Wurzeln, was man beim Kursverlauf ganz gut erkennen kann.
News - 13.02.07 14:40 Qimonda lädt ein und keiner geht hin
Zwar ist Qimonda noch ein junges Unternehmen, doch in der Branche wohl bekannt. Infineon hatte seine Speicherchip-Sparte unter großem Medienrummel an die Börse gebracht. Umso verwunderlicher, dass sich ganze drei Aktionärsvertreter auf die erste Hauptversammlung in München verirrt hatten. Doch gibt es eine gute Erklärung dafür.
HB MÜNCHEN. Obgleich Qimonda 3 Mrd. Euro Umsatz macht, fand sich am Dienstag nur ein kleines Grüppchen im Europasaal des Hauses der Bayerischen Wirtschaft ein, der Platz für 250 Leute bietet. Anwesend waren zwei Vertreter des Infineon-Konzerns und ein Citigroup-Banker, der einen Teil der US-Aktionäre vertrat. Die drei Personen repräsentierten allerdings 93,3 Prozent des stimmberechtigen Kapitals.
Die Premiere war denn auch schnell vorüber. Fragen wurden keine gestellt. Aufsichtsratschef Peter Fischl scherzte, nachdem die drei Vertreter ihre Stimmkarten abgegeben hatten: "Das Ergebnis der Abstimmung werde ich verkünden, nachdem mir die Auswertung aus dem Rechenzentrum vorliegt."
Wenn an diesem Donnerstag die Konzernmutter Infineon zur Hauptversammlung lädt, wird es ganz anders zugehen. Zu der Veranstaltung werden bis zu 4 000 Aktionäre erwartet - das sind mehr, als Qimonda überhaupt Anteilseigner hat. Erwartet wird eine hitzige Debatte zum Beispiel über den Korruptionsskandal um den früheren Vorstand Andreas von Zitzewitz und die Abspaltung der derzeit erfolgreichen Speicherchip-Tochter Qimonda. Zudem dürften - wie bei den großen Hauptversammlungen in Deutschland üblich - auch eher skurrile Themen in einer stundenlangen Diskussion zur Sprache kommen. Bei der Siemens-Hauptversammlung vor zwei Wochen beschwerte sich zum Beispiel ein Redner, dass ihm von der Einlasskontrolle sein Apfel abgenommen worden sei. Ein anderer klagte, dass bei Siemens zuviel englische Begriffe genutzt würden.
Qimonda ist ein Sonderfall
Bei Qimonda war all das kein Thema. Denn der Speicherchip-Hersteller ist ein Sonderfall. Das Unternehmen ist zwar eine deutsche AG mit Sitz in München. Notiert ist die Qimonda AG aber allein in den USA. In Deutschland werden die Anteilsscheine nur im Freiverkehr gehandelt. "Und das findet dann eher in homöopathischen Dosen statt", sagt ein Finanzexperte. Der Großteil der 3 000 Aktionäre sind institutionelle Anleger in den USA. Dort wiederum gibt es die Hauptversammlung als Tag der Generalkritik wie in Deutschland nicht. "Die sind vor allem an den Abstimmungen interessiert", sagt der Experte. Die Abstimmungen wiederum sind derzeit bei Qimonda noch reine Formsache: Infineon hält noch 85,9 Prozent der Anteile.
Denn auch wenn Qimonda derzeit gut unterwegs ist, ging der Börsengang im Sommer nur mit Hängen und Würgen über die Bühne. Infineon konnte sich von weniger Anteilen trennen als ursprünglich geplant und musste einen niedrigeren Preis akzeptieren. Noch aber kann Infineon ganz froh sein, dass man noch die Mehrheit hält. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2006/2007 schaffte Infineon nur dank der Gewinne der Tochter Qimonda die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Das neue Kerngeschäft mit Logikchips schrieb dagegen rote Zahlen.
Qimonda erhofft sich vom hohen Speicherbedarf des neuen PC-Betriebssystems Windows Vista zusätzliche Wachstumsimpulse. Auch der Einzug der Computertechnik in die Unterhaltungselektronik soll der Infineon-Speicherchiptochter zu höherem Absatz verhelfen. "Das starke Wachstum der Speicher pro System von 40 bis 50 Prozent verglichen mit dem Vorjahr wird hauptsächlich von Windows Vista vorangetrieben", sagte Unternehmenschef Kin Wah Loh auf der Hauptversammlung. Da die Anwender das neue Microsoft-Betriebssystem nur mit einem Arbeitsspeicher von mindestens einem Gigabyte ordentlich nutzen könnten, rechne er damit, dass die Computerhersteller ihre Rechner mit etwa je zwei Gigabyte ausstatten werden. Folglich werde die Produktion von DRAM-Speicherkapazität 2007 weltweit um 55 bis 65 Prozent zunehmen.
Qimonda will sich trotzdem unabhängiger machen vom Geschäft mit Speicherchips für Personal Computer, denn es ist sehr volatil - wie das Beispiel Windows Vista zeigt." Der wichtigste Eckpeiler unserer Strategie ist es, den durchschnittlichen Verkaufspreis zu erhöhen", sagte Vorstandschef Kin Wah Loh. Der Hersteller wolle sich dazu auf Bereiche konzentrieren, die weniger schwankungsanfällig seien und höheres Umsatzwachstum böten. Als Beispiele nannte er Chips für Spielekonsolen, Grafikkarten, Handys und die Konsumelektronik. Hier sei Qimonda schon auf einem guten Weg. In den vergangenen beiden Quartalen seien fast 60 Prozent des Absatzvolumens im Nicht-PC-Bereich erzielt worden.
Aufsichtsrats-Vorsitzender Fischl dämpfte am Rande der Veranstaltung als Infineon-Finanzchef Erwartungen, sein Haus werde in naher Zukunft weitere Anteile an Qimonda verkaufen. Auf die Frage, ob Infineon unmittelbar nach Ende der Sperrfrist Mitte Februar Aktienpakete auf den Markt bringen werde, antwortete er: "Naja, der Kurs ist zur Zeit ja nicht so gut." Die Qimonda-Aktie schloss am Montag an der New Yorker Börse bei 14,55 Dollar und damit rund 1,50 Dollar über dem Emissionskurs. Infineon-Chef Wolfgang Ziebart hatte nach dem IPO angekündigt, das Unternehmen wolle sich zügig von weiteren Anteilen trennen. Den Zeitpunkt hatte er aber wiederholt an den Kurs der Qimonda-Aktie, den Speicherchipzyklus, den Geschäftserfolg der Tochter und den Geldbedarf Infineons geknüpft.
Quelle: Handelsblatt.com
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