DJ UPDATE/Investoren starten Osram-Übernahmeangebot mit hoher Hürde
--Annahmeschwelle von 70 Prozent ist fix
--Angebot läuft über 7 Wochen bis zum 5. September
(NEU: Weitere Details aus dem Übernahmeprospekt, Hintergrund)
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Finanzinvestoren Bain und Carlyle haben am Montag ihr angekündigtes 3,5 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für den Lichtkonzern Osram gestartet. Eine Hotline für Privatinvestoren und eine besonders lange Annahmefrist von sieben Wochen soll die Chancen verbessern, dass die Übernahme nicht platzt. Größte Hürde dürfte die Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent sein.
Bain und Carlyle machten am Montag deutlich, dass ihnen hier die Hände gebunden sind und kurz vor Toresschluss die Bedingungen nicht noch gelockert werden. "Die bestehende Finanzierungsstruktur erlaubt keinerlei Flexibilität, die Mindestannahmeschwelle zu senken oder gar darauf zu verzichten", heißt es in der Mitteilung. Bislang halten die Investoren keinerlei Osram-Aktien.
Damit ist ein Gelingen der Transaktion durchaus fraglich, weil es sehr viele, vor allem kleine Osram-Aktionäre gibt. Bei der Abspaltung des Unternehmens von Siemens vor sechs Jahren war die Osram-Aktie allen Siemens-Aktionären einfach ins Depot gebucht worden. Die Käufer haben deshalb bis zum 5. September eine Andienungsfrist gewählt, die über den gesamten Sommer reicht. Um Privataktionäre zu überzeugen, wurde zusätzlich eine kostenfreie Hotline geschaltet.
Zudem warnen die beiden Finanzinvestoren, dass der Osram-Kurs bei einem Scheitern des Angebots "deutlich absinken könnte". Mit der Annahme des Angebot von 35 Euro je Aktie in bar könnten Aktionäre dagegen "unmittelbar eine maximale und sichere Wertsteigerung" erzielen.
Die Finanzierung stemmen Bain und Carlyle mit zwei Drittel Eigenkapital und einem Drittel Fremdkapital. Bei einer Reihe von Banken, darunter Credit Suisse, Deutsche Bank und Goldman Sachs, haben sich die Investoren dazu Kredite im Gesamtvolumen von 1,325 Milliarden Euro gesichert. Den Zinsaufwand für die Kredite geben sie mit 116 Millionen Euro an. Um ihn zu finanzieren, hätte die Osram-Dividende für 2018 nicht gereicht. 107 Millionen Euro hat der MDAX-Konzern aus München für das abgelaufene Quartal ausgeschüttet.
Osram steckt aktuell in einer Krise. Das Unternehmen macht erhebliche Teile seines Umsatzes mit der Autobranche, die derzeit unter einer globalen konjunkturellen Eintrübung leidet. Die Nachfrage nach LED schwächelt.
Bain und Carlyle haben versprochen, Osram in seiner jetzigen Form zu erhalten und wollen in erheblichem Maße Zeit und Geld investieren, um das langfristige Potenzial von Osram zu heben. Das geht aus Sicht der Käufer am besten, wenn das Unternehmen sich nicht mehr vierteljährlich an der Börse rechtfertigen muss.
Vorstand und Aufsichtsrat von Osram haben sich vor zweieinhalb Wochen in einer ersten Stellungnahme positiv zu dem Angebot geäußert.
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/smh
(END) Dow Jones Newswires
July 22, 2019 09:03 ET (13:03 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc. |