Aktuelle Analyse der UBS:
Commerzbank-Aktie
Beim deutschen Kreditinstitut Commerzbank gibt die UBS das Kursziel im Rahmen einer Verkaufsempfehlung mit 4,70 Euro an (wobei man dieses Kursziel am 19. Februar um 0,10 Euro erhöht hatte). Das vergleicht sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 5,06 Euro. Daraus ergibt sich ein Abwärtsrisiko von gut sieben Prozent für den Fall, dass die Rechnung aufgeht. Läuft es besonders schlecht, kann sich die Schweizer Großbank auch Notierungen von 3,00 Euro vorstellen, bei einer besonders guten Entwicklung seien aber auch Kurse von 8,50 Euro drin.
Für den zuständigen Analyst Daniele Brupbacher gehört zu den zentralen Fragestellungen rund um diesen Titel, ob das Unternehmen bis 2024 einen Return on Tangible Equity (ROTE - Eigenkapitalverzinsung, bereinigt um immaterielle Vermögenswerte) von sieben Prozent erreichen kann?
Angesichts der Ertrags- und Kostenherausforderungen für die Commerzbank im Speziellen und der Branche im Allgemeinen glaubt er daran nicht. Selbst wenn man wesentliche Kostensenkungsinitiativen berücksichtige, zeichne sich nicht ab, dass die Commerzbank bis 2024 eine Umsatzrendite von fünf Prozent erreichen könne. Im Vergleich zu den Unternehmenszielen liege man mit den eigenen Schätzungen bei den Erträgen um sechs Prozent niedriger und bei den Kosten um fünf Prozent höher.
Brupbacher rechnet mit 1,1 Milliarden Euro von den angestrebten 1,4 Milliarden Euro an Nettokosteneinsparungen. Er veranschlagt die Umsätze im Jahr 2024 zudem auf 8,15 Milliarden Euro (etwa gleichbleibend gegenüber 2020) und damit unter dem Ziel von 8,7 Milliarden Euro. Vorsichtig ist er aufgrund des potenziellen Margendrucks und der Kundenabwanderung. Allerdings seien in den Zielen des Instituts keine Vorteile durch steigende Zinsen berücksichtigt.
Wichtig sei außerdem auch die Frage, ob die Commerzbank genug Kapital habe, um eine weitere Restrukturierung durchzustehen? Die Antwort von Brupbacher lautet ja. Die regulatorischen Mindestanforderungen (MDA Trigger Level) seien von 11,33 Prozent auf 9,49 Prozent gesenkt worden. Die CET-1-Kapitalquote habe 2020 bei 13,2 Prozent gelegen und der Analysten sieht sie 2024 bei 12,9 Prozent%, was eine flache Entwicklung bei den risikogewichteten Aktiva und zusätzliche Restrukturierungskosten von rund eine Milliarden Euro ermögliche.
Die von ihm unterstellten Risikokostenannahmen lägen ebenfalls auf der konservativen Seite (1,1 Milliarden Euro in 2021E, eine Milliarden Euro in 2022E, 0,9 Milliarden Euro in 2023). Brupbacher sieht den operativen Gewinn 2021 bei 0,9 Milliarden Euro und damit unterhalb der mehr als eine Milliarden Euro, welche die Commerzbank anstrebe.
Der Gewinn vor Rückstellungen sollte nahe bei oder über 2 Milliarden Euro liegen. Geschätzte Risikokosten von 2020-2023, die deutlich über den aktuellen Schätzungen liegen würden, könnten die Kapitalquoten senken, aber sie würden deutlich über den Mindestkapitalanforderungen bleiben. Die UBS geht von einer kumulierten Dividende von 1,7 Milliarden Euro für die Geschäftsjahre 2022-2024 aus.
Brupbacher geht von einem negativen Umsatzwachstum in 2021 aus, nach unten gerichteten Umsatzkonsensrevisionen und ein unzureichendes ROTE-Niveau stimmt ihn vorerst fundamental zurückhaltend. Wir bleiben unter den Unternehmenszielen (6% weniger Umsatz 2024E und 5% mehr Kosten). Ein Verhältnis von Kurs zum materiellen Buchwert von rund 0,3 für einen ROTE von -3,5 Prozent in 2021, der in 2022 auf zwei Prozent steigt, 2023 auf 3,4 Prozent und 2024 auf 4,6 Prozent sei unattraktiv.
Risikokosten, mehrjährige Restrukturierungen und Umsatzeinbußen seien einige der Hauptunsicherheiten in den nächsten Jahren. Brupbacher hält auch M&A-Aktivitäten in naher Zukunft für unwahrscheinlich. Auch das Risiko-/Ertragsverhältnis bleibe somit insgesamt unattraktiv.
Die Schätzung zum Ergebnis je Aktie in diesem Jahr bewegt sich bei minus 0,08 Euro. Im kommenden Jahr soll daraus ein Plus von 0,35 Euro je Anteilsschein werden und bis 2025 soll dieser Wert den Prognosen zufolge bis auf 0,88 Euro steigen. Spannend gestalten sich die Dividendenvorhersagen. Denn diese sehen erstmals für 2022 wieder eine Ausschüttung von 0,25 Euro je Aktie vor. Die Schätzreihe für die Jahre 2023 bis 2025 umfasst sogar Zahlungen von 0,50, 0,60 und 0,80 Euro je Aktie. Erwähnt sei noch, dass die Zahlen zum ersten Quartal für den 12. Mai angekündigt sind, ein Ereignis, dass die Kurse deutlicher bewegen könnte.
Quelle: https://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/...verkauf-1030292500 |