News - 24.03.08 18:00 Allianz greift nach der Postbank
Im Rennen um die Postbank zeichnen sich für die Allianz die besten Chancen ab.
FRANKFURT. Der Münchener Finanzkonzern mit seiner Tochter Dresdner Bank habe beim Mehrheitseigner Post und in Teilen der Bundesregierung derzeit "die besten Karten", hieß es in Finanzkreisen. Zudem sei die Allianz Wunschpartner der Postbank. Auch in Aufsichtsratskreisen der Postbank teilt man die Einschätzung, dass unter den inländischen Interessenten die Allianz der bevorzugte Kandidat ist.
Allianz-Chef Michael Diekmann hat Interesse an der Postbank signalisiert - und offenbar schon Vorbereitungen getroffen. Denn Branchenexperten werten die gerade erst beschlossene Aufspaltung der Dresdner Bank als ersten Schritt für einen Zusammenschluss. Deutsche Bank und die Commerzbank haben allerdings ebenfalls sehr deutlich Ansprüche auf die Bonner Postbank erhoben. Post, Postbank, Allianz und Dresdner Bank lehnten eine Stellungnahme ab.
Bei einem Zusammenschluss von Dresdner und Postbank entstünde mit 21 Mill. Kunden die mit Abstand größte Filialbank Deutschlands. Allerdings ist noch keine Entscheidung gefallen. Als sicher gilt, dass der Bund die entscheidende Rolle spielen wird, wenn es um den Zuschlag geht, da er der größte Einzelaktionär der Deutschen Post ist.
Bis vor einigen Wochen hatte das Finanzministerium Insidern zufolge noch die Commerzbank favorisiert. Mittlerweile werde aber vermehrt die Frage gestellt, ob die Nummer zwei des Marktes vor dem Hintergrund der Finanzkrise überhaupt einen Kauf der Postbank stemmen könnte, hieß es. Zudem bestehe bei Post und Bund die Sorge, dass ein fusioniertes, großes Privatkundeninstitut selbst zum Ziel eines ausländischen Instituts werden könnte. Die Commerzbank kostet an der Börse aktuell gerade einmal gut elf Mrd. Euro und wird damit kaum höher bewertet als die Postbank. Die Allianz kommt hingegen nach wie vor auf mehr als 50 Mrd. Euro Börsenkapitalisierung.
Ein Verkauf der Postbank an Ausländer gilt als so gut wie ausgeschlossen. So hat Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) dafür plädiert, darauf zu achten, wie man neben der Deutschen Bank hierzulande "eine weitere leistungsfähige Bank installieren kann". Der Verkauf der Postbank soll Finanzkreisen zufolge bis spätestens Jahresende unter Dach und Fach sein. Seit Monaten führe die Postbank bereits informelle Sondierungsgespräche mit Allianz und Commerzbank.
Für die Postbank bietet die Dresdner viele Vorteile. Die Bonner wären der größere Partner, wahrscheinlich würden das Dresdner-Privatkundengeschäft an die Plattform der Postbank angedockt. Für eine solche Lösung hat sich Postbank-Chef Wolfgang Klein grundsätzlich ausgesprochen. Darüber hinaus hätte das Szenario mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für ihn Vorteile. Selbst im Allianz-Konzern werden dem Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter nur noch wenig Chancen auf den Chefsessel eines fusionierten Instituts eingeräumt. "Walter dürfte nicht oben auf der Liste stehen", hieß es.
Die Allianz würde mit der Postbank mehr als 14 Mill. zusätzliche Kunden für den Vertrieb von Versicherungen, Anlage- und Altersvorsorgeprodukte gewinnen. Zwar besteht zwischen Postbank und dem Versicherer Talanx eine bis zum Jahr 2022 laufende Vertriebspartnerschaft. Klein hat aber durchblicken lassen, dass diese Kooperation nicht in Stein gemeißelt ist. Im Umfeld der Dresdner schätzt man die Kosten für eine Auflösung auf 200 bis 300 Mill. Euro.
Wie groß bei der Allianz der Handlungsdruck in Sachen Dresdner ist, zeigt die erneute Warnung Diekmanns, es sei deutlich schwieriger geworden, das geplante Gewinnwachstum im Konzern zu erreichen. Grund ist die Dresdner, für die der Allianz-Chef bereits vor einem Monat das Renditeziel kassieren musste. Die Bank soll nun rechtlich in die Investmentbank Dresdner Kleinwort (DKIB) sowie den Privat- und Geschäftskundenbereich aufgespalten werden. Finanzkreisen zufolge prüft eine Investmentbank bereits Optionen für die DKIB, darunter den Verkauf.
Bei der Dresdner Bank selbst herrscht völlige Verunsicherung. "Die Leute haben die Nase voll", sagte ein Banker. Die einzige Hoffnung sei, dass die Allianz nun endlich eine Strategie entwickle. Dresdner-Bank-Kreisen zufolge wurden weite Teile des Vorstands von der Aufspaltung überrascht. Walter selbst habe sich gegen den Schritt gewehrt, sich aber nicht durchsetzen können, hieß es. Das künftige Personal-Tableau der beiden Dresdner-Banken sei völlig unklar, hieß es. "Alle fürchten, dass es die nächsten zwölf Monate zu einem Schwebezustand kommt."
Quelle: Handelsblatt.com
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