Infineon Chiphersteller wittern Morgenluft [08:30, 01.10.09]
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Von Björn Maatz
Es geht wieder aufwärts: Die Halbleiterbranche steht vor dem lang ersehnten Aufschwung – Analysten rechnen im Sektor mit einem starken vierten Quartal. Infineon-Chef Peter Bauer gibt sich im FTD-Interview zuversichtlich.
Die Chipindustrie steht vor der lang ersehnten Aufschwungphase. Der größte US-Speicherchiphersteller Micron hat einen weitaus geringeren Quartalsverlust als erwartet gemeldet. "Der Markt zieht wieder an", sagte Konzernchef Steve Appleton am Mittwoch. Der weltweit viertgrößte Speicherchipproduzent profitierte von einem steigenden Absatz. Micron lieferte die Vorlage für ein sattes Kursplus der deutschen Infineon. Die Aktie des Rivalen legte um fünf Prozent zu und setzte sich an die Dax -Spitze. "Ich glaube nicht, dass es in der Chipbranche noch einmal zu einem starken zweiten konjunkturellen Abschwung kommen wird", sagte Infineon -Chef Peter Bauer am Mittwoch der FTD.
Analysten des US-Marktforschungsunternehmens iSuppli zufolge entsprach die Nachfrage im gestern abgelaufenen Quartal erstmals seit Jahren in etwa wieder dem Angebot. Die Branche kämpft sich derzeit aus einer der schwersten Krisen der vergangenen Jahrzehnte heraus, die von einem dramatischen Preisverfall geprägt war. Die anhaltende Nachfrageschwäche hatte 2007 und 2008 zu einem deutlichen Angebotsüberhang geführt. In der Folge fuhren die Halbleiterhersteller Kapazitäten zurück und verkauften ihre Lager ab. Analysten rechnen nun mit einer Stabilisierung des Halbleitersektors. "Wir erwarten für die Branche ein relativ starkes viertes Kalenderquartal", schrieb DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer in einem Kommentar. iSuppli revidierte gestern seine Prognose für den weltweiten Halbleitermarkt: Die Marktforscher rechnen für dieses Jahr nun nur noch mit einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um 16,5 statt 23 Prozent. Ein Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr erwarten die Analysten erstmals für Mai 2010. Das Umsatzniveau von 2007 in Höhe von 273,4 Mrd. $ werde erst im Jahr 2012 übertroffen.
Branchenbeobachter rechnen auch für Infineon mit einem baldigen Ende der Durststrecke. "Infineons erstes Geschäftsquartal wird deutlich besser sein, als sie bislang kommuniziert haben", sagte DZ-Bank-Analyst Schnitzer. Wegen der verbesserten Auftragslage holt der Konzern seine Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit zurück. "Vor allem in der Autoindustrie werden zwischenzeitlich leer gefahrene Lager derzeit aufgefüllt", sagte Infineon-Chef Bauer. Das Anziehen der Produktion in der Oberklasse mache sich für seinen Konzern bemerkbar. Analysten von Exane BNP haben die Titel hochgestuft und das Kursziel von 2,80 Euro auf 5 Euro angehoben. Seit ihrem Tiefststand von 0,35 Euro am 9. März hat die Infineon-Aktie kräftig zugelegt - am Mittwoch schloss sie bei 3,86 Euro. |