Eigene Lieferketten, radikaler Kurswechsel: Warum der chinesische Tesla Byd deutsche Autobauer das Fürchten lehrt
Paol Hergert 09:36, 18 Nov 2020 Teile diesen Artikel Eine Byd-Fabrik in Huaian, China. Eine Byd-Fabrik in Huaian, China. STR/AFP via Getty Images Tesla ist längst vom utopischen Traum des exzentrischen Firmenchefs Elon Musk zum Big Player auf dem internationalen Markt der Automobilindustrie aufgestiegen.
Doch der Fokus der deutschen Autobranche auf das kalifornische E-Auto-Unternehmen könnte VW, BMW und Co. von einem weiteren ernstzunehmenden Konkurrenten ablenken: Byd.
Denn das chinesische Unternehmen vermeldet eine gute Nachricht nach der anderen, verzeichnet einen explosiven Aktienkurs und hat einen Vorteil gegenüber Tesla und den deutschen Konkurrenten: eine extrem effektive Wertschöpfungskette.
Lange Zeit galt Tesla als Hirngespinst eines damals jungen, wohlhabenden und exzentrischen Firmenchefs, der zu viel auf nur eine Karte setzte. Mittlerweile hat Elon Musk viel von seiner Jugend eingebüßt, hat dank seines guten Riechers von damals jedoch seinen Reichtum ins schier unermessliche gesteigert. Denn er ist genau zum richtigen Zeitpunkt voll in die Elektromobilität eingestiegen, ist dadurch zum Firmenchef des mittlerweile wertvollsten Autobauers weltweit aufgestiegen. Wenngleich die etablierte Konkurrenz, die nach wie vor auf Verbrennungsmotoren setzt, noch deutlich mehr Fahrzeuge verkauft, können ihm in Sachen E-Autos auch VW, Ford und Toyota nichts vormachen.
Doch während die Autobauer ihre Unternehmen langsam in Richtung Elektromobilität wuchten, um den Anschluss auf Musk und Tesla nicht zu verlieren, tun sich am anderen Ende der Welt Unternehmen auf, die in Sachen Agilität und Geschwindigkeit Tesla in nichts nachstehen Byd ist eines von ihnen.
Byd die Tesla-Konkurrenz aus Fernost Der Byd Han. Der Byd Han. Costfoto/Barcroft Media via Getty Images Der chinesische Autobauer ist noch keine 20 Jahre alt, könnte den etablierten Fahrzeugherstellern aber jetzt schon in vielen Punkten als Vorbild dienen. Denn Byd hat die 180-Grad-Kehrtwende vom Hersteller regulärer Verbrenner zum Vorreiter der Elektromobilität bereits hinter sich gebracht, anders als Tesla, das mit Verbrennern noch nie etwas zu tun hatte. Mittlerweile sind fast alle Fahrzeuge, die Byd herstellt, elektrisch angetrieben sowohl PKW als auch Busse, LKW und sonstige Nutzfahrzeuge. Das Alleinstellungsmerkmal des Herstellers: Byd produziert fast vollständig betriebsintern von den Autos über die Batterie hin zu Computerchips , und verfügt so über eine extrem kostengünstige und effiziente Wertschöpfungskette.
So kann das Unternehmen etwa seine neue Elektro-Sportlimousine Byd Han, die in 3,9 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt und bis zu 605 Kilometer weit fährt, für günstige 33.000 Euro anbieten. Stimmen die Werte, kann das Fahrzeug es so auch mit den Premiummodellen von Tesla aufnehmen, etwa dem Model S. Denn das fährt rund 650 Kilometer weit und beschleunigt in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde kostet dabei jedoch knapp 77.000 Euro.
Auch Volkswagens ID.4 kann nicht mithalten, kostet in den noch in diesem Jahr erscheinenden Sondereditionen rund 50.000 Euro und schafft lediglich 400 Kilometer und braucht 8,5 Sekunden für 100 km/h. Die günstigsten PKW der Chinesen gehen bereits zu Preisen ab umgerechnet 6.300 Euro los, können es so auch mit dem Renault Zoe aufnehmen, der als das derzeit beliebteste Elektroauto gilt.
Doch nicht nur die Preise kann das Unternehmen dank Batterie- und Chip-Eigenproduktionen niedrig halten, auch ist Byd sehr viel unabhängiger von etwaigen Lieferschwierigkeiten von Zulieferern. |