Die Kreml-Wirtschaft drängt auf Europas Märkte Gibt es demnächst Wodka statt Bier im Revier? Der Fußballclub Schalke 04 scheint Medienberichten zufolge einen Investoren gefunden zu haben. Der russische Energiekonzern Gazprom will neuer Hauptsponsor des hochverschuldeten Revierclubs werden, und nicht nur das. Russische Unternehmen und Investoren drängen mit Macht und vor allem viel Geld nach Deutschland. Dabei geht es ihnen längst nicht mehr um Fußball und Mode. Da rollt der Rubel Dennoch, im Falle von Schalke 04 wäre es der größte Millionendeal, den die Fußball-Bundesliga je gesehen hat. Nach Medienberichten soll der russische Energiekonzern Gazprom neuer Hauptsponsor des Reviervereins werden und in den kommenden fünf Jahren bis zu 125 Millionen Euro in die Kassen des hochverschuldeten Clubs spielen. Das wäre der höchste Sponsorenvertrag im deutschen Liga-Fußball. Der Verein wollte die Meldung zwar nicht bestätigen, dennoch verriet Trainer Mirko Slomka: "Das ist ein spannendes Thema für uns. Wenn es nächste Woche zum Abschluss kommt, dann ist das ein sehr guter Vertrag." Putin liegt Verflechtung am Herzen Gerade wenn Präsident Wladimir Putin in den kommenden Tagen nach Deutschland reist, dürfte ihm die intensivere Verflechtung russischer Unternehmen mit dem EU-Wirtschaftsraum am Herzen liegen. Dass noch viel Arbeit vor ihm liegt, musste Putin in den vergangenen Wochen erfahren. Panikartige Reaktionen wie beim britischen Energieversorger Centrica und beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS zeigen, wie wenig Vertrauen russische Investoren bislang in Europa genießen. Wachstumszahlen zum Träumen Die Milliardengewinne aus dem Öl- und Gasgeschäft verschaffen der russischen Wirtschaft Wachstumszahlen, von denen die Europäer nur träumen können. Das Investitionsgeschäft zwischen der EU und Russland ist längst keine Einbahnstraße mehr. Der weltgrößte Gasförderer Gazprom hält eine Vielzahl an Beteiligungen in der EU. Es vergeht kaum ein Tag, an dem der Konzernchef Alexej Miller nicht über neue Kooperationen verhandelt. Enge Kooperationen Der Einstieg der russischen Staatsbank Vneshtorgbank bei EADS im Sommer wurde von russischen Experten als ideale Verbindung gewertet. "Eine engere Kooperation Russlands und Europas auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt ist ein Gebot der Zeit", kommentierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA-Nowosti die Minderheitsbeteiligung. Der Kreml will die EADS-Beteiligung auf die große staatlich gelenkte Luftfahrtholding übertragen, die derzeit aufgebaut wird. Russland will mehr sein Der hohe Kreml-Beamte Wladislaw Surkow sieht die milliardenschweren Industriellen seines Landes geradezu in der Pflicht, sich in der Ferne zu engagieren. Russland will mehr sein als nur Atom- und Rohstoffmacht. "Wir müssen das Ziel haben, uns in die Weltwirtschaft zu integrieren, indem wir uns an neuen multinationalen Korporationen beteiligen", forderte Putins Chefideologe. Hoffnung setzen die Russen dabei auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft Anfang 2007. EU hegt große Pläne Auf dem Papier hegt auch die EU-Kommission große Pläne bei der wirtschaftlichen Verbindung mit Russland. Von einer gemeinsamen Freihandelszone mit dem Riesenreich ist die Rede. Putin wäre es lieb, wenn im Gleichschritt auch noch die Einreisebeschränkungen fallen würden. Brüssel macht die Schritte zur wirtschaftlichen Verflechtung mit Russland vom WTO-Beitritt Russlands abhängig. Der ist aber in weite Ferne gerückt, seit die USA im Sommer vor dem Hintergrund eines zunehmenden politischen Zwists mit Moskau überraschend ihre Zustimmung verweigerten. Putin zeigt sich flexibel Beim Dreiertreffen mit Frankreich und Deutschland im September bei Paris zeigte sich Putin flexibel. Das Gas aus dem entlegenen Stockmann-Feld, das eigentlich für die USA vorgesehen war, könne die wachsende Nachfrage in Europa befriedigen, bot der Kremlchef an. Das Feld in der Barentssee nördlich des Polarkreises werde Gas für die nächsten 50 bis 70 Jahre liefern. "Es wird eine absolut stabile Lage in Europas Wirtschaft und Energiepolitik herstellen, besonders in Deutschland", köderte Putin seine europäischen Partner. www.t-online.de
mfg ds
|