Hildesheim, den 06. Oktober 2000
Brief des Vorstandsvorsitzenden An die Aktionäre der Met@box AG Hildesheim
Sehr verehrte Mitunternehmerinnen und Mitunternehmer,
die vergangene Woche zählte zu den schwersten seit Gründung unseres Unternehmens im Jahr 1996. Wir mussten unsere erst im April angehobene Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr revidieren. Dies geschah nach mehreren Sitzungen mit unseren Entwicklerteams in der letzten Woche, bei denen wir erkennen mussten, dass die met@box 1000 nicht wie ursprünglich geplant noch in diesem Jahr ausgeliefert werden kann. Im Rahmen einer Presse- konferenz in Frankfurt sowie einer Vielzahl von Telefongesprächen mit Investoren, Analysten und Privatanlegern haben wir die Hintergründe erläutert und zu den veränderten Planzahlen Stellung genommen.
Wir haben, speziell in der Software der Set-Top-Boxen, zum Teil nicht wie geplant den Grad der Fertigungsreife erlangt, der unabdingbar für einen erfolgreichen Start in den Wohnzimmern erforderlich ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir "gescheitert" wären. Die Bewältigung einiger technischen Probleme, besonders im Bereich Pay-TV, bedeutet lediglich eine zeitliche Verzögerung, ist aber nicht substantiell für die Akzeptanz unserer Produkte. Eine substantielle Wirkung entfaltet die Entscheidung für eine Verschiebung des Produktionsanlaufes jedoch im Hinblick auf Umsatz und Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres.
Von Ihrer Seite erreichte uns danach eine Fülle von Anfragen zum aktuellen Stand unseres Auslandsgeschäfts. Ich möchte daher den heutigen Aktionärsbrief nutzen, um Ihnen komprimiert noch einmal die Fakten darzustellen.
Im April haben wir eine Strategische Allianz geschlossen, innerhalb derer wir 500.000 Boxen der neuen Generation liefern. Der Beginn der Lieferung sollte ursprünglich in diesen Wochen starten. Dieser Termin verzögert sich jetzt bis Anfang 2001. Die Verschiebung geschah in enger Abstimmung mit unserem Kunden, der seine Bestellung unverändert aufrecht erhält. Gerne würde ich Ihnen an dieser Stelle mehr Details zu diesem Kunden verraten. Jedoch hatten wir bereits im April erklärt, dass wir uns vertraglich verpflichten mussten, keine Informationen über seine Identität herauszugeben, bevor nicht die ersten Set-Top-Boxen ausgeliefert worden sind.
Ende Juni gaben wir ferner bekannt, dass wir einen "Letter of Intent" (Vorvertrag) mit der skandinavischen Inter-Nordic abschließen konnten. Derzeit laufen die Verhandlungen über den endgültigen Vertrag. Sobald es hier zu einem Abschluss kommt, werden wir Sie selbstverständlich sofort per Adhoc-Mitteilung unterrichten. Aus heutiger Sicht ist es noch zu früh, von unserer Seite einen endgültigen Unterzeichnungs- termin zu nennen. Zum einen handelt es sich hier um ein äußerst komplexes Vertragswerk, für das in jedem Fall gilt, dass Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen muss. Zum anderen sind eine Vielzahl von Unternehmen an den Verhandlungen direkt oder indirekt beteiligt. Es steht uns nicht an, ihren Entscheidungsprozessen durch das Setzen fixer Termine vorzugreifen.
Anfang Juli informierten wir Sie über einen Rahmenvertrag mit dem französischen Unternehmen Worldsat S.A.R.L.. Derzeit laufen in enger Kooperation mit diesem Kunden Produkttests. Hierbei stehen zwei Themen im Vordergrund: Erstens muss sicher gestellt werden, dass die met@boxen alle technischen Anforderungen des französischen Marktes erfüllen. Zum anderen muss Worldsat seine technischen Produktionsanlagen aufrüsten, um die Met@box-Technologie gemäß dem erforderlichen Qualitätsstandard herstellen zu können.
Neben diesen drei Großprojekten ist die Met@box AG mit ihren Set-Top-Boxen bereits in Spanien und Südafrika präsent. Wie Sie sicher wissen, bestehen wir beim ersten südafrikanischen Kunden, der Eagle International, zum Schutz unseres Unternehmens mittlerweile auf Vorausbezahlung georderter Waren. Ein Team unserer Tochter Met@box International befindet sich aber in einem fortgeschrittenen Verhandlungsstadium mit einem großen südafrikanischen Telekommunikations- anbieter, so dass wir davon ausgehen, mit einem wesentlich stärkeren Partner in Südafrika zu einem Abschluss zu kommen.
Nach Bekanntgabe der Gründung unseres polnischen Tochter erreichten uns auch Fragen über Umsatz- und Ertragspotenziale in diesem Markt. Es ist jedoch noch zu früh, hier bereits über konkrete Geschäftsabschlüsse zu sprechen. Sobald diese erfolgen, werden wir Sie umgehend informieren. Dieser Grundsatz gilt auch für mögliche Abschlüsse in anderen Ländern. Das Team von Met@box International arbeitet permanent daran, weltweit neue Aufträge für die Met@box AG zu akquirieren und ist im Herbst unter anderem auf Messen in Amsterdam und Hongkong vertreten.
Mir ist bewusst, dass viele von Ihnen momentan über die weitere Entwicklung der Met@box AG und Ihres eigenen Investments verunsichert sind. Sie alle haben in ein Technologieunternehmen investiert. Neue Technologien zu schaffen, ist ein kreativer und sehr zeitintensiver Prozess, für den wir die besten Entwickler gewonnen haben. Auch die großen Player wie Intel, Microsoft, Nokia und Sony haben die Potenziale des Marktes, in dem Met@box seit 4 Jahren konzentriert arbeitet, erkannt. Aber auch diese Wettbewerber müssen innovative, neue Technologien erschaffen. Deren jüngste Ankündigungen über Verspätungen bzw. Verschiebungen haben bestätigt, dass wir trotz aller Schwierigkeiten einen enormen Entwicklungs- vorsprung besitzen, den wir konsequent zum Wohle unserer Aktionäre nutzen.
Kein Kunde, kein Interessent hat bislang aufgrund der notwendigen Verzögerung die Zusammenarbeit mit uns beendet. Grund: es gibt keine auch nur annähernd vergleichbare Alternative zu unserer met@box 1000!
Ich darf Ihnen versichern, dass wir alle Kraft daran setzen, die oben angesprochenen Projekte so schnell wie möglich zu realisieren. Ich bin mir sicher, dass die dann auch mögliche Nennung von Details über Auftraggeber und Mitglieder der Konsortien die Kapitalmärkte von der Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells überzeugen wird.
Bis dahin danke ich für Ihr Vertrauen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Stefan Domeyer (CEO)
P.S.: Um den Rahmen dieses Aktionärsbriefes nicht zu sprengen, werde ich auf weitere Fragen - z.B. nach dem geplanten Listing an der Londoner Börse - im nächsten Brief eingehen.
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Ohne Gewähr auf Echtheit hier nur zur Information hineinkopiert.
Gruß, redcrx |