Es ist dies vielleicht durchaus lehrreich. Auch bei anderen Insolvenzfällen, z.B. Wamu, begegnet einem das "NOL-Argument" in den Threads andauernd. Diese NOLs sind bei großen Insolvenzfällen regelmäßig sehr groß. Das müssen sie ja sein, denn wenn ein Großunternehmen pleite geht, muss es in den Jahren vor der Pleite betragsmäßig extrem hohe Verluste gegeben haben. Daraus folgern Insozocker in schöner Regelmäßigkeit, dass auch der Wert dieser NOLs sehr hoch sei, zumeist im Milliardenbereich. Dieser Irrtum basiert auf der Falschannahme, dass zwischen der Höhe der NOLs und ihrem tatsächlichen Wert eine lineare Beziehung bestehen würde, also z.B. Wert == 0,3 mal Höhe. Freilich ist das überhaupt nicht der Fall, denn die entscheidende Frage ist regelmäßig: Wie lassen sich die sehr hohen NOLs überhaupt nutzen? NOLs lassen sich nur nutzen wenn man Gewinne macht, und sehr hohe NOLs lassen sich nur nutzen, wenn man auch sehr hohe Gewinne macht. So hohe Gewinne sind aber regelmäßig unmöglich, wenn man aus Chapter 11 kommt. Es gibt da eine ganze Reihe von restriktiven steuerrechtlichen Vorschriften. Insbesondere ist es unmöglich, die NOLs an irgendein gewinnbringendes Drittunternehmen zu "verkaufen", oder sie im Weg einer Fusion einzubringen. Die korrekte Art, so hohe NOLs zu bewerten, ist stattdessen einfach anzunehmen, dass ein reorganisiertes Unternehmen nie Steuern zahlt. Also so zu tun als seien die NOLs unendlich hoch. Dann wird rasch klar, dass es nicht die absolute Höhe der NOLs ist, die deren Wert bestimmt, sondern die Höhe der in Zukunft zu erwartenden Gewinne der reorganisierten Gesellschaft. Zwischen diesen und dem Wert der NOLs besteht eine lineare Beziehung, nicht aber zwischen der absoluten Höhe der NOLs und deren Wert. |