Benjamin Graham (er ist der Lehrmeister von Warren Buffett) hat einmal gesagt: "Kurzfristig ist die Börse ein Abstimmungs-Instrument, langfristig ist die Börse eine Wäge-Instrument."
(Sinngemäß wiedergegeben aus der Erinnerung.)
D.h. wenn eine Firma fundamental solide aufgestellt ist - und das istSchaeffler meiner Meinung nach -, dann lässt sich der Kurs nicht beliebig lange drücken.
1. Bei fallenden Kurse überwiegt zunächst das Abstimmungsverhalten der Anleger: Wer Angst hat, dass der Kurs noch tiefer fällt und/oder die Firma in unrettbaren Problemen steckt, der verkauft und folgt dem aktuellen Down-Trend (und damit der "Horde"). Die Hauptkurstreiber beim Abstimmungsverhalten sind a) "Zittrige", die nach den zahlreichen Shortattacken in Hoffnungslosigkeit (#9978) oder Panik verfallen, und b) shortende Hedgefonds, die von der geschürten Panik profitieren. Dies ist vor allem ein Tradermarkt.
2. Wenn jedoch eine Firma keine ernsthaften Langzeitprobleme hat (also keine zweite Wirecard oder Varta ist), dann folgt der Kurs mittel- bis langfristig dem "Abwägen" rational agierender Investoren. Diese setzten den Kurs in Relation zu künftig erwarteten Gewinnen und stellen irgendwann eine starke Unterbewertung fest. Sie kaufen dann spekulativ und lassen sich auch von weiteren Shortattacken nicht rausekeln.
Entscheidend ist dabei der Branchen-Ausblick: Bei der aktuellen Autokrise in D. kann man davon ausgehen, dass sie nicht ewig fortdauern wird, denn ohne Autos können viele Menschen (vor allem auf dem Lande) kaum leben. Sie können zwar, solange bei der Frage E-Auto oder Verbrenner Unsicherheit herrscht bzw. die E-Auto-Preise zu hoch sind, ihre alten Autos eine Weile weiterfahren (dann verdient Schaeffler an den Ersatzteilen). Aber irgendwann ist das alte Auto so verrostet, dass sich Reparaturen nicht mehr lohnen. Bis dahin wird auch die Politik (inkl. EU) einen Modus Vivendi gefunden haben, der a) das Überleben der europäischen Autoindustrie sichert* und b) an (vermutlich eingeschränkten) Umweltstandards festhält.
[* Willy Brandt hat mal gesagt: "Die Kuh, die man melken will, darf man nicht schlachten." Auch die EU-Kommission ist von dem wirtschaftlichem Funktionieren ihrer Mitgliedsländer finanziell abhängig. Wenn sie die EU-Industrien im Öko- und sonstigem Polit-Wahn in die Pleite treibt, gibt es irgendwann für die EU-Abgeordneten kein Gehalt mehr ;-) ]
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Jeder Hedgefonds, der short geht, muss die Aktien irgendwann zurückkaufen, wenn die Firma nicht pleite geht und der Kurs bei Null endet. Da Schaeffler nicht existenziell bedroht ist, liegt der Zeitpunkt, an dem sich die HF eindecken müssen, mMn in nicht allzu großer Ferne.
Hinzu kommt, dass das Kursdrücken für die HFs umso riskanter wird, je tiefer sie den Kurs bereits gedrückt haben. Was würde z. B. passieren, wenn Schaeffler überraschend gute Zahlen liefert und der Kurs auf 6 Euro springt? Dann verlieren Hedgefonds, die bei 4,30 Euro (jetzt) short gegangen sind, Haus und Hof. Das Verlustrisiko bei Shorts ist im Prinzip unbegrenzt. Beim Kurs von 16 Euro wären sie schon fast 300% im Minus. |