Auch die Stärke des Euros im Vergleich zum US-Dollar ist zumindest teilweise auf die geänderten Einstufungen der Rating-Agenturen zurückzuführen: Händler begründeten die Dollar-Verkäufe und den Anstieg der Anleihenkurse während der vergangenen Tage mit der Angst der Märkte vor einer Ausweitung der Krise am US-Hypothekenmarkt. Am Dienstag hatte der Euro sein Allzeithoch gegenüber dem US-Dollar erreicht. In der Nacht zum Mittwoch erzielte der Euro mit 1,3784 ein neues Rekordhoch.
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