"Dass die Jubeltruppe aber ohne Stopps arbeitet und zuschaut, bis ein Wert 30% verliert, bleibt mir unverständlich. Wahrscheinlich sind die alle sehr reich, da kommt es nicht so drauf an, oder sie sind verliebt."
Ich zähle mich zwar nicht zur Jubeltruppe, fühle mich aber trotzdem angesprochen und ungerecht beurteilt. SLs sind ein heikles Thema. Ich weiß nicht, wie oft ich damit schon auf die Schnauze gefallen bin. Kurzer Einbruch, SL schlägt zu, dann schnelle Erhohlung. Es ist nicht gar so blöd, auf SLs zu verzichten und auf Besserung zu hoffen, wenn man dafür Gründe zu haben glaubt.
Ein typisches Szenario, insbesondere bei Hebelprodukten ist: Man kauft das Ding. Dann hat man sofort Miese, weil man erst mal den Spread einholen muss. Man tut das oft in oder vor erwarteten hektischen Zeiten. Das geht oft zunächst schief (gefühlt 50:50). Was nicht heißt, dass die Entscheidung falsch war. Ohne weiteres verliert man manchmal 30% in wenigen Tagen. Hätte man einen SL gesetzt oder gleich wieder verkauft, hieße das ja, dass man alle Überlegungen, die zum Kauf geführt haben, plötzlich für Schwachsinn hält. Ich halte das nicht für besonders intelligent.
So kann es passieren, dass man schnell immens verliert, trotzdem aber noch seine Entscheidung für richtig hält, und hofft, alsbald recht zu bekommen. So kann es kommen, dass man innerhalb kürzester Zeit fast alles verliert. Dann denkt man: Wegen der paar verblieben Mark mache ich jetzt nichts mehr, sondern sitze das aus. Mir ist das z.B. im September mit einem Long-FZ auf VW nach den ersten zwei Tagen von Dieselgate so gegangen. Ich meinte, das rüttelt sich schnell wieder. War aber zunächst falsch, das FZ war nach weiteren zwei Tagen praktisch wertlos. Ein zweiter Long-FZ ein paar Wochen später, ziemlich gut am Tiefpunkt, war dann aus denselben Überlegungen aber genau richtig getimed.
Mir erscheint es unsinnig, etwas riskantes zu kaufen und gleichzeitig einen SL bei z.B. -10% oder -20% zu setzen, also im Rahmen der bei Hebelprodukten üblichen Volatilität. Da liegt mir "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" näher.
Ganz zu schweigen davon, dass in hektischen Zeiten der SL ohne weiteres dramatisch unterboten werden kann. Das ist mir zuletzt im Juli mit einem Netflix-Call-OS passiert: SL 9,56 , verkauft für 7,39.
Ich mache das inzwischen so, dass ich das Ding aktiv ohne SL beobachte, und mit SLs erst anfange, wenn es ca. 30% im Plus ist, um meinen Einsatz zu sichern. Und dann den SL nach oben ziehe. Schlecht ist, wenn das Ding nie in diese Regionen kommt.
Richtig ist allerdings, dass ich im Gegensatz zur "Jubeltruppe" einem Papier nach riesigen Gewinnen über die Jahre kein grenzenloses Vertrauen schenken würde, sondern im Fall AAPL z.B. im Februar oder April bei $13x einen SL bei z.B. $110 gesetzt hätte, der im August zugeschlagen hätte. Ich habe so einen ähnlichen Fall mit uralten SAP-Aktien, die weit im Plus sind.
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