Rechts- und Linksextremismus, Islamismus Hans-Gerd Jaschke 31.1.2008
Absolutheitsanspruch, Dogmatismus, Freund-Feind-Schemata, Verschwörungstheorien und Fanatismus: Trotz aller Differenzen gibt es eine Reihe gemeinsamer Merkmale des modernen politischen Extremismus.
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Kapitalismuskritik: auch im Rechtsextremismus ideologische Säule. (© H. Kulick)
Bei allen Differenzen gibt es eine Reihe gemeinsamer Merkmale des modernen politischen Extremismus. Hierzu gehören der Absolutheitsanspruch der eigenen Auffassungen, Dogmatismus, die Unterteilung der Welt in Freund und Feind, aber auch Verschwörungstheorien und Fanatismus (Backes 1989: 298ff.). Extremistische Ideologien sind geschlossene Denkgebäude, die von ihren Anhängern angewandt oder ausgelegt, nicht aber reflektiert und fortentwickelt werden. Sie haben einen quasi-religiösen Status, sie werden nicht diskutiert sondern geglaubt. Politik besteht nicht aus einer Programmatik, Politik ist vielmehr Weltanschauung, die alle Lebensbereiche regelt.
Sie gilt als ewiggültig oder von Natur aus wahr. Der Glaube an Volksgemeinschaft und Nation oder an die historische Mission der Arbeiterklasse und die Diktatur des Proletariats oder an die Vorschriften des Koran und den islamischen Gottesstaat treten an die Stelle politischer Programmatiken, denen es um die Diskussion und Durchsetzung von rationalen Zielen geht. Der ewige Überlebenskampf – gegen die "Verräter" und "Ungläubigen" oder die "jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung" oder die "kapitalistische Ausbeutung" und den "Imperialismus" – und die Utopie einer "homogenen Volksgemeinschaft", einer "klassenlosen Gesellschaft" oder eines "Gottesstaates" gelten nicht als diskussionswürdige Programme, sondern als substantielle und unverrückbare Grundfesten des politischen Glaubensbekenntnisses.
Die demokratische Idee der Herrschaft auf Zeit und der beständigen Legitimation und Kontrolle der politischen Führung durch ein institutionelles System von checks and balances ist dem politischen Extremismus fremd, denn sie unterläuft das Bild eines starken Staates. Das Führerbild der extremen Rechten basiert auf der Idee der organischen Entwicklung der Volksgemeinschaft. Führer ist, wer sich durchsetzt, ihm gebührt unbedingte Treue und Gehorsam. Auch die extreme Linke agiert mit einem Führerbild, das jedoch anders legitimiert ist. Arbeiterführer ist der am meisten klassenbewusste unter den Arbeitern, die Staatsführung soll in den Händen eines Gremiums liegen, das die Interessen der Arbeiterklasse monolithisch verkörpert und repräsentiert. Das Führerbild auf beiden Seiten ist elitär. Das sozialdarwinistisch-organische Modell der Auslese durch Kampf, Sieg und Niederlage prägt rechtsextreme Vorstellungen. Auf der extremen Linken dominiert die Idee einer besonders klassenbewussten Schicht von Berufsrevolutionären, wie sie Lenin vor der russischen Revolution 1917 entworfen und propagiert hatte.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten gibt es im Hinblick auf Entstehungsgeschichte, Ziele und Mittel erhebliche Unterschiede. Sie zeigen sich besonders deutlich in ihrer historischen Stellung zum Anfangspunkt der modernen demokratischen Gesellschaft, der Französischen Revolution und der von ihr ausgehenden modernen europäischen Verfassungsgeschichte. Sozialistische und kommunistische Bewegungen teilen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, interpretieren sie auf ihre Weise und sehen ihre Ziele durchaus im Einklang mit den revolutionären Ideen. Vor allem erweitern sie die liberale Forderung nach Rechtsgleichheit um die Dimensionen wirtschaftlicher und sozialer Gleichheit. Das Menschenbild der extremen Linken ist davon ebenso stark geprägt wie von der Idee der in solidarischer Aktion der Arbeiterklasse durchgeführten Emanzipation des Menschen aus den Fesseln der kapitalistischen Ausbeutung, wie es Marx und Engels in ihren Werken dargelegt haben. Im Unterschied zum reformorientierten demokratischen Sozialismus sieht die extreme Linke den Kapitalismus in einer tiefen Krise und ist bestrebt, durch revolutionäre Aktion den Sturz des Kapitalismus herbeizuführen um dann die sozialistische Gesellschaftsordnung zu errichten. Quelle; http://www.bpb.de/politik/extremismus/...-linksextremismus-islamismus ----------- So wie einem das Licht nicht ohne die Dunkelheit bewusst würde, so gibt es keine Situation, in der nicht etwas POSITIVES zu entdecken wäre.
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