Natürlich habe ich mir auch über den Einsatz der DC und der adoptiven T-Zelltherapie gegen respiratorische Viren wie COVID-19 meine Gedanken gemacht.
Ich bin zum laienhaften Schluss gekommen, dass der Einsatz dieser Therapieform wahrscheinlich vorerst nur für gefährdete Populationen mit geschwächtem Immunsystem eine Rolle spielen könnte. Die Frage ist, ob das dann auch wirtschaftlich zu entwickeln ist.
Der Einsatz von DC Impfstoffen als prophylaktischen oder therapeutischen Impfstoff gegen respiratorische Viren dürfte auf Hochrisikopatienten bzw. Personen die in Hochrisikobereichen arbeiten beschränkt sein, so meine Einschätzung.
Diskussion:
Ein therapeutischer Impfstoff aus DCs und ggf. zytotoxischen T-Zellen zur Behandlung bestehender respiratorischen Vireninfektionen muss sich speziell bei der Risiko / Nutzen Abwägung gegenüber anderen Therapien behaupten. Auch die Kosten einer Behandlung muss wettbewerbsfähig sein. Zudem spielt auch die Entwicklungs- aber auch die Herstellungsdauer im Akutfall eine bedeutende Rolle für oder gegen die Therapie. Die korrekte Feststellung des Zeitpunkts, wann und ob überhaupt die Zelltherapie gestartet werden muss, um effektiv und sicher zu sein, ist diagnostisch gar nicht so einfach zu bestimmen. Wir alle haben gelernt, dass es bei einer fortgeschrittenen Erkrankung zu einer Überreaktion des Immunsystems kommen kann und die Lunge nicht mehr Schaden durch das Infektionsgeschehen selbst nimmt, sondern durch eine Immunpathogenese also das Nachlaufen des Infektionsgeschehens durch entzündliche Reparaturprozesse. Genau in dieser Phase dürfte eine zytotoxische Zelltherapie kontraproduktiv sein, weil sie das Überschießen der Immunantwort noch beschleunigen könnte.
Es gibt auch bisher keine Diagnostik, um während der ersten Zeit mit milder Symptomatik festzustellen, welche Patienten einen schweren Verlauf haben werden. Eine adoptive T-Zelltherapie will man ja keinen Menschen geben, bei denen die Infektion mild verlaufen wird. Tritt der schwere Verlauf dann ein, dürfte es wegen der Immunpathogenese für die adoptive T-Zelltherapie schon zu spät sein. Eher sind dann entzündungshemmende Medikamente gefragt, um im Akutfall den Sauerstoffaustausch beatmeter Patienten zu verbessern.
Gesucht ist eigentlich ein therapeutisches Medikament, das mit geringen Nebenwirkungen früh gegeben werden kann, das den Verlauf abmildert. Der Körper kann dann Antikörper gegen das Virus bilden. Die ggf. verzögerte T-Zellantwort des Immunsystems macht dann den Clean-Out.
Ich denke nicht, dass DC-Therapien gegen respiratorische Viren in der EU und in USA zeitnah durch den Zulassungsprozess kommen werden. Da wird China sicherlich das Land sein, indem diese Studien deutlich schneller voran gebracht werden könnten. Medigene ist durch die bestehende DC-Kooperation schon jetzt sehr gut aufgestellt und ggf. hört man aus dieser Ecke Neuigkeiten.
Grundsätzlich ist der Einsatz der DC und adoptive Zelltherapie gegen gefährliche Viren durchaus vorstellbar, wenn es gelingen würde, Prozesse für NEOANTIGEN-BASIERTEN TCR-KREBSTHERAPIEN auch für vireninfizierte Hochrisikopatienten zu adaptieren. Der Vorteil: Hier hätte man ggf. in der Entwicklung der Therapie einen nicht zu unterschätzenden Zeitvorteil, falls es keinen therapeutischen Wirkstoff gibt.
Gerade auch für Patienten bei denen das Immunsystem zerstört oder durch Medikamente unterdrückt ist, kann eine adoptive T-Zelltherapie eine Therapieoption bei einer beginnenden schweren Vireninfektion sein (Bsp. nach Transplantationen). Ob diese Zelltherapie auch in der Breite sicher, effizient und kostengünstig eingesetzt werden kann, bleibt aus oben erwähnten Gründen abzuwarten. Hier wird die laufende Studie vom Shenzhen Geno-Immune Medical Institute erste Erkenntnisse bringen, wenn sie denn gut designed ist. |