Ja, es ist eigentlich tatsächlich kaum einsehbar, warum nun gerade denen durch staatliche Eingriffe geholfen werden soll, die in den Jahren zuvor dank ihrer Wetten Millionen und Milliarden Euro gescheffelt haben. Aber was würde passieren, wenn die Kredit-Krise weiterhin ungehindert ihren Lauf nimmt?
Es würde hier zweifelsfrei zu systemischen Verwerfungen kommt, unter denen dann Alle, sprich die Volkswirtschaften insgesamt, erheblich zu leiden hätten. So wird dann auch letztlich der gemeine Steuerzahler nicht umhin kommen, ein Teil der Lasten, welche aus dieser Krise entstehen, ein gutes Stück weit zu schultern. Denn die Krux eines Systems, welches auf Krediten basiert, besteht in einem Misstrauen der Banken untereinander. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, ist ohne das Vertrauen der Banken untereinander ein weit größerer volkswirtschaftlicher Schaden vorprogrammiert. Gerade deshalb haben ja die Notenbanken am Geldmarkt massiv interveniert, bevor diese gefährliche Vertrauenskrise im Interbankenmarkt auf das gesamte Finanzsystem überschwappt. Die Krise ist mit Sicherheit noch nicht ausgestanden, aber es erscheint doch mehr als logisch, dass niemand in der jetzigen Situation Interesse an einem Banken-Crash haben kann.
Übrigens vormerken: Goldman Sucks gibt am 20. September Earnings bekannt.
Anbei noch ein Auszug aus einem Faz-Artikel, in welchem die Banken zur (ihrer ;-)) Schadensbegrenzung selbst Lösungsvorschläge zur Bewältigung der Krise unterbreiten. Diese Vorschläge reichen von der Lockerung der Eigenkapitalunterlegungs-Vorschriften bis hin zur Hinterlegung von minderen Sicherheiten bei den Zentralbanken zur Erlangung notwändiger Liquidität. Wie folgt:
…….. „Je nachdem, wie sich die Krise entwickelt, wird die Europäische Zentralbank die bei Geldmarktgeschäften verlangten Sicherheiten anpassen müssen“, heißt es bei Goldman Sachs. Nach der Federal Reserve reagierte am Donnerstag die australische Notenbank und verkündete, sie werde für Geldmarktoperationen als Sicherheit nun auch mit Hypotheken besicherte Wertpapiere und forderungsbesicherte Commercial Paper (ABCP) akzeptieren.
„Angesichts einer solchen Krise sollte gelten: Alles, was sich irgendwie bewerten lässt, sollte als Sicherheit für Geldmarktgeschäfte, vor allem für die Notfallkreditlinie, akzeptiert werden“, sagt Willem Buiter, Professor an der London School of Economics European Institute. Wenn sich derzeit keine Marktpreise finden ließen, müsse die Notenbank selbst einen Preis mit Abschlag festlegen. Die Notenbanken müssten Banken auch einräumen, sich im Notfall nicht nur über Nacht, sondern bis zu 30 Tage zu refinanzieren.
„Es könnte zu einer ernsten Kreditklemme kommen“
Barclays Capital fordert, möglicherweise müssten gar die Vorschriften für die Eigenkapitalunterlegung kurzfristig gelockert werden. Zahlreiche Banken müssen derzeit nämlich mit eigener Liquidität einspringen, um die von ihnen aufgesetzten Zweckgesellschaften (Conduits) zu finanzieren. Die Branche hat nach Angaben von Barclays Capital einen Finanzierungsumfang von 1,4 Billionen Dollar, der normalerweise über forderungsbesicherte Commercial Papers beglichen wird. Da diese jedoch am Markt derzeit kaum abgesetzt werden können, müssen die Banken einspringen, ihre Conduits selbst finanzieren und damit auf die Bilanz nehmen.
Diese Verlängerung der Bilanz muss freilich finanziert werden. Die Banken tun dies, in dem sie überschüssige Liquidität nicht mehr an den Markt abgeben, was zu den derzeit so extrem hohen Geldmarktsätzen führt. Wollen sie zusätzlich zur Finanzierung ihrer Zweckgesellschaften neues Kreditgeschäft tätigen, müssten sie möglicherweise nach derzeitigen Eigenkapitalanforderungen Kapital aufnehmen oder Anlagepositionen verkaufen, warnt Barclays Capital. „Sollten die Eigenkapitalanforderungen also unverändert beibehalten werden, könnte es in nächster Zeit, wenn sich die Banken refinanzieren müssen, zu einer ernsten Kreditklemme kommen“, warnt die britische Bank.
„Gefahr, dass Banken in die Insolvenz schlittern“
Barclays Capital fordert zudem, dass die Krise am Geldmarkt schnell gelöst werden müsse. Derzeit gibt es zahlreiche Banken, die sich nur noch tagesweise am Markt refinanzieren können. „Keine Bank kann aber effizient funktionieren, wenn sie gezwungen ist, sich jeden Tag aufs Neue Geld zu beschaffen“, warnt Barclays Capital. „Wenn die Klemme am Geldmarkt nicht gelöst wird, werden die Volkswirtschaften letztlich einer Situation ausgesetzt sein, die einer extrem restriktiven Geldpolitik gleichkommt. Die Gefahr ist, dass Banken in die Insolvenz schlittern“, warnt Barclays Capital.
„Die Situation am Geldmarkt signalisiert, dass die Notenbanken auf einige Zeit hinaus viel umfangreichere Maßnahmen ergreifen müssen, um Liquidität bereitzustellen“. Nur wenn der Geldmarkt wieder liquide werde und das Thema der Eigenkapitalvorschriften rechtzeitig gelöst werde, könne die Weltkonjunktur unbeschadet aus der derzeitigen Krise hervorgehen.
Text: F.A.Z., 08.09.2007, Nr. 209 / Seite 21 Bildmaterial: F.A.Z. |