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Für die Mehrheit der Investoren ist die Sache mit dem Ölpreis schon länger klar: Er wird wieder steigen. Laut ETF Securities gab es in 2014 die höchsten Zuflüsse in Exchange Traded Products (ETPs) die höchsten Zuflüsse der Geschichte. Zwar ging das weltweit verwaltete Vermögen der Rohstoff-ETPs insgesamt um 9,2 Milliarden auf 101,5 Milliarden Dollar zurück. Das sei aber ausschließlich auf die gefallene Rohstoffpreise zurückzuführen. Denn die Zu- und Abflüsse glichen sich im vierten Quartal 2014 aus. So zogen Investoren in diesem Zeitraum 3,1 Milliarden Dollar aus Gold-ETFs ab, investierten dafür aber 3,2 Milliarden Dollar in ETPs auf Energierohstoffe. db Ölpreis Brent db Ölpreis Brent-Chart
„Investoren“, stellt Martin Arnold, Investmentstratege bei ETF Securities fest, „wenden sich wieder Rohstoffen zu. Denn viele Rohstoffe notieren bei oder unter ihren Grenzkosten. Kurzfristig können Unternehmen und Minen ihre Förderung auch fortsetzen, wenn die Kurse unterhalb der Grenzkosten liegen. Langfristig ist dies jedoch nicht möglich”, sagt er. „Wir erwarten daher, dass die Produktion zurückgefahren wird, wenn die Kurse nicht bald wieder anziehen. Ein knapperes Angebot wird dann eine bessere Kursentwicklung in 2015 unterstützen.“ Damit fasst er eine gängige Begründung vieler Marktbeobachter zusammen. Auch die Experten von Barings gehen davon aus, dass das Ölangebot sinkt und spätestens in der zweiten Jahreshälfte zu einem steigenden Ölpreis führen wird. Und die Analysten von BlackRock stellt fest, dass die Notierung für das schwarze Gold ihren Boden gefunden haben dürfte. Lagervorräte sind auf einem 80-Jahreshoch
Die jüngste Entwicklung scheint diesen Prognosen Recht zu geben. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent notierte am 30. Januar noch unter 50 Dollar. Aktuell liegt die Notierung aber bei über 62 Dollar. Dennoch sind nicht alle Experten offenbar überzeugt, dass wir den Tiefpunkt gesehen haben. Dazu zählen vor allem die Analysten der Citigroup. Sie haben ihr Kursziel Anfang Februar auf 20 Dollar je Barrel gesenkt. Ein Grund dafür: Die immensen Lagervorräte. Sie befinden sich derzeit auf einem 80-Jahreshoch. Manche Ölproduzenten, so wird Medienberichten zufolge erzählt, leasen Tanker und lassen diese herumfahren, um auf höhere Preise zu warten. Keiner wolle seine Produktion als erstes Reduzieren, alle warten ab.
Dazu kommt, dass zwar viele Schiefölproduzenten die Zahl ihrer Bohrtürme tatsächlich reduzieren. Sie halten aber die Produktion so hoch wie zuvor. Dazu kommt die OPEC. Sie diente bislang als eine Art Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage und hielt so den Preis immer wieder stabil. War das Angebot zu hoch, dann reduzierte das Kartell die Produktion und stellte einen Ausgleich her. Vor allem die arabischen Mitglieder der OPEC aber haben klar gemacht, dass sie dies nicht mehr tun werden. Die Experten der Citigroup halten es auch deshalb durchaus für möglich, dass der Preis für ein Barrel der Sorte WTI seinen Boden erst bei 20 Dollar findet. Diesen könne die Notierung zum Ende dieses oder zu Beginn des zweiten Quartals erreichen. Unklar bleibt die Nachfrageseite
Ganz von der Hand zu weisen ist ein erneuter noch weiterer Rückgang nicht. Schließlich gibt es da auch noch die Nachfrageseite. Und ohne einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung, der derzeit allerdings noch nicht auszumachen ist, wird auch die Nachfrage nach Öl nicht stärker steigen. Und noch etwas spricht für weiter sinkende Rohstoffpreise insgesamt: Der starke Dollar, der auch schon 2014 zum Preisverfall bei den Energie- und Industrierohstoffen wie auch bei den Edelmetallen seinen Beitrag leistete. Gut möglich also, dass die Experten der Citigroup recht behalten. Nach deren Ansicht wird der Preis für ein Barrel der Sorte Brent in diesem Jahr im Schnitt bei 54 Dollar liegen, 2016 bei 69 Dollar. Für WTI lautet die Prognose 46 Dollar je Barrel in diesem und 61 Dollar im nächsten Jahr. Für Ölimportländer für Deutschland und auch die anderen Staaten der Eurozone wäre das eine gute Nachricht. Von Gerd Hübner
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