Ein Tag und vor allem eine Nacht nach dieser KPMG Geschichte bin ich immer noch betroffen wie dilettantisch der Umgang mit der Öffentlichkeitsarbeit ist. Auch wenn der Bericht der KPMG lediglich von einzelnen verschobenen Interviews und zu spät gelieferten Unterlagen spricht, so ist es doch nicht nachvollziehbar, warum Wirecard nicht bei der Auftragsvergabe an KPMG keine interne Taskforce gebildet hat, die diese Jungs mit Informationen versorgt. Da wird denn der Termin der Präsentation verschoben auf den 22.04. und am 23.04 lieft EY erst die Daten. Da bleibt nur Kopfschüttel. Der Bericht selbst liefert dann auch noch einige Angriffspunkte, die in meinen Augen zeigen, dass die Prüfung des TPAs schlicht und ergreifend noch nicht abgeschlossen war und ist. Kommuniziert wurde das von KPMG nicht aber Wirecard. Dieser Mangel mündet in Formulierungen die einen völlig verunsichern. Dort fehlt der Kontoauszug, da die Transaktionsprotokolle, dort dies, da jenes. Zwei Monate mehr hätten sicher einen deutlich weniger Anmerkungen in den Bericht gezaubert. Dennoch, und ich will Wirecard in keinster Weise schön schreiben nach diesem Desaster, liefert die KPMG Prüfung viele Punkte die die Behauptungen und Unterstellungen der FT entkräften. Speziell dem TPA-Geschäft werden ja mehrere Seiten geschenkt. Die Unterstellung, es würde mit nicht existierenden Kunden gearbeitet wurde wiederlegt, auch wurden die Umsätze identifiziert und mit Transaktionsprotokollen abgeglichen, lediglich 13% konnten auf Grund der genannten Einschränkungen (noch) nicht zugeordnet werden. Der Kernvorwurf der FT liegt aber gar nicht in der Anzweifelung dieser Umsätze bei Wirecard, sondern im Verdacht, dass diese Transaktion nicht mir echten Händlern gemacht wurden. Diesen Nachweis konnte KPMG nicht liefern, bedingt durch die Verweigerung der TPAs, wobei auch erwähnt wird, dass zwei der drei genannten Firmen nun bereit wären, zumindest für bestimmte Zeiträume Daten zu liefern. Zusammenfassen kann man hier sagen, dass die Prüfungen schlicht und ergreifen nicht abgeschlossen sind und es einfach nur dämlich war dann einen "Abschlußbericht" daraus zu machen. Das gilt ebenfalls für Escrow/Treuhänder. Für einen Jahresabschluss ist die Saldenbestätigung eines Treuhänders ausreichend, nicht aber für eine Sonderprüfung. Laut KPMG wurden diese Belege von der Bank mit Hinweis auf Corona noch nicht erbracht. Hier einfach zu unken, das Geld wäre weg halte ich schon für weit hergeholt, Wirecard hätte bei erhaltener Saldenbestätigung Klageanspruch gegenüber dem Treuhänder. Letztendlich kommt man immer wieder zu dem Punkt, dass diese Prüfung einfach noch nicht abgeschlossen ist. Die Geschichte in Singapur kann ad acta gelegt werden, dort wurde im Grunde genommen das nochmals verarbeitet was schon mehrfach verarbeitet wurde. Die Überprüfung des Kaufs in Indien von einem Fonds deren Eigentümer bis heute nicht ermittelt werden konnte ist mysteriös. Der Kauf selbst wurde korrekt abgewickelt. Selbst wenn sich hinter dem Fonds ein Mitarbeiter oder Verantwortlicher der Wirecard verstecken würde, so ist das noch lange kein Round Tripping wie hier zum Teil zu lesen war. Round Tripping würde erst dann vorliegen, wenn Teile des Kaufpreises von diesem Fond in operatives Geschäft, also den Kauf von Softwarelizenzen bei Wirecard fließen würde. Round Tripping wurde damals von R&T nicht festgestellt und von KPMG auch nicht. Auch die MCA Geschichte ist entkräftet, die Vorwürfe sind haltlos. Leider gibt es bei diesem Punkt trotzdem wieder Merkwürdigkeiten, Tobias Krieg von Lynx hat sehr schön darüber berichtet. Die Vergabe von MCA Krediten in größerem Umfang an Unternehmen, die dann reihum weiterverkauft werden und dann bei einem TPA landen sind sicher keine Konstellationen die Vertrauen erwecken, allerdings hat Wirecard auch keinen Einfluss darauf welcher Kunde an wenn weiterverkauft wird. hgschr hat es bereits sehr schön geschrieben. Es fehlt der Wirecard so ein bisschen die Sensibilität dafür was der Kapitalmarkt möchte, bei einem Treuhandkonto in der Höhe müssen Bankauszüge her! Wirecard beschränkt sich auf sein tolles Wachstum und der Kunde neu und hier eine erweiterte Partnerschaft. All diese operativen Erfolge verblassen komplett, weil man den Eindruck gewinnt, dass hinter den Kulissen das Chaos herrscht. Es ist in meinen Augen dringen erforderlich, jetzt ohne Mediendruck und Zeitfenster die Anmerkungen und Punkte im KPMG-Bericht nachzuliefern und abzuarbeiten und in ein bis zwei Monaten einen Appendix zum Bericht zu liefern. Und der CFO, ja Stronzo, der sollte seinen Hut nehmen. |