FRANKFURT (Dow Jones)--Zum Ende des Jahres hat sich die Wirtschaftsaktivität auf europäischer Ebene weiter eingetrübt und auch der bisherige Musterknabe Deutschland musste einen herben Dämpfer bei den Industrieaufträgen hinnehmen. Die Rückgänge bei einem ganzen Strauß von Indikatoren blieben aber insgesamt im Rahmen und entsprachen den Erwartungen der Analysten. Die Wirtschaftsstimmung hat sich in der Eurozone im Dezember den zehnten Monat in Folge verschlechtert. Der Index der EU-Kommission sank belastet durch die ungelöste Staatsschuldenkrise um 0,5 Punkte auf 93,8 Zähler. Das europaweite Konjunkturbarometer umfasst die Einschätzung von Industrie, Bauwirtschaft und Dienstleistungsgewerbe sowie das Verbrauchervertrauen und die Entwicklung des Einzelhandels. Im Dezember fiel es auf den niedrigsten Stand des Jahres und einzig in der Industrie hat sich die Erwartungshaltung leicht verbessert. Alle anderen Sektoren tendierten weiter abwärts. Dabei hatten die Einkaufsmanagerindizes sowohl für die Industrie als auch den Dienstleistungsbereich zuvor die Hoffnung genährt, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Euroraum nur im ersten Quartal durchschlagen würde. Nach Ansicht von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil zeigt der Index zur Wirtschaftsstimmung nun, dass Europa bereits am Ende des abgelaufenen Jahres in die Rezession geschlittert sei. In der Vergangenheit sei der Index zur Wirtschaftsstimmung jedoch mit einiger Verzögerung den Einkaufsmanagerindizes gefolgt, schrieb Weil. Er rechnet damit, dass Europa und die Eurozone wieder im Herbst auf einen Wachstumskurs zurückkehren. Besonders in Italien und Spanien, den beiden europäischen Problemländern, blickten Wirtschaft und Verbraucher düster in die nähere Zukunft. In Italien ging der Index um 4,6 Punkte zurück, in Spanien um 1,3 Zähler. In beiden Staaten kämpfen neue Regierungen um die Begrenzung der Neuverschuldung und gegen das Abdriften ihrer Volkswirtschaften in eine schwere Krise. Die angespannte Lage hat sich auch auf die Kauflaune im Vorweihnachtsgeschäft geschlagen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Einzelhandelsumsatz in der Eurozone im November um 2,5 Prozent, in der EU der 27 Mitgliedsländer um 1,3 Prozent. Die Arbeitslosigkeit verharrte auf hohem Niveau. Ein wenig Hoffnung brach Page 1 of 2 te Arbeitslosigkeit verharrte auf hohem Niveau. Ein wenig Hoffnung brachte der EU-Geschäftsklimaindex, der entgegen der Erwartung den letzten Monat des alten Jahres mit einer leichten Aufhellung beschlossen hat. Er taxierte aber anhaltend im negativen Bereich, was einen Produktionsrückgang signalisiert.
Einen Schuss vor den Bug hat auch die bisher so krisenstarke deutsche Industrie im November erhalten. Mit einem Orderrückgang um 4,8 Prozent musste der Sektor den herbsten Verlust seit Januar 2009 verkraften. Der Zugewinn aus dem Vormonat wurde damit praktisch wieder zunichte gemacht. "Es besteht trotzdem kein Grund zur Panik. Tatsächlich schauen die deutschen Industrieunternehmen positiv nach vorne", sagte UniCredit-Analyst Andreas Rees. Insgesamt dürfte die europäische Wirtschaft zu Ende des Jahres in einen Abschwung gerutscht sein, der sich in den ersten Quartalen fortsetzen und an Schärfe gewinnen könnte.
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