von Andreas BraunDer Spezialist für Kunststoff-Schläuche ließ Anleger zuletzt buchstäblich in die Röhre schauen: Gewinnträume platzten wegen hoher Abschreibungen. Auf dem Eigenkapitalforum vertröstet das SDax-Unternehmen Investoren auf die fernere Zukunft. Die Veranstaltung in Frankfurt stand für den Kunststoff-Spezialisten schon einmal personell unter einem schlechten Stern: Unternehmenschef Andreas Bastin konnte wegen eines Autounfalls sein Unternehmen gar nicht den Analysten und Investoren präsentieren, sodass Investor-Relations-Chefin Stephanie Kniep in seine Rolle schlüpfen musste.
Breite Kundenpalette, technologische Führerschaft Die Managerin präsentierte ein Unternehmen, dass in - angesichts der Finanzkrise - typischen Problemen steckt: Mit seinem Kerngeschäft, den High-Tech-Kunststoffschläuchen, ist Masterflex auf dem Weltmarkt makellos aufgestellt. Hier verfügt der Konzern über eine breit gefächerte Kundschaft, die auf mehreren Kontinenten zu Hause ist. Der größte Einzelkunde, der Flugzeugbauer Airbus, sorgt für nicht einmal zwei Prozent der Gesamtumsätze.
Masterflex ist zudem mit einer reinen "in-house" Herstellung seiner Produkte ständig um technologische Weiterentwicklung bemüht. Seine Schläuche und Röhrchen werden in vielen Bereichen der Industrie eingesetzt: etwa in der Automobilwirtschaft, in der Papier- und Nahrungsmittelindustrie, aber auch bei der Herstellung von Chemikalien und Halbleitern.
Auf Sicht von neun Monaten steuerte das Kerngeschäft so mit 34,7 Millionen Euro mehr als ein Drittel zum Gesamtumsatz bei, eine Steigerung um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sorgte dieser Bereich sogar fast im Alleingang für schwarze Zahlen: Die Schläucheeinheit schaffte mit 7,0 Millionen Euro eine Steigerung um 8,2 Prozent - das Konzern-Ebit lag mit 7,3 Millionen Euro nur minimal darüber.
Mehr zum Top-Thema Eigenkapitalforum im Zeichen der Krise "Dem Mittelstand verpflichtet" Elexis lässt sich nicht erschüttern Bei Luxusgütern ist der Goldlack ab Die Problembereiche bei Masterflex befinden sich in den "Spielbeinen" des Konzerns, allen voran im Bereich "Advanced Material Design", der Lösungen zur Oberflächenbeschichtung bei Luxusgütern herstellt. Dazu gehören beispielsweise Goldbeschichtungen bei hochpreisigen Kugelschreibern. Mitte des Jahres musste Masterflex auf den Geschäftsbereich Abschreibungen in Höhe von 6,2 Millionen Euro vornehmen. "Uns sind wegen der Finanzkrise eine Reihe von Aufträgen der wenigen Kunden weggebrochen, die wir in diesem Geschäftsbereich haben", erläuterte Kniep den Zuhörern.
Aber auch mit den Sparten Brennstoffzellen und Mobile Bürosysteme, zwei weiteren "Nicht-Kerngeschäftsfeldern", brauchen Masterflex-Investoren derzeit viel Geduld. Auf die Frage, wann diese Bereiche voraussichtlich Gewinne abwerfen werden, antwortete die Managerin leicht verlegen: "Man wird sehen." Im Brennstoff-Zellensegment hat Masterflex derzeit immerhin einen Großauftrag von 40.000 elektrobetriebenen E-Bikes abzuarbeiten. Die Sparte schreibt allerdings wegen Anlaufinvestitionen erst einmal Verluste.
Beim Geschäftsbereich Mobile Bürosysteme brauchen die Anleger ebenfalls starke Nerven. Masterflex will den Bereich, der stagnierende Umsätze und Erträge liefert, lieber heute als morgen verkaufen. Doch: "In der derzeitigen Marktlage gestaltet sich das derzeit schwierig."
Gewinnziele außer Sichtweite Das Potpourri aus Abschreibungen und Investitionen in die Brennstoffzellen-Technik hat Masterflex zum Halbjahresbericht eine saftige Gewinnwarnung beschert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) der Unternehmensgruppe wird 2008 nur zwölf bis 13 Millionen Euro erreichen, der Vorjahreswert hatte bei 15 Millionen Euro gelegen und sollte eigentlich um sechs bis zwölf Prozent übertroffen werden.
Angesichts der gegenwärtigen Lage scheut Masterflex eine Prognose für die Geschäftsentwicklung im kommenden Jahres. 2013 immerhin sollen laut Langzeitplanung 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet werden. Im laufenden Jahr peilt man Erlöse in Höhe von 145 Millionen Euro an. Bis dahin soll auch das Sparten-Portfolio des Unternehmens entrümpelt sein. Bis es soweit ist, muss wohl das Kerngeschäft mit den Plastikschläuchen wieder in die Bresche springen.
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