Der 25. Oktober 1929

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neuester Beitrag: 29.10.02 13:41
eröffnet am: 29.10.02 13:39 von: calexa Anzahl Beiträge: 2
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29.10.02 13:39

4691 Postings, 8256 Tage calexaDer 25. Oktober 1929

Vor 73 Jahren sorgt der "Schwarze Freitag" für heftige Börsentumulte auf der ganzen Welt. Vergleicht man die damalige Situation mit der heutigen, gibt es einige Parallelen.

Zugegeben, die meisten der Leser werden den Tag noch nicht erlebt haben, und falls doch, so wird sich doch nicht mehr jeder detailliert erinnern können. Drehen wir die Zeitmaschine also noch einmal um 73 Jahre zurück.

Am 25. Oktober 1929 fand das statt, was wir heute als den "Schwarzen Freitag" kennen. Wie gesagt: Das war vor 73 Jahren, also: Alles alter Kaffee, oder was?

Keinesfalls, denn die Zeiten damals und heute weisen so manche Parallele auf. Damals, im Jahre 1929, steuerte die US-Börse immer neuen Höhen entgegen. Indexschwergewichte, die sich zuvor innerhalb weniger Monate im Wert verdoppelt oder gar verdreifacht hatten, waren plötzlich "out", auch wenn man das damals wohl noch nicht so nannte. "In" waren dagegen Neuemissionen.

Erinnern wir uns jetzt einmal an die Börsenzeit 1998 bis Frühjahr 2000, dann fällt uns auf: Es war genau das gleiche Verlaufsmuster. Die Börse steuerte von Hoch zu Hoch, warnende Sprüche wie: "Always remember: What goes up, could come down" wurden mit einem Lächeln und einer abweisenden Handbewegung auf die Seite gelegt und jeder landauf, landab hatte Ahnung von Aktien.

"Nightmare on Wall Street" statt "American Dream"

S&P 500, Dax 30 oder Stoxx 50 galten als Sammelbecken unternehmerischer Dinosaurier - wer wirklich "hip" und "hopp" sein wollte, der kaufte an der NASDAQ und am Neuen Markt (kann sich noch jemand an den erinnern ...?).

Damals, 1929, wurde der biblische Spruch "Wasser zu Wein verwandeln" durch die Phrase "Vom Tellerwäscher zum Millionär" mit neuem Sinn gefüttert. Das die umgekehrt verlaufende, zugegebenermaßen auch eher unpopuläre Variante auch funktioniert, und sehr viele Leute heute wieder Wasser trinken, das hat damals wie heute kaum jemand in diesem Umfang vorhergesagt. Der "American Dream" wurde durch "Nightmare on Wall Street" ersetzt.

Weitere Parallelen sind in den starken Überbewertungen während der "Bubble"-Phase, der steigenden Bereitschaft privater Investoren zum Kauf von Aktien auf Kredit und der hohen Bedeutung von "Stories statt Fakten" beim Aktienkauf zu sehen. Damals wie 1998 galt die Devise: Möge dieser Aufschwung ewig dauern und uns auf den Schwingen niedriger Inflation zu stets steigendem Wohlstand führen!

So long,
Calexa
www.investorweb.de  

29.10.02 13:41

4691 Postings, 8256 Tage calexaTeil 2

Waren es damals die heute weitestgehend unbekannten Bevölkerungsschichten, die über die Börse neuem Reichtum entgegen gingen, so waren es jetzt neben einigen aufgeklärten 68ern auch viele Teilnehmer der Baby-Boomer-Generation bis hin zu den Vertretern "Handy-Generation", die ihre Sparbücher plünderten und einem neuen Hobby nachgingen: Geld verdienen mit "totsicheren" (welche Bedeutung kommt diesem Wort in der Nachbetrachtung zu!) Aktientipps aus den Bereichen Biotechnologie, Telekommunikation und vor allem Internet.

Doch stehen wir heute auch vor dem Beginn einer sich über Jahrzehnte hinziehenden Marktdepression? Werden auch diesmal die großen Indizes erst dann zur Ruhe kommen, wenn 90 Prozent Kursverlust in den Büchern steht? Ich glaube nicht.

Der Boden scheint gefunden zu sein

Die Notenbanken haben diesmal viel früher reagiert; die Realwirtschaft verspricht in den nächsten Monaten nicht zu boomen, aber es wird doch zumindest ein geringes positives Wachstum erreicht und der Salami-Crash (Motto: Scheibe für Scheibe), der sich seit ca. 30 Monaten hinzieht, sollte auf dem aktuellen Niveau einen Boden gefunden haben. Ängstliche Investoren haben mittlerweile schon verkauft, wer jetzt noch Aktien hat, wird sie tendenziell auch eher behalten.

Noch gibt es an weiten Teilen der Börse einen Käuferstreik, doch müssen sich diesmal, anders als vor einem Dreivierteljahrhundert, die Hedge-Fonds, die teilweise unvorstellbar große Aktienbestände verkauft haben, ohne sie je besessen zu haben (sog. Short-Selling), bei geringen Kursanstiegen "eindecken", d.h. sie müssen kaufen. Das gibt der Börse heute eine gewisse Stabilität.

Zu erwarten ist eine volatile Seitwärtsbewegung

Es bleibt natürlich noch immer die Gefahr, dass nach schwachen Unternehmenszahlen die alten Tiefstände (d.h. die von vor ca. 14 Tagen, nicht die aus 1929!) noch einmal getestet werden, aber die Chancen auf eine volatile Seitwärtsbewegung mit langfristig anziehenden Notierungen steigen.

Und sollte ich mich irren: In weiteren 73 Jahren wird das den meisten von uns egal sein ...
(Quelle: www.manager-magazin.de)

So long,
Calexa
www.investorweb.de  

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