Weil mir der LIBOR-Prozess nicht ganz klar war, hab ich einen interessierten Vollblut-Juristen angefragt. (Allerdings kann ich nicht einschätzen wie weit sein deutsches Rechts-Verständnis in diesem amerikanischen Fall anwendbar ist.) Mit seinem Einverständnis hier sein Kommentar:
--- Kommentarbeginn ---
Was die FDIC und WaMu mit einem "Libor-Prozess" zu tun haben, könnte ein Financial Times-Bericht aus 2017 erhellen: https://www.ft.com/content/46d51cbe-8360-11e7-a4ce-15b2513cb3ff Europäische Banken haben beim "Libor-Skandal" absichtlich den Libor schlecht geredet, um sich solventer darzustellen, als sie waren. Amerikanische Banken haben darauf vertraut, dass der Libor fair gebildet wird, und dadurch Geld verloren, bis hin zum Konkurs. Weil die bankrott waren, konnten sie selbst nicht mehr Schadenersatz fordern. Daher ist die FDIC für sie eingesprungen. Sie hat in London auf Feststellung der Kursmanipulation geklagt (Streitwert = 0). Und in der Folge klagt die FDIC in New York treuhänderisch auf Schadenersatz für die pleite gegangenen Banken, erwähnt werden IndyMac und WaMu. Sollte dies der erwähnte Libor-Prozess sein, dann besteht die nicht ganz unrealistische Aussicht, dass die FDIC sich von europäischen Banken vor einem New Yorker Gericht aufgrund erwiesener Börsenmanipulation in London ("Libor-Skandal" 2007-2009) Schadenersatzansprüche erstreitet. Falls dieses auch bezahlt werden, ist Geld da, das eigentlich in Teilen der WaMu gehört (hätte), und daher noch im Wasserfall zu verteilen wäre, bevor das Konkursverfahren endgültig abgeschlossen ist. D.h., aus "Libor" kommt nichts an etwaige Treuhänder, die angebliche Werte außerhalb des WaMu-Konkurses halten sollen. Aber "Libor" ist ein Verzögerungsfaktor für den Abschluss des Konkursverfahrens. Aus meiner Sicht ist also unions Text vom 12.10.2020 eine sehr kurze, aber im Ergebnis genau richtige Zusammenfassung.
https://www.ariva.de/forum/...crow-thread-494496?page=332#jumppos8314
[...] Jedenfalls ist "LIBOR" der letzte verbliebene Rest aus dem Wasserfall, der das Ende des Wasserfalls bestimmt. Der WMILT könnte mit den letzten LIBOR-Entscheidungen eine abschließende Stellungnahme abgeben und die FDIC könnte daraufhin die Konkursverwaltung schließen. Für mich wäre das zumindest ein sauberer Konkursabschluss. Und DAMIT wäre es auch für jeden Treuhänder eindeutig, WMI-Werte, die nicht zum eigentlichen Konkursverfahren gehörten, freizugeben, weil diese Werte nicht mehr Gefahr laufen könnten, in irgend einen anderen Entscheidungsprozess verwickelt zu werden. So wären die Treuhänder erst dann auf der sicheren Seite, dass die Werte unanfechtbar den Empfängern zugestellt werden könnten. [...]
--- Ende des Juristen-Kommentars ---
An dieser Stelle nochmal meinen ausdrücklichen Dank an union, der uns immer sachlich-neutral mit Informationen versorgt. Diese juristischen Feinheiten würden vermutlich bei den meisten von uns untergehen, falls wir nicht mit der Nase darauf gestoßen würden. Viel Glück uns allen Escrow-Haltern!
|