... vollkommen recht mit Deiner These, aber dennoch halte ich das gestrige Votum (zusammen mit der Ankündigung von May, deswegen nicht zurücktreten zu wollen) für einen beschlossenen "No-Deal Brexit". Im englischen Parlament scheint es nur noch Sturköpfe zu geben, die sich die politische Verantwortung für die aktuelle Planlosigkeit gegenseitig in die Schuhe schieben. Es wird weiter auf Zeit gespielt, obwohl genau das der knappste aller Faktoren ist ...
May will Regierungschefin bleiben, aber gleichzeitig keine Verschiebung des Brexit. Wenn ihre Partei ein Stückweit Restanstand hätte, sollte jemand aus diesen Reihen Frau May von einem (freiwilligien) Rücktritt überzeugen, damit jemand anderes die Verhandlungen neu aufnehmen und verschieben kann, wenn schon ein Misstrauensvotum vom politischen Gegner nicht zum Ziel führen soll (wird). Ich habe heute morgen mehrere Beiträge zu diesem Thema gelesen und zumindest mir wird immer klarer, dass nur wenn irgendjemand in London seine politische Glaubwürdigkeit auf's Spiel setzt, zumindest noch etwas Resthoffnung auf einen geregelten Brexit bestehen bleibt. Es sind nur noch etwas über 10 Wochen bis zum 29.03.2019. Wenige Wochen später sind schon die Europwahlen! Somit muss man sich auch fragen dürfen, was genau eine Verschiebung des Brexit-Datums bringen soll, wenn (bis auf Frau Merkel) die meisten anderen EU-Größen wie Junker und Tusk sich gegen eine Ausweitung der bereits vereinbarten Zugeständnisse ausgesprochen haben? Vermutlich wissen "die Märkte" ja auch deutlich mehr als ich es erahnen kann! Im Moment würde ich aber zu 80% von einem "No-Deal Brexit" am 29.03.2019 ausgehen und das wird die europäische Wirtschaft empfindlich treffen und damit insbesondere auch diejenigen Banken, die für die Finanzierung der betroffenen Unternehmen hauptsächlich verantwortlich sind. Die großen und global aufgestellten DAX-Unternehmen wie die Autobauer oder deren Zulieferer wird ein Brexit deutlich weniger hart treffen. Einige von ihnen betreiben ja bereits heute Niederlassungen auf der Insel selbst und werden diese für ihre Exporte ins Commonwealth in Zukunft wohl auch weiter ausweiten, aber was ist mit der breiten Masse von mittelständischen Betrieben, die hüben wie drüben auf die europäischen Märkte angewiesen sind?
Den höchsten Preis in den großen europäischen Aktienindizes werden die Banken für das zu befürchtende Desaster im Falle eines nun wahrscheinlicheren "No-Deal Brexit" zahlen müssen. Um so erstaunlicher, dass diffuse Fusionsgerüchte und die wirklich sehr guten Zahlen der US-Banken heute auch die Kurse der DeuBa und der CoBa nach oben treiben. Auch charttechnisch würde ein Schlusskurs von über 7,74 (GD 38) eher ein Kaufsignal generieren. Einzig die hohe Short-Quote spricht momentan noch eher gegen einen Einstieg. Ich persönlich denke aber nach wie vor, dass das alles Teil einer gewaltigen Bullenfalle ist und das dicke Ende noch bevorsteht, weil auch jetzt keine politischen Probleme gelöst werden, die wir so auch vor 3 Wochen schon kannten bei damals noch deutlich niedrigeren Kursen. Vielmehr sind wir Europäer gerade verstärkt dabei, uns selbst den Boden unter den Füßen wegzuziehen. |