Das Jahr hätte für rund 40 000 Kleinanleger in Deutschland doch noch so gut ausgehen können. Elf Milliarden US-Dollar, so rauschte es gestern Morgen über die Nachrichtenticker, wird die US-Investmentbank Lehman Brothers an ihre Gläubiger auszahlen. Nach intensiven Verhandlungen in London und New York hatten sich der Insolvenzverwalter und Gläubigervertreter am Dienstagnachmittag darauf verständigt, diese Summe, die seit dem Insolvenzantrag am 15. September 2008 eingefroren war, wieder freizugeben. Mehr als 90 Prozent der früheren Kunden stimmten dem Plan zu. Bis zum 19. März 2010 müssen sie nun ihre Ansprüche geltend machen, danach soll die Auszahlung möglichst zügig beginnen.
Der Haken an der Sache für die deutschen Kleinanleger ist jedoch, dass sie von diesen elf Milliarden Dollar keinen Cent sehen werden. "Die Londoner Lehman-Tochter hat nicht die hierzulande gehandelten Zertifikate emittiert", erklärt ein Sprecher der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers, die als Insolvenzverwalter in Europa agiert. Rund 40 000 deutsche Anleger sollen für gut eine halbe Milliarde Euro Lehman-Zertifikate gekauft haben, die nach der Insolvenz wertlos wurden. Diese Papiere stammten allerdings überwiegend von der niederländischen Tochter oder der US-Muttergesellschaft selbst. In diesen beiden Fällen ist die Anspruchsfrist bereits Ende November abgelaufen - jetzt müssen die Kleinanleger erst einmal das Ende dieser Insolvenzverfahren abwarten.
Von dem Verteilungsplan der britischen Tochter werden dagegen nur Banken, Versicherungen, Hedgefonds, Unternehmen und andere institutionelle Kunden von Lehman Brothers profitieren. Dennoch sehen einige Experten in der gefundenen Lösung ein ermutigendes Zeichen auch für Kleinanleger. "Die Vereinbarung schafft die Basis dafür, dass die Ansprüche der Kunden grundsätzlich beglichen werden können und sie Vermögenswerte zurückhalten", erklärte Pricewaterhouse-Coopers. Daraus könnte man schließen, dass die Banken, die eine Entschädigung von Lehman erhalten, künftig auch großzügiger mit der Entschädigung ihrer Kunden umgehen werden, hieß es in Frankfurt. Einige Banken hatten bereits freiwillige Lösungen angekündigt, andere sind dazu von Gerichten in Einzelfällen wegen mangelnder Aufklärung über die vorhandenen Risiken verdonnert worden. Den meisten Anlegern wird aber wohl nur der juristische Weg bleiben.
Als Lehman im September 2008 pleiteging, verwaltete die britische Tochter LBIE rund 32 Milliarden Dollar für gut 900 Kunden. Davon wurden inzwischen bereits 13,3 Milliarden Dollar zurückerstattet. Der Rest blieb wegen der laufenden Konkursverfahren für die verschiedenen Unternehmen unter dem Dach der US-Mutter Lehman Brothers Holdings bisher eingefroren.
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Allen ein glückliches neues Jahr
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