"Wir sind bereit zum Iran-Krieg" Früherer Bush-Berater: Binnen sechs Monaten wird Atomstreit eskalieren
Von Maike Röttger
Hamburg - Walter Andrusyszyn ist sich sicher: Auf die Welt rollt die nächste große Krise zu. Innerhalb der nächsten sechs Monate werde der Konflikt um das Atomprogramm des Iran eskalieren. "Der Iran treibt ein gefährliches Spiel", sagt der ehemalige Sicherheitsberater der US-Regierung. Er hält es für durchaus wahrscheinlich, daß die diplomatischen Bemühungen, den Iran von seinem Programm zur Urananreicherung endgültig abzubringen, scheitern. Und dann sei die USA durchaus bereit, den Iran militärisch anzugreifen. Daran läßt Andrusyszyn keinen Zweifel.
"Einige meinen zwar, wir wären mit den militärischen Einsätzen in Afghanistan und im Irak überlastet, doch einen Krieg gegen den Iran können wir führen", sagt der Sicherheitsexperte, der noch bis vor wenigen Monaten als Leiter der Abteilung für Nord- und Zentraleuropa im Nationalen Sicherheitsrat US-Präsident George W. Bush beraten hat. "Die Israelis werden niemals akzeptieren können, daß im Iran eine Atomwaffe gebaut wird. Wenn sie angreifen, werden sie von uns Unterstützung fordern."
Bisher haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Verhandlungen erreicht, daß der Iran seine Urananreicherung aussetzt. Bush fordert, sie müsse komplett gestoppt werden.
Auch dies wird Thema sein, wenn Schröder Anfang kommenden Jahres Bush in Washington besucht. Die beiden werden, so meint Andrusyszyn, versuchen, wenigstens so zu tun, als sei ihr Verhältnis inzwischen wieder besser geworden. "Doch der Vertrauensbruch ist da", sagt er. Seit Schröder 2002 militärische Unterstützung für den Irak-Krieg ablehnte, gilt ihr Verhältnis als sehr unterkühlt.
Dabei sei man in den USA auch gar nicht davon ausgegangen, daß Deutschland große Unterstützung leisten könne. "Die deutschen Soldaten sind für so einen Einsatz nicht ausgebildet. Außerdem wäre es innenpolitisch zu brisant gewesen", sagt Andrusyszyn. Doch Schröder habe damit gezielt eine "Änderung der Außenpolitik" herbeiführen wollen. Es sei eine Kehrtwende gewesen, um an der Seite Frankreichs ein neues Zentrum in Europa zu bilden.
"Doch was ist seine Motivation?" fragt Andrusyszyn. "Die deutsche Außenpolitik ist eher Wischiwaschi." Andrusyszyn ist sich sicher, daß Schröder damit auch gegen deutsche Interessen handelt. Für ihn ist klar: Wer sich in schwierigen Zeiten nicht an die Seite der USA stellt, der darf in besseren Zeiten nicht auf Einfluß und gute Geschäfte hoffen. "Wenn sich die Lage im Irak in vielleicht fünf Jahren erholt hat", sagt er, "dann wird man die Position Deutschlands im Krieg nicht vergessen haben . . ." |