30.12.2010 08:32 Regen macht australischen Kohlebergwerken immer mehr zu schaffen
SYDNEY (Dow Jones)--Die stärksten Regenfälle seit Jahrzehnten werden für die Betreiber von Kohlebergwerken in Australien immer mehr zum Problem.
Rund ein Viertel der Kohleproduktion Australiens ist inzwischen betroffen. Am Donnerstag mussten BHP Billiton, Anglo American sowie eine Reihe lokaler Bergbauunternehmen eingestehen, dass sie ihre Lieferverpflichtungen möglicherweise nicht einhalten können.
Die Unternehmen erklärten "Force majeure", so dass sie nicht haftbar sind, wenn sie ihre Lieferverpflichtungen nicht einhalten können. Beim weltgrößten Bergbaukonzerne Anglo American sind Bergewerke im australischen Bundesstaat Queensland betroffen, die jährlich rund 21,4 Mio Tonnen Kohle fördern. Das sind rund 6,4% der Kohleproduktion Australiens, des weltgrößten Kohleexporteurs.
Auch BHP Billiton rief am Donnerstag "Force majeure" für verschiedene Kohleprodukte der Bergwerke im Bowen Basin im Bundesstaat Queensland aus. Der Konzern machte keine Angaben dazu, welche der 9 Bergwerke und welche der 14 Kohleprodukte betroffen sind. Auch die lokalen Bergbauunternehmen Wesfarmers und Cockatoo Coal berichteten am Donnerstag über Produktionsprobleme.
Bereits am Mittwoch hatte der zweitgrößte Kohleproduzent Rio Tinto für vier Bergwerke im Bowen Basin "Force majeure" ausgerufen. Betroffen sind die Bergwerke Hail Creek, Kestrel, Blair Athol und Clermont, in denen jährlich mehr als 25 Mio Tonnen Kohle gefördert werden. Das sind rund 8% der gesamten australischen Kohleförderung.
Bergbaukonzerne und Volkswirte sind sich einig, dass es für eine genaue Einschätzung der Folgen noch zu früh ist. Eine vollständige Bewertung sei erst nach dem Rückgang der Fluten möglich. Die starken Regenfälle könnten noch monatelang andauern, die Regenzeit in den tropischen Regionen Australiens endet erst im März oder April. Derzeit leidet das Land unter dem Wetterphänomen "La Niña", das rund alle fünf Jahre zu überdurchschnittlich starken Regenfällen in Australien führt.
Volkswirten zufolge könnte Australiens Wirtschaft die Katastrophe relativ unversehrt überstehen oder sogar profitieren. Zunächst würden sich die Produktionsausfälle negativ auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswirken, sagte Damien Boey, Volkswirt bei Credit Suisse in Sydney. Aber nachdem die Fluten zurückgegangen seien, müssten die Schäden repariert werden und das könnte für Australiens Wirtschaft positiv sein, so Boey weiter.
Ivan Colhoun von ANZ verweist auf die allgemein positive Stimmung an den australischen Aktienmärkten sowie den stabilen australischen Dollar, was darauf hindeute, dass die Märkte keine schweren Schaden für Australiens Wirtschaft erwarten. "China braucht Kohle. Und nur weil mal zwei Wochen keine Kohle geliefert werden kann, heißt das noch lange nicht, dass China keine Kohle mehr braucht", sagte Colhoun. |