Mit dem Quanto-Papier von ABN Amro sichern sich Anleger gegen Währungsschwankungen ab
Experten erwarten steigenden Silberpreis
Spätestens seit Beginn der jüngsten Rohstoff-Hausse gewinnt auch Silber als Investitions- und Spekulationsobjekt wieder an Bedeutung. Anfang Dezember erreichte dessen Kurs im Windschatten von Gold mit einem Kurs von mehr als acht Dollar seinen höchsten Stand seit über 16 Jahren. Zuletzt korrigierte der Preis für eine Unze Silber zwar wieder auf rund 6,50 Dollar. Aus charttechnischer Sicht ist der Aufwärtstrend allerdings noch intakt. Auch viele Edelmetallexperten sehen im Kursanstieg der vergangenen Jahre erst den Anfang eines längerfristigen Preisanstiegs.
DÜSSELDORF. Anleger, die an weiter steigende Silberpreise glauben, finden vor allem in Zertifikaten einen kostengünstigen und transparenten Weg, direkt an der Kursentwicklung des Edelmetalles zu partizipieren. Der physische Kauf von Silber ist stets mit einem meist kostenpflichtigen Lageraufwand verbunden. Zudem fällt Silber in der Regel als zusätzliches Abbauprodukt größerer Explorationsfirmen beim Schürfen anderer Rohstoffe an, so dass reine Silberminen auf dem Kurszettel eine Rarität und häufig starken Kursschwankungen ausgesetzt sind.
Die Auswahl an Silber-Zertifikaten ist allerdings gering. Insgesamt können Anleger zurzeit zwischen vier Papieren wählen, von denen drei allerdings komplett auf Dollar-Basis laufen. Das niederländische Emissionshaus ABN Amro bietet als bislang einziger Emittent ein Zertifikat auf den Silberpreis mit einer konstanten Währungssicherung gegenüber den in US-Dollar notierten Metallen an. Das „Silber Quanto Open End Zertifikat“ bildet den Silberpreis pro Unze eins zu eins ab und hat keine Laufzeitbegrenzung. Gehandelt wird es an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart mit einem Spread, also einer Differenz zwischen An- und Verkaufspreis von knapp einem Prozent.
Die Bedeutung einer Währungssicherung bei einer Spekulation mit Silber unterstreicht ein Blick auf die Kursentwicklung: Während die währungsgesicherte Variante des Silberzertifikates von ABN Amro in den vergangenen zwölf Monaten im Gleichschritt mit dem gestiegenen Silberpreis knapp zehn Prozent zulegte, schnitten Zertifikate ohne Währungssicherung im gleichen Zeitraum mit einem leichten Minus von einem Prozent ab.
Doch nicht nur die Dollarschwäche verleiht dem Kurs des Silbers derzeit Auftrieb. Dazu kommt eine hohe zyklische Nachfrage aus der Industrie, die rund zwei Drittel der Silberproduktion abnimmt. Das übrige Drittel entfällt auf Schmuck, Barren und Münzen. „Vor allem die Elektroindustrie hatte in den vergangenen beiden Jahren einen hohen Bedarf an Silber. Zudem schwächt sich die Nachfrage aus der Fotoindustrie, die jährlich rund ein Viertel des weltweiten Silberproduktion nachfragt, nicht in dem befürchteten Tempo ab“, sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, der bei Dresdner Kleinwort Wasserstein den Edelmetall- und Rohstoffhandel leitet. Der Siegeszug der digitalen Fotografie galt lange als Grund für eine sinkende Nachfrage nach Silber, das für die Herstellung von Abzügen benötigt wird. Doch das Blatt hat sich gewendet: Viele digitale Fotografen begnügen sich nicht mit dem Betrachten der Bilder am PC, sondern lassen sich Abzüge ihrer Bilder erstellen. Und in dem Fotopapier steckt das Silber.
Silber-Optimisten verweisen zudem immer wieder auf die zu geringe Förderung der Silberminen: „Das seit 1990 kumulierte Defizit zwischen physischer Nachfrage und physischem Angebot beträgt mehr als eine Mrd. Unzen“, sagt Markus Mezger, Analyst der BW-Bank. Dieses Ungleichgewicht wurde bisher dadurch kompensiert, dass vor allem chinesische Banken und Privatanleger alte Bestände verkaufen, die aus der Silber-Spekulation in den späten siebziger Jahren stammen. „Doch der spekulative Überhang der siebziger und achtziger Jahre dürfte inzwischen weitgehend abgebaut sein“, schätzt Mezger. Sollte das physische Defizit auf den Preis für Silber durchschlagen, erwartet er deutlich höhere Kurse für den Preis des Edelmetalles: „Die breitere Diversifizierung in der Industrie sowie die geringeren überirdischen Bestände sind die Hauptgründe, dass wir Silber bis 2006 eine bessere Entwicklung zutrauen als etwa Gold. Unser langfristiges Kursziel liegt bei 15 bis 20 US-Dollar je Silberunze“, sagt Mezger.
Für weiter steigende Kurse sorgt auch der Trend hin zur Diversifizierung des verwalteten Vermögens großer institutioneller Anleger. Rohstoffe haben sich spätestens seit den jüngsten Kursgewinnen als eigene Anlageklasse etabliert. „Da Edelmetalle auch zu einem Teil in investierbaren Rohstoff-Indizes – etwa dem Goldman Sachs Commodity Index – enthalten sind, profitierte der Silberpreis von den hohen Zuflüssen in Rohstoff-Indexfonds"; berichtet Wolfgang Wrzesniok-Roßbach. Er traut Silber zu, dass es im Jahresdurchschnitt 2005 wieder auf 7,15 Dollar klettert.
Einig sind sich Experten, dass Investitionen in Silber und in Zertifikate auf Silber ein gutes Timing verlangen: Tagesschwankungen von bis zu 15 Prozent waren auch im abgelaufenen Jahr keine Seltenheit.
Quelle: handelsblatt.com
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