Darauf hat man gewartet:
GROUP Technologies AG: Nach klarem Ertragsturnaround Gewinnsprung in Sicht Leser des Artikels: 207
Die heutige GROUP Technologies AG, entstanden durch die Fusion mit der Global Ware und der GAP AG, hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Turnaround hingelegt. Zwar sind die 2006er-Zahlen mit denen des Vorjahres aufgrund der Fusion nur bedingt vergleichbar, doch hat die fusionierte Gesellschaft zum ersten Mal seit ihrem Bestehen schwarze Zahlen geschrieben und ein EPS von 3 Cent auf ein Aktienkapital von rund 22,8 Mio. Aktien hingelegt. Im laufenden Jahr soll sich das Ergebnis je Aktie verdoppeln, denn die Produkte von GROUP Technologies für E-Mail-Sicherheit und -Archivierung entsprechen den heutigen gesetzlichen Anforderungen.
Die Kunden von GROUP kommen in erster Linie aus dem Banken- und Behördenbereich. Die vor kurzem zu Ende gegangene Hannover-Messe CeBIT war ein großer Erfolg: Der GROUP-Konzern erfährt aktuell eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen, deshalb soll der Konzernumsatz von 17 Mio. Euro in 2006 auf gut 21 Mio. Euro in 2007 steigen und bis 2009 organisch knapp 30 Mio. Euro erreichen. GROUP hat ein sehr stabiles Basisgeschäft, denn knapp 7 Mio. Euro sind in 2007 allein Wartungserlöse. Wallstreet online hat den CEO, Jörg Ott, zum aktuellen Geschäftsverlauf interviewt.
Herr Ott, hatte GROUP Technologies mit dem Abschluss 2006 zum ersten Mal seit Bestehen jetzt „endlich“ das Glück des Fleißigen?
Ich denke, dass ist weniger eine Glücksfrage, obwohl Glück nichts anderes bedeutet, als dass Vorbereitung auf Gelegenheit trifft. Das positive Ergebnis resultiert vielmehr aus der Umsetzung der Konsolidierungsstrategie im Lotus Notes-Umfeld, insbesondere im CRM-Bereich und aus den steigenden gesetzlichen und betrieblichen Anforderungen an die Kommunikation per E-Mail. Letztendlich sind wir mit unseren Produkten im Markt sehr gut positioniert. Die steigende Nachfrage ist auch darauf zurückzuführen, dass mit der Verschmelzung ein zukunftsfähiges, wachstumsorientiertes Unternehmen in sehr interessanten Märkten entstanden ist.
Bitte beschreiben Sie auch für den weniger IT-erfahrenen Leser Ihr Geschäftsmodell.
GROUP Technologies ist ein Software-Produzent. Wir entwickeln und vertrieben Software für den Businessbereich; insbesondere im Kundenbeziehungsmanagement, oder auch CRM, und verstärkt im E-Mail-Management. In der Regel verkaufen wir Lizenzen an unserer Software, verbunden mit den bereits erwähnten Wartungsverträgen, die überwiegend langjährig sind. Zusätzlich zum Verkauf der Software führen wir vor Ort bei unseren Kunden mit unseren Professional Service Mitarbeitern auch die notwendigen Anpassungen der Software für Prozesse, Workflows oder ähnliches durch.
Warum war die Hannover Messe CeBIT 2007 ein so großer Erfolg für Sie?
GROUP Technologies hat sich auf der CeBIT als kompetenter Ansprechpartner für Lösungen auf dem Gebiet des CRM unter Lotus Notes und für die Ansprüche des Compliance Management für E-Mails präsentiert. Der Erfolg leitet sich im Wesentlichen aus den vielen Neuinteressenten, die den Stand auf der CeBIT besucht haben, ab. Hier war eine deutliche Zunahme gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen.
Für den CRM-Sektor unter Lotus Notes haben wir mit der Absatzgröße und dem neuen Produkt sicherlich die Marktführerschaft übernommen; dies gilt insbesondere auch in der Verfügbarkeit des entsprechenden Wissens und der Wissensträger. Die Lösung trifft sozusagen den Nerv der Zeit: CRM-Projekte zählen bei den meisten Unternehmen weltweit unter die TOP 3 Projekte, die zur Umsetzung anstehen. Wir werden an diesem Bedarf partizipieren.
Im E-Mail Umfeld wird der Markt derzeit durch die neuen Anforderungen aus regulatorischer Sicht getrieben. Während die meisten Wettbewerbslösungen nur modulare Teile des E-Mail-Managements abbilden können, sind wir mit unserer Software-Lösung in der Lage, die gesetzlichen Anforderungen für den Kunden sicher, transparent und prozessorientiert umzusetzen. Der Trend zu noch mehr Vorgaben und Regularien wird in Bereich der elektronischen Kommunikation mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch weiterhin zunehmen.
Wie groß ist Ihr Marktanteil im E-Mail-Bereich in Deutschland einerseits und im Customer-Relation-Bereich andererseits?
Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn wir den CRM und den E-Mail-Management-Bereich nochmals unterteilen in Lösungen für Lotus Notes und für Microsoft. Leider sind für den – überwiegend im B2B-Segment liegenden Lotus Notes-Bereich – nur wenige offizielle Vergleichszahlen verfügbar. Daher beruhen meine Angaben auf Schätzungen auf der Basis der mir zur Verfügung stehenden Vergleichszahlen.
Für den CRM-Bereich unter Lotus Notes liegen wir in Zentraleuropa über 40%, Tendenz weiter steigend. Das begründet sich auch in der durchgeführten Konsolidierung dieses Marktes durch unsere Gesellschaft. Echte Wettbewerbsprodukte – im Sinne einer Standardlösung – werden Sie außerhalb unserer Gesellschaft nur schwer finden.
Im E-Mail-Segment für Lösungen auf der Basis von Lotus Notes liegt unser Anteil im gleichen Markt bei geschätzten 30%. Hierbei ist eine Unterscheidung in reine Sicherheitslösungen, wie Anti-Virus oder Anti-SPAM, und komplexe Managementlösungen durchzuführen. Wirklich vergleichbare Zahlen sind nicht verfügbar. Die E-Maillösung wird allerdings – im Gegensatz zu CRM – weltweit verkauft. Eine noch engere Unterscheidung in einzelne Branchen führt sicherlich zu teilweise extrem höheren Marktanteilen, wie z. B. im Finanzumfeld – hier nutzen über 85% aller Sparkassen in Deutschland unsere Produkte.
Sie kämpfen gegen die Microsoft-Produktpalette. Hat der Wettbewerbsdruck, der vor einigen Jahren geherrscht hat, jetzt etwas nachgelassen oder wie können Sie die allgemeine Marktlage beschreiben?
IBM, als Eigentümer der Lotus Notes Produkte, hat nach fast dreijähriger Unsicherheit über die Zukunft dieser Produktreihe nunmehr sichergestellt, dass Lotus Notes auch in Zukunft weiterentwickelt und supported wird. Dabei ist wesentlich, dass die neu entwickelten Zwischen- oder Teilprodukte wie Websphere oder Workplace – auch innerhalb von Notes zum Einsatz kommen werden.
Der Kundenstamm im Notes-Umfeld liegt – neben dem Finanzsektor – insbesondere in der Industrie. Weniger vertreten sind Notes-Lösungen beim kleineren Mittelstand oder in Kleinunternehmen. Allerdings plant IBM hier in Kürze mit attraktiven Konditionen einen Einstieg in das Segment für den Mittelstand, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Durch die damit höhere Durchdringung von Lotus Notes im Mittelstand öffnet sich automatisch ein zusätzlicher Markt, den wir mit unserer Lösung fach- und budgetgerecht bedienen werden.
Wie begründen Sie den Umsatzanstieg von 17 Mio. Euro auf 21 Mio. Euro, den Sie im laufenden Jahr erreichen wollen?
Die Erweiterung unserer E-Mail-Technologie lässt den Aufbau von OEM-Vertriebspartnern insbesondere bei bisherigen Modul-Anbietern zu. Zwar investieren wir hier einen Teil der Vertriebsmarge; allerdings erreichen wir Märkte und Kundensegmente, die wir nur mit erheblich höherem Aufwand hätten ansprechen können. Seit einem Jahr arbeiten wir intensiv am Aufbau dieses Marktsegmentes und konzentrieren uns dabei auf internationale Partner, die bisher überwiegend reine Anti-Virus oder Anti-SPAM-Lösungen vertreiben.
Da in diesem Marktumfeld sowohl rein preisseitig als auch wettbewerbsseitig ein massiver Druck vorliegt, diese Lösungen die gesetzlichen Anforderungen, wie Archivierung oder Mindestangabe in der E-Mail aber nur bedingt oder gar nicht erfüllen, rennen wir sozusagen mit unserem Vorstoß offene Türen ein. Insbesondere gilt das für den internationalen Bereich, indem auch die höchsten Zuwachsraten geplant und zu verzeichnen sind.
Zusätzlich wachsen wir durch die Konsolidierungsstrategie derzeit mit zweistelligen Raten auch im Standardgeschäft für CRM. Wie bereits erwähnt, trifft unser neues Produkt GEDYS IntraWare 7 bei größeren Projekten im CRM-Notes-Umfeld auf eine massive Nachfrage, die bereits zu einer knapp 20%igen Zunahme der Lizenzabsätze geführt hat.
Weiterhin erwarten wir, dass das ansteigende Wachstum im allgemeinen IT-Umfeld sich zusätzlich positiv auf die Entwicklung unserer Gesellschaft auswirken wird.
Bitte geben Sie unseren Lesern einen kurzen Einblick in das Grundgerüst Ihrer Bilanz 2006: Was hat sich wesentlich in Vergleich zu 05 verändert?
Na als erstes: das Ergebnis! Wir haben weiterhin massiven Schuldenabbau betrieben und das Forderungsmanagement verbessert. Die Eigenkapitalquote wurde somit an die 70% angehoben. Nebenbei angemerkt sind wir ja auch schon seit mehreren Quartalen profitabel. Und unsere Profitabilität ist stabil.
Sie machen fast 32% Ihres Umsatzes mit Wartungserlösen. Inwieweit können Sie dieses Basisgeschäft in den kommenden Jahren noch ausdehnen?
Wir haben derzeit eine Renewal-Rate, also eine Wiederabschlussquote, von über 95% über alle Produkte. Zusätzlich schließen wir im CRM-Bereich bei Verkauf von Lizenzen neue Wartungsverträge in mehr als 80% der Fälle, im E-Mail-Bereich – aufgrund der Lizenzbestimmungen – in 100% der Fälle ab.
Die Wartungserlöse werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen, allerdings wird durch die steigenden Lizenzverkäufe der Anteil in Prozent am Umsatz abnehmen, da Wartungsverträge in prozentualen Anteilen an den Lizenz-/Projektpreis gekoppelt sind.
Gut informierte Kreise halten es für möglich, daß Sie in 2008 nahezu eine Verdoppelung des EPS erreichen können. Was sind hier die wesentlichen Ertragstreiber?
Neben einer weiterhin steigenden Gewinnmarge bei steigenden Umsätzen ist hier der Rückgang der Abschreibungen auf das Anlagevermögen, insbesondere auf die immateriellen Werte, verantwortlich. Gerade der Effekt der Rückgänge bei den Abschreibungen, die so in 2006 und 2007 nicht im gleichen Umfang re-investiert werden mussten oder müssen, kommt dann im EPS richtig zum Tragen.
Da wir weiterhin die erfolgreiche Konsolidierungsstrategie im Lotus Notes-Umfeld fortsetzen – es ist nunmehr deutlich, welche Potentiale in diesem Markt schlummern – sollte noch so manche Überraschung, was die weitere Konsolidierung des Marktes betrifft, in den kommenden Monaten möglich sein. Wie Sie wissen, bin Ich ja derzeit wieder viel im Ausland unterwegs …
Wir wollen im CRM-Segment unsere internationale Präsenz verbessern. Damit erfüllen wir auch zugleich eine Anforderung unserer Konzernkunden, die generell internationale Servicepräsenz erwarten. Ich denke, wir werden hier in wenigen Wochen klare Signale setzen können. Mehr will ich aus Projektgründen derzeit nicht verraten.
Sie haben sicherlich schon einen Überblick, wie das erste Quartal 07 in etwa gelaufen ist. Können Sie unseren Lesern einige ungefähre Angaben machen, damit diese sehen können, dass das neue Jahr gut angelaufen ist?
Für das erste Halbjahr haben wir ein Wachstum von 17 - 18% geplant. Wir liegen im Plan, eventuell geringfügig darüber. Genau lässt sich das allerdings erst nach der Konsolidierungsrechnung sagen. Der Auftragsbestand ist mit einer gesamten Projektsumme im Millionenbereich der beste seit Jahren. Mit anderen Worten: unser Servicepersonal ist bis über den Sommer hinaus ausgelastet; wir gehen davon aus, dass diese Tendenz anhält. Wir haben das Serviceteam bereits weiter ausgebaut, um diese Nachfrage bedienen zu können.
Zusätzlich erwarten wir auch im zweiten Quartal noch den Abschluss größerer Projekte; der Sales Forecast zeigt eine deutliche zweistellige Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.
Tendenzen für zusätzliche Opportunitäten, wie Lizenz-Mietgeschäfte und Outsourcing von Notesanwendungen zum Know-how Träger GROUP Technologies lassen noch einiges für die kommenden Quartale erwarten.
Sie sind bei einem Kurs von 75 Cent mit dem einfachen Umsatz bewertet, glauben Sie, dass die Einzigartigkeit Ihres Produktes in der Börsenbewertung schon zum Ausdruck kommt?
Nein, weder die des Produktes, noch die der Marktstellung der Gesellschaft. Ich denke, der Preis ist auch historisch bedingt. Es gilt jetzt, neues Vertrauen in die Aktie und die Gesellschaft aufzubauen. Das gelingt nur mit dauerhaft guten Zahlen. Der Rest ergibt sich dann von ganz allein. Mit den Zahlen 2006 und der Entwicklung des Unternehmens nach der Verschmelzung sollte eine deutliche Kursentwicklung nach oben möglich sein.
Wie viele Aktien gehören Ihnen nach der Fusion selbst, und was haben Sie für eine Kurserwartung für die nächsten sechs Monate?
Ich selbst halte über meine Gesellschaft vbv ca. 11% der Aktien. Zusätzlich ist die Aktionärsstruktur der Gesellschaft mit 7% beim LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein a. G., Münster, mit 8% bei TJ GROUP, Helsinki, und insgesamt mit ca. 8 % bei der ACM Holding (Homm-Gruppe), aus Sicht eines Vorstandes als sehr stabil zu bezeichnen.
Ich gehe davon aus, dass der Kurs sich oberhalb von einem Euro einpendeln wird. Unter der Annahme, dass wir unsere eigene Prognose halten oder übertreffen - und da sehen wir nach Ablauf eines Quartals ziemlich gut aus, sollte – alleine im Vergleich mit anderen Unternehmen gleicher Art und Größe – auch mehr drin sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: newsflashAutor: Newsflash
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