Ich weiss ich klau immer , aber ich find den beitrag von rubens sehr gut.
Leser-Artikel Mitglied: PeterSchoenau
* PeterSchoenau » * 24.09.2008 um 11:11 * Nachricht schreiben »
Wirtschaft Warum sieht niemand, daß wir uns mitten in einer deflationären Depression befinden?
Die Ökonomen unterscheiden zwischen Rezessionen und Depressionen. Rezessionen sind im allgemeinen Perioden des schwächeren wirtschaftlichen Rückgangs und finden im Rhythmus von 4-5 Jahren statt, während Depressionen Perioden eines starken wirtschaftlichen Rückgangs sind und sich etwa alle 50-60 Jahre ereignen. Bei Depressionen wiederum unterscheidet man zwischen deflationären und hyperinflationären Depressionen. Wegen ihres Übergewichts an finanziellen im Gegensatz zu tangiblen Vermögenswerten neigen Industriestaaten in der Regel zu deflationären Depressionen. Auch die letzte Depression war deflationär und nahm 1929 ihren Anfang in den USA. In dem seinerzeitigen Bestseller (1993) „The Great Reckoning“ sagten die Autoren James Dale Davidson und Lord William Rees-Mogg eine Depression voraus, allerdings schon für die neunziger Jahre – sie haben sich um 10 Jahre verschätzt. Doch alle Anzeichen der gegenwärtigen Finanzkrise sind Symptome einer deflationären Depression. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir befinden uns seit einem Jahr mitten in einer deflationären Depression. Den Weitblick der Autoren von „The Great Reckoning“ beweist ein Zitat aus ihrem Buch:
„Die Preise von Vermögenswerten, besonders von Immobilien und Aktien, geraten ins Taumeln. Die Kreditvergabe schrumpft. Regierungen, die um ihre Wiederwahl fürchten, geraten in Panik, je stärker die Deflation dieser Vermögenswerte wird. Ihre erste Antwort besteht in der Bereitstellung von billigem Geld. Die FED und andere Zentralbanken, besonders die Bank von Japan, könnten die notleidenden Verbindlichkeiten und insolvente Institutionen, wie große Banken und Industrieunternehmen, aufkaufen...Die notleidenden Verbindlichkeiten großer Kreditgeber könnten in den Regierungshaushalt einfließen. Zentralbanken könnten zu nationalen Pfandhäusern werden, in deren Verfügungsgewalt sich die Dependancen insolventer Institutionen befinden. Es könnte dazu kommen, daß viele Banken, vielleicht einige Versicherungsgesellschaften und ein großer Teil des Immobilienvermögens, in ihren Besitz übergehen. Wir wissen nicht, wie lange diese erste Phase dauern wird, weil wir nicht wissen, wie abgestimmt und rücksichtslos der Versuch der Regierungen sein wird, notleidende Verbindlichkeiten zu retten. Die Annahme, daß dabei zu Extremen gegriffen werden wird, würde die finanzielle Existenz der Vereinigten Staaten und anderer Industrieländer gefährden. Aber diese Annahme basiert auf dem Versprechen, einem Finanzkollaps zu zuvorzukommen. Sobald jedoch ein solcher Kollaps offensichtlich begonnen hat, werden die Regierungen wahrscheinlich versuchen, den Schaden in einer schlimmen Situation dadurch zu minimieren, daß sie den Versuch aufgeben, alle notleidenden Verbindlichkeiten...zu begleichen. Aber sie werden erst dann aufgeben, wenn ihnen der Markt gezeigt hat, daß sie müssen...“
Wir befinden uns in dieser ersten Phase. Wenn alle Rettungsversuche mit Hilfe von „billigem“ Geld nichts fruchten, wird die zweite Phase eingeläutet werden: Die notleidenden Verbindlichkeiten werden liquidiert, finanzielle Vermögenswerte werden selektiv insolvent und nicht durch Inflation ausgelöscht. Dieser Prozeß wird viele Vermögen auslöschen und für Millionen von Menschen ein finanzielles Desaster bedeuten, wenn auch nicht so umfassend wie eine Hyperinflation im Stil der Weimarer Republik von 1923. Er wird dauern, bis ein tragfähiger Boden erreicht ist, auf dem ein neuer Zyklus beginnen kann.
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