Besonders zynisch an dem "bail-out" der SachsenLB durch deutsche Sparkassen (und damit letztlich Kleinsparer) ist, dass die Sparkassen selber Subprime-Dreck am Stecken haben - darunter die zweitgrößte deutsche Sparkasse, die Sparkasse KölnBonn.
Sparkassen stützen Sachsen LB von Tim Bartz und Angela Maier (Frankfurt)
Ein Pool der Sparkassen-Finanzgruppe hat der SachsenLB eine Kreditlinie von 17,3 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Damit sei die Liquidität ihres am krisengeschüttelten US-Kreditmarkt engagierten Fonds Ormond Quay gegeben, teilte die Landesbank mit.
Zudem habe der Freistaat Sachsen bestätigt, dass für die sich aus der Ormond-Quay-Struktur ergebenden Verpflichtungen der Sachsen LB-Gruppe die Haftung des Gewährträgers greift, so dass für die Kredit gebenden Banken kein Wertminderungsrisiko bestehe. [Ist ja nett, dass die SachsenLB die Verluste selber tragen will - A.L.] Die Umstellung der Refinanzierung der Ormond-Quay-Struktur werde das Jahresergebnis belasten, teilte die SachsenLB weiter mit.
Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) zeigte sich erfreut: "Die nachhaltige Lösung der Liquiditätsprobleme [so ein Quatschkopf, wenn die SachsenLB sich die gesamte Anlagesumme ihres Chaos-Fonds von Sparkassen ausleiht, ist das eine nachhaltige Scheinlösung - A.L.], die auf Grund von Marktstörungen am US-Immobilienmarkt für die Sachsen LB entstanden sind, wird durch den Freistaat Sachsen ausdrücklich begrüßt", teilte Metz am Samstag mit. "Die Liquidität der Sachsen LB ist dauerhaft und nachhaltig sichergestellt. Der Freistaat steht zu seinen Verpflichtungen", sagte der Finanzminister weiter. Die durch die Sparkassen-Finanzgruppe gefundene Lösung zur Sicherstellung der Liquidität nehme keine öffentlichen Haushaltsmittel des Freistaats oder der beteiligten Kommunen in Anspruch. Die Mittel seien durch die bestehende Gewährträgerhaftung des Freistaates nach dem Gesetz über das öffentlich-rechtliche Kreditwesen im Freistaat Sachsen und die Sachsen-Finanzgruppe bereits erfasst. Es handele sich hierbei also nicht um neue, sondern um bereits im Gesetz verankerte Gewährleistungen, sagte Metz in Dresden.
[Na super, wenn eine deutsche Großbank dicke Subprime-Verluste zu beklagen haben sollte, wird dann die Bundesregierung die Renteneinlagen der Bundesbürger für den "bail-out" plündern? A.L.]
Sondersitzung mit BaFin und DSGV, Rabobank an IKB interessiert
Vorausgegangen war nach FTD-Informationen eine Sondersitzung zwischen dem Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, dem Vorstand der ostdeutschen Landesbank sowie Heinrich Haasis, dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Der Liquiditätsbedarf haben wird über den Haftungsverbund des DSGV gedeckt. Der Ende 2003 erneuerte Haftungsverband der Sparkassen und Landesbanken war Anfang 2006 in Kraft getreten und um 50 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro erhöht worden.
Der Fall "Ormond Quay" erinnert an die Deutsche Industriebank IKB. Die IKB hatte sich mit ihrer Zweckgesellschaft "Rhineland Funding" am krisengeschüttelten US-Hypothekenmarkt verspekuliert und muss von der staatseigenen Förderbank KfW - mit 38 Prozent Großaktionärin der Düsseldorfer Mittelstandsbank - mit einer 8,1 Mrd. Euro schweren Bürgschaft gestützt werden. Zudem schirmt die gesamte deutsche Kreditwirtschaft - KfW, private Banken, Sparkassen und Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken - die IKB mit 3,5 Mrd. Euro für Risiken ab. In der Politik waren daraufhin Stimmen laut geworden, die einen Verkauf der IKB fordern. Laut Medienberichten soll die niederländische Bank Rabobank an der IKB interessiert sein. Die "Wirtschaftswoche" zitierte einen Rabobank-Manager mit den Worten, man sei auf der Suche nach einem Partner in Nordrhein-Westfalen und wolle sich die IKB genauer anschauen. Die Rabobank lehnte eine Stellungnahme ab.
Keine Abnehmer für vermeintlich sichere Papiere
Die 2004 ins Leben gerufene "Ormond Quay" hat nach Angaben der Sachsen LB ausschließlich in Papiere investiert, die mit "AAA" eingestuft sind, also als ausfallsicher gelten. [hehehe, A.L.] Allerdings hat die derzeitige Krise an den Kreditmärkten dazu geführt, dass auch vermeintlich sichere Papiere derzeit keine Abnehmer finden. Die Zweckgesellschaft investiert nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) - ähnlich wie die "Rhineland Funding" der IKB - in langfristige Kreditanlagen und refinanziert diese durch kurzfristige Anleihen ("Commercial Papers"). Noch im Juni bestanden 82 Prozent des Portfolios aus Immobilienkrediten. In Kredite bonitätsschwacher Schuldner ("Subprime") investierte der Fonds nach Angaben der Landesbank nicht direkt.
Am Freitag nahm die Rating-Agentur Moody's die Sachsen LB auf die Liste möglicher Herabstufungen auf, nachdem Fitch denselben Schritt für das Individualrating der Bank schon am Donnerstag angekündigt hatte. Moody's moniert, dass die Bank massiv von volatilen Profiten aus strukturierten Produkten abhänge und hohe Liquiditätslinien für Zweckgesellschaften für kurzlaufende forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset Backed Commercial Paper/ABCP) bereitgestellt habe.
[Es ist schon eine Form von gesteigerten Zynismus, wenn Moody's eine Bank runterstuft, die sich massiv mit Papieren eingedeckt hat, denen Moody's selber fälschlicherweise AAA-Rating zugebilligt hatte (in besseren Zeiten...) - A.L.]
Daraus erwartet Moody's infolge der Turbulenzen an den Kreditmärkten negative Auswirkungen auf die Ertragslage der Sachsen LB. Auch Fitch hatte sich über die Größe der Conduits "Ormond Quay" und "Georg Quay" besorgt gezeigt. Die Agentur bemerkt dazu aber, dass die Sachsen LB durch ihre Eigentümer - acht sächsische Sparkassen - Zugang zu Liquidität habe.
BaFin beschafft sich Überblick
Die Finanzaufsicht BaFin befasst sich bereit seit einer Woche mit dem Conduit "Ormond Quay" der Sachsen LB "Wir verschaffen uns einen Überblick", hatte eine BaFin-Sprecherin am vergangenen Freitag gesagt. Die Landesbank bestreitet bisher, in Liquiditätsproblemen zu stecken. "Wir können alle unsere Verpflichtungen erfüllen", hatte ein Sprecher jüngst noch gesagt. Und: "Die Sachsen LB sieht grundsätzlich keine Anzeichen für erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeiten der von ihrer Tochtergesellschaft Sachsen LB Europe gemanagten ABS-Strukturen." Asset-Backed Securities (ABS) sind zu Portfolios gebündelte Kredite, die verbrieft und am Markt weiter verkauft werden.
In den vergangenen Tagen waren die Sorgen unter Bankern gewachsen, dass die Sachsen LB bei Auslaufen der kurzfristigen Refinanzierungen für ihre Conduits keine neue erhalten kann. Damit droht der Sachsen LB dasselbe Szenario wie der IKB, die selbst eine milliardenschwere Liquiditätslinie hätte stellen müssen, diese aber nicht leisten konnte. Die Linie musste schließlich von der staatlichen KfW übernommen werden. Da die Linien der Sachsen LB aufgrund des "Grandfathering" weiterhin Staatsgarantien unterliegen, haben Fitch und Moody's für die Garantieobligationen der Sachsen LB die höchste Bonitätsnote bestätigt.
Neben der Sachsen LB sind noch weitere öffentliche Institute im Subprime-Markt investiert. Dazu gehören beispielsweise die WestLB, die vor allem über ihre US-Vermögensverwaltung Brightwater engagiert ist. Am Samstag räumte zudem erstmals eine deutsche Sparkasse ein, im krisengeschüttelten US-Hypothekenmarkt direkt engagiert zu sein.
[Da fragt sich der aufgeklärte Zyniker, wie Sparkassen denn für die SachsenLB gerade stehen können, wenn sie selber Subprime-Dreck am Stecken haben - A.L.]
"Wir verfügen in kleinerem Umfang über Investments, die von der Lage am US-Markt betroffen sind", sagte ein Sprecher der Sparkasse KölnBonn, der zweitgrößten deutschen Sparkasse, der Nachrichtenagentur Reuters. Aus den Investments ergebe sich "ein geringer Bedarf an Wertberichtigungen", betonte er. "Wir müssen uns keine Sorgen machen." Konkrete Summen wollte er aber nicht nennen. Im Lager der Sparkassen hieß es, die Lage des Instituts sei aber "bei weitem nicht dramatisch". In einigen Fällen sei die Sparkasse Köln Bonn direkt am US-Subprime-Markt investiert, sagte der Sprecher des Instituts. Für andere Investments gelte dies "nur mittelbar". Alle Engagements seien in der Bilanz der Bank erfasst.
Westfälische Sparkassen scheinen dagegen nicht im riskanten US-Hypothekenmarkt investiert zu sein. "Mir ist kein "Engagement bekannt", sagte ein Sprecher des Regionalverbandes WLSGV am Samstag. In Sparkassen-Kreisen hieß es indes, das Engagement der Sparkasse KölnBonn sei damit in keiner Weise vergleichbar. Konkrete Summen wurden indes auch hier nicht genannt.
FTD.de, 17:10 Uhr © 2007 Financial Times Deutschland |